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Athena Van der Perre

ABB. 1 Blick auf die Steinbrüche von Dayr Abu Hinnis. Die Inschrift wurde im ersten Steinbruch von links entdeckt.

Mehrere historische Interpretationen wurden vorgeschlagen, aber die verbreitetsten laufen auf vier Hypothesen hinaus. Die erste schlägt vor, dass die Königin einige Zeit nach dem 12. Regierungsjahr des Echnaton starb.5Eine zweite Hypothese behauptet, dass die Königin in Ungnade gefallen und aus der zentralen Stadt verbannt worden war. Jedoch verließ sie die Stadt nicht, sondern zog in eine Residenz im nördlichen Teil von Amarna. Eine Variante dieser Erklärung ist, dass die Königin Ägypten verließ und zurück in ihre Heimatstadt zog, die sich entweder in Kreta oder in Syrien befand. Diese Theorien sind nicht länger aktuell und wurden durch die zwei folgenden ersetzt. Eine maßgebliche

„neuere“ Theorie behauptet, dass Nofretete zur Ko-Regentin von Echnaton, um sein 12. Regierungsjahr, gemacht wurde und sie ihren Namen in Anchcheperure Neferneferuaton umänderte. Das bedeutet, dass Nofretete die direkte Nachfolgerin ihres Ehemannes nach seinem Tod gewesen wäre. Allerdings wurde Echnaton nicht durch seine Ehefrau, sondern durch einen jungen männlichen König mit dem Namen Semenchkare ersetzt. Semenchkare übernahm Teile des Namens von Nofretete, um seinen königlichen Status zu bestätigen. Letztlich wird ferner argumentiert, dass es Nofretete war, die schließlich ihren Namen in Semenchkare änderte, basierend auf der Tatsache, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass Semenchkare ein Mann war.6

Obwohl verschiedene Argumente zusammengebracht werden können und wurden, um jede dieser Hypothesen zu stützen, ist die Beleglage höchst fragmentarisch und dünn. Die Entdeckung eines hieratischen Textes in einem Steinbruch in Dayr Abu Hinnis offenbart neue Informationen über die letzten Jahre des Königspaares von Amarna.

Das Dorf Dayr Abu Hinnis liegt auf dem östlichen Nilufer etwa zehn Kilometer nördlich von Amarna und auf halber Wegstrecke zwischen zwei anderen bekannten archäologischen Stätten:

Antinoopolis im Norden und Dayr al-Barshā (Der el-Bersche) im Süden. Ein ausgedehntes archäolo-gisches Gebiet kann östlich des Dorfes gefunden werden. Die steilen Kalksteinhügel der östlichen Wüste werden durchschnitten von einer Reihe von Wadis, die mehr als zweihundert Kalksteinbrüche enthalten. Ihre Haupt-Nutzungsphase war die Amarna-Zeit. Die Stätte ist jedoch eher bekannt für ihre Felskirche (ca. 6. Jahrhundert n. Chr.), die in einem der Steinbrüche gebaut wurde.

Der Text wurde entdeckt in einem Steinbruch in einem der größten Wadis von Dayr Abu Hinnis, der Wadi Dayr Abu Hinnis genannt wird. Er wurde aufgeschrieben auf einen Pfeiler im hinteren Teil

ATHENA VAN DER PERRE

ABB. 2 Pfeiler in der Steinbruchgalerie mit his-torischer Inschrift in roter Farbe (Anmerkung: die auf allen Pfeiler- und Wandflächen sichtbaren Meißelspuren, die auch die Inschrift in Mitlei-denschaft gezogen haben, stammen aus einer späteren Nutzungsphase der Steinbrüche.)

des Steinbruchs auf einer Höhe von acht Metern. Die Inschrift ist fünf Zeilen lang und bedeckt die gesamte Breite des Pfeilers. Die originale Inschrift, aufgeschrieben in rotem Ocker, ist schwer zu ent-ziffern aufgrund der Patina des Kalksteins. Sobald allerdings die Fotos entwickelt waren, zeigte der Text einen Großteil seiner Geheimnisse. Die Inschrift liefert einige Details eines Bauprojektes, mit dessen Einzelheiten sich an anderer Stelle befasst werden wird. Hier werden wir uns nur auf den Anfang des Textes konzentrieren, der ein Datum und die Namen und Titel des Königs, seiner Frau und des Aton bietet. Er wurde aufgeschrieben am 15. Tag des Dritten Monats der Überschwem-mungsjahreszeit des 16. Regierungsjahres des Echnaton. Die dritte Zeile beginnt mit den Worten

„Große Königliche Gemahlin, seine Geliebte, Herrin der Beiden Länder, Neferneferuaton Nefertiti“.

Dies untergräbt die meisten Theorien sowohl über die Verbannung oder den Tod von Nofretete im 14.

Regierungsjahr des Echnaton. Es bestätigt ferner, dass sie immer noch die Haupt-Königin im Jahr 16 war, und dass weder ihre Tochter noch Kiya sie als wichtigste Frau der Herrschaft ersetzten.

Viele Fragen bleiben unbeantwortet, wie die Ko-Regenschaft mit Semenchkare und die Iden-tität des Königs Anch(t)cheperure Neferneferuaton. Der Text jedoch enthält keinen Beweis, um zu behaupten, dass es einen Ko-Regenten im 16. Regierungsjahr des Echnaton gab. Wenn entweder Semenchkare oder Anchcheperure sich die Position als Ko-Regent mit Echnaton teilte, dann war es nur möglich in seinem letzten Jahr. Die Inschrift hat demzufolge große Konsequenzen für historische Interpretationen der Ära.

1 E. Hornung; R. Krauss; D. A. Warburton: Ancient Egyptian Chronol-ogy, Handbook of Oriental Studies 83, Leiden 2006, S. 206.

