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FÜR DAS ÄGYPTISCHE MUSEUM UND PAPYRUSSAMMLUNG STAATLICHE MUSEEN ZU BERLIN HERAUSGEGEBEN VON FRIEDERIKE SEYFRIED

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HERAUSGEGEBEN VON FRIEDERIKE SEYFRIED

(6)

In Erinnerung an

James Simon und Ludwig Borchardt 17.9.1851–23.5.1932 und 5.10.1863–12.8.1938

(7)

GRUSSWORT 10 HERMANN PARZINGER

GRUSSWORT 11

MARKUS HILGERT

ZUM GELEIT 15

MICHAEL EISSENHAUER

DANKSAGUNG 16

FRIEDERIKE SEYFRIED

AUTOREN 22

IMPRESSUM 23

ESSAYS

I EINLEITUNG

„Im Licht von Amarna – 100 Jahre Fund der Nofretete“

Eine Einführung in die Ausstellung 27 FRIEDERIKE SEYFRIED

Die Zeit vor und nach Amarna – Anfänge und

Auswirkungen des Aton-Glaubens 32

CHRISTINA HANUS

II GESCHICHTE UND ARCHÄOLOGIE EINER STADT

Erforschungs- und Grabungsgeschichte von Tell el-Amarna

bis 1914 43

FRIEDERIKE SEYFRIED

Tell el-Amarna von 1914 bis heute 50 BARRY KEMP

CHRISTIAN TIETZE

Amarna: Paläste, Häuser und außerhalb liegende

Siedlungen 71

KATE SPENCE

IV GLAUBENSWELTEN

Die neue Staatstheologie – Die Religion des Lichts 79 JAN ASSMANN

Eine außergewöhnliche Sakralarchitektur: Achet-Aton

oder der Horizont des Aton 84

ROBERT VERGNIEUX

Private Religion in den Vororten von Amarna 92 ANNA STEVENS

V ARBEITSWELTEN

Ägyptische Fayence/Quarzkeramik – Herstellung und Verwendung bis zum Ende der Amarnazeit 99 BIRGIT SCHLICK-NOLTE

Glas – Von den Anfängen bis zum Ende der Amarnazeit 108 BIRGIT SCHLICK-NOLTE

Die Metallobjekte der Berliner Amarna-Sammlung 120 IRIS HERTEL

Handwerkskunst in Amarna: Fertigung, Vielfalt und

Verbreitung 126

PAMELA ROSE

Amarnazeitliche Keramikbemalung mit Kobaltblau 132 NINA LOSCHWITZ

Lederwaren in Amarna 136

ANDRÉ J. VELDMEIJER UND SALIMA IKRAM

(8)

VI DIE KRÖNUNG DES HANDWERKS – DIE BILDHAUEREI

Von Karnak nach Amarna: ein künstlerischer Durchbruch

und seine Folgen 143

DOROTHEA ARNOLD

Statuen – Repertoire und Bedeutung 153 MARSHA HILL

Neue Formen der Komposition – Kompositstatuen 164 KRISTIN THOMPSON

Der Werktstattkomplex des Thutmosis 170 FRIEDERIKE SEYFRIED

VII NOFRETETE

Nofretete: Was bleibt außer Schönheit? 189 FRIEDERIKE SEYFRIED

Nofretetes (vorerst) letzte dokumentierte Erwähnung 195 ATHENA VAN DER PERRE

KATALOG 198

VIII NOFRETETE IM 20. JAHRHUNDERT

100 Jahre Fund der Nofretete 421

MARIANA JUNG

Ludwig Borchardt, James Simon und der Umgang mit der bunten Nofretete-Büste im ersten Jahr nach ihrer

Entdeckung 427

OLAF MATTHES

Die Ausgrabungskampagnen in Tell el-Amarna 438 KLAUS FINNEISER

Nofretete im Fokus. Die ersten Fotografien der

Nofretete-Büste 445

LARS PETERSEN

Futuristen, senkt euer Haupt! Amarnafieber in Berlin,

1913/14 452

BÉNÉDICTE SAVOY

Die Rückgabeforderung der Nofretete-Büste im Jahre

1925 aus deutscher Sicht 460

SUSANNE VOSS

Amarna in der literarischen Rezeption 469 SYLVIA PEUCKERT

Die Dreißiger Jahre – Trubel um Nofretete 474 HANNELORE KISCHKEWITZ

ANHANG 480

Verzeichnis der Exponate 483

Verzeichnis der Autoren/Verzeichnis der Übersetzer 488

Weiterführende Literatur 488

Abbildungsnachweise 493

(9)
(10)

Berühmte Kunstwerke haben häufig etwas Gemeinsames. Sucht man solche verbindenden Merkmale bei den drei wohl bekanntesten Damen der Kunstgeschichte, nämlich zwischen der „Mona Lisa“ (La Gioconda) von Leonardo da Vinci, der „Sixtinischen Madonna“ von Raffael und der bemalten Büste der Nofretete, dann ergeben sich gleich mehrfache Parallelen: Alle drei sind zu Ikonen immerwäh- render Schönheit und Anmut erhoben worden, und alle drei stehen im Mittelpunkt ihrer heutigen Standorte. Ebenso gehören diese drei Meisterwerke zu jenen Sammlungsobjekten, denen eine Son- derausstellung zu widmen zum Pflichtprogramm des jeweiligen Museums gehört.

Am 6. Dezember 2012 jährt sich die Auffindung der berühmten Büste der Nofretete zum hundertsten Mal. Es ist ein historisches Datum für Berlin, das im Neuen Museum mit dieser Sonderausstellung begangen wird. Konservatorische Gründe waren dabei ausschlaggebend für die Wahl des Ortes, sie verbieten ein Bewegen der Büste mit ihrer höchst fragilen Stuckauflage: Nicht Nofretete kommt zur Ausstellung, sondern die Ausstellung kommt zu Nofretete! Damit wird dieses Meisterwerk alt- ägyptischer Kunst auf ganz neuartige Weise in seinem kulturhistorischen Kontext präsentiert.

„Im Licht von Amarna – 100 Jahre Fund der Nofretete“ bietet daher die Gelegenheit, eine der bedeu- tendsten Grabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft, ihre Protagonisten und den unvergleichlichen Mäzen James Simon zu würdigen und die Geschichte der berühmten Büste sowie ihrer Rezeption um- fassend darzustellen. Mit dieser Ausstellung beginnt gleichzeitig die abschließende wissenschaftliche Aufarbeitung der Grabungsergebnisse. Ich wünsche ihr viele interessierte Besucher.

Prof. Dr. Hermann Parzinger

Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

GRUSSWORT

(11)

Unter den bedeutenden Grabungen, die unter der Schirmherrschaft der Deutschen Orient-Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Nahen und Mittleren Osten durchgeführt werden konnten, haben die Ausgrabungen in Tell el-Amarna einen besonderen internationalen Bekanntsheitsgrad erfahren, der in erster Linie der Auffindung der bemalten Büste der Nofretete geschuldet ist. Ermöglicht wurde diese Grabung durch die alleinige Finanzierung des Gründungs- und Vorstandsmitgliedes der DOG, James Simon, dessen Persönlichkeit – wie auch die des Ausgräbers, Ludwig Borchardt – im Rahmen der Sonderausstellung dankenswerterweise eine besondere Würdigung erfahren wird.

Darüber hinaus bietet die Jubiläumsausstellung für die Deutsche Orient-Gesellschaft den willkom- menen Anlass, die engen gewachsenen Beziehungen mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und den Berliner Museen zu betonen. Über die nun erneut angeschobene wissenschaftliche Aufarbeitung des Grabungsmaterials nach 100 Jahren wird auch die Zusammenarbeit mit dem Ägyptischen Mu- seum eine neue Belebung erfahren. Möge die Ausstellung hierfür den richtigen Grundstein legen.

Prof. Dr. Markus Hilgert

Vorsitzender der Deutschen Orient-Gesellschaft

(12)

KAPITEL

(13)
(14)
(15)

Die Sonderausstellungen der archäologischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin zu ihren eigenen Schätzen und deren Grabungsgeschichte stoßen immer wieder auf ein überwältigendes Interesse beim Publikum. Nach der spektakulären Ausstellung des Vorderasiatischen Museums zu der wiederher- gestellten Palastfassade von Tell Halaf und ihrem Ausgräber Max Freiherr von Oppenheim, „Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf“, erweckte die Antikensammlung mit „Pergamon. Panorama der antiken Metropole“ die berühmte antike Stadt zum Leben. Jetzt ergreift das Ägyptische Museum und Papyrussammlung die Gelegenheit, zum 100-jährigen Jubiläum des Auffindens der weltberühmten Büste der Nofretete mit „Im Licht von Amarna – 100 Jahre Fund der Nofretete“ seine Schätze aus Bor- chardts Grabung in Tell el-Amarna zu präsentieren. 2013 wird der Ausstellungsreigen zu den archäologi- schen Schätzen mit „Uruk – 5000 Jahre Megacity“ des Vorderasiatischen Museums fortgesetzt. Allen diesen Ausstellungen ist gemeinsam, dass sie sich auf die wissenschaftlichen Grabungsaktivitäten der großen Berliner Museen beziehen und die eigenen Sammlungsbestände der Öffentlichkeit vorstellen.

Dies gilt in ganz besonderem Maße auch für unsere Präsentation „Im Licht von Amarna“.

Zum Anlass des 100-jährigen Fundjubiläums der „bunt bemalten Büste der Nofretete“ widmet sich das Ägyptische Museum und Papyrussammlung der großartigen Archäologie-, Kultur- und Samm- lungsgeschichte und beschränkt sich dabei nicht auf eine Inszenierung der berühmten Königin.

