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Aufbau des Informationsportals „PI – Perspektive Ingenieur“

Im Dokument Übergänge gestalten (Seite 122-125)

„PI – Perspektive Ingenieur“

4. Aufbau des Informationsportals „PI – Perspektive Ingenieur“

Der Aufbau realistischer Erwartungen und Vorstellungen vom Studiengang und vom Studium an sich sind wichtige Faktoren. Was sind die Vorteile eines Studi-ums auf der einen Seite und was sind auf der anderen Seite die „Kosten“, die ent-stehen, um dieses Ziel zu erreichen? Welche Informationen können für eine Ent-scheidung für ein Studium relevant sein? Welche Informationen können wichtig sein, um eine Dissonanz in der Einstiegsphase zu vermeiden? Auch die Ausein-andersetzung des späteren Berufslebens als Ergebnis des Studiums ist dazu geeig-net, Dissonanzen vorzubeugen. Ein Studium ist vornehmlich theoretisch orientiert.

Insbesondere Personen aus der Praxis müssen ihren Berufsweg dahingehend prü-fen, ob ihre individuellen Ziele durch ein Studium erreicht werden können oder eher durch einen anderen Bildungsweg erreichbar sind. Das Ziel muss mit dem Bildungsweg übereinstimmen, damit der Bildungsweg auch als der richtige wahr-genommen wird. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn es zu Schwierigkeiten kommt. Diese Schwierigkeiten sollten nicht auf den vermeintlich falsch gewählten Bildungsweg zurückgeführt werden.

Um „gute“ Entscheidungen für passende Bildungswege und -ziele zu treffen, müssen „gute“ Informationen zur Verfügung stehen. Und um „gute“ Chancen auf das Bestehen der Studieneingangsphase zu haben, müssen gute Abschätzungen über eigene Kompetenzen getroffen werden. Aus diesem Grund wurde im Projekt

„Beruf → Hochschule“ das Informationsportal „PI – Perspektive Ingenieur“ entwi-ckelt. Zum einen soll das Portal im Entscheidungsprozess für ein Studium unter-stützend wirken und zum anderen, und das ist ein wesentlicher Aspekt, sollen die qualitativ wertvollen, „guten“ Informationen des Portals die Vor- und Einstellungen der Studieninteressierten zu einem Ingenieurstudium und der möglichen zukünfti-gen Berufswelt realistischer gestalten. Auf diese Weise sollen Konfl ikte abgebaut werden, die entstehen können, wenn die Erfahrungen in der Studieneinstiegsphase nicht mit den Erwartungen an das Studium übereinstimmen und somit soll auch die Wahrscheinlichkeit eines Studienabbruchs gesenkt werden.

Ausgangspunkt für die Auswahl der notwendigen Information sind die für ei-nen Studienabbruch wirksamen Gründe der Studien von Heublein/Hutzsch et al.

(2010). Unter Rückgriff auf diese Abbruchgründe wurde ein Fragenpool entwickelt und durch Studierende der Hochschule Lausitz beantwortet. Im Rahmen dieses

Teilprojekts haben Studierende mit berufl ichen Hintergründen den erstellten Fra-genpool mit eigenen Fragestellungen, die ihnen selbst bei ihrem eigenen Studien-einstieg aufgekommen waren, erweitert und beantwortet. Die Gewichtung der Fra-gen und die Auswertung der Antworten stellen die Grundlage für den Aufbau des Informationsportals dar. Das schließt nicht nur die Ausrichtung des Studiengangs (hier die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge), sondern auch das Studieren an sich mit ein.

Die große Herausforderung beim Aufbau des Portals ergab sich nun darin, wel-che Informationen wie und in welwel-chem Umfang zur Verfügung gestellt werden müssen, um eine („positive“) Entscheidung herbeizuführen. So kann man davon ausgehen, dass Studieninteressierte, die bereits eine technische Ausbildung hin-ter sich haben, anders über die fachlichen Voraussetzungen eines ingenieurwissen-schaftlichen Studiums informiert sind als Studieninteressierte mit Abitur, die bes-ser mit den allgemeinen Voraussetzungen zum Studium vertraut sind. Das führt zu dem Schluss, dass sich die Ansprache berufl ich Qualifi zierter im Portal metho-disch-didaktisch anders gestaltet als die Ansprache von Abiturienten. Sicherlich gibt es eine Schnittmenge an Informationen, die beide Gruppen zur Entscheidungs-fi ndung benötigen, aber genauso gibt es auch einige Unterschiede. Dabei geht es nicht allein um die Informationen an sich, sondern vielmehr auch um die Sensibili-sierung, welche Informationen bei der eigenen Entscheidungsfi ndung wichtig sind bzw. sein könnten.

