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4 Personenfreizügigkeit in der erweiterten EU

4.3 Prognosen über die erwartete Migration

4.3.3 Überschlagsrechnungen

Darüber hinaus gibt es als dritte Erhebungsart Überschlagsrechnungen, denen

unterschiedli-r empiunterschiedli-rischen Übeunterschiedli-r- Über-chlagsrechnung zufolge ist mit 1,75 Millionen Migranten in die EU pro Jahr zu rechnen, wo-chätzung mit einer Nettomigrationsrate von 0,25 Prozent der Bevölkerung des Auswanderungslandes je 10 Prozent Einkommensdifferenzial zurückgreift. Trotz aller che Überlegungen zugrunde liegen.

Sinn (2000)420

In seinem Artikel stellt Sinn keine ökonometrisch fundierte Berechnung an. Dennoch versucht er, seine Einschätzung – „Indeed a mass migration can be expected when the right to settle freely is granted to the people in the east.“421 – durch Zahlen zu belegen.

Er beruft sich auf eine Untersuchung des UK Department of Education and Employment, der zufolge bei eingeschränkter Migration ein Zuwanderungsvolumen von ca. zwei bis drei Pro-zent zu erwarten ist. Bei vollkommener Personenfreizügigkeit aller 10 beitrittswilligen Länder hingegen ist mit knapp 11 Prozent bzw. 11 Millionen Osteuropäern zu rechnen, die ihre Hei-mat verlassen und in die westeuropäischen EU-Mitgliedsländer strömen werden. Sinn zufolge werden diese Zahlen durch eine Umfrage der International Organization for Migration bestä-tigt.

Außerdem stellt Sinn eine eigene Überschlagsrechnung an: „Today, 4 % of the Turkish popu-lation lives in Germany. If only 4 % of the new eastern European EU citizens came to Ger-many, this would be more than four million people. When eastern Europeans will enjoy the freedom of settlement in Germany, this is probably at the lower end of plausible estima-tions.”422

Blanchard (2001)423

Blanchard führt zunächst die Migrationserfahrungen von drei Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika an, die zwischen 1950 und 1990 Bevölkerungsrückgänge von 50 bis 75 Prozent im Verhältnis zum gesamten Land hinnehmen mussten. Eine

s

bei er auf eine S

Ungenauigkeiten und der Gefahr der Überschätzung in seiner Überschlagsrechnung möchte Blanchard seine Ausführungen als Warnung vor zu konservativen Untersuchungsergebnissen verstanden wissen.

420 Vgl. Sinn, 2000, S. 4-6.

421 Sinn, 2000, S. 6.

422 Sinn, 2000, S. 5.

423 Vgl. Blanchard, 2001, S. 4.

Straubhaar (2001)424

Straubhaar verweist auf eine Daumenregel, wonach ungefähr drei bis vier Prozent der Bevöl-kerung aus den mittel- und osteuropäischen Ländern innerhalb von zwei Jahrzehnten als Migrationspotenzial zu erwarten sind. Berücksichtigt man Remigration, bliebe nur noch ein Anteil zwischen ein und zwei Prozent. Bezogen auf die 10 neuen Mitgliedsländer mit einer Bevölkerung von 74,6 Millionen Personen, wären dann bei voller Freizügigkeit brutto 2,2 bis 0 Millionen Migranten zu erwarten, netto würden sich 0,7 bis 1,5 Millionen dauerhaft in den

niederlassen.

-iedervereinigung im Oktober 1990 abgebaut wurde, dürfte zu

3,

alten EU-Ländern

Die Daten, auf denen die Daumenregel basiert, stammen aus den Erfahrungen mit der Erwei-terung um Griechenland, Spanien und Portugal.