Ergänzt durch einige internationale Leihgaben aus den Partnermuseen Metropolitan Museum of Art (New York), British Museum (London) und Petrie Museum of Egyptian Archaeology (London), die aus den Grabungskontexten stammen, wird der Versuch unternommen, die Lebenswelt der an- tiken Stadt Achet-Aton – und die seiner Königin – anhand der Berliner Fundbestände darzustellen.

Diese überaus glückliche Situation des Ägyptischen Museums, sich dabei auf einen Fundus von über fünfeinhalbtausend Objekten aus Tell el-Amarna stützen zu können, verdanken unsere Staat- lichen Museen zu Berlin allein ihrem größten und bedeutendsten Mäzen und Förderer James Simon, der als Gründungs- und Vorstandsmitglied der Deutschen Orient-Gesellschaft die Grabungen finan- ziert hatte und im Jahr 1920 den gesamten Fundteilungskomplex dem Museum als Schenkung übergab. James Simon und dem Leiter der Ausgrabungen, Ludwig Borchardt, sowie der häufig kon- trovers diskutierten Zeitgeschichte um Nofretete bis hin zu ihrer aktuellen Rolle im medialen und kommerziellen Bereich, widmet sich die Ausstellung zu einem wesentlichen Teil.

Darüber hinaus werden die aktuellen Ausgrabungen und Forschungen des von Barry Kemp geleiteten

„Amarna-Projects“ vorgestellt, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maßgebliche Beiträge zu dem vorliegenden Katalog beigesteuert haben und in Zukunft auch aktiv an der weiteren wissen- schaftlichen Aufarbeitung des Grabungsmaterials beteiligt sein werden.

„Im Licht von Amarna“ möchte Brücken schlagen und „neue Lichtpunkte und Sichtweisen“ auf zahlreiche Aspekte einer hundertjährigen Ausgrabungs- und Forschungsgeschichte setzen.

Die Ausstellung widmen wir James Simon und Ludwig Borchardt, denen wir die Schätze aus Tell el- Amarna verdanken und die zum einzigartigen Reichtum unserer Sammlungen beigetragen haben.

Prof. Dr. Michael Eissenhauer

Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin

(16)

DANKSAGUNG

Das Zustandekommen der Jubiläums-Ausstellung „Im Licht von Amarna – 100 Jahre Fund der No- fretete“ und die Erstellung des vorliegenden Kataloges verdankt das Ägyptische Museum und Pa- pyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin den großzügigen finanziellen Förderern der Aus- stellung, wie namentlich dem KURATORIUMMUSEUMSINSEL, der SPARKASSEN-FINANZGRUPPEsowie dem FÖRDERVEREIN DESÄGYPTISCHENMUSEUMSBERLIN E. V.

Darüber hinaus wären die Ausstellung und der Katalog nicht realisierbar gewesen ohne den uner- müdlichen und engagierten Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesem Projekt. Die folgenden Seiten seien daher allen genannten Personen und Institutionen in großer Sympathie und tief empfundener Dankbarkeit gewidmet.

Es dankt

Friederike Seyfried im Namen der Staatlichen Museen zu Berlin:

LEIHGABEN

Metropolitan Museum of Art, New York (Tom Campbell, Dorothea Arnold); British Museum, London (Neil MacGregor, Neal Spencer); Petrie Museum of Egyptian Archaeology, London (Stephen Quirke, Tonya Nelson); Schweizerisches Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde (Cornelius von Pilgrim); Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Freiburg (Lars Petersen), Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (Jürgen Kloosterhuis); Vorderasiatisches Museum Berlin (Beate Salje, Joachim Marzahn); Gipsformerei Berlin (Miguel Helfrich, Roland Wilhelm, Cornelia Hoppe); Deutsche Orient-Gesellschaft (Markus Hilgert, Joachim Marzahn); Zentralarchiv (Jörn Gra- bowski, Carolin Pilgermann)

PRIVATE LEIHGEBER

Caris-Beatrice Arnst, Manuela Gander, Jürgen Knubben, Marc Loth, MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag, Lars Petersen, Christian Tietze, Gerd Vieler, Sabine Vogel.

Gedankt sei auch allen weiteren Leihgebern für den Bereich „Faszination um Nofretete“, die hier namentlich nicht aufgeführt werden können.

Gedankt sei dem gesamten Mitarbeiterstabdes Ägyptischen Museums und Papyrussammlung, insbesondere den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und MitarbeiternKlaus Finneiser, Christina Hanus, Mariana Jung, Verena Lepper, Anke Weber sowie der FotografinSandra Steiß, dem DepotverwalterFrank Marohn und den

(17)
(18)

RestauratorinnenGisela Engelhardt, Iris Hertel, Myriam Krutzsch, Nina Loschwitz, Margret Pohl und Karin Schinken sowie Claudia Saczecki (Förderverein des Ägyptischen Museums Berlin e. V.).

Jessica Mettlen (Studentische Hilfskraft); Saskia Breuer, Cornelius Hackbeil, Luisa Taschner, Elisabeth Wegner (Praktikanten)

Externe Restauratoren und Metallgestalter:

Katrin Aue, Raul Donner, Katrin Haug, Hans Hoepfner, Paul Hofmann, Gerhard Kunze, Ulrike Maier, Daniel Schubert, Maren Wittig.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Generaldirektion (GD) der Staatlichen Museen zu Berlin und der Hauptverwaltung(HV) der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gilt ein herzlicher Dank für die Unterstützung, Betreuung und Geduld während des Ausstellungsprojektes, insbesondere der GD/Ab- teilung I – Ausstellung und Publikation; GD/Abteilung II – Besucherdienste; GD/Abteilung III – Technik, Innerer Dienst, GD/Abteilung V – Presse, Kommunikation und Sponsoring; HV Referat Haushalt und Finanzservice.

Großen Dank schulden wir unseren Kooperationspartnern:

dem „Amarna Project“ und seinem Leiter und Vorsitzenden des Amarna Trust Barry Kemp von der University of Cambridge und seinem Team; Guillemette Andreu-Lanoë und dem Musée du Louvre, Départment des Antiquités égyptiennes, Paris; Robert Vergnieux von UPS Archéovision, CNRS, Uni- versité de Bordeaux; Hartmut Schwandt, Joachim Weinhold und Ben Jastram von der Abteilung 3D Labor, Institut für Mathematik der Technischen Universität Berlin; Alexander Huppertz vom Ima- ging-Science-Institute Siemens an der Charité Berlin sowie Olivia Schubert und Sebastian Eschenbach von Sammler und Jäger Filmproduktion GmbH.

Unser herzlicher Dank gilt ebenso:

Dorothea Arnold, Caris-Beatrice Arnst, Michael Chen, Marius Gerhardt, Marina Heilmeyer, Josefine Kuckertz, Dimitry Laboury, Cecile Lantrain, Arnd Rattmann, Lea Röfer, Ulrike Rost, Niclas Schlötke, Sabine Schmidt, Anne Schorneck, Karl-Joachim Seyfried, Hans Steiß, Helen Strudwick, Nigel Strud- wick, Olaf M. Teßmer, Athena Van der Perre, Daniel Werning, Harco Willems, Ute Wolf.

AUSSTELLUNGSGESTALTUNG Duncan McCauley GmbH und Co.KG

EXPONATEINRICHTUNG/ARTHANDLING EMArt (Ruben Erber und Jesco Göhner)

DANKSAGUNG

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AUSSTELLUNGSGRAFIK

polyform – planen und gestalten (Götzelmann Middel Schumann Stark GbR)

TONWELT PROFESSIONAL MEDIA GMBH

LOGISTIK

Hasenkamp Holding GmbH

Schenker Deutschland AG Museumslogistik

Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG (Michael Imhof, Nadine Kraft, Karin Kreuzpaintner)

MEDIEN-KOOPERATIONSPARTNER

Dussmann. Das KulturKaufhaus National Geographic Deutschland Kulturradio vom RBB

RBB Fernsehen

WELT-Gruppe und Berliner Morgenpost Zitty

(20)

KAPITEL

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(22)

Prof. Dr. Friederike Seyfried Direktorin

Ägyptisches Museum und Papyrus- sammlung Berlin

Christina Hanus, M. A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Ägyptisches Museum und Papyrus- sammlung Berlin

Prof. Barry Kemp Direktor, Amarna Project;

Vorsitzender des Amarna Trust

Dr. Christian Tietze Universität Potsdam Historisches Institut

Dr. Kate Spence

Dozentin der Archäologie des Alten Ägypten

Universität Cambridge

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jan Assmann Professor Emeritus

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Dr. Robert Vergnieux Direktor

Archéovision (UPS 3551 SHS-3D, CNRS)

Dr. Anna Stevens

Stellvertretende Direktorin Amarna Project

Dr. Birgit Schlick-Nolte

Freiberufliche Wissenschaftliche Mit- arbeiterin

Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main

Iris Hertel

Diplom-Restauratorin

Ägyptisches Museum und Papyrus- sammlung Berlin

Dr. Pamela Rose Senior Researcher

Österreichisches Archäologisches Institut Kairo

Nina Loschwitz Diplom-Restauratorin

Ägyptisches Museum und Papyrus- sammlung Berlin

Dr. André J. Veldmeijer

Stellvertretender Direktor im Bereich Ägyptologie

Niederländisch-Flämisches Institut Kairo

Dr. Salima Ikram Dozentin für Ägyptologie Amerikanische Universität Kairo

Dr. Dorothea Arnold Kurator Emerita Ägyptische Abteilung

The Metropolitan Museum of Art, New York

Dr. Marsha Hill Kuratorin

Ägyptische Abteilung

The Metropolitan Museum of Art, New York

Dr. Kristin Thompson

Wissenschaftliche Bearbeitung der Statuenfragmente

Amarna Project

Athena Van der Perre, M. A.