Für beide Zielgruppen gilt aber der gleiche Anspruch, wenn es um die Betrach-tung der mathematischen Kompetenzen geht. Wie oben bereits erwähnt, haben in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen die mathematischen Kompetenzen einen besonderen Stellenwert. Mit der Säule „Fit fürs Studium?“ wird die Wahr-nehmung des eigenen Leistungsstands in Mathematik ermöglicht. Diese Säule dient ebenfalls dazu, im Rahmen der Selbstwirksamkeit die Wahrscheinlichkeit des Be-stehens der Studieneingangsphase, in der auf viele mathematische Kenntnisse der gymnasialen Oberstufe zurückgegriffen wird, besser bewerten zu können und früh-zeitig Maßnahmen einleiten zu können, um die erkannten Defi zite effektiv zu de-zimieren.

Im Ergebnis entstanden der Aufbau und die Struktur des Informationsportals

„PI – Perspektive Ingenieur“ mit den einzelnen Säulen in folgender Form:

1. Das Berufsbild Ingenieur 2. Das Ingenieurstudium 3. Fit fürs Studium?

„Das Berufsbild Ingenieur“

soll zeigen, in welchen Branchen und Bereichen Ingenieurinnen und Ingenieure später tätig sind und welche Rahmenbedingungen in ihrer Arbeitswelt herr-schen. Dabei soll die studieninteressierte Person die eigenen Berufsziele mit de-nen des Aufgabenspektrums von Ingenieur(inn)en in einigen Berufszweigen über-prüfen. Es gilt zu zeigen, dass das große Spektrum der Einsatzmöglichkeiten von Ingenieur(inn)en auf der Grundlage eines weit gestreuten Spektrums an zu

Britta Bellen &Jens Tiesler

studierenden Fächern in den Studiengängen entsteht. Zudem soll bewirkt werden, dass sich die Studieninteressierten bereits vor dem Studium mit den Inhalten des jeweiligen Studiengangs, insbesondere der einzelnen Module, auseinandersetzen müssen. So wird der Bogen von der Berufswelt zum eigentlichen Studium geschla-gen.

„Das Ingenieurstudium“

soll die Studieninteressierten zum einen ganz allgemein mit dem Studieren vertraut machen, z.B. was ein Modul ist oder was Credit Points sind oder wie ein Studium typischerweise organisiert werden kann. Zum anderen wird auf die Besonderhei-ten ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge eingegangen. Die Fächerbreite und die spezifi schen Anforderungen, wie sie aus den Modulbeschreibungen der jewei-ligen Studiengänge herausgelesen werden können, stehen dabei im Fokus. So sol-len Überraschungen über Studieninhalte vermieden und eigene Studien- und Be-rufsziele anhand der Modulinhalte überprüft werden können. Das Leitbild aus dem Bereich „Berufsbild Ingenieur“ wird hier wieder aufgenommen und mit dem Auf-bau des Studiums verknüpft. Ein wichtiger Punkt sind hier zudem die notwendigen Kompetenzen, die beim Studienbeginn idealerweise vorhanden sein sollten – hier vor allem die mathematischen. In den Ingenieurberufen sind mathematische Kom-petenzen grundlegend. Insbesondere die Fähigkeiten, mathematische Regeln anzu-wenden und auf andere Aufgabenstellungen zu übertragen, sind für Ingenieurinnen und Ingenieure entscheidend. Dazu befi nden sich bereits mathematische Praxisbei-spiele, inklusive vollständiger Lösungswege, in den anderen beiden Säulen („Das Berufsbild Ingenieur“ und „Das Ingenieurstudium“), die zum einen in die einzel-nen mathematischen Themenkomplexe einführen und gleichzeitig die Notwendig-keit der Mathematik in den Ingenieurwissenschaften erfahrbar machen sollen. Sie dienen zudem der Einordnung innerhalb der Studienvorbereitung und als Wegwei-ser zum Online-Assessment („Fit fürs Studium?“).

„Fit fürs Studium?“

ist vor allem ein Online-Assessment, um die eigenen aktuellen mathematischen Kompetenzen zu überprüfen und mögliche Defi zite frühzeitig erkennen zu können.

Im Bereich der mathematischen Kompetenzen führt eine entstandene Selbstwahr-nehmung aus einem bestimmten Lernumfeld zu einem Selbstbild eigener mathema-tischer Fähigkeit, die zwar in dieser Umwelt Gültigkeit hat, aber die Übertragung auf eine andere Umwelt nicht automatisch gewährleistet. So entsteht die Gefahr der Selbstüberschätzung und im Verlauf des Studiums der Überforderung. Damit ist aber nicht gemeint, dass die Person per se zum Studieren ungeeignet ist, sondern nur, dass der aktuelle Stand der mathematischen Kompetenzen nicht dem geforder-ten Leistungsniveau der neuen Umwelt (Studium) genügt.

Wegen der Wichtigkeit der mathematischen Kompetenzen innerhalb der Inge-nieurwissenschaften hat das Online-Assessment Mathematik im Rahmen des Infor-mationsportals „PI – Perspektive Ingenieur“ einen besonderen Stellenwert und wird daher im Folgenden ausführlicher erläutert.

Im Dokument Übergänge gestalten (Seite 122-125)

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