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Fallbeispiel Freistadt

Im Dokument Visionen für eine (Seite 20-28)

Wie weiter oben dargestellt, findet ein Großteil der empirischen Untersuchungen in und um Freistadt statt. Dies betrifft zum einen die ex-post Untersuchung von abgeschlossenen Pla-nungsvorhaben, auf der anderen Seite den Action-Research Teil von PlanVision. In diesem Kapitel soll die Stadt Freistadt nun charakterisiert werden.

1.6.1 Geographische Lage und Verkehrsanbindung

Die Stadtgemeinde Freistadt befindet sich in der NUTS 3 Region Mühlviertel, etwa 40 km nordöstlich der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz und etwa 70 km südlich der südböhmischen Kreishauptstadt České Budějovice (Budweis). Die Entfernung zur österrei-chisch-tschechischen Grenze beträgt rund 20 km (Grenzübergang Wullowitz – Dolní Dvořiště). Freistadt ist Bezirkshauptstadt des gleichnamigen Bezirkes und erstreckt sich auf einer Katasterfläche von 12,86 km² (Statistik Austria, 2008).

Die Stadt liegt direkt an der Mühlviertler Straße (B310), die die Mühlkreisautobahn (A7) mit der Staatsgrenze zu Tschechien verbindet und bis zum Jahr 2015 zur Mühlviertler Schnellstraße (S10) ausgebaut wird. Freistadt ist öffentlich mit der Summerauer Bahn, die von Linz nach Budweis führt und mit dem Bus an den oberösterreichischen Zentralraum an-gebunden (Fahrzeit jeweils rund eine Stunde). Die Stadtgemeinde Freistadt ist mit 17 weite-ren Gemeinden des Bezirkes Freistadt Mitglied der LEADER-Region Mühlviertler Kernland sowie Teil der INKOBA Region Freistadt, die interkommunale Betriebsansiedlungen vorant-reibt.

Abbildung 1: Lage von Freistadt

Quelle: eigene Darstellung

1.6.2 Naturräumliche Gegebenheiten

Die Stadtgemeinde Freistadt befindet sich im sogenannten Freistädter Becken, das als Teil der Raumeinheit „Zentralmühlviertler Hochland“ zum Moldanubicum innerhalb der Böhmi-schen Masse, einer varisziBöhmi-schen Gebirgsbildung, gehört. Unter den für das Granit- und Gneishochland typischen silikatischen Gesteinen ist besonders der Freistädter Granodiorit hervorzuheben (Amt der Oö. Landesregierung, 2007), während sich im Bereich der Jaunitz und entlang der Bahntrasse Richtung Tschechien aber auch tertiäre Sande und Kiese mit wechselnder Zusammensetzung und Gründigkeit finden (Geologische Bundesanstalt, 1998).

Bedingt durch die Höhenlage (560 m) ist das Klima in Freistadt zwar rau und unterscheidet sich vom südlichen Mühlviertel und dem oberösterreichischen Zentralraum durch mehr Schnee, ist aber nicht so niederschlagsreich wie in ähnlicher Seehöhe am Alpennordrand.

Außerdem ist das Mühlviertel durch eine etwas geringere Nebel- und Hochnebelhäufigkeit

bevorzugt (ZAMG). Die Anzahl an Heizgradtagen beläuft sich in Freistadt auf rund 4.250

HGT20/12 (Bundesministerium für Bauten und Technik, 1984, S. 84).

1.6.3 Bevölkerungsentwicklung und -struktur

Die Stadtgemeinde Freistadt weist zum Stichtag 31.12.2010 eine Bevölkerung von 7464 Personen auf. Bezogen auf die Katasterfläche von 12,86 km² ergibt dies eine Bevölkerungs-dichte von knapp 580 EinwohnerInnen/km². Der Index der Bevölkerungsentwicklung (Basis 1961 = 100; vgl. Abb. 2) zeigt für die Stadtgemeinde Freistadt wie für den Bezirk Freistadt und das Bundesland Oberösterreich ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum, wobei rela-tiv gesehen Freistadt ein höheres Bevölkerungswachstum aufweist. Die Veränderung der Wohnbevölkerung basiert auf einer positiven Geburten- und einer positiven Wanderungsbi-lanz (Stadtgemeinde Freistadt, Statistik Austria 2009h).