Dayr al-Barsha Projekt

Research group Near Eastern Studies Katholische Universität Leuven

Mariana Jung, M. A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Ägyptisches Museum und Papyrus- sammlung Berlin

Dr. Olaf Matthes

Wissenschaftlicher Abteilungsleiter Museum für Hamburgische Geschichte

Dipl. phil. Klaus Finneiser Wissenschaftlicher Mitarbeiter Ägyptisches Museum und Papyrus- sammlung Berlin

Lars Petersen, M. A.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Prof. Dr. Bénédicte Savoy Professorin für Kunstgeschichte Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik

Technische Universität Berlin

Dr. Susanne Voss

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Deutsches Archäologisches Institut Kairo

(Wissenschaftshistorisches Forschungscluster 5)

Dr. Sylvia Peuckert Literaturwissenschaftlerin

Dr. Hannelore Kischkewitz Ehemalige Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Stellvertretende Direktorin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Berlin

(im Ruhestand)

AUTOREN

(Reihenfolge entsprechend der Essays)

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Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Staatliche Museen zu Berlin

Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Katalog zur Ausstellung „Im Licht von Amarna – 100 Jahre Fund der Nofretete“

vom 07. Dezember 2012 – 13. April 2013 Herausgeber

Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Staatliche Museen zu Berlin

Ausstellung und Katalog Friederike Seyfried

Publikationsmanagement Staatliche Museen zu Berlin Elisabeth Rochau-Shalem

Publikationskoordination Staatliche Museen zu Berlin Sigrid Wollmeiner

www.smb.museum Cover und Basislayout

polyform – planen und gestalten Layout, Satz und Reproduktion Nadine Kraft, Michael Imhof Verlag Lektorat

Karin Kreuzpaintner, Michael Imhof Verlag

© 2012 Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Michael Imhof Verlag, Petersberg und die Autoren

Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG Stettiner Straße 25

D-36100 Petersberg

Tel. 0661/2919166-0; Fax 0661/2919166-9 www.imhof-verlag.com

Druck und Bindung

Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe Printed in EU

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographi- sche Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-86568-842-2

(24)

ESSAYS

(25)
(26)

I EINLEITUNG

(27)

100 JAHRE FUND DER NOFRETETE“

EINE EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

Friederike Seyfried

In vielen Fällen orientieren sich die Veranstaltungsdaten von Sonderausstellungen an vorgegebenen – oder naheliegenden – historischen Ereignissen, wozu Jubiläumsausstellungen im besonderen Sinne gehören. Das einhundertjährige Auffindungsjubiläum eines der bekanntesten Exponate der Berliner Museumsinsel, der farbig bemalten Büste der Königin Nofretete, am 6. Dezember 1912, stellt ein solches bedeutendes Referenzdatum dar, welches das Ägyptische Museum und Papyrus- sammlung der Staatlichen Museen zu Berlin nicht übergehen konnte und das geradezu nach einer besonderen Form der Würdigung im Rahmen einer Sonderausstellung verlangte.

Ohne diesen kalendarischen Anlass wäre die Frage nach dem Sinn einer weiteren Ausstellung zur so genannten „Amarna-Zeit“ sicherlich berechtigt, da seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis heute zahlreiche große Sonderschauen zu dieser kurzen, aber hoch bedeutenden Epoche der altägyptischen Geschichte gezeigt wurden oder derzeit geplant werden.1

Beginnend mit der Ausstellung „Akhenaten and Nefertiti“ im Jahr 1973, der Berliner Aus- stellung zu „Echnaton und Nofretete“ im Jahre 19762, über die berühmten Tutanchamun-Aus- stellungen 1980/813und die großen Sonderausstellungen „The Royal Women of Amarna“4 und

„Pharaos of the Sun“5bis hin zu der jüngst in Köln und Hamm gezeigten Präsentation „Amarna.

Lebensräume – Lebensbilder – Weltbilder“6sowie den seit mehreren Jahren in Wanderausstel- lungen vorgestellten Replikaten des Grabschatzes des Pharao „Tutanchamun“7belegt diese Fülle von Sonderveranstaltungen das offensichtlich vorhandene allgemeine Interesse an der „Amarna- Zeit“. Diese Allgegenwart führt unwillkürlich zu der Frage, ob eine weitere Beschäftigung mit die- sem Thema nicht überflüssig und entbehrlich sei. Ergänzend könnte argumentiert werden, dass das Berliner Museum ohnehin nicht nur die berühmte Büste der Königin, sondern auch viele andere der hoch bedeutenden Skulpturen und Funde aus Tell el-Amarna in hervorragender Art und Weise in seiner Dauerausstellung präsentiert und somit die Glanzlichter der Sammlung und die Besonderheiten dieser Epoche für das Publikum permanent erlebbar sind.8

Diesen berechtigten Einwänden sollte man für das Konzept der hier gezeigten Ausstellung folgende Überlegung gegenüberstellen: Die im Raum stehenden „100 Jahre“ reflektieren nicht nur einen einzigen, herausragenden Fund sowie eine große Anzahl exquisiter Bildhauerwerke, sondern auch die Ergebnisse mehrerer Grabungskampagnen der Deutschen Orient-Gesellschaft zwischen 1911 und 1914, die in den Beständen des Berliner Museums mit über 5500 Artefakten vertreten sind. Auf der Basis und im Spiegel dieses reichen Fundus – bereichert um wenige Leih- gaben weiterer Amarna-Grabungen von Flinders Petrie und der Egypt Exploration Society – soll die Kulturgeschichte der Zeit um Echnaton und Nofretete mit einem besonderen Fokus auf die Stadt Achet-Aton erläutert werden. Von der Gründung der neuen Hauptstadt über ihre kurze Blütezeit von kaum 15 Jahren – die Jahre nach dem Tod Echnatons eingerechnet – bis zur Aufgabe

(28)

FRIEDERIKE SEYFRIED

der Metropole wird ein Bogen gespannt, der die verschiedenen Bereiche des Lebens innerhalb dieser altägyptischen Residenz erläuternd zeigt und hierbei das archäologische Material in den Mittelpunkt stellt.

Eine besondere Betonung erfährt dabei selbstverständlich der Werkstatt- und Häuserkom- plex, aus dem die berühmte Büste der Nofretete stammt, da zum ersten Mal alle noch in Berlin vorhandenen Fundstücke – auch die kleinsten oder vielleicht nebensächlich erscheinenden – ihrem Fundort entsprechend zusammen ausgestellt sind.

In der Zusammenschau der nahezu 400 Fundobjekte aus dem besagten Werkstattbereich werden die bislang meist als Solitäre höchsten künstlerischen Schaffens gezeigten Skulpturen und Modelle zwangsläufig in einen lebensnahen, handwerklichen Kontext eingebettet. Um darüber hinaus die einzelnen Werkverfahren und Herstellungstechniken für Schmuck, Glas, Fayence, Ke- ramik, Leder, Metall und Steinverarbeitung besser erläutern zu können, werden mit Hilfe des rei- chen Fundmaterials der Borchardtschen Grabungen weitere thematische Schwerpunkte in der Ausstellung gesetzt.

Allerdings vermag das in Berlin vorhandene Material, das grabungsbedingt hauptsächlich den Wohnbereichen und der Siedlung zuzurechnen ist, andere Bereiche der Amarna-Kultur nicht in ausreichendem Maße durch Exponate darzustellen. Diese Lücken schließen in idealer Weise die internationalen Leihgaben, die vornehmlich aus den Tempel- und Palastbereichen stammen und die Themenbereiche „Wohn- und Glaubenswelten“ ergänzen.

Dennoch kann die Ausstellung – auch aus räumlichen Gründen – kein allumfassendes Bild der Amarna-Zeit bieten, und so werden beispielsweise am Beginn der Präsentation die Darstellung der ersten Regierungsjahre Echnatons in Theben und die historische Einbettung der agierenden Personen nur mit einigen wenigen, aber aussagekräftigen Exponaten erläutert, jedoch nicht zu einem besonderen Themenschwerpunkt erhoben. Solche Schwerpunkte werden erst in den folgenden Abschnitten gesetzt, beginnend mit der Gründung der neuen Hauptstadt „Achet-Aton“ und der programmatischen Errichtung der so genannten Grenzstelen. Die hiermit klar gesetzte Zäsur gegenüber der alten Tradition und der Umzug in eine neue Stadt markiert eine deutliche Schwelle und erfährt daher auch eine besondere gestalterische Akzentuierung in der Ausstellungsarchitektur (Abb. 1).

Die durch das vorhandene Fundmaterial vorgegebene Konzentration der Ausstellung auf die „Stadt der Lebenden“ mit ihren Glaubens-, Wohn- und Arbeitswelten lässt eine Auseinan- dersetzung mit den Jenseitsvorstellungen der damaligen Zeit und der Gräberwelt nur in begrenztem Rahmen zu. Dennoch wird dieser wichtige Aspekt der Todesbewältigung als Teil religiöser Vor- stellungen nicht vollkommen ausgeklammert, da gerade während der Amarnazeit die Einbindung der „Verstorbenen“ in die Tageswelt der „Lebenden“ eine große Rolle spielte.

Mit dem auf die eigenen, zum Großteil noch nie gezeigten Funde der Amarna-Grabungen gelegten Hauptaugenmerk setzt sich „Im Licht von Amarna“ von den bereits erwähnten großen internationalen Sonderausstellungen ab und knüpft eher an die Inhalte der letzten – in Köln und Hamm – gezeigten Amarna-Präsentationen an, aus deren Beständen auch die beiden wichtigen Architekturmodelle des „Kleinen Aton-Tempels“ und der „Werkstätten“ stammen.

