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Auswirkungen bei Migration ausschließlich Geringqualifizierter

Anhang 10: Maßnahmen im Rahmen der EU-Osterweiterung

2.4 Auswirkungen bei Migration ausschließlich Geringqualifizierter

einer Reduzierung des Reallohns für Geringqualifizierte

einer Zunahme der Beschäftigung bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitslosen und einer Steigerung des Reallohns für Qualifizierte

Migration ausschließlich Qualifizierter

ist der Effekt auf dieses Arbeitsmarkt-egment eindeutig: Das Erwerbspersonenpotenzial

Abb

Zusammenfassung

Wenn es zu Zuwanderung von ausschließlich geringqualifizierten Erwerbspersonen kommt, dann führt dies zu

s LS steigt bzw. die Arbeitsangebotskurve

Ss verlagert sich nach rechts. Wegen der vollkommenen Konkurrenz erhöht sich die Ausmaß. Aufgrund des abnehmenden Grenzproduktes

tigung in gleichem 0

er Reallohn. Abbildung 2.5 veranschaulicht die Ausführungen, wobei die gepunkteten Kur-ven wieder da

ies erhöht die Arbeitsnachfrage der Unternehmen nach Geringqualifizierten, so dass sich die en verlagert. Das Verhalten der Branchenmonopolgewerkschaften bleibt ngqualifizierten

unverändert. Dadurch steigen Beschäftigung und Reallohn im Sektor der geri Ar eitskräfte.

Sd

Infolge des gestiegenen Reallohns der Geringqualifizierten sinkt die Nach

N

r

WN

Nd

S

r

WS

Ss

WS

frage nach Qualifi-r Reallohn deQualifi-r QualifizieQualifi-rten.

a in beiden Arbeitsmarktsektoren ie Beschäftigung gestiegen ist.

ten sinkt,

deren Beschäftigtenzahl erhöht sich um die Anzahl der Migranten,

• de

• die Beschäftigung der Geringqualifizierten

2.2.3.3 Fazit

Die Regierung der betrachteten Ökonomie kann bei Entscheidungsfreiheit durch explizite Gestaltung der Migrationsregelungen die Anzahl und die Zusammensetzung der Zuwanderer steuern. Dies geschieht, indem die Variablen

zierten. Bei unveränderter Beschäftigung sinkt daher de Die Auswirkung auf die Höhe des Outputs Y ist positiv, d d

Sd

Abbildung 2.5: Auswirkungen bei Migration ausschließlich Qualifizierter

Zusammenfassung

Zuwanderung ausschließlich Qualifizierter bewirkt folgende Veränderungen:

• Der Reallohn der Qualifizier WSr

S

r Reallohn der Geringqualifizierten WNr steigt und N steigt.

ϕi

(

i=N S;

)

hinreichend spezifiziert werden.

enn die betrachtete Ökonomie Mitglied in ei w. Binnenmarkt mit neingeschränkter Personenfreizügigkeit ist, kann eine Steuerung über die Variable

W ner Freihandelszone bz

u ϕ nicht

erfolgen, da diese dann durch institutionelle Rahmenbedingungen vorgegeben ist – von der

Ausnahme, nämlich der Einschränkung innerhalb der NAFTA zwischen den Vereinigten Staa-ten von Amerika und Mexiko wie in Abschnitt 1.2.2 beschrieben, abgesehen. Das Zuwande-rungspotenzial bestimmt sich gemäß der Wanderungsneigung λi und nach dem Erwerbsper-sonenpotenzial Li in dem Abwanderungsland

(

i=N S;

)

.

Um die Konsequenzen von Migration auf das Zuwanderungsland aufzeigen zu können, wurde bei gegebener Wanderungsneigung λi und gegebenem Erwerbspersonenpotenzial Li unter-sucht, wie sich bei Einführung der Personenfreizügigkeit ϕi >0

(

i=N S;

)

Migration von entweder nur Qualifizierten oder ausschließlich Geringqualifizierten auswirkt. Tabelle 2.3 fasst die Ergebnisse zusammen.

Tabelle 2.3: Auswirkungen der Zuwanderung in dem erweiterten strukturalistischen Modell Zuwanderung

Die in dieser Arbeit berechneten Ergebnisse werden nun den Resultaten von Schmidt et al.

