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Anforderungen an die Studienberatung für Berufsqualifi zierte

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Blended Counselling: Konzeption eines Online- Online-Beratungsportals für berufl ich qualifi zierte

2. Studienberatung für berufl ich qualifi zierte Studieninteressierte

2.3 Anforderungen an die Studienberatung für Berufsqualifi zierte

Auf Basis einer umfassenden Web-Recherche und Literaturanalyse wurde im Rah-men des Projekts ein 10-Phasen-Modell der Studienverlaufsphasen entwickelt, das sich am Modell des Student-Lifecycles orientiert (vgl. Schulmeister 2007) (s. Abb.

1). Aus den im zeitlichen Verlauf auftretenden Anliegen, Hürden und Bedarfen können strukturiert sinnvolle und hilfreiche Angebote und Produkte abgeleitet wer-den. Die für die Fragestellung dieses Beitrags relevante Phase, die nun genauer be-trachtet werden soll, ist die Phase 2 der gezielten Informationssuche, die nach Pha-se 1, der ungezielten und zufälligen Informationsaufnahme, erfolgt.

Berufsqualifi zierte Studieninteressierte teilen viele der Informations- und Bera-tungsbedarfe der „klassischen“ Studieninteressierten: Während in der ersten Phase über verschiedenste Kanäle (Zeitung, Internet, Schule, Veranstaltungen) Informatio-nen eher ungezielt und zufällig aufgenommen werden, geht es in der zweiten Pha-se, um die gezielte Informationssuche und Inanspruchnahme von Beratung zu stu-dienrelevanten Themen. Ziel und Motivation in dieser Phase ist es, eine fundierte Studienentscheidung treffen zu können und zwar für oder ggf. auch gegen ein Stu-dium.

Abbildung 1: Studienverlaufsphasen | 10-Phasen-Modell

5 Bildung auf einen Blick 2012: OECD-Indikatoren 2012 http://www.oecd.org/edu/country%20 note%20Germany%20%28DE%29.pdf (15.01.2015).

Informationsanliegen

Die reinen Informationsanliegen in Phase 2 betreffen im Wesentlichen die inhalt-lichen und organisatorischen Rahmenbedingungen eines Studiums: Überblick über das Studienangebot, allgemeiner Aufbau des Bachelor-/Masterstudiums, fächerspe-zifi sche Inhalte und Anforderungen, Zugangsbeschränkungen und besondere Zulas-sungsbedingungen, Bewerbungsfristen und Finanzierungsmöglichkeiten. Die Infor-mationsvermittlung kann über Print- und Online-Medien erfolgen, im persönlichen Gespräch oder auch durch den Besuch von speziellen Informationsveranstaltungen.

Ebenso wird der Besuch von Probeangeboten wie im Rahmen des „Schnupperstu-diums“ dazugezählt.

Berufl ich qualifi zierte Studieninteressierte benötigen über diese Standardfak-ten hinaus noch spezielle Informationen: zu AnrechnungsmöglichkeiStandardfak-ten außerhoch-schulisch erworbener Qualifi kationen (pauschal oder individuell) sowie zu den be-sonderen Zulassungsbedingungen aufgrund berufl icher Qualifi kation und die damit zusammenhängenden Zulassungsquoten. Daneben liegt mit großer Wahrscheinlich-keit ein Fokus auf den FinanzierungsmöglichWahrscheinlich-keiten sowie auf den Rahmenbedin-gungen der Studienorganisation in Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Stu-dium, Beruf und Familie – mit der großen Frage: Ist ein Studium überhaupt so re-alisierbar?

Beratungsanliegen

Die Frage nach der Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie reicht dann schon in den Bereich der Beratung hinein. Das wesentliche Beratungsanliegen in Phase 2 ist für alle Studieninteressierten die Unterstützung bei der Studienentschei-dung. Neben der Frage der Realisierbarkeit aufgrund von Rahmenbedingungen und der Frage zum passenden Studiengang sind wichtige Bestandteile des Beratungs-prozesses die Selbstrefl exion und Selbsterkenntnis in Bezug auf Kompetenzen und Interessen sowie das Abwägen verschiedener Möglichkeiten (z.B. Lehramt – Kom-binationsmöglichkeiten, Vor- und Nachteile bezüglich des Stellenmarkts und weite-rer berufl icher Perspektiven z.B. fi nanzieller Art usw.).

Berufl ich Qualifi zierte stellen sich darüber hinaus möglicherweise weitere Fra-gen, nämlich ob es attraktive konkurrierende Weiterbildungsmöglichkeiten gibt (bzw. ob sich ein Studium im Vergleich dazu wirklich lohnt), ob sie sich ein Studi-um wirklich zutrauen können (oder ob z.B. die Lücken zu groß sind), ob sie wirk-lich in das akademische Umfeld möchten, ob es konkrete Unterstützungsmögwirk-lich- Unterstützungsmöglich-keiten für die Vorbereitung und den Einstieg gibt und was davon sinnvollerweise zu nutzen ist. Auch hier ist nicht nur reine Information über vorhandene Angebote sondern Beratung notwendig.