Gleichzeitig reiht sich „Im Licht von Amarna“ durch die Gesamtkonzeption in die aktuelle Serie Berliner Sonderausstellungen zu herausragenden Grabungsprojekten der Archäologischen Sammlungen ein, die mit der „Rückkehr der Götter vom Tell Halaf“9begann und nun über „Per- gamon“10und „Amarna“ nach „Uruk“11überleiten wird.

Das öffentliche Interesse soll aber mit dieser Ausstellung nicht nur auf die vergangenen Forschungsarbeiten gerichtet werden, sondern die „100 Jahre“ möchten darüber hinaus eine

(29)

ABB. 1 Impression der Raumgestaltung für die Sonderausstellung „Im Licht von Amarna.

100 Jahre Fund der Nofretete“. Architekturbüro Duncan McCauley

Brücke zu den aktuellen Aktivitäten des unter englischer Leitung stehenden „Amarna-Projects“

schlagen. Gegenwart und Zukunft dieses nach wie vor bedeutenden Grabungsortes werden daher ebenfalls „im Licht von Amarna“ an verschiedenen Stellen aufscheinen. Die sich heute zu einer freundschaftlichen Kontinuität gemeinsamer Interessen entwickelt habende Forschungsarbeit lässt sich umso augenfälliger in der Ausstellung darstellen, als die aktuellen Erkenntnisse der Kollegen nicht nur in die vorliegenden Katalogbeiträge eingeflossen sind, sondern die Bearbeitung der Funde vor Ort direkte und spektakuläre Anpassungen von Fragmenten ergeben haben (Abb.

2)12. Selbst wenn diese Ergebnisse nur über medieninszenierte Brücken darstellbar sind, zeigt es die Aktualität laufender Forschungsarbeiten in Berlin in Zusammenarbeit mit den Kollegen in Tell el-Amarna und verweist darüber hinaus auf zukünftige Aufgaben.

Die Darstellung und Erläuterung des kulturellen Kontextes, aus dem die berühmte Büste der Nofretete stammt, bilden anhand der archäologisch geborgenen Objekte die eine – ägyptolo- gisch-wissenschaftliche – Seite der Ausstellung, doch muss „Im Licht von Amarna“ auch einen zweiten Aspekt der „100 Jahre“ bedienen und „beleuchten“, und dieser liegt nicht in 3300 Jahren Distanz einer vergangenen Hochkultur, sondern im 20. und 21. Jahrhundert unserer eigenen, recht nahen Vergangenheit und Gegenwart.

Die Ausstellung „100 Jahre Fund der Nofretete“ kann nicht ohne eine Darstellung der Gra- bungsgeschichte, der Person Ludwig Borchardts13, der Deutschen Orient-Gesellschaft sowie der he- rausragenden Persönlichkeit James Simons14erfolgen. Noch kann sie an der Fundteilung und den daraus resultierenden Streitigkeiten, die seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis in

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ABB. 2 Paarstatue von Nofretete und Echnaton, Granodiorit – Rekonstruktion von Bruchstücken aus Amarna mit dem anpassen- den Berliner Kopf (ÄM 21358)

FRIEDERIKE SEYFRIED

die Gegenwart reichen, vorbeigehen. Um diese zweite Seite der Geschichte ebenfalls „ins Licht“ zu rücken, wurde eine bewusste räumliche Trennung vom antiken, kulturgeschichtlichen Aspekt der Ausstellung gewählt.

Die Entwicklung und Geschichte der Büste von einem bedeutenden archäologischen Fundobjekt zu einem zeitspezifisch passenden – und gleichwohl zeitlosen – Schönheitsideal und einer kulturellen Identifikationsfigur bis hin zu einer stilisierten „Pop-Ikone“ der Moderne, die in allen Facetten der Kommerzialisierung „benutzt“ – und „ausgenutzt“ – wird, bildet ebenfalls einen wichtigen Teil der Ausstellung.

Es bleibt zu hoffen, dass dieser Abschnitt der Präsentation zu einem sensibleren Umgang mit dieser fragilen, zarten Büste einer herausragenden Persönlichkeit der Antike verhilft, die uns heute – in dieser Skulptur – als gemeinsames Erbe der Menschheitsgeschichte so viel bedeutet, in Amarna aber als „nicht mehr zeitgemäßes Modell“ zurückgelassen wurde.

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1 So wird im Jahr 2013 eine Ausstellung mit dem Titel „Ex- pressionistische Welten – Bernhard Hoetger und Ägypten“

vom 25.4.–25.8.2013 in Hannover gezeigt werden, die die unmittelbare Beeinflussung der zeitgenössischen Kunst des frühen 20. Jahrhunderts durch die in Berlin nach 1913 ge- zeigten Funde der Amarna-Zeit darlegen möchte. Darüber hinaus plant das Museum August Kestner in Hannover eine weitere Präsentation zur Kunst der Amarnazeit.

2 Akhenaten and Nefertiti, Brooklyn 1973.; Echnaton – Nofre- tete – Tutanchamun; Echnaton – Nofretete – Tutanchamun Ausstellungskatalog für München, Berlin, Hildesheim, Mainz 1976. Die Laufzeiten der Ausstellung gestalteten sich wie folgt: München 17.1.–31.3.1976; Berlin 10.4.–20.6.1976; Hildes- heim 15.7.–26.9.1976. Für die Berliner Ausstellung erschien ein weiterer Katalog: Nofretete – Echnaton, Mainz 1976.

3 Tutanchamun, Ausstellungskatalog für Berlin, Köln, München, Hannover und Hamburg, Mainz 1980. Die Laufzeiten der Aus- stellung gestalteten sich wie folgt: Berlin 16.2.–26.5.1980; Köln 10.6.–5.10.1980; München 14.11.1980–1.2.1981; Hannover 13.2.–

20.4.1981 und Hamburg 5.5.–5.7.1981.

4 Do. Arnold: The Royal Women of Amarna. Images of Beauty from Ancient Egypt, The Metropolitan Museum of Art, New York 1996.

5 R. E. Freed; Y. J. Markowitz: Pharaos of the Sun. Akhenaten – Nefertiti – Tutankhamen, Ausstellungskatalog, Boston 1999.

6 C. Tietze (Hrsg.): Amarna. Lebensräume – Lebensbilder – Weltbilder, Ausstellungskatalog, Köln 2008.

7 In den letzten Jahren wurden nicht nur bedeutende Sonder- ausstellungen mit Leihgaben aus dem Ägyptischen Natio- nalmuseum in Europa und den Vereinigten Staaten gezeigt:

„Tutanchamun und die Welt der Pharaonen” in Basel, Bonn, London, Zürich sowie in Amerika, sondern auch Inszenie- rungen, die den kompletten Fund des Tutanchamun-Grab- schatzes anhand von Repliken zur Schau stellen: „Tutan- chamun – Sein Grab und die Schätze“. Seit der Premiere in Zürich haben gut 3 Millionen Besucher die Ausstellung in elf europäischen Städten gesehen, u. a. in München, Ham- burg, Madrid, Budapest, Manchester, Dublin, Brüssel, Köln und zuletzt in Frankfurt. Ab dem 9.3.2013 in Berlin.

8 Vgl. für die aktuelle Präsentation in der Dauerausstellung im Neuen Museum: D. Wildung; F. Reiter; O. Zorn: Ägypti- sches Museum und Papyrussammlung Berlin. 100 Meister- werke, Berlin 2010, S. 79–109.

9 „Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf“ – 28.1.–14.8.2011. N. Cholodis: Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf, Ausstellungskatalog, Berlin 2011.

10 „Pergamon. Panorama der antiken Metropole“ – 30.9.2011–

30.9.2012. A. Scholl; V. Kästner: Pergamon. Panorama der antiken Metropole, Ausstellungskatalog, Berlin 2011.

11 „Uruk – 5000 Jahre Megacity“ – in Planung.

12 Vgl. die Doppelstatue des Königspaares: K. Thompson: A shattered granodiorite dyad of Akhenaten and Nefertiti from Tell el-Amarna, in: Journal of Egyptian Archaeology 92, 2006, S. 141–151.

13 Vgl. Katalogbeiträge von S. Voss: Die Rückgabeforderung der Nofretete-Büste im Jahre 1925 aus deutscher Sicht und von O. Matthes: Ludwig Borchardt. James Simon und der Umgang mit der bunten Nofretete-Büste im ersten Jahr ihrer Entdeckung.

14 Vgl. Katalogbeitrag von Olaf Matthes.

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DIE ZEIT VOR UND NACH AMARNA – ANFÄNGE UND AUSWIRKUNGEN DES ATON-GLAUBENS

Christina Hanus

ABB. 1 Relief Pharao Amenophis’ III. mit der Blauen Krone (Berlin, ÄM 14442), Kalkstein, 69 x 47 cm

Wenn Ägyptologen von der „Amarna-Zeit“ sprechen, bedienen sie sich eines Terminus, der von dem modernen ägyptischen Ort „Tell el-Amarna“ abgeleitet wird. Er befindet sich an der Stelle, an der die einstige Residenz von Pharao Amenophis IV./Echnaton (1351–1334 v. Chr.) zu lokalisieren ist, die in der Vergangenheit den Namen Achet-Aton (übersetzt: „Horizont des Lichts“) trug.

Zeitlich umfasst die „Amarna-Zeit“ eine komplexe, wenn auch historisch gesehen kurze Epoche von 17 Jahren mit ihren revolutionären Umwälzungen in Theologie und Kunst sowie den so- zialen Strukturen und der Politik.