(1994), Bauer (1998) und Hebler (2002) aus Abschnitt 2.2.1 gegenübergestellt.100

Schmidt et al. (1994) kommen in ihrer Analyse über Massenzuwanderung Geringqualifizier-ter zu identischen Ergebnissen im Hinblick auf Lohn und Beschäftigung der geringqualifizier-ten Arbeitskräfte. Dabei betrachgeringqualifizier-ten sie eine einzige Monopolgewerkschaft, die sich aus-schließlich für die einheimischen Geringqualifizierten einsetzt. Die Nutzenfunktion der Ge-werkschaft enthält die Argumente Lohn und Beschäftigung der einheimischen geringqualifi-zierten Arbeitskräfte.

Die Ergebnisse im Hinblick auf die Auswirkungen von Zuwanderung geringqualifizierter Arbeitskräfte decken sich mit den Resultaten von Bauer (1998). Doch sie widersprechen

100 Aus Gründen der Einheitlichkeit werden im Folgenden für die beiden Arbeitsmarktsektoren die Ausdrücke

„Geringqualifizierte“ und „Qualifizierte“ verwendet.

nen Resultaten bei Zuwanderung Qualifizierter, denen zufolge der Effekt auf den Reallohn der Qualifizierten unbestimmt ist, der Reallohn der Geringqualifizierten nach seinen Berech-nungen sinkt und die Zahl der Geringqualifizierten eindeutig steigt. Besonders seine Folge-rung, dass eine Monopolgewerkschaft bei steigender Arbeitsnachfrage nach Geringqualifizier-ten einen niedrigeren Lohn fordert, überrascht. Das mag daran liegen, dass sich seine Berech-nungen von dem hier verwendeten Modell unterscheiden. Er verwendet keine explizite Pro-duktionsfunktion. Das Lohnsetzungsverhalten der Monopolgewerkschaften ist nicht mikro-fundiert, die Zielfunktion der Gewerkschaften setzt sich aus den Lohnsummen der qualifizier-ten und geringqualifizierqualifizier-ten Arbeitskräfte zusammen; daraus resultiert eine horizontale Lohn-setzungskurve, d.h. Veränderungen in der Höhe der absoluten Arbeitslosenzahlen haben keine Auswirkung auf das Verhalten der Gewerkschaft.

Hebler (2002) kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Auf eine Zuwanderung Qualifizierter und eine Mehrbeschäftigung im qualifizierten Sektor folgt eine steigende Nachfrage nach gering-qualifizierten Arbeitskräften; da er weder einen Gütermarkt noch Gleichungen für die Ar-beitsnachfrage der Unternehmer berücksichtigt, muss er für diesen Rückkopplungseffekt Komplementarität zwischen beiden Arbeitsfaktoren unterstellen. Dass bei Zuwanderung

Ge-bnis

enthält die realen Gesamteinkommen der geringqualifizierten Erwerbstätigen, mlich das reale Arbeitseinkommen der Beschäftigten und das Alternativeinkommen der Arbeitslosen; das Alternativeinkommen ist das mit der Wahrscheinlichkeit für eine

ringqualifizierter die Beschäftigung im qualifizierten Sektor steigt, ist nur dann möglich, wenn man von einem lohnelastischen Arbeitsangebot der Qualifizierten ausgeht. Dies wird weder erwähnt, noch kann es aus einer Grafik entnommen werden, weshalb man es seiner Analyse unterstellen muss. Da seiner Untersuchung das Modell von Bauer (1998) zugrunde gelegt ist und dieser von einem lohnunelastischen Arbeitsangebot ausgeht, ist sein Erge für Zuwanderung Geringqualifizierter nicht nachvollziehbar.

