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2.1 Kategorisierung von Visionen der Computernutzung

2.1.3 Historische Computer-Werkzeuge

2.1.3.1 Bushs MEMEX

die Absicht, mit der neuartigen Technologie alltägliches menschliches Handeln zu unterstüt-zen. Eine derartige Idee der Nutzung von Computern war in dieser Zeit nicht weit verbreitet.

Es ging auch beim ENIAC und seinen Nachfolgern darum, zu zeigen, dass menschliche Auf-gaben von technischen Artefakten übernommen werden können. Die Art und Weise, wie dies geschieht, und die Tendenz, möglichst vielfältige, alltägliche menschliche Aufgaben durch Computer zu unterstützen, finden sich in der Vision und Realisierung des ENIAC noch nicht.

Alan Kay, ein noch vorzustellender Entwickler von Computern, fasste einst treffend zusam-men, was hier über historische Visionen der Computernutzung unter der Maschinen-Metapher konstatiert wurde. Er sagte über den UNIVAC, einen Nachfolger des ENIAC: „[…] when the Univac-I appeared […] computing was still done on machines that had to be owned by an institution.” (Kay 2002).

Während des zweiten Weltkriegs leitete Bush sämtliche militärische Forschungs- und Ent-wicklungsprogramme der USA. Vielleicht gerade aufgrund seines tiefen Einblicks in die Zu-sammenarbeit zwischen Militär und wissenschaftlicher Forschung forderte Bush 1945 in sei-nem bekanntesten Aufsatz „As we may think“ (Bush 1945) eine Neuorientierung der Wissen-schaft64. Nachdem er die Verstrickung amerikanischer Forscher in den Krieg eingestanden hatte, fragte er: „What are the scientists to do next?“ (Bush 1945: 101). Als Antwort auf diese Frage schlug er vor, Wissenschaftler sollten sich nicht weiter der Unterwerfung der Natur durch den Menschen zuwenden. Vielmehr sollten sie ein selbstverursachtes Problem angehen, das er das Informationsproblem nannte (Bush 1945: 101). In einem satirischen, 1933 im Technology Review erschienenen Aufsatz mit dem Titel „The Inscrutable Thirties“ (Bush 1991) hatte Bush dieses Informationsproblem bereits einige Jahre früher beschrieben, indem er darauf hinwies, dass das naturwissenschaftlich-technische Wissen schneller zunähme, als selbst der interessierteste und aufmerksamste Leser es aufnehmen und verarbeiten könne.

Wissenschaftler, so Bushs Fazit, benötigten neue Hilfsmittel, um auf Dauer ihrer eigenen Er-gebnisse Herr zu bleiben.

Bush ging das Informationsproblem ingenieurmäßig an und versuchte, den Zugriff auf das in Bibliotheken gespeicherte Wissen zu mechanisieren und automatisieren. Das Resultat dieses Versuchs waren der Navy Comparator und der Rapid Selector. Beide Artefakte setzten sich aufgrund ihrer ungeheuren physischen Größe und technischen Unzuverlässigkeiten nicht durch. Mit dem Rapid Selector konnten in erster Linie große Datenbestände verwaltet werden.

Untersuchungen zeigten, dass die Nutzung des Telefonbuchs unter bestimmten Voraussetzun-gen effizienter war, als der Einsatz des Rapid Selector (Friedewald 1999: 50).

Erst nach dem zweiten Weltkrieg setzte Bush mit seinem dritten Anlauf zur Lösung des In-formationsproblems einen Meilenstein in der Geschichte der Computerentwicklung. Auch wenn der MEMEX stets nur Idee blieb und nie gebaut wurde, inspirierte er zahlreiche der in den folgenden Abschnitten vorgestellten Computerbauer. Mittlerweile gilt Bushs Aufsatz „As we may think“ aus dem Jahr 1945 als einer der meist zitierten Aufsätze der neueren Technik-literatur (Smith 1991)65.

Schaffensphase das Ende des Analogrechnens und die Überlegenheit der Digitalrechner an. Dies mag ein Grund dafür sein, dass Bushs spätere Ideen aus den 1930er und 1940er Jahren nie zu einer technischen Entwicklung führten, sondern immer der Theorie verhaftet blieben.

