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Fallbeispiel 3: Salzhof

Im Dokument Visionen für eine (Seite 137-140)

4 Kommunale Ex-post Fallstudien

4.3 Dokumentation der Fallbeispiele

4.3.3 Fallbeispiel 3: Salzhof

Der Salzhof ist ein durch Revitalisierung eines alten Gebäudes entstandenes Veranstal-tungszentrum und in Kombination mit einer Musikschule in der Altstadt von Freistadt.

Beschreibung und Lage im Raum

Der Salzhof liegt in der Salzgasse in der Altstadt von Freistadt (vgl. Abbildung 12) und be-herbergt heute die Landesmusikschule Freistadt sowie ein Veranstaltungs- und Kulturzent-rum.

Abbildung 12: Lage des Salzhofes in der Altstadt von Freistadt

Quelle: eigene Darstellung, Kartengrundlage: mandl raumplanung

Teile des Salzhofes gehen bis in das 10. Jahrhundert zurück, wo er als erste Burg von Frei-stadt errichtet wurde. Den Namen „Salzhof“ erlangte das Gebäude während des Spätmitte-lalters und der Renaissancezeit, als es als Salzlagerstätte genutzt wurde und die Salzstraße große wirtschaftliche Bedeutung für Freistadt hatte. Seit seiner Sanierung beherbergt der Salzhof im ersten und zweiten Obergeschoss die Landesmusikschule Freistadt mit einer Frequenz von 800 bis 1.000 Schülern pro Woche. Der ehemalige Innenhof wurde teilweise mit Glas überdacht und dient heute als großer Veranstaltungssaal mit am Stand der Technik ausgestatteten Anlagen. Daneben befinden sich im Erdgeschoss Garderoben und

Catering-möglichkeiten. Zusätzlich zum großen Saal gibt es in den Räumlichkeiten der Musikschule aber auch noch zwei kleinere Veranstaltungssäle. Während man bei der Erstellung des Nut-zungskonzeptes von 150 Veranstaltungen pro Jahr ausgegangen ist, finden tatsächlich 450 – 500 Veranstaltungen statt, womit der Salzhof täglich etwa 1,5 mal belegt ist.

Planungsmaßnahmen

Für die Adaptierung des Salzhofes zum Veranstaltungszentrum und zur Landesmusikschule mussten - was die technische Infrastruktur betrifft - umfangreiche Um- und Ausbauten vor-genommen werden. Aus energetischer Sicht interessant sind dabei vor allem die Aspekte der thermischen Sanierung sowie der innovative Einbau einer Solaranlage zur Heizenergie-gewinnung und der Betonkernaktivierung.

1. Thermische Sanierung

Für die Räumlichkeiten im ersten und zweiten Geschoss war aufgrund des Denkmalschutzes keine umfangreiche thermische Sanierung möglich. Jedoch wurde das Dachgeschoss als Neubau auf Niedrigenergiestandard ausgebaut (vgl. Energieausweis im Anhang C). Dazu musste eine Energiekennzahl von weniger als 80 kWh/m²a erreicht werden, tatsächlich liegt sie seit Fertigstellung der Maßnahmen heute bei 42 kWh/m²a. Der Heizwärmebedarf für die-sen Teil der Musikschule beträgt jährlich etwa 55.000 kWh.

2. Solaranlage und Latentspeichersystem

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass eine vollständige Überdachung des Innenhofes mit Glas aufgrund der sommerlichen Überhitzung nicht möglich war, wurde über die Installierung eines Beschattungssystems nachgedacht. Es erschien der Stadtgemeinde jedoch nicht zweckmäßig den gesamten Hof zu überdachen und nachträglich wieder zu beschatten.

Deshalb erfolgte dann ein Vorstoß, beidseitig zwei etwa 3 Meter breite Glasstreifen für die Belichtung freizulassen und in der Mitte eine flachliegende Vakuumröhrenkollektoranlage in der Größe von 60 m² mit einzeln verstellbaren Röhren zu installieren (vgl. Abbildung 13). Die somit realisierte Lösung produziert nun jährlich Wärme von 18.000 bis 20.000 kWh.

Die Solaranlage wurde in weiterer Folge mit einem Latentspeichersystem und einer Fußbo-denheizung kombiniert – die ursprünglich favorisierte Variante mit Wandspeichersystemen konnte aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht umgesetzt werden, da die Wandputze nicht verändert werden durften. Für die Fußbodenheizung kam in den Elementen der Fuß-bodenheizung eine damals neuartige Kaliumchlorid-Lösung zur Anwendung. Diese vollzieht ihren Phasenwechsel im Temperaturbereich von 29 – 38°, wobei von den Salzkristallen Wärme aufgenommen wird, die von der Solaranlage in den Fußboden geleitet wird. Bei einer Ladezeit von 5 bis 6 Stunden gibt diese Anlage die Wärme in einem Zeitraum von 10 – 12 Stunden wieder ab. Die Entladezeit ist somit doppelt so lange wie die Aufladezeit. Diese zeitverzögerte Wärmeabgabe erwies sich für den Betrieb der Musikschule und des Kultur-zentrums als sehr praktikabel, da die morgendliche Wärmeaufnahme sehr gut mit der nach-mittäglichen bzw. abendlichen Wärmeabnahme harmoniert.