Den Ausführungen und Berechnungen von Hebler ist aus weiteren Gründen mit Vorsicht zu begegnen. Er führt aus: „Der Arbeitsmarkt für unqualifizierte Arbeit sei durch die nutzenma-ximierende Lohnsetzung einer Monopolgewerkschaft bestimmt. ... Demnach tritt die Gewerk-schaft als Vertreterin aller geringqualifizierten Arbeiter (auch der Arbeitslosen) auf, ... .“101 Das bedeutet, dass die Interessen der Geringqualifizierten durch eine einzige nationale Mono-polgewerkschaft vertreten werden. Dieser Aspekt wird leider nicht bei der Ableitung des Kal-küls der Gewerkschaft berücksichtigt. Denn die von ihm verwendete Zielfunktion der Ge-werkschaft

101 Hebler, 2002, S. 149, Hervorhebung durch Hebler.

che Arbeitsplatzsuche gewichtete Mittel des Reallohns und die mit der Gegenwahrscheinlich-keit gewichteten Sozialleistungen bei ArbeitslosigGegenwahrscheinlich-keit; die zugrundegelegte Wahrscheinlich-rbeitslosigkeit ab. Allerdings gibt es bei einer nationalen erkschaft kein Mittel des Reallohns, denn die Gewerkschaft legt den Reallohn für alle

Ge-nis für den festgesetzten Reallohn ermittelt er einen ufschlag auf den Alternativlohn; einen Zusammenhang zwischen Reallohnmittel und festge-etztem Reallohn stellt er nicht her, auch wenn er zuvor die Symmetrieannahme einführte, mit

chführen lasse.102

as-keit hängt negativ von der A

w

ringqualifizierten in der gesamten Ökonomie fest. Aus diesem Grund müsste weiterhin be-rücksichtigt werden, dass die Lohnsetzung der Gewerkschaft die Höhe der Arbeitslosigkeit und somit die Höhe der Wahrscheinlichkeit auf erfolgreiche Arbeitsplatzsuche beeinflusst.

Selbst wenn Hebler nicht von einer Nationalgewerkschaft ausgeht, irritiert sein weiterer Re-chenweg. Als für ihn endgültiges Ergeb

A s

der sich eine Aggregation auf makroökonomische Größen „einfach“ dur

Außerdem besitzt eine andere Aussage keine uneingeschränkte Gültigkeit: Bei zunehmender Nachfrage nach geringqualifizierter Arbeit infolge der Zuwanderung Qualifizierter verschiebe sich die Arbeitsnachfragekurve nach außen und sinke somit der Betrag der Reallohnelastizität der Arbeitsnachfrage.103 Berücksichtigt man allerdings einen Gütermarkt mit Cobb-Dougl Produktionsfunktion, zeigen die Berechnungen in Anhang drei, dass die Reallohnelastizität durch die Exponenten in der Funktion bestimmt ist und somit bei allen exogenen sowie endo-genen Einflüssen konstant bleibt. Dass er in seinem Rechenweg für zwei unterschiedliche Variablen die gleiche Notation verwendet und nach einer davon ableitet, verwirrt auf den ers-ten Blick.

2.2.4 Andere Ansätze

Neben dem in dem vorangegangenen Abschnitt verwendetem strukturalistischen Modell mit einer Cobb-Douglas-Produktionsfunktion und Branchenmonopolgewerkschaft für geringqua-lifizierte Arbeitskräfte bzw. vollkommener Konkurrenz für die Quageringqua-lifizierten wurden weitere theoretische Ansätze verfolgt. Auch wenn sie nicht zu Ergebnissen führten, sollen sie in die-sem Abschnitt kurz dargestellt werden.

102 Vgl. Hebler, 2002, S. 66.

103 Vgl. Hebler, 2002, S. 151.

Vergleich mit nationaler Gewerkschaft und Finanzierungskomponente

Das strukturalistische Modell wurde für eine national agierende Gewerkschaft bei vollkom-mener Konkurrenz auf dem Gütermarkt und einer Cobb-Douglas-Produktionsfunktion mit den

eiden Inputfaktoren homogene Arbeit sowie Kapital durchgerechnet. Der Ansatz ändert sich ommen b

insofern, als dass in den Nebenbedingungen der Gewerkschaft das Alternativeink Zr mit der Arbeitslosenunterstützung Br übereinstimmt. In diesem Szenario ist der Aufschlags-faktor lediglich von der Gewichtung des Faktors Arbeit in der Produktionsfunktion abhängig.

Das bedeutet, dass der von der Nationalgewerkschaft geforderte Reallohn weder von der Be-schäftigten- noch von der Erwerbspersonenzahl abhängig ist, d.h. Migration kann sich in ei-nem derartigen Modellrahmen nicht auswirken. Somit ist ein unmittelbarer Vergleich zwi-schen beiden Gewerkschaftsformen nicht möglich. Es lässt sich lediglich zeigen, dass im Ausgangsgleichgewicht eine Branchenmonopolgewerkschaft einen höheren Reallohn fordert als eine nationale Gewerkschaft.