64 Ebenfalls im Jahr 1945 unterbreitete Bush dem Präsidenten der USA unter dem Titel „Science – An Endless Frontier“ (Bush 1990) einen Vorschlag zur Organisation der Nachkriegswissenschaft.

65 Wiederholt hatte Bush seit 1939 versucht, seinen „As we may think“-Artikel im Fortune-Magazin abzudru-cken. Man hatte diesen jedoch immer abgelehnt, und Bush weigerte sich, den Artikel zu kürzen oder

umzu-Bush begann den Aufsatz mit einer Schilderung des Informationsproblems, verbunden mit der Warnung, dass wichtige wissenschaftliche Entdeckungen, wie etwa bei Mendels Vererbungs-gesetzen geschehen, jahrelang unbeachtet blieben oder gar vergessen würden, und dass andere Dinge doppelt entdeckt würden, weil zwei Forscher nicht von den Ergebnissen und Aktivitä-ten des jeweils anderen informiert seien. Zur Lösung dieses Problems entwickelte Bush die Idee zu einem technischen Artefakt, dem MEMEX. Diesen dachte er, wie sich anhand seiner Artikel und Zeichnungen rekonstruieren lässt, als ein für den individuellen Gebrauch konzi-piertes Hilfsmittel des Wissenschaftlers (Friedewald 1999: 53). Dieser sollte mit diesem Arte-fakt alle in Bibliotheken gespeicherten Informationen abrufen und mit seiner eigenen Kartei und seinen eigenen Aufzeichnungen verbinden und kombinieren können. Das Gerät selbst sollte wie ein Schreibtisch aussehen, mit einigen Steuerknöpfen und –hebeln und einer Vor-richtung zum Einlesen von Dokumenten. Alle Informationen wurden auf zwei Bildschirmen präsentiert. Die Technik befand sich im Inneren des Schreibtischs, der für den Benutzer eine Art Blackbox blieb. Der MEMEX sollte, so Bushs Ziel, ähnlich einfach zu benutzen sein wie ein Auto, das man auch fahren könne, ohne die Funktionsweise des Motors zu verstehen (Bush 1945: 104ff). Anders als der Rapid Selector und der Differential Analyzer, die beide mehrere Tonnen gewogen und die Größe mehrerer Schränke besessen hatten, legte Bush Wert darauf, dass der Wissenschaftler den MEMEX in seinem eigenen Arbeitszimmer aufstellen könne.

Der Speicher des MEMEX sollte auf Basis von Mikrofilmtechnik funktionieren. Bush hatte die Vision, man könne dem Wissenschaftler auf diese Weise alle in Bibliotheken verfügbaren Informationen zugänglich machen, eine Idee, die der Schriftsteller und Utopist H. G. Wells in verschiedenen Vorträgen als „Weltgedächtnis“ (World Brain) bezeichnet hatte (Wells 1938).

Allerdings verknüpfte Bush mit dieser Idee anders als Wells nicht zwangsläufig die soziale Forderung nach einer gerechteren Verteilung der Zugriffsmöglichkeiten auf Information und somit die Hoffnung auf eine egalitäre Gesellschaftsordnung. Ihm ging es primär um den ein-zelnen Wissenschaftler oder Informationsarbeiter, dem durch die Nutzung von Technik die Lösung eines persönlichen Problems ermöglicht werden sollte.

Neben der Möglichkeit, alle verfügbaren Informationen zu speichern, sollte der den MEMEX benutzende Wissenschaftler eigene Dokumente hinzufügen, kommentieren und mit den ge-speicherten verknüpfen sowie in den vorhandenen Dokumenten nach speziellen Inhalten oder

schreiben. So erschien der Aufsatz erst 1945, dafür gleich in zwei verschiedenen Magazinen, zum einen im klei-nen, aber renommierten Atlantic Monthly, zum anderen in kommentierter und illustrierter Form im Life-Magazin, über das Bush eine breite Masse an Lesern erreichte.