DIE ÄGYPTISCHEN KÖNIGE UND DIE ANBETUNG DER SONNE

Die Wurzeln der von Amenophis IV./Echnaton zur Absolutheit erhobenen Anbetung Atons und damit des Sonnenlichts selbst lassen sich nicht nur in die Regierungszeit seines Vaters zurückver- folgen, sondern sind bereits früher zu fassen. Schon seit Beginn der 18. Dynastie gewann die so ge- nannte „Neue Sonnen-Theologie“1innerhalb der religiösen Vorstellungswelt der Ägypter mit ihrer vielschichtigen Götterwelt an Einfluss. Die hervorgehobene Stellung der Sonne bezieht sich dabei allerdings nicht allein auf das sichtbare Gestirn am Tage, auch die unterweltliche Sonne während ihrer Nachtfahrt hat ihren Platz in der religiösen Vorstellungswelt.2

Spätestens seit Amtsantritt Thutmosis’ IV. (1397–1388 v. Chr.) lässt sich eine starke königliche Hinwendung zum Sonnenkult nachweisen, was besonders in Gisa, in Heliopolis, dem Kultzentrum Re’s, und in Karnak zum Ausdruck kam. In dieselbe Zeitspanne fällt auch bereits die wachsende Bedeutung einer ganz spezifischen Erscheinungsform der verehrten Sonne: der Aton.

Echnatons Vater Pharao Amenophis III. (1388–1351 v. Chr.) setzte sich selbst vehement für die Vormachtstellung der Sonnen-Theologie ein, obwohl gleichzeitig auch weiterhin die alten Götter des ägyptischen Pantheons Verehrung erfuhren (Abb. 1). Auf einem Gedenkskarabäus aus dem Jahr 11 der Regierung von Amenophis III. kommt es ferner zu einer frühen Erwähnung des Namens

„Aton“.3Aus der Inschrift ist zu schließen, dass sich der König in der Nähe von Malqatta einen künstlichen See anlegen ließ.4In diesem Zusammenhang findet sich der wichtige Vermerk, dass die zum Einsatz kommende Barke, auf der König und Königin die Eröffnungsfeierlichkeiten begingen, den Namen „Leuchtender Aton“ trug.5

Amenophis III. machte entgegen der üblichen Tradition eine Frau von bürgerlicher Herkunft zu seiner „Großen Königlichen Gemahlin“: Teje. Über seine Vermählung mit Teje sowie über deren Eltern unterrichtet die Inschrift auf den „Hochzeitsskarabäen“, von denen ein Exemplar auch zur Berliner Sammlung gehört (Abb. 2 a und b). Amenophis III. hatte zwei Söhne und vier Töchter, wobei Kronprinz Thutmosis bereits im 30. Regierungsjahr des Vaters verstarb.6

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ABB. 2 Vorder- und Rückseite des so genannten

„Hochzeitsskarabäus“ Amenophis’ III. (Berlin, ÄM 16781), glasierter Speckstein, 7,2 x 5 x 3 cm.

CHRISTINA HANUS

Der Palast von Amenophis III. in Malqatta bei Theben hat sich nur in den Grundmauern erhalten, da er, wie bei Wohnhausarchitektur üblich, aus Ziegeln errichtet wurde. Dieselbe Art des Bauens sollte gerade bei der späteren Errichtung Achet-Atons von entscheidendem Vorteil sein, da es hier galt, eine Stadt in kürzester Zeit bewohnbar zu machen. Vorbilder für die naturalistischen Wandbilder in Echnatons Palast in Achet-Aton finden sich ebenfalls wiederum auch im Palast von Malqatta. Rekonstruktionen der Überreste von verputzten Wänden zeigen anschaulich und farbig Szenen aus der Natur – was auch zu einem wesentlichen Element der Amarna-Kunst werden sollte.

Zum prachtvollen und monumentalen Bauprogramm Amenophis’ III. zählen unter anderem der Tempel von Luxor und der königliche Totentempel auf der thebanischen Westseite mit seinen Ko- lossalstatuen.

AMENOPHIS IV. – DIE FRÜHEN JAHRE DER „REVOLUTION VON OBEN“

Die Geburt von Amenophis IV. auf ein konkretes Jahr festzulegen, stellt Ägyptologen vor eine He- rausforderung, da sehr wenig über die Kindheit dieses zur Berühmtheit gelangten Königs gesichert ist. Pharao Amenophis III. verstarb vermutlich in seinem 38. oder 39. Regierungsjahr. Dies belegen Aufschriften und Siegel auf Gefäßen. Im Allgemeinen schätzt man das Alter Amenophis’ IV. bei seinem Amtsantritt auf 18–22 Jahre, als er seinem Vater nach dessen Tod auf den Thron folgte.

Zu dem Zeitpunkt schien er bereits Nofretete zu seiner „Großen königlichen Gemahlin“ genommen zu haben.7

Amenophis IV. ging bei seinen religiösen Umwälzungen zunächst behutsam vor. Seine Ab- wendung von den alten Göttern, insbesondere vom Reichsgott Amun, und seine konsequente Hin- wendung zu Aton lässt sich jedoch ab dem 1. Regierungsjahr nachverfolgen. Seine erstgeborene Tochter erhielt bereits den richtungweisenden Namen Merit-Aton („Liebling des Aton“).8

Nach Amtsantritt residierte König Amenophis IV. noch im elterlichen Palast von Malqatta bei Theben, und so gehörten zu den ersten Bauaktivitäten zunächst Tempelneugründungen im Areal des Amun-Tempels von Karnak. Das entstandene Bauwerk ist jedoch nicht dem Reichsgott geweiht, sondern Re-Harachte-Aton, einer spezifischen Erscheinungsform des Sonnengottes Re. Auch in seinem Thronnamen geht Amenophis IV. zunächst noch die übliche Verbindung zu Re ein. „Nefer- Chepru-Ra Wa-en-Ra“ bedeutet „Schön an Erscheinungen ist Re, einziger des Re“. Mit dieser Her- vorhebung des Sonnengottes Re folgte er den Traditionen seiner Vorgänger.

Erste bauliche Innovationen verwirklichte Amenophis IV. im 3. und 4. Regierungsjahr, indem er östlich des Großen Amun-Tempels von Karnak einen erweiterten Tempelkomplex er- richten ließ. Dieser Bau übertraf in seinen Ausmaßen selbst die Monumentalbauten von Ame- nophis III. und erhielt den Namen Gem-pa-Aton („Aton ist gefunden“). Auch in Echnatons späterer Residenz Achet-Aton findet sich ein Gebäudetrakt dieses Namens, der dort den vorderen Teil des Großen Aton-Tempels bildet.

Demnach finden sich für die Aton-Tempel der späteren Residenz bereits sehr früh experi- mentelle Vorläufer-Bauten in Karnak. Der Tempelkomplex für Aton in Karnak wurde im Zuge der Restauration unter den Nachfolgern Echnatons vollständig abgerissen. Zehntausende der Tala- tat-Blöcke fanden danach Wiederverwendung in den Bauwerken von Haremhab und späterer Könige.

Die Anfangsphase der religiösen „Revolution von oben“ (4. Regierungsjahr, um 1347 v. Chr.) unter Amenophis IV. zeigt, dass das ägyptische Pantheon eine drastische Einschränkung auf die solaren Gottheiten erfuhr. Exklusive Fokussierung der bisherigen Sonnenreligion, die Amenophis IV.

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ABB. 3 Weihetäfelchen mit kniendem König und Kartuschen von Aton, Echnaton und Nofretete (Berlin, ÄM 2045), Calcit-Alabaster, 9 x 4,2 x 1,3 cm

vorantrieb, führte dazu, dass die bereits existierende Gottheit Aton mit neuen Inhalten und Aspekten angereichert und neu interpretiert wurde. Sie war nun nicht mehr lediglich ein Aspekt des Gottes Re in Form der Sonnenscheibe. Aton, der anfänglich noch synkretistisch zum falkenköpfigen Re- Harachte-Aton verbunden worden war, wurde nun von dieser Erscheinungsform gelöst, so dass seine Manifestation einzig im lebensspendenden Licht lag.9

Ungefähr im 6. Regierungsjahr passte Amenophis IV. seinen Namen entsprechend der neuen Gottheit an: von Amenophis („Amun ist zufrieden“) zu „Dem Aton wohlgefällig“ (Ach-en-Aton)– Echnaton. (Abb. 3) Zwischen dem 6. und 9. Regierungsjahr unternahm Echnaton schließlich den entscheidenden Schritt – die absolute und exklusive Alleinstellung seiner favorisierten Gottheit. Er setzte die „Kraft des Lichts“ als „Aton“ über alle anderen Götter und verbannte somit den Reichsgott Amun von der Spitze der Göttergemeinschaft. Auf Echnatons Befehl hin mussten nahezu alle Tempel Ägyptens schließen, die Kulte der Götter versiegten. Über die bloße Negierung der bisherigen Götter hi- naus begann deren Ächtung. Die Sonderstellung einer einzigen, allumfassenden Universal-Gottheit und der propagierte Ausschließlichkeitsanspruch Atons stellen innerhalb der ägyptischen Glaubenswelt etwas revolutionär Neues dar.

Die Art der Repräsentation Atons als Sonnenscheibe innerhalb der ägyptischen Kunst verführt leicht dazu, Aton lediglich als vergöttlichten Himmelskörper per se zu interpretieren. Sein Wesen wird jedoch vielmehr in der Schöpfungskraft des Lichts verkörpert und transportiert, von dem alles Leben auf Erden abhängt. Vor diesem Hintergrund wird die Religionslehre um Aton besser als „(Sonnen-)Licht-Theologie“ verständlich.

ZUM „HORIZONT DES ATON“ – EIN HOFSTAAT ZIEHT UM

Der moderne ägyptische Ort „Tell el-Amarna“ mit den baulichen Überresten der Hauptstadt „Achet- Aton“ befindet sich in einem Talkessel am östlichen Nilufer, unweit von Beni Hassan und Hermopolis.

