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Eltern von SHT-Patienten leiden im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung unter einer stärkeren psychischen

B) Barthel-Index

4. Ergebnisse und Diskussion

4.2 Eltern von SHT-Patienten leiden im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung unter einer stärkeren psychischen

Beeinträchtigung. Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der initialen Krankheitsschwere bzw. der Erkrankungsdauer des Kindes und der psychischen Belastung der Eltern.

Eltern von SHT-Patienten waren generell nicht stärker belastet als Personen der Allgemeinbevölkerung (siehe Tabelle 4.4). Lediglich der T-Wert für den „Positive Symptom Distress Index (PSDI)“ der Mütter erwies sich als erhöht, wobei einige T-Werte für die SCL-90-R-Skalen der Mütter im oberen Normbereich lagen. Eine Übersicht der geschlechterspezifischen Skalen- und Kennwerte der SCL-90-R zeigt Tabelle 4.5 auf der folgenden Seite.

Tab. 4.4. Mittelwert, Standardabweichung, Median, Range und T-Wert der Skalen- und Kennwerte der SCL-90-R für die Eltern der SHT-Patienten

Eltern von SHT-Patienten (n=25)

Skala M SD Median Range T

Somatisierung 0,50 0,58 0,42 0-2,58 57

Zwanghaftigkeit 0,55 0,61 0,30 0-2,60 54

Unsicherheit1 0,41 0,52 0,22 0-2,11 52

Depressivität 0,57 0,61 0,31 0-2,31 57

Ängstlichkeit 0,45 0,65 0,20 0-2,80 58

Aggressivität/Feindseligkeit 0,41 0,52 0,17 0-1,67 56

Phobische Angst 0,25 0,41 0,14 0-1,86 58

Paranoides Denken 0,43 0,48 0,17 0-1,83 55

Psychotizismus 0,20 0,295 0,10 0-1,20 56

Kennwert

GSI 0,46 0,49 0,26 0-2,18 57

PSDI 1,38 0,48 1,25 0-2,42 59

PST 24,8 19,9 19,0 0-81 52

Anmerkung. 1 Unsicherheit im Sozialkontakt.

Tab. 4.5. Mittelwert, Standardabweichung, Median, Range und T-Wert der SCL-90-R-Skalen- und Kennwerte für die Eltern der SHT-Patienten in Abhängigkeit vom Geschlecht der Eltern

Mütter

Anmerkung. 1 Unsicherheit im Sozialkontakt; 2 Aggressivität/Feindseligkeit; 3 Paranoides Denken.

Die befragten Eltern der SHT-Patienten berichteten im Vergleich zu nicht-traumatisierten Kontrollpersonen keine stärker ausgeprägten posttraumatischen Belastungsreaktionen (siehe Abbildung 4.7).

Nicht-traumatisierte Personen (N=75; Maercker & Schützwohl, 1997)

Abb. 4.7. Mittelwert und Standardabweichung der IES-R-Skalen der Eltern von SHT-Patienten im

Es bestand kein Unterschied für die Skalen Intrusionen (t(98) = 0,2894, p = 0,386), Vermeidung (t(98) = 0,3894, p = 0,349) oder Übererregung (t(98) = 0,3924, p = 0,3478). Von den 25 befragten Eltern der SHT-Patienten litten 5 (20%) in den vergangenen vier Wochen unter psychischen Symptomen von Krankheitswert. Was die Lebenszeitprävalenz psychischer Störungen anbelangte, so litten 11 (44%) zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens an krankheitswertigen psychischen Beschwerden. Abbildung 4.8 zeigt eine Übersicht der vergebenen Diagnosen in der Gruppe der Eltern von SHT-Patienten.

Abb. 4.8. 4-Wochen- und Lebenszeitprävalenzen psychischer Symptome von Krankheitswert der Eltern von SHT-Patienten (n = 25) in %

Die 4-Wochen- und Lebenszeitprävalenzen für irgendeine psychische Störung der befragten Eltern von SHT-Patienten waren nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung (t(4204) = 0,0249, p = 0,4901 bzw. t(4202) = 0,1411, p = 0,4439). Die Eltern erfüllten aber zum Interviewzeitpunkt und über die Lebensspanne gesehen häufiger die Kriterien für eine Major Depression (t(4204) = 2,244, p = 0,0124 bzw. t(4204) = 1,9692, p = 0,0245). Abbildung 4.9 zeigt die beschriebenen 4-Wochen- und Lebenszeitprävalenzen der Eltern von SHT-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.

19,8 20,0

Allgemeinbevölkerung (N=4181; Jacobi et al., 2004) Eltern von SHT-Patienten (n=25)

Abb. 4.9. 4-Wochen- und Lebenszeitprävalenzen psychischer Störungen der Eltern der SHT-Patienten im Vergleich zu Personen der Allgemeinbevölkerung in %

Vier der Mütter erfüllten zum Interviewzeitpunkt die Kriterien für eine Major Depression.

Nur eine von ihnen hatte bereits vor der Verletzung ihres Kindes unter depressiven Symptomen von Krankheitswert gelitten. Betrachtet man die Lebesspanne, so hatten 8 der befragten Eltern irgendwann in ihrem Leben die Kriterien für eine Major Depression erfüllt, und der größte Teil (n = 6, 75%) hatte die 1. Episode nach der Verletzung des Kindes erlebt.