Zusammenfassung

Kern der zweiten Phase sind Informationsanliegen und Entscheidungsberatung.

Alle Ratsuchenden/Interessierten profi tieren von gut aufbereiteten Sachinforma-tionen über verschiedene Medien. In der Beratung werden Entscheidungshilfen,

Möglichkeiten zur (Selbst-)Refl exion sowie zur Kompetenzanalyse benötigt. Auf einer emotionalen Ebene gibt es einen Bedarf nach dem Gefühl der (potenziellen) Dazugehörigkeit, sich willkommen zu fühlen. Dabei geht es auch darum, an Si-cherheit zu gewinnen: z.B. die Universitätssprache besser verstehen zu lernen (was sind Kreditpunkte?) und neben der Einschätzung der sachlich-fachlichen Heraus-forderungen auch das subjektive Gefühl des Zutrauens zu bekommen, ein Studium bewältigen zu können (z.B. weil es Unterstützung gibt).

Für spezielle Zielgruppen wie die Berufsqualifi zierten ist, aufgrund vielfälti-ger Informations- und Beratungsanliegen, Transparenz über die richtigen Ansprech-partner(innen) für die jeweiligen Anliegen besonders wichtig, ebenso wie zeitlich und örtlich fl exible Beratungsmöglichkeiten aufgrund vielfältiger Verpfl ichtungen.

2.4 Handlungsbedarf

Das Informations- und Beratungssystem an der Universität Oldenburg ist gut aus-gebaut, es gibt zahlreiche Informationsmaterialien und eine gut strukturierte, über-sichtliche Website (das InfoPortal Studium).6 Aktuell existieren viele der universi-tären Beratungs- und Vorbereitungsangebote allerdings ohne Einbettung in ein Ge-samtkonzept nebeneinander her. Dies ist kein Einzelfall: Bischof und Neuss (2013:

13) halten fest, dass sich die Angebote der Studienberatungen aktuell häufi g „als komplexes Nebeneinander einer Vielzahl verschiedener Beratungsstellen und -ein-richtungen mit unterschiedlichen Aus-ein-richtungen und organisatorischer Anbindung“

darstellen. Der „Dschungel“ an Angeboten wirke „auf Orientierungslose nicht sehr einladend“, und dadurch fänden womöglich „gerade diejenigen Studierenden nicht den Weg in die Beratung, welche sie am dringendsten benötigen würden“ (a.a.O.:

14). Sie kritisieren mangelnde Kommunikation und Kooperation zwischen den Ein-richtungen einer Hochschule ebenso wie nicht existentes Wissensmanagement.

Auch die fehlende Dokumentation der Beratungsfälle wird bemängelt, die eine Evaluation, ob den Ratsuchenden überhaupt abschließend geholfen werden konn-te, ermöglichen würde.

Wie oben ausgeführt, ist gerade für berufl ich qualifi zierte Studieninteressierte ein transparentes und möglichst niedrigschwelliges Informations- und Beratungs-angebot wichtig. Ein großer Vorteil des geplanten Beratungsportals, das im Rah-men des Projekts InOS konzeptionell entwickelt wurde (vgl. Kretschmer/Brun-ner 2015), ist die strukturierte Einbettung der vielen verschiedenen Informations-, Beratungs- und Vorbereitungsangebote „unter einem Dach“. Auf diese Wei-se wird eine transparente und schnelle Zuordnung der Anliegen zu den richtigen Ansprechpartner(inne)n ermöglicht sowie eine intensivere Auseinandersetzung mit den für eine potenziell anschließende Beratung relevanten Vorinformationen. In der Folge können sich die Beratungsgespräche auf das Wesentliche fokussieren. Für

6 InfoPortal Studium, die Website der Universität Oldenburg für Studieninteressierte und Studierende: http://www.uni-oldenburg.de/studium (15.01.2015).

das eigentliche Kerngeschäft der Studienberatung, nämlich die Beratung (d.h. für Refl exion, Entscheidungsfi ndung sowie Identifi zierung von Handlungsmöglichkei-ten, im Gegensatz zur Informationsvermittlung) steht auf diese Weise mehr Zeit zur Verfügung. In der Folge können mehr Ratsuchende intensiver unterstützt wer-den. In die Konzeption und Umsetzung des Portals sollten in jedem Fall die außer-universitären Beratungsstellen der berufl ichen Bildung mit einbezogen werden, so dass auch hier die Durchlässigkeit erhöht und die Zusammenarbeit sowie die Kom-munikation zwischen inner- und außeruniversitärer Beratung verbessert wird.

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