Passagen suchen können. Bush diskutierte zahlreiche Eingabevorrichtungen, von der Zyklo-penkamera66 über Spracheingabe sowie zahlreiche Ausgabemöglichkeiten von Papier, Mikro-film bis zur Sprachausgabe. Mit derartigen Vorrichtungen verfolgte Bush das Ziel, auch Techniklaien die Steuerung und Nutzung seines Gedächtniserweiterers zu ermöglichen.

Ein weiterer Anwendungsbereich bescherte Bush den Titel Vater des Hypertext. Auch wenn dieser Begriff erst 1965 durch den noch vorzustellenden Theodor Holm Nelson (Nelson 1981:

1/29) geprägt wurde, beschrieb Bush bereits 1945 eine Form der Datenorganisation, die sich nicht nennenswert von Nelsons unterschiedet67.

Bush stellte fest, dass alphabetische und chronologische Indizes, die Informationen hierar-chisch organisieren, für wissenschaftliches Arbeiten nur bedingt geeignet seien. „The human mind doesn’t work that way.“ (Bush 1945: 106), so Bushs Feststellung68. Vielmehr arbeite das menschliche Gedächtnis mit assoziativen Verknüpfungen. Auch der MEMEX sollte In-formationen assoziativ verwalten und dem Benutzer erlauben, durch die Verknüpfung ver-schiedener Dokumente bzw. verver-schiedener Textstellen oder Bilder eigene Argumentations-pfade (Trails) anzulegen. Anders als im menschlichen Gedächtnis würden derartige Argumentationspfade im MEMEX über die Jahre hinweg nicht verblassen. Bush illustrierte diese Idee, indem er solche Argumentationspfade für ein geschichtliches Thema (die Überle-genheit der englischen Langbögen gegenüber den türkischen Kurzbögen zur Zeit der Kreuzzüge) entwickelte.

Anhand seiner Beschreibung möglicher Anwendungsbereiche für den MEMEX wird deutlich, dass Bush eine sehr breite Nutzerschicht vor Augen hatte: Er schilderte die sinnvolle Ver-wendung für Rechtsgelehrte, Mediziner und Geschichtswissenschaftler.

Dass der MEMEX nie gebaut wurde, liegt wohl vornehmlich daran, dass Bush auf die bereits zu seiner Zeit überholte Analogtechnologie setzte, in die zu investieren nur wenige

66 Dieser Begriff stammt vom Kommentator des Life-Magazins. Bush selbst sprach von einer wallnussgroßen Kamera, deren Sucher in eine herkömmliche Brille integriert ist und die über einen Auslöser am Ärmel des Wis-senschaftlers in Gang gesetzt werden kann (Bush 1945).

67 Nelson war stark von Bushs Ideen beeinflusst (Nelson 1981: 1/5). Beiden Autoren ist gemein, dass sie mit ihren Hypertextbegriffen nicht das non-sequentielle Lesen, wie es heute etwa im World Wide Web (WWW) reali-siert ist, sondern das non-sequentielle Schreiben eines Textes betonen. Nelson legte darüber hinaus besonderen Wert darauf, dass Hypertext eine pluralistische Form des Schreibens sei, womit er meinte, dass ein Hypertext das Produkt mehrerer beteiligter Autoren sei (Nelson 1981: 0/2ff & 2/61).

68 Ähnlich ablehnend fällt Nelsons Anmerkung zur hierarchischen Strukturierung von Texten aus: “Nearly everything has to be fitted into oppressive and inane hierarchical structure and coded into other people’s conceptual frameworks, often seeming rigid and highly inappropriate to the user’s own concern.” (Nelson 1981:

0/4).

nen bereit waren69. Der von Bush bereits in den 1940er Jahren entwickelte Einsatzzweck wurde jedoch viele Jahre später wieder aufgegriffen.

Warum sind Bushs Ideen zum MEMEX Ausdruck der Werkzeug-Metapher?

Bushs Vision vom MEMEX bezog sich, auch wenn sie von ihm nie realisiert wurde, auf ein durch menschliche Eingaben von außen zu initialisierendes, aus verschiedenen technischen Komponenten bestehendes Artefakt, das menschliche Fähigkeiten der Datenspeicherung, Da-tenverwaltung und Datenverknüpfung erweitern sollte.