Es fand sich kein Zusammenhang zwischen dem Barthel-Index und der subjektiv erlebten psychischen Belastung der Eltern (GSI) (rs = 0,245, p = 0,119) oder den posttraumatischen Belastungsreaktionen der Eltern (Intrusionen: rs = 0,131, p = 0,267; Vermeidung: rs = 0,322, p = 0,058; Übererregung: rs = 0,151, p = 0,236; Summenwert der Skalen: rs = 0,204, p = 0,164).

Weiterhin bestand auch kein Zusammenhang zwischen der initialen Schwere der Verletzung des Kindes und der berichteten psychischen Belastung der Eltern hinsichtlich des GSI (rs = -0,342, p = 0,095) oder den posttraumatischen Belastungsreaktionen der Eltern (Intrusionen: rs = -0,120, p = 0,284; Vermeidung: rs = -0,128, p = 0,270; Übererregung: rs = -0,138, p = 0,256; und dem Summenwert der Skalen: rs = -0,171, p = 0,207). Auch zwischen dem Barthel-Index des Patienten und der Globalen Leistungsfähigkeit der Eltern fand sich kein Zusammenhang (rs = 0,083, p = 0,346).

Anmerkung. *p < 0,05.

Der Zusammenhang zwischen der Leistungsfähigkeit der Eltern und dem initialen Schweregrad der Verletzung des Kindes wurde nicht signifikant (rs = -0,351, p = 0,085). Die Krankheitsdauer (Zeit, die seit der Verletzung vergangen war) wies ebenfalls keinen Zusammenhang zur gegenwärtigen psychischen Belastung der Eltern auf (GAF: rs = -0,093, p = 0,329; GSI: rs = -0,196, p = 0,174; Intrusionen: rs = -0,286, p = 0,082; Vermeidung: rs = -0,046, p = 0,413;

Übererregung: rs = -0,115, p = 0,292; Summenwert der Skalen: rs = -0,205, p = 0,163).

Der initiale Schweregrad der Verletzung, der Barthel-Index und die Dauer seit der Verletzung des Kindes standen somit weder in Zusammenhang mit gegenwärtigen noch mit vergangenen krankheitswertigen psychischen Beschwerden der Eltern.

4.2.1 Zusammenfassung und Diskussion

Im Sinne der postulierten Hypothese

 litten Eltern von SHT-Patienten - ähnlich den Eltern von Patienten mit schizophrenen Störungen - im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger unter einer gegenwärtigen oder vergangenen Major Depression, wobei die psychischen Beschwerden der Eltern unabhängig von Krankheitscharakteristika ihres Kindes schienen.

Die Ergebnisse stehen in Einklang mit Befunden aus Studien, die ebenfalls eine hohe Prävalenz krankheitswertiger depressiver Symptome bei Eltern von Patienten nach SHT (Douglas &

Spellacy, 2000; Gillen et al., 1998) und keinen Zusammenhang zwischen der psychischen Belastung der Eltern und Krankheitscharakteristika der Patienten festmachen konnten (vgl.

Marsh et al., 2002; McPherson et al., 2000; Gillen et al., 1998; Oddy et al., 1978).

Da der Großteil der von krankheitswertigen depressiven Symptomen betroffenen Eltern eine erste Major Depression nach der Verletzung des Kindes erlebte, kann ein zeitlicher Zusammenhang zwischen der Verletzung des Kindes, den Folgebeeinträchtigungen und der Entwicklung depressiver Symptome der Eltern angenommen werden.

Entscheidend für die emotionale Belastung der Angehörigen erwiesen sich in der Untersuchung von Nabors, Seacat und Rosenthal (2002) die subjektive Bedeutung der Bedürfnisse der Angehörigen und inwieweit diese erfüllt worden waren (z.B. Bedürfnis nach krankheitsspezifischen Informationen, nach emotionaler oder professioneller Unterstützung etc.).

Womöglich trägt zudem die Bewertung der Einschränkungen des betroffenen Kindes durch die Angehörigen zur Entwicklung und Aufrechterhaltung psychischer Beschwerden der Angehörigen bei.

Diese Annahme wird durch Befunde unterstützt, dass die subjektive Belastung der Angehörigen von Patienten nach SHT von der subjektiven Wahrnehmung der Einschränkungen des Patienten durch eben diese Angehörige abzuhängen schien (Wells, Dywan & Dumas, 2005; Kreutzer, Gervasio & Camplair, 1994b; McKinlay et al., 1981).

Die subjektiv berichteten psychischen Beschwerden der Eltern waren durchschnittlich nicht stärker ausgeprägt als in der Allgemeinbevölkerung. Dies könnte für das Vorhandensein erfolgreicher Copingstrategien der Eltern im Umgang mit der Erkrankung ihres Kindes sprechen, dass die Eltern die Folgebeeinträchtigungen ihres Kindes eventuell als nicht belastend einschätzen und möglicherweise auch dafür, dass betroffene Eltern nicht nur negative Aspekte ihrer Betreuungsrolle wahrnehmen. Diese Interpretation der Befunde wird durch Ergebnisse aus Untersuchungen von Wells et al. (2005) und Machamer, Temkin und Dikmen (2002) unterstützt.

In beiden Untersuchungen betonten die Eltern von SHT-Patienten durchaus positive Erfahrungen in Zusammenhang mit der Pflege und Betreuung ihres Kindes.

4.3 Eltern von Patienten mit schizophrenen Störungen weisen eine