2 G. T. Martin: The Rock Tombs of El-‘Amarna. Part VII. The Royal Tombs at El-‘Amarna. 1. The Objects, Archaeological Survey of Egypt 35, London 1974, S. 104–106.

3 J. P. Allen: The Succession, in: Brand; Cooper (Hrsg.): Causing His Name to Live. Studies in Egyptian Epigraphy and History in Memory of William J. Murnane, Culture and History of the Ancient Near East, Leiden 2009, S. 13.

4 R. Freed; Y. J. Markowitz; S. H. D’Auria: Farao’s van de Zon.

Achnaton, Nefertiti, Toetanchamon, Leiden 2000. G. T.

Mar-tin: The Rock Tombs of El-‘Amarna. Part VII. The Royal Tombs at El-‘Amarna. 2. The Reliefs, Inscriptions and Architecture, Archaeological Survey of Egypt 39, London 1989.

5 H. Schlögl: Echnaton – Tutanchamun. Fakten und Texte, Wiesbaden 1989, S. 42.

6 J. R. Harris: Nefernefruaten, in: Göttinger Miszellen 4, 1973, S. 16. J. Samson: Royal Names in Amarna History, in: CdE 51, 1976, S. 34. J. Samson: Nefertiti and Cleopatra. Queen-Mon-archs of Ancient Egypt, London 1985, S. 95–97. R. Freed; Y.

J. Markowitz; S. H. D’Auria: Farao’s van de Zon. Achnaton, Nefertiti, Toetanchamon, Leiden 2000. S. 89–91.

ABB. 3 Detail der Inschrift mit der Nennung

„Jahr 16“

ABB. 4 Detail der Inschrift mit der Kartusche und dem Namen Nofretetes

KAPITEL

KATALOG

KATALOG

Kat. Nr. 1

ARMSCHUTZ: KÖNIG THUTMOSIS IV. ERSCHLÄGT FEINDE VOR DEM KRIEGSGOTT MONTH

Neues Reich, 18. Dynastie, 1397–1388 v. Chr.

Achet-Aton, Haus Q 48.1 Elfenbein

H. 6,4 cm, B. 11,4 cm

ÄM 21685; Grabung DOG, 08.12.1913

Der detailliert ausgearbeitete Armschutz aus Elfenbein the-matisiert ein bekanntes und oft wiederkehrendes Motiv:

Der König erschlägt in Anwesenheit eines Gottes die Feinde Ägyptens. In diesem Fall ist es Thutmosis IV., wie es die Kartuschen über dem knienden Asiaten zeigen. Ihm gegen-über steht der falkenköpfige Gott Month, der Thutmosis die Symbolzeichen des Lebens und der ewigen Dauer sowie ein Sichelschwert entgegenstreckt. Der Pharao übernimmt in diesem Moment rituell die Position des Gottes und voll-zieht in seinem Namen die Handlung. Die Sonnenscheibe auf der Perücke des Königs ist möglicherweise ein Ausdruck für die Identifizierung mit der göttlichen Rolle.

Die Manschette wurde vom Pharao am linken Unterarm bei Feierlichkeiten oder Prozessionen getragen. Sie war ver-mutlich auf Leder aufgenäht, da sich keine weiteren Be-festigungspuren am Elfenbein finden lassen. Ungeklärt bleibt die Frage, wie das königliche Objekt in die Hausruine Q 48.1 gelangte.

M.J.

Bibliographie:

Settgast, J.: Katalog Ägyptisches Museum Berlin, Mainz 1986, S. 52.

Kat. Nr. 2

RINGE MIT SIEGEL VON AMENOPHIS III. UND TEJE

Neues Reich, 18. Dynastie, 1388 v. Chr.–1351 v. Chr.

Fundort unbekannt Gold (weiß)

d. 1,65 cm (Amenophis III.); d. 1,75 cm (Teje)

ÄM 10510, ÄM 10511; 1888 durch Th. Graf in Wien erworben

Die Siegelringe tragen auf der rechteckigen Ringplatte die Namen „Amenophis, Herrscher von Theben“ und „Teje“. Die Herstellung solcher Ringe erfolgte durch ein besonderes Verfahren: Ein Modell des Ringes mit seiner gesamten In-schrift wurde aus Bienenwachs gearbeitet und mit Ton um-kleidet. Beim Erhitzen floss das Wachs aus der Form und man konnte geschmolzenes Gold in den Hohlraum gießen.

M.J.

Bibliographie:

Schäfer, H. (Hrsg.): Goldschmiedearbeiten, Berlin 1910, S. 51 f., Tf. 13.

Kat. Nr. 3

GEDENKSKARABÄUS AMENOPHIS’ III.

(HOCHZEITSSKARABÄUS)

Neues Reich, 18. Dynastie, 1388 v. Chr.–1351 v. Chr.

Fundort unbekannt glasierter Speckstein H. 7,2 cm, B. 5 cm, T. 3 cm

ÄM 16781; 1903 aus dem Handel erworben

Dieser Skarabäus gehört zu einer Reihe von Gedenkskara-bäen, die anlässlich wichtiger Ereignisse hergestellt wur-den. Thema dieses Textes ist die „Hochzeit“ des Königs mit Teje, einer Bürgerlichen aus der Gegend von Achmin.

Amenophis III. ist mit seiner vollständigen Titulatur ge-nannt, und direkt im Anschluss wird Teje als große könig-liche Gemahlin aufgeführt. Es werden außerdem ihre Eltern Juja und Tuja erwähnt.

M.J.

Bibliographie:

Kaiser, W.: Katalog Ägyptisches Museum Berlin, Berlin 1967, S. 52.