Bush schilderte seinen MEMEX als ein flexibel einsetzbares Hilfsmittel, das die Organisation aller denkbaren Daten erlauben sollte und nicht nur die Ausführung einer sehr begrenzten Anzahl hoch spezialisierter Berechnungen. Es sollte den Wissenschaftler nicht nur bei der Erledigung einiger starrer Arbeitsschritte unterstützen, sondern bei ganz verschiedenen, all-täglichen Aufgaben, etwa beim Recherchieren nach Informationen, beim Kommentieren, beim Verschlagworten, beim Argumentieren und schließlich gar beim Erinnern.

Ferner legte Bush Wert auf eine leicht erlernbare Steuerung seines Artefakts. Aus diesem Grund sollten die technischen Komponenten des MEMEX im Innern des Geräts liegen, so dass auch Nutzer, die die technische Funktionsweise des Geräts nicht verstanden, den MEMEX problemlos benutzen konnten. Um diese allgemeine Benutzbarkeit zu garantieren, ersann Bush zahlreiche Ein- und Ausgabevorrichtungen von der Zyklopenkamera bis zum Mikrofilmstreifen. Mit diesem Verschwinden der technischen Komponenten hinter einer Art allgemein verständlicher Benutzungsschnittstelle sollte der Wissenschaftler den MEMEX laut Bushs Beschreibungen nach dem Trial-and-Error-Prinzip benutzen können. Anders als bei der Lochkartenmaschine Holleriths oder dem ENIAC sollte vor der Initialisierung des MEMEX nicht mehr der gesamte Arbeits- und Problemlöseprozess durch den Wissenschaftler antizipiert und in eine für die Maschine verständliche Form gebracht werden. Nicht die Funk-tionsweise des Artefakts sollte den wissenschaftlichen Problemlöseprozess, sondern die

69 Hierin zeigt sich das bis heute auch in der deutschen Forschungsförderung verbreitete Problem, dass zumeist Projekte unterstützt werden, die den Einsatz von moderner Technik versprechen. Dabei rechtfertigt allzu oft allein der Einsatz dieser Technik die Fördermittel, der Einsatzzweck wird selten kritisch hinterfragt. Der (ver-netzte) Computer erwies sich beispielsweise im Bereich des E-Learning in den vergangenen Jahren als gesell-schaftliche und politische Wunschmaschine, die für die längst überfällige technische Lösung pädagogisch-didaktischer Probleme sowie bildungsinstitutioneller und –politischer Probleme sorgen sollte (Beck 1998: 226ff).

Es wird angenommen, dass allein die Anwendung des Computers unabhängig vom Inhalt bereits das Lehren und Lernen erleichtere. Ein kritischer Blick auf das in 1.2 erwähnte KI-SMILE-Projekt scheint die vor einigen Jahren von Weizenbaum formulierte Gefahr zu bestätigen, dass wir vor lauter Technikgläubigkeit einfach „[...] unsere sozialen, kulturellen und politischen Probleme in technische Probleme umdefinieren.“ (Weizenbaum 1997: 36).

Siehe hierzu auch Weizenbaum (2001: 80-96), Brödner (1997: 241) oder Schulmeister (1997).

beitsweise des Wissenschaftlers die Funktionsweise des Artefakts bestimmen. Der explorie-rende Charakter wissenschaftlichen Arbeitens sollte durch das Artefakt unterstützt und nicht gestört werden, eine Vorstellung die Engelbart später (siehe 2.1.3.4) auf die Tätigkeit des Text-Komponierens übertrug. Der Wissenschaftler sollte durch den MEMEX in die Lage ver-setzt werden, einmal definierte Verknüpfungen zwischen Dokumenten wieder zu entfernen, Arbeitsschritte rückgängig zu machen oder nach einer erfolglos verlaufenen Suche im Daten-bestand eine neue Suche mit neu formulierten Schlagwörtern zu starten, er sollte über ver-schiedene Iterationen und u.U. auch Irrwege nicht nur zur Lösung eines speziellen Problems gelangen, sondern auch das Problem selbst besser verstehen.

Bushs Überlegungen zur Zyklopenkamera und zur Verwendung von Mikrofilmen, aber auch die Tatsache, dass er den MEMEX in Form eines Schreibtisches entwarf, verdeutlichen sein Interesse, das Gerät so klein wie möglich zu konzipieren, damit es in jedes Arbeitszimmer passen würde.