Achet-Aton lag somit zwischen den altägyptischen Zentren Memphis als Verwaltungshauptstadt und Theben als religiösem und ökonomischem Zentrum des Landes.

Spätestens in seinem 5. Regierungsjahr verfügte Pharao Echnaton den Umzug in seine neue Residenz, die dann nur für rund 12 Jahre ein Kultzentrum für seine neue Theologie werden sollte.

Gründe für den Neubau seiner Hauptstadt sieht man generell in den religiösen Umwälzungen, die der Pharao selbst gegen härteste Widerstände durchsetzte. Echnaton zeigte sich beseelt von der Suche nach einem kultisch unbelasteten Ort – einem, an dem noch keine andere Gottheit verehrt wurde und dort Heiligtümer besaß. König Echnaton selbst begründet die Ortswahl mit einer direkten Eingebung durch seine Gottheit. Dies findet sich auf 15 so genannten „Grenzstelen“ auf dem West- und Ostufer, die das geografische Areal der Residenz begrenzten (Abb. 4). Ferner wird in den Texten der Grenzstelen Auskunft zur Gründung und dem künftigen Aussehen Achet-Atons mit der Festlegung des zu bebau- enden Areals gegeben.

Die Neugründung und Umsiedlung einer ganzen Residenz gilt als die erste dieser Art in der ge- samten Menschheitsgeschichte. Das Unterfangen bedeutete höchste logistische Herausforderungen für alle Beteiligten wie Baumeister und Werkstätten. Aufgrund des immensen Zeitdrucks bedienten sich die Architekten einer Art antiken „Fertig-Bauweise“, bei der in Stuck vorgefertigte Bauelemente und vor allem die üblichen ungebrannten Lehmziegel benutzt wurden. Allein die Hauptgebäude wurden später noch mit Kalkstein verkleidet. Auch in der Dekoration der Bauwerke entwickelten sich neuartige Arbeitsweisen: Unter anderem wurden Einlagen mittels Modeln in Massenproduktion hergestellt, Statuen setzte man im Komposit-Stil zusammen, in der Wandmalerei und Verzierung

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ABB. 4 Rekonstruktion der Landschaft zwischen den Grenzstelen auf der Westseite des Nils.

Unten: Rekonstruktion des ursprünglichen Aus- sehens der Grenzstele N (H. 3,9 m). Statuen von Echnaton und Nofretete sowie zwei Prinzessin- nen flankieren die Stele.

CHRISTINA HANUS

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ABB. 5 Fragment des Sarges Echnatons mit der Darstellung Nofretetes (Berlin, ÄM 14524), roter Granit, 30 x 23,5 x 17 cm

der Fußböden verzichtete der Künstler auf die Vorzeichnung und führte die Motive frei in Freskotechnik aus. Mit diesen effektiven neuartigen Methoden wurde die Stadt rasch hochgezogen, so dass sie bereits nach vier Jahren Bauzeit für bis zu 30000 Umsiedler bewohnbar war.

ECHNATONS TOD – DIE NACHFOLGER AUF DEM THRON

Die letzten beiden Regierungsjahre Echnatons liefern der heutigen Wissenschaft wenige Fakten. Be- kannt ist, dass sich im Jahr 16 die außenpolitischen Verhältnisse soweit zugespitzt hatten, dass die Hethiter ägyptische Provinzen in der Gegend des heutigen Palästina angriffen. Anfang des Folgejahres 17 verstarb Echnaton im zweiten Monat der Achet-Jahreszeit.10

Gemäß seiner eigenen Anweisung auf den Grenzstelen fand die Beisetzung Echnatons im ange- legten Königsgrab von Achet-Aton statt, das in einem Wadi in den östlichen Felsen lag. Der Fund von Fragmenten eines Granitsarkophags, der in rekonstruierter Form heute im Nationalmuseum in Kairo aufbewahrt wird, belegt die tatsächlich vollzogene Bestattung des Herrschers (Abb. 5). Wie und wann die sterblichen Überreste Echnatons aus seinem Grab in Achet-Aton in das Tal der Könige umgebettet wurden, bleibt zum jetzigen Stand der Forschung ungeklärt.

Was die Thronfolge nach dem Tod Echnatons und diesem für die neue Aton-Theologie ent- scheidenden Einschnitt betrifft, hat die Wissenschaft noch keine eindeutige Antwort. Innenpo- litisch war Ägypten zu dem Zeitpunkt zu einem religiös gespaltenen Reich geworden, in dem Konflikte schwelten. Die Aton-Religion mit derselben starken Überzeugung und in strikter Abso- lutheit wie Echnaton weiterzuführen, der seiner Gottheit als deren erster Prophet am nächsten stand, wird vermutlich zu dem Zeitpunkt von verschiedener Seite in Frage gestellt worden sein.

Die Hinwendung zu einem diplomatischen Henotheismus – in dem man den alten Göttern vor- sichtig wieder einen Platz neben Aton zusprach – wird daher als eine Lösung gegolten haben, um das Land wieder zu stabilisieren.

Direkt nach Echnaton regierte von 1337 bis 1333 v. Chr.11ein König namens Semenchkare bzw.

eine Königin mit dem Namen Nefer-neferu-Aton.12Nach dem Tod Nofretetes und Merit-Atons blieben aus der Königslinie lediglich Kind-König Tutanchaton (1333–1323 v. Chr.) und seine Halb- Schwester Anch-es-en-pa-aton als Thronfolger im Anschluss an die Regierung Semenchkares.13 (Abb. 6) Da die Königskinder mit etwa 10 und 12 Jahren noch sehr jung waren, spricht vieles dafür, dass es die beiden Ratgeber waren, die das junge Königspaar auf den Thron gesetzt und die Regie- rungsgeschäfte geleitet haben: der Gottesvater Eje und General Haremhab.

Es liegt nahe, jenen beiden treibenden Kräften die Entscheidung zuzusprechen, das schritt- weise Einstellen des Aton-Kultes und eine Rückwendung zu den alten Göttern einzuleiten. Ha- remhab trug neben seiner Funktion als Oberbefehlshaber des Heeres auch den Titel „oberster Mund des Landes“, was am ehesten vergleichbar mit dem heutigen Regierungssprecher ist.

Neben ihm hielt Eje die höchsten Ämter in der Zivilverwaltung und den kultischen Belangen in Händen. Bei der Thronbesteigung Tutanchatons trug er den Titel „Wahrer Schreiber des Königs“, worunter man eine Art direkter Privatsekretär versteht, eine ideale Position, um zusammen mit Haremhab die ausgleichende Politik der Rückbesinnung auf die alten Götter und die alte Ordnung zu steuern, die bereits unter Semenchkare initiiert worden war.

Kurz nach der Thronbesteigung des jugendlichen Königs ließ man in seinem Namen ein Res- taurationsdekret aufstellen, das ein tiefblickendes Zeugnis der damaligen Geschehnisse liefert.14 Die Dekret-Stele spricht von gottlosen und desolaten Verhältnissen in Ägypten während der Regie- rung Echnatons und leitet über zu der hoffnungsvollen neuen Herrschaft Tutanchatons und der

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CHRISTINA HANUS

ABB. 6 Oberer Teil einer Kolossalstatue, ver- mutlich des Tutanchamun (Berlin, ÄM 1479/1), Kalkstein, 179 x 142 x 103 cm

daraus folgenden Rückkehr der alten Götter. Das Bestreben des neuen Herrschers, durch Übertreffen der eigenen Vorfahren Wiedergutmachung bei den Göttern zu erwirken, zieht sich durch den gesamten weiteren Text mit Aufzählungen von umfangreichen Baumaßnahmen, Opfern und Schenkungen des Königs an die alten Götter.15

Etwa im 3. Regierungsjahr wandte sich das Herrscherpaar in einem deutlichen offiziellen Schritt vom Aton-Glauben ab, indem es seine Namen entsprechend von Tutanchaton und Anch-es- en-pa-aton zu Tutanchamun und Anch-es-en-amun umformte und so eine weitere wirkungsvolle De- monstration der Verbundenheit mit dem höchsten Reichsgott Amun vollführte. Dem Gedanken einer radikalen Abkehr von Aton widersprechend, blieben auch in den frühen Regierungsjahren Tutanchamuns die Aton-Tempel in Ägypten in ihrer kultischen Funktion erhalten, inklusive des Personals. Die Art und Weise, wie die Rückführung zu den alten religiösen Zuständen vonstatten ging, lässt sich daher vielmehr als sanfter Übergang bezeichnen.

Echnatons Residenz Achet-Aton wurde unter Semenchkare und Tutanchamun noch etwa sechs Jahre bewohnt, bevor sie im Zuge der Restaurierungsbemühungen wohl im 2. Regierungsjahr Tutanchamuns aufgegeben wurde.

Von einem sofortigen Abzug der Bevölkerung aus der Kult-Residenz beim Tod Echnatons kann daher nicht die Rede sein. Stattdessen darf man von einem geordneten Umzug ausgehen.

Archäologische Funde zeigen auf dem Areal von Achet-Aton Besiedlungs- und Wiederbesied- lungsstrukturen, die nach der Aufgabe der Residenz zu datieren sind, was beweist, dass zumindest ein kleiner Anteil der ursprünglichen Bevölkerung zunächst vor Ort geblieben war. Nach der Aufgabe Achet-Atons wurde der Regierungssitz nicht zurück nach Theben, sondern nach Memphis verlegt. Ein Grund dafür mag die von militärischem Standpunkt aus gesehene, strategisch wichtige Position der Stadt Memphis gewesen sein. Auf der anderen Seite erstarkte Theben, ebenso wie Heliopolis, als theologisches Kultzentrum, auf das Tutanchamun seine aktive Bautätigkeit kon- zentrierte.