Abbildung 13: Solaranlage des Salzhofes

Quelle: http://gut.jomo.org/wp-content/uploads/2009/08/solar_salzhof-300x225.jpg, 10.3.2010

Dieses Fußbodenheizungssystem mit Einzelraumsteuerung erstreckt sich im ersten und zweiten Obergeschoss über 1.000 m², konnte aus Gründen des Denkmalschutzes und der Haustechnik bei den Räumlichkeiten im Erdgeschoss jedoch nicht zur Anwendung kommen, weshalb der große Veranstaltungssaal mit einer herkömmlichen Umluftheizung auf Erdgas-basis beheizt werden muss.

3. Betonkernaktivierung

Ebenfalls ein Novum, das in dieser Größenordnung zuvor noch nie realisiert wurde, stellt die Betonkernaktivierung zur sommerlichen Kühlung dar. Dazu wird im Sommer abgekoppelt von der Solaranlage kaltes Wasser über die Fußbodenheizung geleitet. Auf diese Weise wird die Raumtemperatur vom Boden her gedrosselt. Im Sommer 2003 (also nach der Eröffnung) gab es einen sehr heißen Sommer mit Außentemperaturen von bis zu 36 – 38° an heißen Tagen. Im Salzhof ist es gelungen, im Dachgeschoß die Temperatur auf 21,6° zu halten (im ersten Stock noch niedriger, wozu die dicken Mauern beigetragen haben. Vor allem im Dachgeschoß war dies überaus wichtig, weil die Temperaturen sonst das erträgliche Maß überschritten hätten. Eine thermosolare Kühlung des Erdgeschosses war ebenfalls ange-dacht, scheiterte jedoch an den Kosten, weshalb hier eine herkömmliche Kältemaschine zum Einsatz kommt.

Planungsverlauf

In der jüngeren Geschichte wurde das Gebäude vor der Projektumsetzung als Eisenwaren-handlung genutzt und 1997 von der Stadtgemeinde Freistadt angekauft, um die zu klein ge-wordene Musikschule zu ersetzen und gleichzeitig ein Kulturzentrum zu errichten, wobei der Standort dieser Einrichtungen zur Altstadtbelebung in den Salzhof gelegt wurde. Zum Zweck der Adaptierung des Salzhofes wurde über einen Zeitraum von drei Jahren eine Arbeitsgrup-pe eingerichtet, die sich mit dem Nutzungskonzept für das Gebäude beschäftigte. Es wurden vielfältige Überlegungen angestellt: beispielsweise wurde überlegt, in den Zwinger hinaus das Gebäude in Form eines Schiffsrumpfes zu erweitern (Bühnenbild Bregenzer Festspiele), um auch Opernvorführungen (inkl. Orchestergraben) möglich zu machen. Aus Gründen des Denkmalschutzes und der Finanzierbarkeit wurde diese Idee jedoch nicht umgesetzt. Gene-rell waren die Planungen von Auseinandersetzungen mit dem Denkmalschutz geprägt.

Schließlich hat sich die nun tatsächlich realisierte Variante unter Einbindung des Bundes-denkmalamtes in Wien durchgesetzt.

Von Anfang an wurde seitens der Altstadtkommission darauf Wert gelegt bei der Planung das Thema Energie einzubringen. Bei der mit der Planung betrauten Arbeitsgruppe freistäd-ter Architekten wurde das Thema Energie bezüglich des verglasten Innenhofes ursprünglich sehr konventionell gelöst: im Winter beheizen (ein Gasanschluss war in der Salzgasse be-reits vorhanden) und im Sommer die entstandene Wärme weglüften. Das war für die Alt-stadtkommission aber zu wenig innovativ, weshalb man nach heute verwirklichten Alternati-ven suchte. Der Salzhof wurde im Jahr 2003 eröffnet und wird aufgrund seiner hohen Aus-lastung als Erfolg gesehen. Als Wermutstropfen wird jedoch angeführt, dass es bis heute keine Abnahme für die im Sommer von der Solaranlage produzierte überschüssige Wärme gibt. Zum Zeitpunkt der Planung war angedacht, dass eine benachbarte Fleischhauerei diese Wärme abnehmen würde, die aber kurz nach Fertigstellung der Solaranlage ihren Produkti-onsbetrieb einstellte. Es wird jedoch an einer neuen Lösung gearbeitet und nun überlegt ein ebenfalls benachbartes Gasthaus zu versorgen, das die Wärme nutzen könnte. Zum Zeit-punkt der Berichterstellung wurden hierzu bereits technische Planungen durchgeführt.

Im Dokument Visionen für eine (Seite 137-140)