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3 B ETEILIGUNG VON P ROTEINEN MIT SH2 D OMÄNEN AN CEACAM- VERMITTELTEN

3.1 Die Phosphatidylinositol-3’-Kinase als wichtiges Signalprotein in der CEACAM3-

3.1.2.5 Die Aktivität der Phosphatidylinositol-3’-Kinase ist notwendig für

Die Ergebnisse des vorangegangenen Kapitels zeigen, dass die Phagozytose von Opa52 -exprimiernden Gonokokken unabhängig von der PI3K-Aktivität erfolgt. Allerdings spielen die Reaktionsprodukte der PI3K-Aktivität eine wichtige Rolle bei der Assemblierung des NADPH-Oxidase Komplexes in Phagozyten. Somit sind sie an der Generierung reaktiver Sauerstoffderivate (oxidative burst) beteiligt (Hawkins et al. 2007).

Aus diesem Grund wurde untersucht, ob die Aktivität der PI3K bei der Abtötung phagozytierter Gonokokken eine Rolle spielt. Hierfür wurde die Produktion reaktiver Sauerstoffderivate in Granulozyten gemessen, während diese mit CEACAM-bindenden Gonokokken infiziert wurden. Für die Infektion der Granulozyten wurden CEACAM3-bindende, Opa52-exprimierende Gonokokken verwendet. Als Kontrollen dienten Gonokokken, welche kein Opa Protein exprimierten (Opa-), sowie Gonokokken, welche Opa56 -exprimierten. Das Opa56 Protein wird durch keines der auf Granulozyten exprimierten CEACAMs erkannt (vgl. Tab. 1.3.1, siehe auch (Dehio et al. 1998)), wodurch eine Aufnahme und Abtötung dieser Bakterien nicht zu erwarten war. Sämtliche Infektionsexperimente wurden in Abwesenheit von opsonisierenden Reagenzien, wie beispielsweise spezifischen Antikörpern oder anderen Komplementfaktoren, durchgeführt. Die Inkubation der Granulozyten mit Opa- bzw. Opa56-exprimierenden Gonokokken bewirkte keine Erhöhung in der Generierung von reaktiven Sauerstoffderivaten (Abb. 3.1.6A und B). Wurden die Granulozyten allerdings mit Opa52-exprimierenden Gonokokken infiziert, resultierte dies in einer signifikant erhöhten Produktion reaktiver Saurstoffderivate (Abb. 3.1.6A und B). Die Inhibierung der PI3K-Aktivität mittels Wortmannin hatte einen negativen Effekt auf die Produktion reaktiver Sauerstoffderivate. Bereits die Verwendung von 1 nM Wortmannin ergab eine um 45 % verringerte Produktion dieser bakterientötenden Sauerstoffverbindungen.

3 Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen

Abb. 3.1.6 Die Aktivität der Phosphatidylinositol-3’-Kinase ist notwendig für die Generierung reaktiver Sauerstoffderivate in Granulozyten und die Abtötung der über CEACAM3 internalisierten Gonokokken.

(A) Humane Granulozyten wurden mit Ngo Opa-, Ngo Opa52 oder Ngo Opa56 infiziert oder blieben uninfiziert.

Die Entstehung reaktiver Sauerstoffderivate (Oxidativer burst) wurde über einen Zeitraum von 100 min gemessen. Die Grafik zeigt ein repräsentatives Experiment. Experimente mit frisch isolierten Granulozyten von drei verschiedenen Spendern ergaben gleichwertige Ergebnisse. (B) Der Oxidative Burst wurde wie unter (A) beschrieben, gemessen. Um den gesamten Oxidativen burst zu bestimmen, wurde die Fläche unter den Kurven berechnet. Die Grafik zeigt ein repräsentatives Experiment. Experimente mit frisch isolierten Granulozyten von drei verschiedenen Spendern ergaben gleichwertige Ergebnisse. (C) Humane Granulozyten wurden mit den angegebenen Konzentrationen Wortmannin (W) präinkubiert. Die Zellen blieben uninfiziert oder wurden mit Ngo Opa- oder Ngo Opa52 infiziert und der Oxidative burst wurde, wie in (B) beschrieben, gemessen und quantifiziert. Die Grafik zeigt ein repräsentatives Experiment. Experimente mit frisch isolierten Granulozyten von drei verschiedenen Spendern ergaben gleichwertige Ergebnisse. (D) Humane Granulozyten wurden mit Ngo Opa52 oder Ngo Opa56 (MOI = 1) für 60 und 240 min in An- oder Abwesenheit von Wortmannin infiziert. Der Abbau der Opa Proteine wurde durch Lyse der Zellen und anschließenden Western Blot mittels monoklonalem anti-Opa Antikörper analysiert. (E) Gonokokken, welche Opa52 oder Opa56 exprimieren, wurden für 60 und 240 min in An- oder Abwesenheit von Trypsin inkubiert. Der Abbau der Opa Proteine wurde, wie unter (D)

