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Erstellungsprozess des Leitbildes und des Verordnungstextes

Im Dokument Visionen für eine (Seite 191-196)

4 Kommunale Ex-post Fallstudien

5.3 Überarbeitung des Örtlichen Entwicklungskonzeptes

5.3.2 Erstellungsprozess des Leitbildes und des Verordnungstextes

Wie bei den anderen AR-Prozessen in Freistadt wurde dem Forschungsteam auch hier wäh-rend der Sitzungen gestattet, mit Impulsen und Inputs bezüglich des Zusammenhangs von Energie und Raumplanung eigene Programmpunkte zu gestalten. Die Erstellung des Ener-gieleitbildes erfolgte in mehreren Schritten und Sitzungen, wobei einzelne Actions und Ref-lections gesetzt wurden, die in weiterer Folge näher beschrieben werden sollen.

Abbildung 30: Der Bauausschuss von Freistadt bei der GIVE-Methode

Foto: Oskar Stöglehner

Um zu einem dem Sinne von AR entsprechenden Ergebnis für das Energieleitbild zu gelan-gen, war es dem AR-Team ein großes Anliegelan-gen, die Community of Practice – in diesem Fall die Mitglieder des Bauausschusses sowie den Ortsplaner – von Beginn an aktiv und feder-führend in die Thematik miteinzubeziehen und ein gemeinsames Verständnis zu erlangen.

Als Startpunkt erfolgte zu diesem Zweck die Anwendung der bereits beschriebenen GIVE-Methode nach SPES (vgl. STÖGLEHNER et. al, 2006), wobei 7 Charts mit den folgenden Fragestellungen bearbeitet wurden:

1. Welche künftigen Chancen und Potenziale sehen Sie für die Freistädter Energiezukunft?

2. Welche künftigen Probleme sehen Sie bezüglich der Energieversorgung in Freistadt?

3. Was ist uns wichtig für die Gestaltung der Energieversorgung in Freistadt?

4. Was muss unternommen werden, um Bemühungen für eine nachhaltige Energieversor-gung zum Scheitern zu bringen?

5. Welche raumplanerischen Entscheidungen in Freistadt beeinflussen den Energiever-brauch und die Energieproduktion?

6. Welche Entwicklungen im Energiesektor beeinflussen die Siedlungs- und Infrastruktur in Freistadt?

7. Was ich sonst noch sagen möchte`

Die Fragestellungen wurden gemeinschaftlich und fraktionsübergreifend unter Beteiligung des Ortsplaners und des AR-Teams befüllt und die Antworten im zweiten Bearbeitungsschritt gewichtet. Die Ergebnisse sind in Anhang D dokumentiert.

Ausgehend von dieser gemeinsam im Bauausschuss erarbeiteten Grundlage wurden die Daten vom AR-Team in eine Stärken-Schwächen-Analyse übergeführt. Dabei wurde das in Tabelle 14 dargestellte Design der erweiterten SWOT-Matrix nach LOMBRISER & ABPLA-NALP (1998) gewählt. In der SWOT-Analyse ist die eigentliche Stärken-Schwächen-Analyse Teil der internen Analyse, wo die Strengths und Weaknesses in zwei Spalten gegenüberge-stellt werden. Die interne Analyse betrifft Gegebenheiten aus dem eigenen Wirkungsbereich, in diesem Fall der Community of Practice bzw. der Stadtgemeinde Freistadt. Äußere Um-stände und Rahmenbedingungen, die sich dem eigenen Wirkungsbereich entziehen, werden in der externen Analyse in den Zeilengruppen der Chancen (Opportunities) und Proble-men/Risiken (Threats) angeführt. In den vier Quadraten im Schnittbereich der SWOT-Matrix können dann systematisch Strategien zur Nutzung der Stärken und Chancen sowie zur Ver-meidung bzw. Neutralisierung der Schwächen und Gefahren eingetragen werden.

Trotz des relativ einfachen Aufbaus der SWOT-Matrix bildet die Befüllung dieser einen komplexen Vorgang. Dabei wurde zudem der Gewichtung der Antworten aus der GIVE-Methode Rechnung getragen und ein erster Rohentwurf erarbeitet, der in der nachfolgenden Sitzung dem Bauausschuss vorgelegt und mit dessen Mitgliedern diskutiert wurde. Der Ent-wurf wurde nachfolgend von den einzelnen politischen Fraktionen intern diskutiert, die ge-sammelten Änderungsvorschläge dem AR-Team übermittelt und von diesem eine endgültige Fassung erarbeitet, die in Tabelle 15 dargestellt ist.

Tabelle 14: erweiterte SWOT-Matrix SWOT-Analyse:

Strengths (Stärken)

Weaknesses (Schwächen) Opportunities (Chancen) Threats (Probleme/Risiken)

interne Analyse

Stärken Schwächen

externe Analyse

Chancen Strategie:

Verwendung der Stärken zur Nutzung der Chancen

Strategie:

Nutzung der Chancen zum Überwinden der Schwächen

Probleme/Risiken Strategie:

Verwendung der Stärken zur Abwehr der Risiken

Strategie:

Verteidigungsstrategien, um Schwächen nicht zu Problemen werden zu lassen

Quelle: eigene Bearbeitung nach LOMBRISER & ABPLANALP (1998)

Ausgehend von der nun vorliegenden SWOT-Analyse wurde vom AR-Team in weiterer Folge der Textvorschlag für das Energieleitbild erarbeitet, der alle Aspekte der SWOT-Analyse be-rücksichtigt. In diesem Textentwurf wurden z.B. Ziele grundsätzlich vorgeschlagen, jedoch keine Quantifizierungen vorgenommen. An das Leitbild anschließend wurde zudem ein Ent-wurf für einen Verordnungstext verfasst, der gegebenenfalls in das ÖEK Eingang finden könnte.

