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4. Wirtschaftsstrukturen und wirtschaftliche Entwicklung

4.2 Wirtschaftsstruktur und wirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen Regionen Westchinas

4.2.5 Chongqing

Von 1983 bis 1990 begann in China die Reform des städtischen Wirtschaftssystems und Chongqing wurde 1983 von der Zentralregierung ausgewählt, um eine Reihe von experimentellen Mikro- und Makro-Reformen durchzuführen (FULIN 2004). Zuerst bekam Chongqing den Status einer Provinzeinheit (siehe auch 3.6). Chongqings finanzielle Kraft wurde durch Reformen im Banksystem, Lohnregulierung und in Managementsystemen erhöht. Zweitens wurde das staatliche Firmensystem reformiert, um die Firmen zu revitalisieren. Staatliche Firmen bekamen mehr Entscheidungsmacht und einen größeren Anteil der Profite und ein „Manager-Verantwortungssystem“ wurde eingeführt. Drittens wurde das Handelssystem reformiert und Handelszentren errichtet. Viertens wurden wirtschaftliche und technologische Kooperationen zwischen ländlichen und städtischen Gebieten angeregt. Fünftens wurden Militär- mit Zivilfirmen verbunden und sechstens wurde das Managementsystem von Wissenschaft und Technologie in ein „Vertragssystem der finanzierten Forschung“ umgewandelt (YEUNG & SHEN 2004).

Die zweite Phase der Modernisierung war die Periode von 1991 bis 2000, welche die Entwicklung Chongqings in eine moderne Stadt mit einer rationalen Industriestruktur, relativ fortgeschrittener Wissenschaft und Technologie, voll entwickelten städtischen Funktionen und einer gesunden sozialen Umgebung vorsah. Nach zehn Jahren hatte sich Chongqing

bedeutend entwickelt; das BIP Chongqings wuchs von 29,8 Mrd. RMB im Jahr 1990 auf 158,9 Mrd. RMB im Jahr 2000 und auf 266,54 im Jahr 2004. Die Industrieproduktion nahm um 32,9 % von 2003 bis 2004 zu und erreichte 211,5 Mrd. RMB (STATISTICAL YEARBOOK OF CHINA 2004).

Tabelle 109: Schlüsselindikatoren der Wirtschaft Chongqings von 1990 bis 2004 (in Mrd. RMB)

Indikatoren 1990 1995 1998 1999 2000 2004

BIP 29.841 100.947 142.926 147.971 158.934 266,54

BIP des primären Sektors 9.958 26.152 29.867 28.428 28.300 43.130 BIP des sekundären Sektors 11.853 42.719 58.538 60.439 65.751 118.120 BIP des tertiären Sektors 8.030 32.076 54.521 59.104 64.883 105.28 Kapitalinvestitionen in feste

Einlagen

6.931 27.097 49.815 56.287 65.581 160.99

lokale Finanzeinnahmen k. A. 4.577 8.580 8.989 10.446 30.240 lokale Finanzausgaben k. A. 6.622 13.595 16.237 20.246 48.730 Quelle: Eigenentwurf, Daten: YEUNG & SHEN 2004 und http://www.china.org.cn/german/209472.htm

In den letzten fünf Jahren erfuhr Chongqing eine hohe Wirtschaftswachstumsrate bei Verbesserung der Industriestruktur. Das BIP Chongqings stieg im Jahr 2001 um 9 % und erreichte 175 Mrd. RMB. Das BIP pro Kopf betrug 5.655 RMB und die Industriestruktur der primären, sekundären und teriären Sektoren änderte sich von einem Verhältnis von 17,8: 41,3:

40,9 im Jahr 2000 auf 16,7: 41,5: 41,8 im Jahr 2001 und wies damit einen sinkenden primären Sektor auf. Zweitens erfuhr die ländliche Wirtschaft weitere Reformen und es gab eine bedeutende Anzahl an neuen TVEs. Drittens stiegen Industrieproduktion und Profite an. Im Jahr 2001 stieg Chongqings industrielles BIP um 11,2 % und erreichte 57,7 Mrd. RMB. Zum ersten Mal stieg das Verkaufseinkommen von staatlichen und nicht-staatlichen Industriefirmen mit einem Einkommen von mehr als 5 Mio. RMB um 14,3 % auf 106,2 Mrd.

RMB und viertens die Gesamtinvestitionen um 22,3 %. Investitionen in Infrastruktur- und Wirtschaftsprojekte erhöhten sich um 24,9 % und machten 40,9 % der Gesamtinvestitionen aus. Investitionen in technische Aufwertung stiegen um 17,4 %. Insgesamt trugen Investitionen zu mehr als 70,5 % des Wirtschaftswachstums Chongqings bei.