Wurde die Wortmannin-Konzentration auf 10 nM erhöht, bewirkte dies eine vollständige Inhibierung der Produktion reaktiver Sauerstoffverbindungen (Abb. 3.1.6C). Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass in Folge der Bindung Opa52-exprimierender Gonokokken an CEACAM3 die schnelle Rekrutierung und Aktivierung der PI3K bei der Generierung reaktiver Sauerstoffderivate eine wichtige Rolle spielt. Im Folgenden sollte deshalb überprüft werden, ob die Aktivität der PI3K mit dem Abbau phagozytierter Bakterien in Zusammenhang steht. In der Mikrobiologie werden solche Experimente üblicherweise mittels der etablierten Methode des Gentamicin-Protektions Assays durchgeführt (Elsinghorst 1994).

Bei diesem Assay werden nach der Infektion eukaryotischer Zellen alle extrazellulären Bakterien mit Hilfe des Antibiotikums Gentamicin abgetötet. Da Gentamicin nur sehr schwer membrangängig ist, werden alle intrazellulären Bakterien vor der Abtötung geschützt. Die intrazellulär überlebenden Bakterien werden anschließend durch sanfte Lyse der eukaryotischen Zellen freigesetzt und durch Erstellung von Verdünnungsstufen mit anschließender Keimzahlbestimmung, quantifiziert.

Dieses Verfahren des Gentamicin-Protektions Assays kann für Infektionsexperimente mit Granulozyten nicht angewendet werden, da bei der Lyse der Granulozyten alle internalisierten Bakterien durch die Freisetzung der granulären Enzyme abgetötet würden. Um die Beteiligung der PI3K bei der Abtötung der Gonokokken dennoch untersuchen zu können, wurde ein indirektes Nachweisverfahren angewandt. Ziel dieses Versuchsaufbaus war es, durch die Degradation des bakteriellen Oberflächenproteins Opa52 den Abbau der Bakterien durch die Granulozyten und damit indirekt die Abtötung der Mikroben nachzuweisen. Hierfür wurden humane Granulozyten mit einem Verhältnis von einer Gonokokke pro Granulozyt (MOI = 1) infiziert. Nach 60 oder 240 min Inkubationszeiten wurden die Ansätze lysiert und die Menge an intaktem Opa Protein durch Western Blot Analyse nachgewiesen.

Die für die Infektionsexperimente verwendeten Gonokokken exprimierten entweder Opa52

oder Opa56. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel beschrieben, bindet das Oberflächenprotein Opa56 nur an CEA, welches nicht von Granulozyten exprimiert wird, so dass Opa56-exprimierende Gonokokken unter diesen Bedingungen nicht phagozytiert werden.

Desweiteren kann die Stimulation der Produktion reaktiver Saurstoff-Derivate durch diese Gonokokken ausgeschlossen werden. Aufgrund dessen stellen die Opa56-exprimierende Gonokokken eine ideale Negativkontrolle dar. Die Western Blot Analyse in Abbildung 3.1.6D zeigt sehr deutlich, dass zu beiden Zeitpunkten das intakte Opa56 in jeweils gleichen Mengen detektierbar war. Im Gegensatz dazu war das Opa52 Protein nach 240min

3 Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen

nahezu vollständig degradiert. Dies lässt vermuten, dass die Bakterien dieses Infektions-ansatzes phagozytiert und abgebaut wurden (Abb. 3.1.6D). Kontrollansätze, in welchen Opa52- und Opa56-exprimierende Gonokokken mit Trypsin inkubiert wurden, zeigten, dass diese Oberflächenproteine in vergleichbarem Maß sensitiv gegenüber Proteasen sind (Abb. 3.1.6E). Wurden die Infektionsansätze mit Wortmannin behandelt, führte dies zur Inhibierung des Abbaus von Opa52 durch die Granulozyten (Abb.3.1.6D). Dabei war der Abbau von Opa52 zeitabhängig, denn nach 60 min waren, unabhängig von der An- oder Abwesenheit von Wortmannin, noch gleiche Mengen von Opa52 im Infektionsansatz vor-handen. Im Gegensatz dazu war nach 240 min, im Infektionsansatz ohne Wortmannin, fast alles Opa52 Protein degradiert, während die Menge an Opa52 in den mit Wortmannin behandelten Ansätzen unverändert blieb.

Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass die CEACAM3-induzierte Rekrutierung und Aktivierung der PI3K nicht nur essentiell für die Produktion reaktiver Sauerstoffderivate ist, sondern in diesem Zusammenhang auch an der effektiven Abtötung CEACAM-bindender Bakterien beteiligt ist.

3.1.3 Diskussion

Mehrere, an den Menschen angepasste Pathogene benutzen Mitglieder der CEACAM-Familie, um die Schleimhautoberflächen ihres Wirtes zu besiedeln. Im Gegenzug verfügt das angeborene Immunsystem des Menschen mit CEACAM3 über einen spezialisierten Rezeptor, der die Opsonin-unabhängige Erkennung und Eliminierung von CEACAM bindenden Bakterien ermöglicht. In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, dass der granulozytische Rezeptor CEACAM3 nicht nur die Bindung und Phagozytose von bakteriellen Pathogenen bewerkstelligt, sondern auch die Produktion bakterizider Sauerstoffverbindungen einleitet.

Die schnelle Synthese von reaktiven Sauerstoffderivaten durch Granulozyten erfolgt als Antwort auf CEACAM-bindende Mikroben und hängt von der Aktivität der an die dicht gedrängten CEACAM3 Moleküle rekrutierten PI3K ab. Die direkte, SH2-vermittelte Bindung der regulatorischen Untereinheit der PI3K an den phosphorylierten Tyr230 (pTyr230) der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 liefert eine Erklärung für die Geschwindigkeit und Effizienz, mit der die oxidative Antwort der Granulozyten auf nicht opsonisierte N. gonorrhoeae erfolgt. Gleichzeitig ist dies auch ein Hinweis darauf, dass die CEACAM3-vermittelte, angeborene Immunantwort dabei hilft, die Ausbreitung von CEACAM-bindenden

Die Daten der vorliegenden Arbeit zeigen, dass beide SH2 Domänen der regulatorischen Untereinheit p55 der PI3K (PI3KR3) fähig sind direkt an das pTyr230, nicht aber an das pTyr241 der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 zu binden. Das pull-down Experiment zeigte, dass die Interaktion der C-terminalen SH2 Domäne der PI3KR3 und phosphoryliertem CEACAM3 auch dann noch stattfindet, wenn das Tyr230 gegen Phenylalanin ausgetauscht ist.

Dieses Ergebnis kann allerdings durch vergleichende Betrachtung der Ergebnisse des pull-down Experiments und des CEACAM3-Peptid-Bindeexperiments (Abb. 3.1.3) erklärt werden.