Tutanchamuns Tod kam unerwartet und früh im Alter von 18 Jahren.16Dass sich der Gottesvater Eje schon im Verlauf der Bestattungsvorbereitungen Tutanchamuns zum neuen Pharao erhob, belegt die Malerei im Grab des Tutanchamun (KV 62), in der Eje das Mundöffnungsritual an der Mumie des Königs durchführt. Dabei trägt er bereits die Blaue Krone (ägyptisch: Chepresch) und besitzt eine in der Beischrift genannte Königstitulatur. Nachdem Eje in seinem 4. Regierungsjahr verstorben war, gelangte General Haremhab auf den Thron.17Seine Herkunft liegt im Dunkeln.18 Auch Haremhab suchte die direkte Verbindung und die Legitimation seines Königtums durch den Reichsgott Amun – so ließ er seine etwa 13 Jahre andauernde Regentschaft am thebanischen Opet- Fest durch jenen Gott kultisch legitimieren.19

ECHNATON UND ATON: DIE DAMNATIO MEMORIAE UND DAS WEITERLEBEN EINES FUNKENS Wie die Entwicklung unter Echnatons Nachfolgern zeigte, kam es zunächst zu einer verstärkten Reduzierung der revolutionären Lehre um Aton, bis sie schließlich gänzlich zugunsten der Rückkehr zum alten Polytheismus verebbte. Zur fanatischen Verfolgung gingen erst Haremhab (1319–1292 v.

Chr.) und die frühen ramessidischen Könige – insbesondere Ramses II. – über, die es sich zur Aufgabe machten, die Erinnerung an den verhassten „Ketzerkönig“ Echnaton für alle Zeit auszulöschen.20In der 19. Dynastie fegte ein Sturm der damnatio memoriae durch das Land, als deren Resultat In- schriften, Reliefs und Statuen verstümmelt sowie Tempel und Paläste in Achet-Aton weitgehend zerstört wurden.

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CHRISTINA HANUS

Obgleich Darstellungen und Namen Echnatons und seiner Gottheit weitgehend gelöscht wurden, um das Andenken an diese religiöse Revolution zu tilgen, prägten zahlreiche Impulse aus der Amarna-Kunst und den theologischen Konzepten Echnatons in modifizierter Form die Ramessidenzeit (1292–1070/69 v. Chr.). Der Ansatz einer „Offenbarung“ des einzigen universellen Gottes wurde in der Ramessidenzeit weiterinterpretiert und -entwickelt, um an die aktuellen religiösen Bedürfnisse angepasst zu werden. So entstand das Konzept des verborgenen Gottes, das versuchte, den Gegensatz von einem Urgott und der Auffächerung in viele verschiedene Götter zu vereinen. Amun (im Ägyptischen: der „Verborgene“) steht als einziger Gott am Anfang von Allem und erhebt sich nach der Erschaffung der Welt als König über alle anderen Götter. Er bleibt jedoch verborgen hinter den andern Göttern, quasi „unsichtbar“ für das menschliche Auge.

Einige theologische Tendenzen, Formulierungen und Inhalte, die in Echnatons „Großem Aton-Hymnus“21vorkommen, finden ähnliche Parallelen in den Wurzeln der großen monotheis- tischen Offenbarungsreligionen.22Der Funke, den Echnaton in seinem Eifer zu einem revolutio- nären Feuer entfacht hatte, konnte somit nie völlig erlöschen.

Trotz der radikalen Bestrebungen der ramessidischen Könige, das Gedächtnis an Echnaton und seinen Gott auszulöschen, hatte vielleicht gerade diese Zerstörungswut aus heutiger Sicht genau das Gegenteil bewirkt und Echnaton zu dem vielleicht berühmtesten Pharao in der Ge- schichte Ägyptens werden lassen: indem das Wenige, das man von ihm wusste, und die lebhaften Spekulationen um seine Person, seine schöne Gemahlin und seine Gottheit die Neugierde und Phantasie der Menschen beflügelte.

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1 J. Assmann: Re und Amun: Die Krise des polytheistischen Weltbilds im Ägypten der 18.–20. Dynastie, Orbis Biblicus et Orientalis 51, Freiburg und Göttingen 1983.

2 Wichtige schriftliche Quellen sind hier die Jenseitsbücher des Königs, die Sonnenlitanei und das Amduat. Zum näheren Inhalt des Amduat siehe E. Hornung: Die Unterweltsbücher der Ägypter, Zürich und München 2002.

3 Gedenkskarabäen stellen eine wichtige Quelle der damaligen Geschehnisse dar. Im Verlauf der ersten zwölf Regierungsjahre Amenophis’ III. wurden fünf Serien von Gedenkskarabäen ge- fertigt, von denen mehrere Kopien erhalten geblieben sind.

4 Auf dem Lake Scarabdes Metropolitan Museum of Art New York (Rogers Fund, 195, no. 35.2.1) nennt der Text die Stadt

„Djarucha“ (heute Birket el-Habu).

5 Siehe: A. Kozloff; B. Bryan: Egypt’s Dazzling Sun, Ausstel- lungskatalog, Cleveland 1992, S. 71–72.

6 Siehe D. Wildung: Le frère aîné d’Ekhnaton. Réflexions sur un décès prématuré, in: Bulletin de la Société Française d’Égyptologie 143, 1998, S. 10–18.

7 Zumindest ist belegt, dass die älteste Tochter des Herrscher- paares im 1. Regierungsjahr zur Welt kam.

8 Zwei der Töchter, die später zur Welt kamen, hörten auf die Namen Meket-Aton („Mein Schutz ist Aton“) und Anch-es- en-pa-Aton („Sie lebt für Aton“).

9 In dem Berliner Reliefblock ÄM 2072 des Falkengottes spie- gelt sich sinnfällig die Prägung der Sonnenreligion der frühen Regierungsjahre Amenophis’ IV.

10 Vgl. hierzu auch H. A. Schlögl: Echnaton, 2008, S. 90; wie auch J. Fletcher: The Search for Nefertiti, 2004, S. 326. Schlögl setzt als Todesjahr Echnatons das Jahr 1335 v. Chr. an, wäh- rend Fletcher das 17. Regierungsjahr des Königs auf das Ka- lenderjahr 1336 v. Chr. datiert.

11 J. von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten.

Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v. Chr., Münchner Ägyptologische Studien (MÄS) 46, Mainz 1997.

12 Um wen es sich bei der Figur des Semenchkare tatsächlich gehandelt hat, bleibt noch umstritten. Zum einen könnte es sich bei Semenchkare um Nofretete gehandelt haben, die eine Zeit lang gemeinsam mit ihrem Gatten und nach dessen

Tod mit der eigenen Tochter Merit-Aton weiterregiert und den täglichen Opferdienst für Aton vollzogen hat. Befürwor- ter dieser These sind u. a. John R. Harris, Julia Samson, Ni- cholas Reeves, Christine El Mahdy, Joann Fletcher. Ebenso findet jedoch eine andere These, nach der Semenchkare ein Mann gewesen sei, Vertreter in der Ägyptologie. Für diese These sprechen sich u. a. Marc Gabolde und Hermann A.

Schlögl aus.

13 Chronologisch betrachtet kann es sich bei dem Zeitrahmen maximal um ein Jahr gehandelt haben.

14 Das Dekret ist auf zwei Abschriften erhalten, die in Karnak in den Jahren 1905 und 1907 entdeckt wurden.

15 Später wurde der Text der Stele von Haremhab usurpiert, der sich mit dieser Tat als Retter der alten Werte feiern lassen wollte.

16 Die Altersangabe basiert zu einem Teil auf dem Fund von Weinkrügen im Grab des jungen Königs, bei denen der jüngste Jahrgang das 9. Regierungsjahr nennt. Dorothea Ar- nold datiert den Tod Tutanchamuns in das Jahr 1327 v. Chr.

Vgl. D. Arnold; H. E. Winlock: Tutankhamun’s Funeral, Aus- stellungskatalog, New York 2010, S. 9.

17 Hält man sich an die Datierung von Wolfgang Helck, so über- nahm Haremhab nach Ejes Tod offiziell das Königsamt im Jahr 1305 v. Chr. (Rolf Krauss datiert die Thronbesteigung ins Jahr 1319 v. Chr.).

18 Siehe T. Schneider, Lexikon der Pharaonen (1996), S. 190–

193.

19 Siehe hierzu: T. Schneider: Lexikon der Pharaonen. Stichwort Haremhab, 1996.

20 Eine Quelle dafür bietet der Brief des Bürgermeisters Paser, der zur Berliner Sammlung gehört (pBerlin 3040).

21 Der Hieroglyphen-Text ist lediglich im Grab des Eje (Grab Nr. 25) in Tell el-Amarna belegt, an der rechten Wand des kurzen Eingangskorridors zum Grabinneren. Abgesehen vom Großen Aton-Hymnus existiert auch der so genannte kürzere Kleine Sonnenhymnus, der aus weiteren fünf Gräbern in Tell el-Amarna überliefert ist.

22 Hier sei auf die Ähnlichkeit zwischen dem großen „Aton- Hymnus“ und dem 104. Psalm des Alten Testaments hinge- wiesen, die vielfach herausgestellt worden ist.

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II GESCHICHTE UND

ARCHÄOLOGIE EINER STADT

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VON TELL EL-AMARNA BIS 1914

Friederike Seyfried

ABB. 1 Die Ruinen von Amarna nach der Auf- nahme durch die Ingenieure undsavants der Ägypten-Expedition Napoleon Bonapartes. Im Plan sind links von der Mitte der Kleine Aton- Tempel und westlich davon die „Krönungshalle“

deutlich zu erkennen.