Fünftens wuchsen die Konsumausgaben zusammen mit einem Anstieg des Preisindex.

Verkaufseinkünfte von Konsumgütern stiegen um 8,7 % auf 69,93 Mrd. RMB im Jahr 2001.

Sechstens stiegen Exporte und ADI. Exporte wuchsen um 10,8 % auf 1,1 Mrd. USD, während Importe um 7,5 % auf 0,73 Mrd. USD sanken. Elektronische Produkte und Maschinen machten 61,7 % der gesamten Exporte aus. Exporte von Motorrädern und Zubehör wuchsen um 27,5 % und erreichten 0,51 Mrd. USD (YEUNG & SHEN 2004). Chongqing wurde zu einer der zehn größten Exportbasen für elektronische Produkte und Maschinen in China (CHINA BUSINESS GUIDE 2006).

Tabelle 110: Produktionsanteil der führenden Industrien in Chongqing im Jahr 2003

Industrie Anteil an der Brutto-Produktion in %

Transportausstattung 36,8 Elektrizitätserzeugung 6,9 Chemische Rohmaterialien und –produkte 6,4

Schmelzen und Pressen von eisenhaltigen Metallen 6,4 Lebensmittel und Getränke 4,9 Nicht-metallische Mineral-Produkte 4,5

Quelle: Eigenentwurf, Daten: STATISTICAL YEARBOOK OF CHONGQING 2004

Die Hauptprodukte der Industrieproduktion Chongqings waren im Jahr 2004 Polyvinyl-Fasern (37,1 %), Naturgas (12,6 %) und Motorräder (29,9 %).

Chonqings Industrie ist von der Schwerindustrie dominiert, welche im Jahr 2004 einen Anteil von 68 % an dem industriellen Mehrwert hatte und auch höhere ADI bekam als die Leichtindustrie. Staatliche Unternehmen spielen eine sinkende Rolle bei der industriellen Entwicklungs Chongqings. Angeregt durch die wirtschaftliche Globalisierung und durch die

„Go-West“-Strategie der Entwicklung Westchinas und die Verbesserungen in der Investitionsumgebung stiegen ausländische Investitionen in Chongqing um 22,9 % auf 0,42 Mrd. USD im Jahr 2001 und 0,4 Mrd. USD im Jahr 2004 (YEUNG & SHEN 2004). Auch die Einkommen von städtischen und ländlichen Bewohnern stiegen beständig.

Tabelle 111: Zusammensetzung der pro Kopf Ausgaben der städtischen Haushalte in Chongqing in den Jahren 1997 und 2004 (in %)

Sektor 1997 2004

Lebensmittel 46,5 37,8

Bekleidung 11,9 9,8

Haushaltsartikel 9,6 5,9

Arzneimittel und medizinische Dienstleistungen 3,3 6,7 Transport und Kommunikation 5,9 10,9 Erholung, Kultur und Ausbildung 12,7 15,1 Wohnung und Einrichtung 6,0 11,3 Quelle: Eigenentwurf, Daten: STATISTICAL YEARBOOK OF CHONGQING 1998 and 2005

Wie aus der Tabelle gesehen werden kann, haben die Ausgaben für Haushaltsartikel, Bekleidung und Lebensmittel prozentual abgenommen, während die für Wohnung und Einrichtung, Erholung, Ausbildung und Kultur, Transport und Kommunikation sowie Arzneimittel und medizinische Dienstleistungen zugenommen haben.

Chongqing ist das Einzel- und Großhandelszentrums Süd- und Westchinas. Die Einzelhandelsindustrie in Chongqing ist sehr wettbewerbsfähig und es gab 68 Großhandelsmärkte mit Verkäufen von mehr als 100 Mio. RMB im Jahr 2004 (AKTUELL ASIA JULI 2006).