Das pull-down Experiment zeigte, dass die Mutation des Tyr230 von CEACAM3 die Assoziation der N-terminalen SH2 Domäne der PI3KR3 mit phosphoryliertem CEACAM3 vollständig unterbindet. Im Gegensatz dazu konnte erst die Mutation beider Tyrosine von CEACAM3 die Assoziation mit der C-terminalen SH2 Domäne aufheben. Diese Ergebnisse deuten daraufhin, dass die C-terminale SH2 Domäne an beide Phosphotyrosine, die N-terminale SH2 Domäne allerdings nur an den pTyr230 binden kann. Für die Tatsache, dass die Interaktion der C-terminalen SH2 Domäne mit beiden Phosphotyrosinen nicht im CEACAM3-Peptid-Bindeexperiment nachweisbar war, gibt es zwei mögliche Erklärungsansätze. Zum einen ist es möglich, dass für die Bindung der PI3KR3-C-SH2 Domäne an den pTyr241 die dreidimensionale Struktur des zytoplasmatischen Abschnitts von CEACAM3 wichtig ist. Zum anderen wäre es auch denkbar, dass die C-terminale SH2 Domäne eine höhere Bindungsaffinität für den pTyr230 hat als für den pTyr241. Diese These wird durch das pull-down Experiment mit der PI3KR3-C-SH2 Domäne unterstützt, aus dem zu erkennen ist, dass die Mutation des Tyr230 einen stärkeren Effekt zeigt, als die Mutation des Tyr241. Insgesamt zeigen die Ergebnisse aber auch, dass die Bindungsaffinität der C-terminalen SH2 Domäne für den pTyr230 geringer ist als die Bindungsaffinität der N-terminalen SH2 Domäne für diesen pTyr-Rest. Bereits frühere Studien zeigten, dass zwei SH2 Domänen eines Proteins unterschiedliche Bindungsaffinitäten für das gleiche Phospho-tyrosinprotein haben können. So konnten beispielsweise Jones et al. mittels eines SH2 Domänen Arrays nachweisen, dass die N-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 eine vierfach höhere Bindungsaffinität für den phosphorylierten ErbB-Rezeptor hat als die C-terminale SH2 Domäne (Jones et al. 2006). Somit scheint es in dem hier vorliegenden Fall nicht unwahrscheinlich, dass die N-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 aufgrund ihrer höheren Bindungsaffinität für den pTyr230 von CEACAM3 an diesen bindet und in der Folge die C-terminale SH2 Domäne mit dem pTyr241 interagiert. Durch auf der Oberflächen-plasmonresonanz Methodik basierende Untersuchungen könnte diese Theorie näher analysiert

3 Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen

werden. Weiterhin wäre es in diesem Zusammenhang sehr interessant, auch die Tandem-SH2 Domänen (GST-Fusion des Proteinabschnittes vom Anfang der N-terminalen bis zum Ende der C-terminalen SH2 Domäne) der PI3KR3 hinsichtlich des Bindungsverhaltens an phosphoryliertes CEACAM3 zu untersuchen.

Interessanterweise dient das pTyr230 in der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 auch als Bindungsstelle für den Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav (Schmitter et al. 2007a).

Des Weiteren ist dieser Tyrosinrest in eine YxxL Sequenz eingebettet, welche als Bindemotiv für SH2 Domänen von PTKs der Src-Familie identifiziert wurde (Songyang et al. 1993).

Bisher unveröffentlichte Beobachtungen unserer Arbeitsgruppe zeigen, dass auch die gut dokumentierten Interaktionen von CEACAM3 mit PTKs der Src-Familie, wie Hck und Yes, ebenfalls am pTyr230 stattfinden (Schmitter et al. 2007b; Buntru et al. 2009). Diesen Sachverhalt betreffend existieren einige, sich nicht gegenseitig ausschließende Möglichkeiten, die Assoziation eines einzelnen Aminosäurerestes mit mehreren, für die CEACAM3-vermittelte Signaltransduktion erforderliche Faktoren zu erklären. Einerseits führt die Bindung der multivalenten Bakterien eindeutig zur Bündelung mehrerer CEACAM3 Moleküle in einem räumlich eng begrenzten Bereich der Zelle (Schmitter et al. 2004; Buntru et al. 2009). Dies würde es allen pTyr230 bindenden Komponenten ermöglichen, sich gleichzeitig in derselben Region der Zelle anzureichern. In diesem Fall würde ein Teil der phosphorylierten Rezeptoren mit jeweils einem SH2 Domänen enthaltenden Protein im Komplex vorliegen. Die Größe der Anteile würde sich hier durch die Affinitäten und relativen lokalen Konzentrationen der vorhandenen Bindungspartner ergeben. Andererseits sind die Interaktionen des zytoplasmatischen Abschnitts von CEACAM3 und seiner zytoplas-matischen Bindungspartner nur vorübergehender Natur. Durch Lebendzellmikroskopie wurde herausgefunden, dass nach Bindung von OpaCEA-exprimierenden N. gonorrhoeae und anschließender Bündelung mehrer CEACAM3 Moleküle die SH2 Domäne von Hck sehr schnell an den Rezeptor rekturiert wird und dann binnen 5-10 min wieder verschwindet (Buntru et al. 2009). Demzufolge könnte eine Hierarchie der zytoplasmatischen Faktoren existieren, die in einer zeitlich geordneten Abfolge mit dem intrazellulären Abschnitt von CEACAM3 interagieren. Weitere Untersuchungen mittels Lebendzellmikroskopie unter Einsatz von unterschiedlich markierten SH2-Domänen sowie die biochemische Ermittlung der Dissoziationskonstanten von CEACAM3 und einer Reihe von SH2 Domänen würden zur Klärung dieses Sachverhalts beitragen.