Alecke, Untiedt (2001)425

Die innerdeutschen Wanderungsbewegungen seit dem Fall der Mauer dienen den beiden Au toren als Analogieexperiment. Dabei betonen sie, dass Werte intranationaler Wanderungen nur als oberer Grenzwert angesehen werden können, denn bei internationaler Migration spie-len Aspekte wie z.B. unterschiedliche Sprache und andere Kultur eine Rolle. Zwischen 1989 und 1999 wanderten netto 1,2 Millionen bzw. 7,3 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung in die alten Bundesländer. Auffallend dabei ist, dass mehr als ein Drittel dieser Wanderung in-nerhalb des ersten Halbjahres bzw. fast die Hälfte in den ersten 12 Monaten nach dem Fall der Mauer stattfand. Dass in diesem Zeitraum die Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftli-che sowie politiswirtschaftli-che Entwicklung noch groß war und erst mit der Wirtschaft- und Währungs-union im Juli 1990 bzw. der W

dieser zeitlichen Asymmetrie beigetragen haben.

Daraus leiten sie ab, dass „... man die bisherige Nettomigration nach der deutschen Wieder-vereinigung von rund 7 % der ostdeutschen Bevölkerung als Obergrenze für das Migrati-onspotential im Fall der EU-Osterweiterung ansehen“ kann.426 Für die Osterweiterung ergibt sich demnach bei 74,6 Millionen Personen ein Zustrom von maximal 5,2 Millionen Migran-ten.427

424 Vgl. Straubhaar, 2001c, S. 167-169, mit eigenen Berechnungen.

425 Vgl. Alecke, Untiedt, 2001, S. 322f.

426 Alecke, Untiedt, 2001, S. 350.

427 Eigene Berechnung.

Möller (2002)428

Möller liefert mit seiner Untersuchung keine Zahlen über das erwartete Migrationsvolumen.

Er geht vielmehr der Frage nach, welche Berufsgruppen von Zuwanderung besonders betrof-fen sein werden. Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen stehen die Wanderungsströme zwi-schen Polen und Deutschland, was die allgemeine Aussagekraft seiner Ergebnisse nicht

ein-bertritt und stellen deshalb für eine migrationsbereite

edeutender der Anteil

e

Qualifika-anchen Bau, Kunststoffverarbeitung, Straßenfahrzeugbau, Bergbau, ahrungs- und Genussmittel, Handwerk, Gaststätten, Beherbergung, Reinigung,

schränkt.

Das Humankapital eines Menschen lässt sich in drei Kategorien aufteilen: betriebsspezifische Qualifikationen, überbetriebliche Qualifikationen (mit den Untergruppen Persönlichkeit, All-gemeinbildung, Beruf und Kommunikation) und unspezifische Qualifikationen (körperliche und geistige Grundfähigkeiten). Die genannten drei Kategorien unterscheiden sich hinsicht-lich ihrer Entwertung bei einem Grenzü

Person ein mehr oder weniger großes Hindernis dar. Unspezifische Qualifikationen sind un-beschränkt von Land zu Land übertragbar. Demgegenüber sind betriebsspezifische Qualifika-tionen auf den konkreten Arbeitsplatz beschränkt. Bei den überbetrieblichen QualifikaQualifika-tionen muss nach den Untergruppen differenziert werden; persönlichkeitsbezogene Fertigkeiten wer-den kaum, Allgemeinbildung sowie berufsfachliche Qualifikationen leicht und kommunikati-ve Fertigkeiten fast vollständig entwertet. Daraus folgert Möller: „Je b

der stark entwerteten Komponenten in einem Beruf, desto unwahrscheinlicher ist c. p., dass die in ihm Beschäftigten auf internationale Lohndifferentiale mit Auswanderung reagie-ren.“429 Arbeitnehmer in Berufen, in denen betriebsspezifische und kommunikativ

tionen sehr wichtig sind, werden kaum von Zuwanderung betroffen sein; dazu zählen Kauf-leute, Geistes- sowie Sozialwissenschaftler und Beschäftigte in den Bereichen qualifizierte Dienstleistungen, Chemie, Feinmechanik, Maschinen- und Luftfahrzeugbau. Anders verhält es sich bei Berufen mit unspezifischen sowie persönlichkeitsbezogenen Qualifikationsanfor-derungen und eventuell gleicher Produktionstechnologie zwischen Ab- und Zuwanderungs-land, wie z.B. bei Naturwissenschaftlern, Ärzten, Pflegern, Hilfsarbeitern, Land- und Forst-wirten sowie in den Br

N

ge, private Haushalte, Tourismus, Metall und Elektro.

428 Vgl. Möller, 2002, S. 76-105 und 262.

429 Möller, 2002, S. 105.