Chongqing hat ein günstiges Entwicklungsklima aufgrund der zentralen Lage zwischen Ost- und Westchina, dem Reichtum an natürlichen und menschlichen Ressourcen. Zusätzlich ist der Status der Gemeinde ein großer Vorteil. Als Gemeinde kann Chongqing einfacher Unterstützung von der Zentralregierung erhalten und effizienter und effektiver arbeiten als zuvor. Die Regierung Chongqings kann Ressourcen innerhalb der Stadt verteilen. Chongqing hat sowohl eine integriertes industrielles System und gut ausgebildete Arbeitskräfte sowie ein großes ländliches Gebiet; ebenso eine große Zahl überschüssiger ländlicher Arbeitskräfte und auch einen potenziellen großen ländlichen Markt, um wirtschaftliche Entwicklung aufrechtzuerhalten. Die Stadt wurde auch für talentierte Arbeitskräfte attraktiv so kamen in den letzten Jahren tausende Arbeitskräfte mit Diplomabschluss und Doktortitel aus ganz China nach Chongqing. Außerdem bietet die „Go-West“-Strategie große Chancen für Chongqing. Um mehr Kapitalinvestitionen, Technologien und Talente anzuziehen, so die wirtschaftliche Entwicklung zu beschleunigen und die Stadt zu einem wirtschaftlichen Zentrum am Oberlauf des Yangtse-Flusses zu entwickeln, hat Chongqing 50 Vorzugsmaßnahmen entwickelt, welche in dem Dokument „Some Preferential Measures for the Implementation of the Western Region Development Strategy in Chongqing“ festgesetzt sind. Diese Maßnahmen beziehen sich auf Steuern, Finanzen, Darlehen, Land- und Ressourcenentwicklung, Talenten, Forschung und Innovation und bieten ein gutes Wirtschaftsklima für die Entwicklung Chongqings (YEUNG & SHEN 2004).

Entwicklungsziele Chongqings

Von 2006 bis 2010 wird Chongqing den Fokus auf die Anpassung der Industriestruktur richten. Die Motorräderindustrie, chemische Industrie, Lebensmittel- und Bauindustrien werden stark erweitert. Drei neue Hochtechnologie-Industrien wie Informations-/Ingenieurswesen, Bioingenieurswesen und die Produktion von Umweltschutzausstattungen werden gefördert. Gleichzeitig werden die existierenden traditionellen Industrien (metallurgische, Maschinenbau- und Leichtindustrien) aufgewertet. Drittens wird der tertiäre Sektor ausgeweitet, die Dienstleistungsqualität verbessert sowie städtische Dienstleistungen gestärkt, ebenso die Tourismus- und Immobilienindustrie, logistische Dienstleistungen und elektronischer Handel.

Durch die Entwicklung der städtischen Infrastruktur und die Ausweitung der städtischen Funktionen soll das BIP Chongqings bis zum Jahr 2010 500 Mrd. RMB erreichen. Von 2011 bis 2015 sollen Kapital und Ressourcen angepasst werden und sich auf spezielle Bereiche konzentrieren, wie z. B. Finanzen, Versicherungen, Handel, Logistik und Technologie. Das Finanzenwesen und die Informationstechnologie werden eine bedeutende Rolle in der modernen Wirtschaft spielen. Sowohl Inlands- als auch Auslandskapital und Ressourcen werden voll genutzt, um die wirtschaftliche Entwicklung zu beschleunigen und Chongqing als bedeutendes Wirtschaftszentrum zu stärken.

Von 2016 bis 2020 wird der Fokus auf dem Management und der Modernisierung Chongqings liegen, um die gesamte Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, so dass sich Chongqing zu einer hochmodernen Metropole entwickeln kann. Das Niveau der Urbanisierung (siehe auch Kapitel 3.6), der Hauptwirtschaftsindikatoren und des

Lebensstandards soll das Niveau einen mittelentwickelten Landes erreichen. Das BIP Chongqings wird sich bis zum Jahr 2020 verdoppeln und 1.000 Mrd. RMB erreichen. Drei Wirtschaftszonen/-korridore werden entstehen, wobei zwei von großer Bedeutung sind – erstens eine großstädtische Zone entlang der Oberläufe des Yangtse-Flusses, zweitens der Wirtschaftskorridor in Yuxi (in West-Chongqing), welcher aus den dichten städtischen Industriezonen und einer ökologischen Zone in dem „Drei- Schluchten-Projekt“ bestehen wird. Dieser wird sich auf grüne Industrien, ökologische ausgerichtete Wirtschaft und Tourismus spezialisieren. Chongqing selbst soll eine Gartenstadt mit Flüssen und Bergen werden (YEUNG & SHEN 2004).

Verschiedene Kräfte werden die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Jahren antreiben, bis 2010 vor allem durch Kapitalinvestitionen und Konsum. Ein signifikanter Anstieg der gesamten Wettbewerbsfähigkeit von Industrie und Handel wird daraus resultieren. Von 2011 bis 2015 werden Kapitalinvestitionen, Konsum und Produktion die Hauptantriebskräfte sein. Firmen aus den Bereichen Finanzen, Versicherung, Handel, Transport und Logistik werden einen großen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten. Von 2016 bis 2020 werden Exporte die vierte Hauptantriebskraft der Wirtschaft werden und sollen etwa 20 % zum Wachstum des BIP in Chongqing beitragen (YEUNG & SHEN 2004).