Ein überraschendes Ergebnis ist der Befund, dass die Rekrutierung und direkte Assoziation der PI3K für den durch CEACAM3 ausgelösten Phagozytoseprozess entbehrlich zu sein scheint. Die Aktivität der PI3K wird offenbar weder in CEACAM3-transfizierten Zelllinien noch in primären humanen Granulozyten, welche diesen Rezeptor endogen exprimieren, für die Aufnahme der Bakterien benötigt. Diese Ergebnisse zeigen einen großen Unterschied zur dokumentierten, essentiellen Rolle der PI3K-Aktivität bei der Opsonin-vermittelten Aufnahme von Partikeln durch den Fcγ Rezeptor (Araki et al. 1996). Untersuchungen mit nicht natürlich vorkommenden Phagozyten, die durch transiente Expression von funktionellen Fcγ Rezeptoren in COS-1 Zellen generiert wurden, zeigten, dass der Phagozytoseprozess von IgG-opsonisierten roten Blutkörperchen durch diese Zellen hochempfindlich gegen die Behandlung mit Wortmannin ist (Indik et al. 1995). Weiterführende Beobachtungen ergaben, dass die Inhibierung der Phagozytose durch Wortmannin von der Größe der Partikel abhängig ist. So können IgG-beschichtete Latex-Kügelchen mit einem Durchmesser von unter 2 µm über einen PI3K-unabhängigen Prozess aufgenommen werden (Cox et al. 1999). Für gewöhnlich beträgt die Größe der Diplokokken von N. gonorrhoeae 1-2 µm, was nahelegt, dass dieses Bakterium unter der kritischen Größe für die PI3K-Abhängigkeit der Aufnahme liegt. Unsere Experimente mit Mausmakrophagen und humanen Granulozyten zeigen jedoch, dass IgG-opsonierte Gonokokken von diesen zwei Zelltypen in mechanistisch unter-schiedlicher Art und Weise aufgenommen werden. Offensichtlich bestimmt in diesem Fall nicht nur die Größe oder die Opsonisierung des mikrobiellen Partikels, sondern auch der Zelltyp darüber, ob die Aufnahme in Abhängigkeit von der PI3K oder unabhängig davon erfolgt. Die Opsonin unabhängige Internalisierung von OpaCEA exprimierenden Gonokokken durch humane Granulozyten ist offenkundig nicht von der Aktivität der PI3K abhängig.

Auf den ersten Blick stehen die Ergebnisse, welche eine PI3K-unabhängige Aufnahme von OpaCEA exprimierenden Gonokokken zeigen, im Widerspruch zu einer früher veröffentlichten Arbeit, die zeigte, dass der Einsatz von Wortmannin das Verhältnis von internalisierten und insgesamt an die Zelle gebundenen Bakterien um rund 40 % reduziert (Booth et al. 2003).

Allerdings war die Anzahl der zellassoziierten Bakterien in diesem experimentellen System durch die Behandlung mit Wortmannin um rund 50 % erhöht, während die absolute Anzahl der internalisierten Gonokokken unverändert blieb (siehe Abb. 2 in (Booth et al. 2003)). In den Untersuchungen der vorliegenden Arbeit konnte weder in CEACAM3 transfizierten HEK293T Zellen noch in humanen Granulozyten eine Veränderung in der Gesamtzahl der zellassoziierten Bakterien nach Inhibierung der PI3K festgestellt werden. Diese Diskrepanz

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könnte darauf zurückzuführen zu sein, dass durch die von Booth et al. verwendetet mikroskopische Auswertung der Bakterienaufnahme lediglich eine kleine Anzahl von Zellen untersucht werden konnte. Im Gegensatz dazu wird durch die in dieser Arbeit angewandte Methode des FACS-Invasions Assays eine viel größere Zellzahl (ca. 1x104) hinsichtlich der Bakterienaufnahme untersucht.