Abbildung 2: Freistadt: Index der Bevölkerungsentwicklung (1961 = 100)

Quelle: eigene Darstellung nach Statistik Austria (2001, 2009a und 2009b)

In der kleinräumigen Bevölkerungsprognose für Österreich (ÖROK, 2010) wird für den Bezirk Freistadt bis 2030 ein weiteres Bevölkerungswachstum um 3,1 % prognostiziert. Die Vertei-lung der Altersgruppen ist aus Tabelle 1 ersichtlich: Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre machen 22,5 % der Freistädter Wohnbevölkerung aus. Auf die Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren (Erwerbspotenzial) entfallen 61,7 %. Der Altersgruppe der 65 bis 84-jährigen gehören 13,3 % der BewohnerInnen an. Die Bevölkerung im Alter von 85 und mehr Jahren umfasst 2,5 % der EinwohnerInnen (Statistik Austria, 2010a).

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahre hat sich seit der Volkszählung 2001 um 257 Personen verringert (-13,3 %), Zuwächse werden bei den BewohnerInnen im Alter von 20 und mehr Jahren verzeichnet, wobei der stärkste Anstieg in der Altersgruppe 85 Jahre und älter (+ 69 Personen, +60,5 %) zu verzeichnen ist.

Tabelle 1: Wohnbevölkerung der Jahre 2001 und 2010 nach Altersgruppen Volkszählung 2001 Bevölkerung am

1.1.2010

Veränderung 2001 - 2010 absolut Prozent absolut Prozent absolut Prozent Bevölkerung

ge-samt 7353 7437 84 1,1%

0 bis 19 Jahre 1931 26,3% 1674 22,5% -257 -13,3%

20 bis 64 Jahre 4440 60,4% 4592 61,7% 152 3,4%

65 bis 84 Jahre 868 11,8% 988 13,3% 120 13,8%

85 Jahre und älter 114 1,6% 183 2,5% 69 60,5%

Quelle: Statistik Austria

In der kleinräumigen Bevölkerungsprognose für Österreich (ÖROK, 2010) wird für den Bezirk Freistadt bis 2030 ein weiterer Rückgang der Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahre prognostiziert (- 15,5 %). Auch das Erwerbspotenzial (Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren) wird voraussichtlich abnehmen (- 5,3 %). Die Bevölkerungszahl der Personen im Alter von 65 bis 84 Jahren wird bis 2030 um 61,9 % gemäß dieser Prognose steigen, insbe-sondere die Zahl der Bevölkerung im Alter von 85 und mehr Jahren (+ 105,7 %).

1.6.4 Regionale Bedeutung für Wirtschaft und Arbeitsmarkt

Freistadt ist als regionales Arbeitsmarktzentrum von großer Bedeutung. In einer struktur-schwachen Region gelegen ist Freistadt die einzige Gemeinde im Bezirk mit einer positiven Pendlerbilanz: Freistadt verfügt über rund 4.600 Arbeitsplätze und bietet rund 1.200 Arbeits-plätze mehr als der lokale Arbeitsmarkt erfordert. Dennoch pendeln rund 3.000 Personen in andere Gemeinden, hauptsächlich in die Landeshauptstadt Linz. Andererseits pendeln täg-lich rund 1.700 Personen aus den umliegenden Gemeinden nach Freistadt (Statistik Austria, 2009x).

In Freistadt sind rund 15 % des ausgewiesenen Baulandes Betriebsbaugebiete, auf denen sich Anlagen von KMUs sowohl aus dem produzierenden Bereich als auch dem Dienstlei-tungssektor befinden. Nur ein kleiner Teil der gewidmeten Flächen ist derzeit noch nicht ge-nutzt. Im Zusammenhang mit dem Bau der Mühlviertler Schnellstraße (S10) werden in Zu-kunft weitere Entwicklungen erwartet. Die Stadtgemeinde Freistadt ist im INKOBA Verband Region Freistadt engagiert, dem alle 27 Gemeinden des Bezirkes angehören. Der Verband hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam Betriebsbaugebiete (INKOBA Standorte) nach raum-planerischen Kriterien auszuwählen, zu erschließen und zu vermarkten.