Deswegen wurde der Ansatz erweitert. Es wurde berücksichtig t, dass zur Finanzierung der Arbeitslosenunterstützung Br ein endogener Steuersatz t notwendig ist; der Steuersatz soll genau so hoch sein, dass die Einnahmen aus der Belastung des Produktionsfaktors Arbeit den Ausgaben für die Anzahl der Arbeitslosen entspricht (ausgeglichener Staatshaushalt). Das Gewerkschaftskalkül enthält mit dieser Erweiterung den Nettolohn und als weitere Nebenbe-dingung den ausgeglichenen Staatshaushalt. Mit diesem Ansatz wurden beide Gewerkschafts-formen durchgerechnet, wobei für die Nationalgewerkschaft noch die beiden Fälle unter-schieden wurden, dass die Höhe des geforderten Reallohns den Umfang der Migration beein-flussen kann (also das Erwerbspersonenpotenzial als Funktion des Bruttoreallohns). Diese

rweiterungen lieferten keine eindeutigen Ergebnisse: Entweder widersprachen sie den An-ahmen oder die Ableitungen nach den enthaltenen Variablen lieferten keine eindeutigen oder nlogische Vorzeichen. Deshalb konnte die Erweiterung in diesem konkreten Modellrahmen icht weiter verfolgt werden.

trukturalistisches Modell mit unvollkommener Konkurrenz auf dem Gütermarkt

er Modellrahmen in diesem Ansatz enthält eine unspezifizierte Produktionsfunktion mit den wei Faktoren homogene Arbeit und Kapital. Während auf dem Arbeitsmarkt eine Bran-henmonopolgewerkschaft die Reallöhne für ihre Mitglieder festsetzt, herrscht auf dem Gü-rmarkt unvollkommene Konkurrenz: Eine Vielzahl von Unternehmen produziert jeweils ein nterschiedliches Gut, zwischen denen die Konsumenten substituieren können; deren Aus-wahlkriterium ist ausschließlich der Güterpreis, der aus Unternehmersicht ein Aufschlag auf E

n u n

S D z c te u

die Grenzkosten ist. Die Güternachfrage eines Unternehmers entspricht dann dem Gesamtout-ut der Ökonomie im Verhältnis zu der Gesamtzahl der Unternehmen verbunden mit der

Gü-rpreisrelation, die mit der Substitutionselastizität gewichtet ist.104

ei Öffnung der Grenze zwischen einem Hoch- und einem Niedriglohnland kommt es zu igration. Daraufhin müsste es aus theoretischen Überlegungen zu folgender Wirkungskette ommen, was aber anhand des Modells nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte: Auf-rund der Migration senken die Branchenmonopolgewerkschaften ihre Lohnforderungen, was infolge niedrigerer Lohnkosten – eine Reduzierung der Güterpreise nach sich zieht. Da-urch erhalten die heimischen Unternehmen bei gegebenem Weltmarktpreisniveau einen stra-gischen Preisvorteil, was ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit steigert und ihre Exporte

h Arbeitskräften.

p

te B M k g – d te

erhöht. Auf die gestiegene Güternachfrage folgt eine erhöhte Nachfrage nac

104 Das verwendete Modell entspricht weitgehend dem Modell einer geschlossenen Volkswirtschaft in Beißin- ger, 1996, S. 37ff.

3 Internationale Migration nach Deutschland

Kapitel drei schildert ausführlich die internationale Migration nach Deutschland. Von beson-derem Interesse sind in diesem Zusammenhang die in Abschnitt 1.2.3 genannten Auswirkun-gen auf das Aufnahmeland, nämlich die AuswirkunAuswirkun-gen auf Demografie (3.1), Arbeitsmarkt (3.2), gesamtwirtschaftliche Güternachfrage (3.3) und Fiskus (3.4). Anschließend werden die sozialen Auswirkungen them

völkerung ergeben (3.5). Das Kapite

atisiert, die sich infolge der Anwesenheit der ausländischen Be-l endet mit einem Fazit (3.6).

nen mit ausländischer Staatsbürgerschaft gezählt wurden (1,9 Prozent); ein Teil Bergbau und in der Schwerindustrie eine neue

Arbeits

-Arbeitskräften ein Anteil von weniger als einem Prozent verzeichnet.