Die flexible Einsetzbarkeit des MEMEX, das Interesse Bushs, eine hohe Steuerbarkeit des Artefakts durch den Benutzer zu realisieren und seine explizite Forderung, die physische Größe des Artefakts zu minimieren deuten den Wunsch an, der MEMEX ließe sich in den Ar-beitsprozess des Nutzers integrieren - womit die erste hinreichende Bedingung erfüllt ist, Bushs Idee von der Nutzung des MEMEX der Metapher der Werkzeugnutzung vom Computer zuzuordnen. Hierfür spricht auch die Tatsache, dass Bush den MEMEX in Form eines Schreibtisches, dem typischen Arbeitsplatz eines Wissenschaftlers, entwarf. Hatten die oben vorgestellten Maschinen, wie etwa der ENIAC, den Wissenschaftler aufgefordert, sein Prob-lem zur Maschine zu bringen, wo es mit Hilfe von Rechentechnik bearbeitet und ihm das Er-gebnis später ausgehändigt wurde, sollte der MEMEX zum Nutzer kommen, sich in dessen Arbeitsalltag einpassen lassen.

Außerdem brachen Bushs Ideen einer sehr vielseitigen Nutzung des MEMEX die vormals vorherrschende Vorstellung von der Identität von Entwickler und Benutzer eines Artefakts auf. Hier besteht ein zentraler Unterschied zu den Entwicklern, die in 2.1.2 vorgestellt wurden.

Bushs Ziel war nicht mehr nur die Lösung der eigenen sehr konkreten Probleme (z.B. Auto-matisierung lästiger Rechenarbeit) durch den Einsatz von Technik, sondern darüber hinaus die Lösung der Probleme anderer Leute. Zwar waren die Probleme, die Bush mit dem MEMEX zu lösen suchte, immer noch solche, die dem wissenschaftlichen Arbeitsumfeld angehörten.

Doch ging es nicht mehr nur um Probleme einer rein mathematisch-technischen Elite. Bush hatte auch die Unterstützung von Rechtsgelehrten oder Medizinern vor Augen. Bevor für

die-se eine technische Lösung entwickelt werden konnte, mussten diedie-se vom Entwickler zunächst verstanden werden. Die zu lösenden Probleme waren im Entwicklungsprozess, schon in je-nem Prozess, in dem Bush selbst die ersten Skizzen vom MEMEX entwarf, nicht mehr zwin-gend repräsentiert. Mit diesem Auseinanderbrechen der Identität von Entwickler und Benut-zer eines Artefakts, wäre auch die zweite hinreichende Bedingung aus 2.1.1 erfüllt, um Bushs Vision der MEMEX-Nutzung der Werkzeug-Metapher der Computernutzung zuzuordnen. Mit Bush und seiner Vision vom MEMEX begann die Phase, in der die Idee an Bedeutung gewann, eine sehr breite Bevölkerungsschicht könne den Computer zur effizienteren Lösung ihrer ganz unterschiedlichen Probleme nutzen. Je breiter diese Bevölkerungsschicht wurde, die durch die Nutzung von Computern unterstützt werden sollte, desto größer wurde die Kluft zwischen Entwickler und Benutzer und desto mehr Aufwand musste im Entwicklungsprozess von Computern nicht für die Entwicklung von technischen Lösungsvorschlägen, sondern zunächst für das Verständnis der zu lösenden Probleme aufgebracht werden.

Bushs Vision vom MEMEX muss also als historisch erste Verkörperung der Idee verstanden werden, man könne den Computer wie ein Werkzeug im Sinn von 2.1.1 nutzen. Auch wenn es nach Bushs Tod noch einige Jahrzehnte dauerte bis diese Nutzungsvision Ausdruck in technischen Artefakten fand, wurde sie doch schon kurze Zeit später von anderen Wissen-schaftlern aufgegriffen und weiterentwickelt, die die Grundlagen dafür legten, dass wir den Computer heute in der uns bekannten Art nutzen können.

Im Dokument Ideengeschichte der Computernutzung (Seite 95-101)