1.6.5 Wirtschaftsstruktur

Im Jahr 2006 waren in der Stadtgemeinde Freistadt insgesamt 728 Arbeitsstätten aktiv. Be-zogen auf die einzelnen Wirtschaftssektoren zeigt sich in Freistadt folgendes Bild (vgl. Abbil-dung 3): Fast ein Viertel der Arbeitsstätten (23,6 %) ist im Bereich Handel inklusive Repara-tur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern tätig. Der primäre Wirtschaftssektor ist mit rund 15 % der Arbeitsstätten in der Land- und Forstwirtschaft vertreten. Weitere 13,5 % der Arbeitsstätten gehören dem Sektor Realitätenwesen und Unternehmensdienstleistungen an.

In den Bereichen Beherbergungs- und Gaststättenwesen sowie Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen sind jeweils etwa 8,5 % der Arbeitsstätten angesiedelt (Statistik Austria, 2010c).

Abbildung 3: Freistadt: Arbeitsstätten nach Abschnitten der ÖNACE 2003

Quelle: eigene Darstellung nach Statistik Austria (2010c)

Der Erwerbsstatus der Freistädter Bevölkerung zeigt sich wie folgt: 2008 gingen insgesamt 3.684 BewohnerInnen einer Erwerbsarbeit nach, 151 BewohnerInnen waren arbeitslos. Ver-glichen mit der Wohnbevölkerung (7.421 EinwohnerInnen) entspricht dies einer allgemeinen Erwerbsquote von 51,7 %. Werden bei der Ermittlung der Erwerbsquote nur die 15 bis 64 Jährigen berücksichtigt, so beläuft sich diese auf 75,2 % (Statistik Austria, 2010a).

1.6.6 Struktur der Nahversorgung

Die Nahversorgungssituation wird anhand der Versorgung mit Gütern und sozialer Infrastruk-tur sowie anhand der Ausstattung mit Freizeit-, Erholungs- und Sporteinrichtungen beschrie-ben. In Freistadt besteht ein vielfältiges Angebot an Lebensmitteleinzelhändlern, die entwe-der großen Handelsketten angehören oentwe-der lokal verankert sind. Die Stadtgemeinde ist

wei-ters mit Trafiken, Bäckereien und Konditoreien, Banken und einer Postfiliale ausgestattet.

Zudem sind eine große Anzahl weiterer UnternehmerInnen in Freistadt tätig – beispielsweise Apotheken, FriseurInnen, Reiseveranstalter, Geschäfte für Bekleidung und Textilien, Schu-he, Elektrogeräte, Einrichtungsgegenstände, Bücher und Schreibwaren, Sportartikel, Blumen (siehe dazu: WKO, Firmen A-Z; Herold Gelbe Seiten; Österreichische Post AG).

Das Bildungsangebot in der Stadtgemeinde Freistadt umfasst sowohl schulische als auch außerschulische Einrichtungen. Im Unterrichtsjahr 2008/2009 standen sechs Kindergärten, zwei Volksschulen, drei Hauptschulen, eine Polytechnische Schule, eine Berufsschule, eine Berufsbildende Mittlere und zwei Berufsbildende Höhere Schulen sowie eine Allgemeinbil-dende höhere Schule zur Verfügung. Weiters gibt es in Freistadt eine Landesmusikschule, Tanzschule, Bibliotheken, eine Zweigstelle der Berufsförderungsinstituts (BFI) und der Volkshochschule (VHS) (Amt der oö. Landesregierung/Abt. Statistik, Statistik Austria; Herold Gelbe Seiten).

Folgende Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung und Sicherheit sind in Freistadt ange-siedelt: Einrichtungen der Bezirksverwaltung wie die Bezirkshauptmannschaft, das Bezirks-polizeikommando sowie die Polizeiinspektion Freistadt, ein Bezirksgericht sowie Bezirksstel-len der Arbeiter-, Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer sowie Einrichtungen der Stadt-verwaltung wie das Stadtamt und eine Dienststelle der Freiwilligen Feuerwehr (Agrarnet Aus-tria; Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich; Stadt Freistadt; WKO Oberös-terreich).