3.1 Demografische Auswirkungen

Vor dem Zweiten Weltkrieg105

Im 19. Jahrhundert bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren in Europa offene Grenzen die Regel. Bei Grenzübertritten war es nicht nötig, den Pass vorzulegen; Kontrollen bei Ein- oder Auswanderung bildeten die Ausnahme, so dass jeder die Freiheit hatte auszureisen und aus-zuwandern. Im Rahmen der ersten Volkszählung 1871 wurden 207.000 Ausländer in Deutsch-land registriert, was einem Anteil von 0,5 Prozent entsprach. In den Folgejahren wurde ein Anstieg der ausländischen Bevölkerung verzeichnet, so dass bei der Erhebung 1910 1,26 Mil-lionen Perso

entfiel auf polnische Arbeiter, die im stätte gefunden hatten.

Der Erste Weltkrieg beendete den Zustand des einfachen Grenzübertritts. Infolge der Gebiets verluste kamen eine Million Vertriebene aus Elsass-Lothringen, Polen, Nord-Schleswig und den ehemaligen Kolonien nach Deutschland. In den anschließenden Jahren verringerte sich die ausländische Bevölkerung. Bis Mitte der dreißiger Jahre wurde mit 525.000 ausländischen

105 Vgl. Santel, 1995, S. 33f, 42-44, 48 und 51, mit eigener Berechnung, Bevölkerung nach Müller, 2002, S. 16;

dort befindet sich eine ausführliche Tabelle über den Anteil an Ausländern in Deutschland von 1871 bis 1933.

Zweiter Weltkrieg106

Während des Krieges wurden 650.000 Volksdeutsche aus verschiedenen Teilen Europas zur

r massenhaften, zwangsweisen Verwendung von ausländischen Arbeitskräften n ausländische

llionen Zivilisten und annähernd zwei Millionen Kriegsgefangene aus 26

Län-cht Millionen in die drei westlichen Zonen. Im gleichen Zeitraum wanderten niLän-chtdeutsche ersonen ab, nämlich rund 10 Millionen ehemalige Fremdarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge, die in ihre Herkunftsländer oder Drittstaaten weiterzogen.111

949 bis 1961 flüchtete eine erhebliche Anzahl von Bürgern er Deutschen Demokratischen Republik in die Bundesrepublik Deutschland

Übersiedlung nach Deutschland gezwungen.107 Auch auf ausländische Arbeiter wurde zu-rückgegriffen. „Der nationalstaatliche ‚Ausländereinsatz’ zwischen 1939 und 1945 stellt den größten Fall de

in der Geschichte seit dem Ende der Sklaverei im 19. Jahrhundert dar.“108 Die letzte amtliche Statistik stammt vom Oktober 1944 und gab an, dass fast acht Millione

Zwangsarbeiter – im nationalsozialistischen Sprachgebrauch „Fremdarbeiter“ genannt – in der deutschen (Kriegs-)Wirtschaft tätig waren: Untergebracht in mehr als 20.000 Lagern, stellten knapp sechs Mi

dern etwa ein Drittel der abhängig Beschäftigten.109

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs

Seit 1945 und in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland kam es zu erheblichen Wanderungsströmen, die zurückblickend in mehrere Phasen eingeteilt werden können.110 Die erste Phase zwischen 1945 und 1949 war durch einen Zustrom von fast 12 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen in die alliierten Besatzungszonen gekennzeichnet, davon rund a

P

Während der zweiten Phase von 1 d

flüchtlinge“).

In der dritten Phase wurden Gastarbeiter angeworben; eigentlich schon zu Mitte der fünfziger Jahre begonnen, erhöhte sich ab 1961 der Umfang deutlich und endete 1973.

106 Der Zweite Weltkrieg entfachte eine der größten Umsiedlungs-, Vertreibungs- und Fluchtwellen: Ihre Zahl dürfte bei knapp 50 Millionen Personen liegen; vgl. Santel, 1995, S. 28.