Die beiden Vorschläge wurden analog zu den vorher beschriebenen Arbeitsschritten wieder dem Bauausschuss präsentiert, gemeinsam diskutiert und in den einzelnen Fraktionen über-arbeitet. Insbesondere konkrete Zielzahlen (z.B. XX% Einsparungspotenziale oder Anteile erneuerbarer Energieträger) wurden vom AR-Team nicht vorgeschlagen, um die gemeinde-internen Abwägung nicht zu präjudizieren.

Letztlich konnte so ein Leitbild erstellt werden, das bei der Bauausschusssitzung vom 25.

November 2010 einstimmig beschlossen wurde. Ebenso angenommen wurde der Vorschlag für den Verordnungstext, der im Jänner 2011 geringfügig überarbeitet wurde – zum Zeitpunkt der Berichtlegung aber wie das gesamte ÖEK noch nicht fertiggestellt wurde.

Tabelle 15: SWOT-Analyse Energiezukunft Freistadt

Verfolgen von gemeinsamen Interessen in der Gemeinde Zersiedelung, die Insellösungen nötig macht Vorbildwirkung der Gemeinde Energiesorgenkind Altstadt

Vorranggebiete für Fernwärme Ballung von Einkaufs- und Fachmarktzentren Ausbau der Förderstruktur Abwanderung aus der Stadtgemeinde Freistadt (geordnete) Siedlungstätigkeit Konflikte bei Dämmung bis an die Grundgrenze

Ressourcenpotenzial steigender Energieverbrauch

Externe Analyse

Chancen Verwendung der Stärken zur Nutzung der Chancen Nutzung der Chancen zum Überwinden der Schwächen

Vormarsch der erneuerbarer Energieträger Nutzung regionaler Ressourcen (PV, Solar, Biogas, Biomasse)

Forcierung dezentraler Energieversorgung (Mikronetze) auf Basis von Biomasse und Solarenergie

Nutzung von Windenergie

Ausbau der FW d. Erweiterung des best. Heizwerkes, Erweiterung des Netzes od. Neubau eines weiteren Heizwerkes

Energieeffiziente Bauweise (Passivbauweise) Förderungen Altstadt als Wohnort, aber auch als "Erlebniszone" Thermische Sanierung

Förderung für alternative Energie Erweiterung der Fernwärme (Vorranggebiete) Erhaltung und Stärkung der Nahversorgung*

billigere PV-Anlagen PV-Anlagen auf Gemeindegebäuden (Vorbildwirkung) konsensorientierte Lösung bei Dämmung Ausbau des Elektrizitätsnetzes mit einer 110

kV-Leitung zur Steigerung der Netzsicherheit

* Aufbau von Nahversorgern in Siedlungsgebieten

Akzeptanz von alternativen Energien

Steigerung der Attraktivität der Altstadt für Junge, um Ab-wanderung zu verhindern

Preise der fossilen Energieträger

Innovation in der Elektrotechnik

Probleme/Risiken Verwendung der Stärken zur Abwehr von Problemen

Verteidigungsstrategien, um Schwächen nicht zu Prob-lemen

werden zu lassen Errichtungskosten für alternative Energieversorgung Überzeugungsarbeit (bei Errichtungskosten) für

alternati-ve Energie angemessene Siedlungsdichte

ungenügend Information und Negativwerbung Verkehrsplanung für den Umweltverbund Ernsthafte Diskussion, die nicht wieder in der Schublade verschwindet (nicht nur Diskussion, sondern auch Taten!) Dumpingtarife bei fossilen Energieträgern Energieautarkie Energieeffizienz bei Verbrauchern steigern

Monopolstellung fossiler Energieträger (v. a. Gas) Umweltschonender (Güter)Transport Zersiedelungsabwehr

Denkmalschutz in der Altstadt

Thermische Sanierung Altstadt im Einklang mit dem Denk-malschutz bzw. mehr Druck auf den DenkDenk-malschutz Kosten Erdwärmebohrungen

nachhaltige Lösungen für Einkaufs- und Fachmarktzentren

Inakzeptanz von alternativer Energie (z.B. durch Geruchsbelästigung)

Mediation bei Nachbarschaftsproblemen (z.B. bei Däm-mung bis an die Grundgrenze)

Verkehrsentwicklung durch Ausbau der S10

Bindungsmaßnahmen der fossilen Energieträger (kostenloses Wärmebild, Freitage`)

Vereinbarung wie z.B. nur ein Energieversorger pro Straßenzug/Häuserblock

Abbau der Gemeindeförderung ab 4/2000

Heizen im Heizwerk mit rumänischem Holz

Quelle: eigene Bearbeitung

Im Dokument Visionen für eine (Seite 191-196)