Das Freistädter Angebot im Gesundheits- und Pflegebereich umfasst u.a. nachstehende Einrichtungen: Im Stadtgebiet befinden sich ein Landeskrankenhaus, mehrere Ärzte für All-gemeinmedizin und zahlreiche Fachärzte (bspw. für Augenheilkunde, Zahnheilkunde, Kin-der- und Jugendheilkunde, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Urologie, Orthopädie), eine Bezirksstelle des Roten Kreuzes, Kinderkrippe, Jugendzentrum und Altenheim sowie mehre-re Beratungsstellen (bspw. Psychosoziale Beratungsstelle, Frauenberatungsstelle, Alkohol-beratung) (Amt der oö. Landesregierung/Abt. Statistik; Institut Suchtprävention; Österreichi-sches Rotes Kreuz, Landesverband Oberösterreich; Stadt Freistadt).

Schließlich verfügt die Bezirkshauptstadt Freistadt über ein vielfältiges Angebot an kulturel-len und religiösen Einrichtungen: Kultur- und Veranstaltungszentrum Salzhof, Messehalle, Museum und Galerien, Kino und Local-Bühne, katholische Kirche/Pfarre (Stadt Freistadt).

In Freistadt stehen eine Vielzahl an Sport- und Freizeiteinrichtungen zur Verfügung: bei-spielsweise mehrere Sportplätze, Beach-Volleyballplatz, Frei- und Hallenbad, Sauna, Sola-rium, Fitnesstudios (Amt der Oö. Landesregierung/Abt. Statistik, Statistik Austria; Herold Ge-lbe Seiten; Stadt Freistadt). Des Weiteren sind verschiedene Gastronomiebetriebe tätig, dar-unter Gasthäuser, Cafés, Restaurants (Stadt Freistadt).

1.6.7 Gesamtenergieverbrauch

Nach der Energiebedarfserhebung der Stadtgemeinde Freistadt wird der Gesamtenergiever-brauch in Freistadt mit 161.205 MWh/a veranschlagt und verursacht 39.370 Tonnen CO2

Emissionen pro Jahr. In Tabelle 2 sind der Gesamtenergieverbrauch und die daraus resultie-renden CO2 Emissionen nach Sektoren dargestellt.

Tabelle 2: Gesamtenergieverbrauch und CO2 Emissionen in Freistadt, Quelle: eigene Darstellung nach Energie Institut Linz (2008)

Sektoren Gesamtenergieverbrauch [MWh/a] CO2 Emissionen [t/a]

Haushalte / Landwirtschaft 65.861 15.144

Gewerbe / Industrie 41.536 10.163

Öffentliche Gebäude 16.613 2.975

Mehrfamilienhäuser 5.763 1.159

Treibstoff 31.431 9.929

SUMME 161.205 39.370

Quelle: eigene Darstellung nach Energie Institut Linz (2008)

Seit 1997 versorgt ein Biomassefernheizwerk Großabnehmer wie öffentliche Bauten der Stadtgemeinde (Schulen und Hallenbad), Wohnanlagen, Betriebe und Einfamilienhäuser mit Wärme, eine Biogasanlage produziert Strom aus erneuerbaren Energieträgern und viele private Haushalte verwenden Holz als Brennstoff und/oder nutzen die Sonnenenergie. Rund 80% des Gesamtenergieverbrauches werden mit fossilen Energieträgern (hauptsächlich Er-dgas, Heizöl und Treibstoff) gedeckt, etwas weniger als 20% werden mit erneuerbaren Ener-gieträgern (Holz, Pellets, Biomasse Fernwärme) aufgebracht und ein Anteil von rund 1%

stammt aus Kernenergie (Energie Institut Linz, 2008).