107 Vgl. Münz, 2001, S. 173.

108 Herbert, 1992, S. 354.

109 Vgl. Bade, 2000, S. 287 und 289.

110 Vgl. Hönekopp, 2001, S. 53f; vgl. Münz, 2001, S. 173-179.

111 Vgl. Münz, 2001, S. 175. Steinert, 1992, S. 387, nennt eine deutsche Abwanderungsgruppe: Im Anschluss an den Krieg bis nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland kam es durch ausländische Anwerbe- kommissionen zu gezielter „... Anwerbung von Hunderten, manchmal Tausenden oder auch Zehntausenden sorgsam ausgewählter und gut ausgebildeter Einwanderer. Großbritannien, Frankreich und Belgien deckten hier einen Teil ihres Bedarfs und boten darüber hinaus ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen an, auf Zeit oder auf Dauer im Lande zu bleiben.“

Anschließend, in der vierten Phase nach dem offiziellen Anwerbestopp 1973 bis Mitte der achtziger Jahre, konsolidierte sich die ausländische Wohnbevölkerung aufgrund von Famili-ennachzügen.

Die fünfte Phase ab Mitte der achtziger Jahre war durch eine vermehrte Zuwanderung von Aussiedlern, Spätaussiedlern und Asylsuchenden geprägt, die trotz neuer gesetzlicher Rege-lungen zu Beginn der neunziger Jahre auf hohem Niveau blieb.112

3.1.1 Republikflüchtlinge

Mit den Gründungen der beiden deutschen Staaten – der Bundesrepublik Deutschland am 23.05.1949 und der Deutschen Demokratischen Republik am 07.10.1949 – wurde der einge-schlagene politische Kurs im Westen wie im Osten gefestigt. Die Bundesrepublik Deutsch-land vertraute auf demokratische Strukturen und soziale Marktwirtschaft, wohingegen die Deutsche Demokratische Republik auf Kommunismus und zentrale Planwirtschaft setzte.

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb flüchteten Bürger in großer Zahl aus der Deutschen Demokratischen Republik: Fast 130.000 Ostdeutsche kamen 1949 in den Westen. Dieser Trend erhöhte sich in den folgenden Jahren und blieb mit gewissen Schwankungen auf hohem Niveau. Doch während der Zustrom der Bundesrepublik Deutschland nützte, schadete er der Deutschen Demokratischen Republik – zumal sich die Abwanderung dort aufgrund der deut-lich kleineren Bevölkerung spürbar auswirkte.

Mit Hilfe von Gren deutsch-deutschen

Grenze konnte die SED-Führung estgehend unterbinden, doch das roblem erwies sich in Berlin ungleich schwieriger. Mit dem Bau der Berliner Mauer wurde Im Folgenden werden die Zuwanderungsgruppen nach Deutschland, nämlich Republikflücht-linge, Gastarbeiter, Aussiedler bzw. Spätaussiedler und Asylsuchende (3.1.1 bis 3.1.4) aus-führlich dargestellt. Darauf folgt eine Betrachtung der zahlenmäßigen Entwicklung (3.1.5).

Abschließend wird Deutschlands Bedarf an Zuwanderung in der Zukunft thematisiert (3.1.6).

zübergängen und bewachten Grenzzäunen entlang der die Republikflucht weit

P

112 Bade, 1992a, S. 16, beziffert die Zahl der Zuwanderer, bestehend aus Vertriebenen, Flüchtlingen, Übersied- lern und Aussiedlern, nach Westdeutschland in dem Zeitraum zwischen Ende des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 auf rund 15 Millionen Personen; das Ausmaß dieser po-litisch bedingten Zuwanderung entsprach ca. einem Viertel der Wohnbevölkerung in den alten Bundeslän-dern. Werden die damals (1990) annähernd 4,8 Millionen ausländischen Personen berücksichtigt, so ent-sprach die Zuwanderung rund einem Drittel der westdeutschen Bevölkerung: „Das sind in der Geschichte der entwickelten Industriestaaten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einzigartige Dimensionen.“

der letzte Fluchtweg versperrt. Abbildung 3.1 zeigt, wie diese Maßnahme den Zustrom abrupt

Laut am bis einschließlich 12.08.1961 insgesamt 2.686.942

Personen aus der Deutschen Demokratischen Republik in die Bundesrepublik Deutschland.