Trotz der Tatsache, dass die Aktivität der PI3K für die CEACAM3-vermittelte Aufnahme von OpaCEA-exprimierenden N. gonorrhoeae nicht benötigt wird, bringt die direkte Interaktion ihrer regulatorischen Untereinheit mit dem lokal angehäuften CEACAM3 die Lipidkinase in die Nähe ihres Substrates in der Zellmembran. In der Tat wurde durch die Rekrutierung von fluoreszenzmarkierten PH-Domänen ein starker Anstieg des PI(3,4,5)P3-Spiegels in den Membranabschnitten beobachtet, in denen CEACAM3 mit den Bakterien assoziiert (Booth et al. 2003). Neben der Reorganisation des Aktinzytoskeletts durch die Rekrutierung von Guaninnukleotid-Austauschfaktoren für RhoGTPasen, wie z.B Vav oder Tiam, oder der Aktivierung von Kinasen wie PKB oder Tec erfüllt PI(3,4,5)P3 auch eine zentrale Rolle in der Regulation von Effektorfunktionen von Granulozyten (Dewald et al. 1988; Arcaro and Wymann 1993; Hawkins et al. 2006). Insbesondere der NADPH-Oxidase-Komplex in Neutrophilen, der aus zwei membrangebundenen Untereinheiten (Cytochrom b558/gp91phox und p22phox) und vier löslichen Proteinen (p67phox, p47phox, p40phox und GTP-beladenes Rac2) besteht, unterliegt einer strikten Regulation und benötigt die Stimuli von 3’-phosphorylierten Phosphatidylinositolen in mehreren Abschnitten seiner Funktion (Bokoch and Diebold 2002;

Hawkins et al. 2007). Beispielsweise wird PI(3,4,5)P3 benötigt, um den Rac2 Guanin-nukleotid-Austauschfaktor P-Rex1 an die Membran zu rekrutieren und zu aktivieren (Welch et al. 2002; Zhao et al. 2007). Darüber hinaus kann PI(3,4,5)P3 von Lipidphosphatasen zu PI(3)P umgesetzt werden, welches allerdings auch direkt durch Phosphatidylinositol-Kinasen der Klasse III generiert werden kann (Vanhaesebroeck et al. 2001). Dieses 3’-phosphorylierte Phosphatidylinositol ist essentiell für die Rekrutierung und allosterische Aktivierung von p40phox und somit an der FcγR-vermittelten Produktion reaktiver Sauerstoffderivate beteiligt (Ellson et al. 2006; Suh et al. 2006). Da Wortmannin und LY294002 die Phosphatidylinositol-3’-Kinasen der Klassen I und III gleichermaßen inhibieren, ist es nicht möglich, die individuellen Beiträge dieser Enzymklassen für die durch CEACAM3 ausgelöste Produktion der reaktiven Sauerstoffderivate zu beurteilen. Dennoch erscheint die Annahme plausibel, dass die maximale Aktivierung der NADPH-Oxidase, als Antwort auf CEACAM3-bindende Bakterien, eine koordinierte Aktivität beider Klassen von

Phosphatidylinositol-3’-Kinasen benötigt. Die intrazelluläre Zerstörung phagozytierter Bakterien ist dabei offenkundig von der Aktivität der PI3K, über den Zeitraum von einigen Stunden, abhängig. Dies weißt auf eine koordinierte Prozessierung der internalisierten Gonokokken durch reaktive Sauerstoffderivate und proteolytische Enzyme des Wirtes hin.

Interessanterweise besitzen ausser N. gonorrhoeae noch einige andere Gram-negative, an den Menschen angepasste Pathogene, wie N. meningitidis, Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis, Adhäsine, um an CEACAMs zu binden (Gray-Owen and Blumberg 2006).

Ähnlich wie die Gonokokken besitzen auch diese Pathogene die Fähigkeit der erworbenen Immunantwort durch verschiedene Mechanismen, wie z. B. die Sekretion von Immunglobulin-Proteasen oder Variation ihrer Oberflächenstrukturen, zu entgehen. Die Expression von CEACAM3 auf Granulozyten scheint eine spezifische Anpassung des humanen, angeborenen Immunsystems zu sein, um einen in der Keimbahn verankerten Rezeptor zur effizienten Phagozytose und Abtötung von CEACAM-bindenden Bakterien bereit zu stellen. Die Ergebnisse dieser Arbeit unterstreichen die Bedeutung des molekularen Netzwerkes der ITAM-ähnlichen Sequenz im zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3 für die Koordination dieser Prozesse und geben Impulse für die weitere Erforschung dieses besonderen phagozytischen Rezeptors.

3 Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen

3.2 Das Signalprotein Grb14 ist am CEACAM3-vermittelten