1.6.8 Mobilität

Die Stadtgemeinde Freistadt weist eine kompakte städtische Struktur mit einer hohen Funk-tionsmischung und Bevölkerungsdichte auf. Wohnfunktion, öffentliche und Nahversorgungs-einrichtungen befinden sich in unmittelbarer Nähe zu einander, sodass Freistadt als Stadt der kurzen Wege bezeichnet werden kann. Ein hoher Mobilitätsanteil entfällt daher auf zu Fuß gehen und Radfahren. Die Oö. Verkehrserhebung 2001 zeigt, dass der umweltfreundli-che Mobilitätsanteil (zu Fuß gehen, Radfahren und öffentliumweltfreundli-cher Verkehr) deutlich höher aus-fällt als im oberösterreichischen Durchschnitt: Während im Durchschnitt rund 62% der Ver-kehrsmittelanteile der Wege auf den motorisierten Individualverkehr und rund 38% auf den nicht motorisierten und den öffentlichen Verkehr entfallen, werden in Freistadt selbst rund 44% der Wege im motorisierten Individualverkehr zurückgelegt, für 56% der Wege werden umweltfreundliche Verkehrsmittel verwendet.

2 Zusammenhang von Energieversorgung und Raumpla-nung

Die Interaktion zwischen Energieplanung und Raumplanung ist vielschichtig und komplex.

Gerade im Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer Ressourcen kommen zu den raumrelevan-ten Planungsfaktoren zur Effizienzsteigerung etwa im Verkehrsbereich oder, wie später noch eingehend behandelt, im Bereich der leitungsgebundenen Verteilungssysteme, auch noch Fragestellungen der Ressourcenbereitstellung hinzu. Die globalen Herausforderungen, die mit der starken Energieabhängigkeit industrieller Gesellschaften einhergehen wie etwa glo-baler Klimawandel, Begrenzung fossiler Ressourcen und politisch-wirtschaftliche Abhängig-keiten, haben so ihre Entsprechung in der erhöhten Komplexität der Planung im nationalen, regionalen und lokalen Rahmen.

Der bisherige Ansatz sowohl in der Energieplanung als auch in der Raumplanung ist weitge-hend aus der disziplinären Tradition beider Felder definiert, wobei die Überschneidungen durchaus überschaubar blieben. Den Herausforderungen einer dramatischen Effizienzsteige-rung und der Nutzung von Flächenressourcen für erneuerbare Energietechnologien sind diese Ansätze nicht gewachsen.

Tatsächlich entsteht mit der Forderung der Integration von Raum- und Energieplanung eine neue Planungsrealität, der keineswegs durch ein Fortschreiben der bisherigen Praxis in bei-den Planungsfeldern, auch mit noch so viel Willen zur interdisziplinären Zusammenarbeit, entsprochen werden kann: Es geht nicht um eine „Erweiterung“ der Überschneidungsberei-che zwisÜberschneidungsberei-chen Raum- und Energieplanung, sondern um eine neue, holistisÜberschneidungsberei-che Planung der Ressourcen und deren Nutzung im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung der Gesell-schaft.

Für diese neue, holistische Planungsrealität gilt es im Rahmen dieses Projektes grundlegen-de Strukturen zu erarbeiten. Dabei ist es notwendig, grundlegen-der starken Vernetzung zwischen grundlegen-den einzelnen Einflussfaktoren und der systemischen Wirkung von Planungsmaßnahmen Rech-nung zu tragen. Dies muss bereits bei der Wahl der Forschungsmethodik beachtet werden.

Seit Mitte des 20. Jahrhundert sind in die Wissenschaftsmethodik neue Herangehensweisen an komplexe Systeme aufgenommen worden. Getrieben durch die Komplexität im Bereich der Biologie hat etwa Ludwig von Bertalanffy (Bertalanffy, 1950) die allgemeine Systemtheo-rie entwickelt, später haben die chilenischen Biologen Humberto Maturana und Francisco Varela (Maturana, Varela & Uribe, 1974; Maturana & Varela, 1990) auf dieser Basis den Be-griff der Autopoiesis für lebende Systeme eingeführt und damit ein systemtheoretisches Ge-genstück zur aus der Thermodynamik kommenden Beschreibung von Selbstorganisation komplexer Systeme von Ilyia Prigogine (Nicolis & Prigogine, 1977) geschaffen. Damit steht für die vorliegende Forschungsaufgabe ein methodisches Instrumentarium für die Analyse und Beschreibung eines komplexen und holistischen Planungsfeldes der nachhaltigen Res-sourcenbereitstellung und effizienten Energienutzung zur Verfügung.

Im Dokument Visionen für eine (Seite 20-28)