Die zu Recht als spektakulär bezeichneten Funde und Ergebnisse der Grabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft aus den Jahren 1911–1914 dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Unternehmungen nur einen winzigen Bruchteil der Grabungsgeschichte des Ortes „Tell el-Amarna“

ausmachen. Verglichen mit den Aktivitäten der verschiedenen britischen Unternehmungen be- legen die deutschen Kampagnen nur ein recht bescheidenes Zeitfenster – ein Umstand, der al- lerdings direkt mit dem verheerenden deutschen Kriegsverschulden des 20. Jahrhunderts zu- sammenhängt. Der folgende, kurze Abriss der Erforschungsgeschichte1von Tell el-Amarna bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges möchte insbesondere darlegen, dass der Ausgrabungsort längst kein „unbedeutender Fundort“ mehr war, als Borchardt seine Unternehmungen startete, sondern bereits damals eine begehrte – und gerade deshalb ausgewählte – Ausgrabungsstätte darstellte.2

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ABB. 2 Plan der Ruinen von Amarna nach der Aufnahme durch die königlich-preußische Expedition. Publiziert in Lepsius: Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien.

FRIEDERIKE SEYFRIED

Die Kenntnis der Ruinen der antiken Stadt Achet-Aton, die sich von Nord nach Süd entlang der modernen arabischen Dörfer el-Till, el-Hagg Quandil, el-Amariya und el-Hawata im östlichen Wüstensand abzeichnen und deren summarische Zusammensetzung ein fälschliches „Tell el- Amarna“3und noch verkürzter „Amarna“ entstehen ließen, geht bis an den Beginn des 18. Jahr- hunderts zurück. So findet man die erste Erwähnung der Grenzstele A, die sich auf der westlichen Nilseite bei Tuna el-Gebel befindet, bereits im Jahre 1714, als der Jesuitenpater Claude Sicard diesen Ort besuchte und beschrieb. Weitere Reisende, so Frederic L. Norden und Charles Perry, durchstreiften die Gegend in den Jahren 1738 und 1741, hinterließen aber keine wissenschaftlichen Aufzeichnungen in größerem Umfange. Dies blieb der herausragenden Pionierarbeit der Mitglieder der Napoleonischen Expedition von 1798/99, namentlich Edmé François Jomard, überlassen, der sich von den erhaltenen Ziegelstrukturen der Stadtanlagen beeindruckt zeigte und bereits die einzelnen großen Häuser, die Tempelanlagen sowie die große Hauptstraße durch die Stadt

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ABB. 3 Ausschnitt aus den nicht mehr erhalte- nen Wandgemälden der Ägyptischen Abteilung im Neuen Museum. Ehemals Historischer Saal, Ostwand. Lithographie von E. Weidenbach.

erkannte und beschrieb. Auch der erste gedruckte Plan der Stadtruinen geht auf die Ägyptenex- pedition Napoleon Bonapartes zurück und findet sich in der Description de l’Égypte mit erstaunlich detailgenauen Einzelheiten (Abb. 1).

Nach der kurzen französischen Visite sollten etwas mehr als zwei Jahrzehnte ins Land zie- hen, bis die Gegend um Tell el-Amarna erneut im Interesse eines intensiveren wissenschaftlichen Besuches stand. Einer der ersten britischen Ägyptologen, John Gardner Wilkinson, entdeckte 1824 die Felsgräber am östlichen Gebirgsrand und widmete diesen bei seinem zweiten Besuch im Jahre 1826 – zusammen mit James Burton – seine besondere Aufmerksamkeit, indem er erste Abklatsche von den Darstellungen anfertigte und diese Aufzeichnungen in sein berühmtes Werk „Manners and Customs“4einfließen ließ. Zum ersten Mal gelangte nun Kenntnis der un- gewöhnlichen Darstellungskonventionen der Amarna-Zeit nach Europa und inspirierte die noch überschaubare Zahl an Experten der gerade im Entstehen begriffenen Disziplin der Ägyptologie als Wissenschaft. Es folgten Besuche von Robert Hay, der 1827 eine Grenzstele zeichnete, sowie 1828 von Jean-François Champollion, der in den Ruinen der Stadt den Großen Aton-Tempel ausmachen konnte. 1830–1833 kehrte Robert Hay mit einer Expedition erneut nach Amarna zurück und widmete sich der Freilegung der Gräber des Schatzmeisters und Harims-Verwalters Meri-Re und desjenigen des Bürgermeisters der Stadt, Nefer-cheperu-her-se-cheper. Im Jahr 1839 folgte eine Visite des französischen Zeichners und Archäologen Nestor L’Hôte, der nicht nur die Stadt, sondern auch die Grabanlagen aufsuchte.

Der maßgebliche Durchbruch in der wissenschaftlichen Einschätzung der Amarna-Zeit gelang allerdings erst der von Carl Richard Lepsius geleiteten königlich-preußischen Expedition, die in ihrem ersten Jahr, d. h. 1843, auf ihrem Weg nach Süden und nach Nubien zunächst nur drei Tage Station an diesem Ort machte und erste Gipsabgüsse und Zeichnungen anfertigte. Auf der Rückreise, im Jahr 1845, besuchte Lepsius die Ruinen und Gräber von Tell el-Amarna ein zweites Mal für insge- samt neun Tage. In dieser Zeit entstand auch eine neue Karte der Stadt, die erheblich genauer be- schaffen war als die erste der napoleonischen Expedition (vgl. Abb. 2). Zu den grundlegenden Er- kenntnissen von Richard Lepsius gehörten die Identifizierung von Echnaton mit Amenophis IV. und die eindeutige Benennung des Aton-Kultes als eine nahezu monotheistische, vom Herrscher ver- ordnete Religion. Außerdem konnte er die spätere gezielte Verfolgung und Ächtung dieser Zeit durch die offensichtlichen Aushackungen und Zerstörungen der Namen des Pharao und seiner Nachfolger Semenchkare, Tutanchamun und Eje nachweisen.

Die besondere Faszination, die diese Epoche auf Lepsius ausübte, spiegelte sich auch darin wider, dass er bei der Ausgestaltung des Neuen Museums sowohl im Historischen als auch im My- thologischen Saal mehrfach Szenen aus Amarna abbilden ließ (Abb. 3) und diese mit eindrücklichen Worten im Hinblick auf die Wertung der Sonnentheologie schilderte: „Schon als Prinz scheint er ein

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ABB. 4 Umzeichnung aus dem Grab des Mahu:

Echnaton und Nofretete im Streitwagen unter- halb des Strahlenaton

FRIEDERIKE SEYFRIED

Priester der Sonne gewesen zu sein; […] Als solcher beschloß er den Kult der Sonne in ihrer einfachsten Form über alle anderen Kulte zu stellen, welche in der ägyptischen Religion im Laufe der Zeiten von jenem abgeleitet waren. Bald aber ging er so weit, wahrscheinlich durch den Widerstand der Hierarchie dazu gebracht, den Dienst aller übrigen Götter im ganzen Lande abzuschaffen und selbst die Namen derselben, wo sie zum Vorschein kamen, und ihre Bilder zu vernichten. Seinen eigenen Namen Ame- nophis (Amenhotep), welcher den Namen des vor allen verfolgten Amon enthielt, gab er auf und ließ ihn überall, wo er aus den ersten Regierungsjahren schon auf Denkmälern eingegraben war, in den des Chu en aten, d. i. ‚Verehrer des Sonnendiskus‘, verändern. Er verließ auch die bisherige Residenz Theben und baute sich eine neue nördlichere in der Thalbucht am östlichen Nilufer, die jetzt El- Amarna heißt.“5Die von Lepsius herausgestellten Besonderheiten ließen Heinrich Brugsch im Jahr 1859 zum ersten Mal von einer „religiösen Revolution“ sprechen. Welche Bedeutung die akribische Dokumentation der preußischen Expedition noch heute für die Wissenschaft hat, mag anhand der in der Ausstellung gezeigten Abgüsse des Königspaares von der Grenzstele „N“ illustriert werden, die heute – aufgrund der modernen Beraubung durch Kunstdiebe – bedauernswerterweise nicht mehr erhalten sind. (Abb. 5)

Nach der preußischen Expedition von 1843 bis 1845 kehrte für längere Zeit Ruhe in Achet- Aton ein, bis sich zwischen 1881 und 1884 tatsächlich Grabungsaktivitäten in Tell el-Amarna entwi- ckelten. Die Franzosen Gaston Maspero und Urbain Bouriant begannen mit der systematischen Freilegung von 40 Felsgräbern und ihrer zeichnerischen Dokumentation, die in einer bedeutenden Publikation im Jahre 1903 vorgelegt wurde (Abb. 4). In diesem Zeitraum – in den Jahren 1881/82 – wurde auch das Königsgrab durch einheimische Bewohner entdeckt und zunächst geheim gehalten, um die Veräußerung der Funde als lukrative Einnahmequelle nicht zu gefährden.6Erst in den Jahren 1891/92 wurde das Grab offiziell durch den italienischen Ausgräber Alessandro Barsanti aufgenom- men. Weitere Dokumentationen der Darstellungen aus dem Königsgrab erfolgten ein Jahr später durch den jungen talentierten Zeichner und angehenden Archäologen Howard Carter, der im Jahre 1922 durch die Entdeckung des Grabes des Tutanchamun Weltruhm erlangen sollte. Während der bereits erwähnten Arbeiten von Maspero und Bouriant an den Felsgräbern entdeckte Letzterer 1883/84 den großen Aton-Hymnus im Grab des Eje, dessen Bedeutung jedoch erst 1895 durch die

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ABB. 5 Gipsabgüsse der Grenzstele „N“. Darstellung des Echnaton, der Nofretete und einer Prinzessin

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