Die Zahlen in der Abbildung geben jedoch nur diejenigen an, die über Notaufnahmelager ein-reisten tatistisch erfasst werden konnten. Berücksichtigt man zusätzlich

ie di ublikflüchtlinge, ergibt sich von 1950 bis einschließlich 12.08.1961 eine Zuwanderung von 3.802.928 Personen.113

In den folgenden Jahren konnte der „antifaschistische Schutzwall“ – wie die SED die Mauer bejubelte114 – die Ost-West-Wanderung nicht vollständig unterbinden: Vom Bau der Mauer

331.390

300.000 350.000

Abbildung 3.1: Anzahl der Republikflüchtlinge 1949 bis 1973 Daten: Wendt, 1991, S. 390.

tlicher Statistik flohen von 1949

und auf diesem Weg s d rekt zugezogenen Rep

113 Vgl. Wendt, 1991, S. 388 und 390, mit eigenen Berechnungen. Um ein vollständiges Bild der Wanderungen zu dieser Zeit wiederzugeben, wird darauf hingewiesen, dass auch Fortzüge in die Deutsche Demokratische Republik erfolgten. Für den Zeitraum 1950 bis 1961 waren dies 400.315 Personen, so dass ein Wanderungs- saldo von 3.454.237 Personen resultiert.

Die Wohnbevölkerung in der Deutschen Demokratischen Republik sank von 18,4 Millionen im Jahr 1950 auf 17,1 Millionen 1961; vgl. Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, 1985, S. 213.

114 Vgl. Wiegrefe, 2001, S. 66.

1961 bis Ende 1988 waren dies nach Angaben des Bundesausgleichamts 616.051 Übersied-ler.115

Im Umbruchjahr 1989 und im Jahr der Wiedervereinigung 1990 wurden große Abwanderun-gen in die Bundesrepublik Deutschland registriert. 1989 kamen 343.854 und bis Juni 1990 nochmals 238.384 Übersiedler.116

Die Gesamtzahl der Übersiedler, die zwischen Ende 1949 und Ende 1989 die Deutsche De-mokratische Republik in Richtung Bundesrepublik Deutschland verließen, gibt Santel (1995) mit 4,4 Millionen an.117

3.1.2 Gastarbeiter

Bereits 1955 waren mit Italien erste Anwerbevereinbarungen abgeschlossen worden. In den folgenden Jahren kam es zu weiteren Abkommen mit südeuropäischen und nordafrikanischen Ländern:118

1960 Spanien und Griechenland, 1961 Türkei,

1963 Marokko, 1964 Portugal, 1965 Tunesien und 1968 Jugoslawien.

Im Rahmen der von staatlicher Seite betriebenen Anwerbung führten offizielle „Anwerbe-ommissionen“ in den entsprechenden Ländern Auswahl und ärztliche Untersuchungen der

tarifrechtlichen Bedingungen, um Lohndumping zu verhindern. Die Anwerbung sollte gemäß

k

Bewerber durch.119 Die ausländischen Arbeitskräfte sollten relativ junge Männer sein und als Schulbildung maximal Realschulabschluss haben. Sie wurden zur Unterstützung nach Deutschland geholt, um Stellen zu besetzen, für die keine deutschen Arbeitskräfte verfügbar waren („Inländerprimat“). Dabei richtete sich ihre Anstellung nach den deutschen arbeits- und

115 Vgl. Bade, 1992b, S. 402. Bade fügt dort hinzu: „...meist unter materiellem Totalverlust, oft unter Einsatz des Lebens.“ Übersiedler ist der zusammenfassende Begriff für Republikflüchtlinge und diejenigen Bürger aus der Deutschen Demokratischen Republik, die auf legalem Weg ausreisten. Müller, 2002, S. 19, weist darauf hin, dass die Deutsche Demokratische Republik im Laufe der Zeit für jeden Übersiedler 46.016 Euro (90.000 DM) verlangte und auf diesem Weg Devisen in einer geschätzten Höhe von 1,7 Milliarden Euro einnahm.

116 Vgl. Wendt, 1991, S. 393.

117 Vgl. Santel, 1995, S. 55.

118 Vgl. Bauer, 1998, S. 17.

119 Vgl. Bade, 2000, S. 335. Bis November 1972 bestand eine alternative Möglichkeit darin, dass sich poten- zielle Gastarbeiter bei einem deutschen Konsulat in ihrem Heimatland bewarben; vgl. Bauer, 1998, S. 19f.