Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 36⏐⏐8. September 2006 AA2269
S E I T E E I N S
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ie vom Marburger Bund (MB) ausgehandelten Tarifabschlüsse für die Klinikärzte haben keine Bei- fallsstürme ausgelöst. Nach mehre- ren Monaten engagierten Arbeits- kampfes, verbunden mit Gehaltsein- bußen, hatten sich viele Ärzte mehr erhofft. Die geforderten 30 Prozent mehr Gehalt für alle Ärzte wurden jedenfalls nicht erreicht.Wie hoch die Einkommenszu- wächse tatsächlich ausfallen, ist sehr unterschiedlich. Die Arbeitgeber be- ziffern die Lohnsteigerungen für die Ärzte an städtischen und Kreiskran- kenhäusern auf bis zu 13 Prozent – wobei sie sich allerdings auf den vom MB im Sommer 2005 abgelehnten Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst beziehen und nicht auf den ei- gentlich relevanten Bundesangestell- tentarifvertrag. Manche Ärzte gehen aber auch leer aus. Sie können froh sein, dass niemand weniger verdient als bisher. Das ist sichergestellt. Ten-
denziell zählen junge ledige Ärzte zu den Gewinnern der Tarifrunde. Da für Ärzte mit Kindern keine Zuschlä- ge mehr vorgesehen sind, gehört die- se Gruppe zu den Verlierern.
Doch auch wenn nicht alle Hoff- nungen der streikenden Ärzte erfüllt wurden: Es ist ein Meilenstein für den MB und eine gute Nachricht für alle Klinikärzte, dass überhaupt ein sepa- rater Tarifvertrag erkämpft werden konnte. Denn mit dem Status als ei- genständige Gewerkschaft haben es die Ärzte in Zukunft selbst in der Hand, Gehaltssteigerungen und bes- ser auf die Besonderheiten des Arztberufes zugeschnittene Arbeits- bedingungen zu erstreiten. Dass die Ärzte entgegen früheren Erfahrun- gen sehr wohl bereit sind, für ihre Interessen auf die Straße zu gehen, haben sie in den letzten Monaten je- denfalls eindrucksvoll bewiesen.
Noch etwas hat dieser historische Arbeitskampf bewirkt: Die Streiks
haben die Ärzte über alle Hierarchie- stufen hinweg näher zusammen- rücken lassen. Bei der Planung von und auf den Reisen zu Protestveran- staltungen lernten sich Ärzte ver- schiedener Stationen, Kliniken und Krankenhäuser kennen und schät- zen. Anders als früher werden sich zumindest diese Ärzte nicht mehr so leicht gegeneinander ausspielen las- sen. Darüber hinaus wurden vieler- orts Verteilerlisten mit den E-Mail- Adressen aller Ärzte eines Hauses aufgebaut. Netzwerke bildeten sich auch über die Standorte hinweg. Da- mit lassen sich Informationen schnel- ler und zielgerichteter verbreiten als bisher. Es wird einfacher, ärztlichen Widerstand zu organisieren.
An den Folgen des Ärztestreiks werden die Klinikarbeitgeber (hof- fentlich) noch lange zu knabbern ha- ben – immer vorausgesetzt, die neue innerärztliche Solidarität hält sich über den Tag hinaus. Jens Flintrop
Arbeitskampf der Klinikärzte
Über den Tag hinaus
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it der Rechtschreibreform sollte eigentlich alles besser und ein- facher werden. Dass dies nicht der Fall ist, ist inzwischen wohl nicht nur Lehrern, Schülern und Journalisten klar geworden. Dennoch konnte und wollte auch das Deutsche Ärzteblatt (DÄ) sich den Neuerungen nicht ver- schließen. Und so wurde die Reform der deutschen Rechtschreibung vom 1.Januar 2000 an umgesetzt – allerdings mit einigen Ausnahmeregelungen.Seit dem 1. August ist jetzt die Neuregelung der deutschen Recht- schreibung in überarbeiteter Form in Kraft getreten. Die Redaktion des Deutschen Ärzteblattes setzt diese
„Reform der Reform“ mit Heft 37/2006 um. Das gilt auch für die
Online-Redaktion, Deutsches Ärzte- blatt für Psychologische Psychothe- rapeuten und Kinder- und Jugend- lichenpsychotherapeuten (PP), Pra- xis, das Reisemagazin, das Deutsche Ärzteblatt für Studieren.de und wei- tere redaktionelle Beilagen. Dabei soll es den Autoren und Lesern so leicht wie möglich gemacht werden.
Deshalb richtet sich das DÄ künftig grundsätzlich nach den Empfehlun- gen des „Dudens – Die deutsche Rechtschreibung“.
In Zweifelsfällen bezog sich das Deutsche Ärzteblatt bisher auf die Empfehlungen des „Praxiswörter- buchs“. Da dies jedoch nicht wieder aufgelegt wurde, hat das DÄ beschlos- sen, sich an den von der Dudenredak-
tion gelb unterlegten Schreibempfeh- lungen zu orientieren. Bei der Zei- chensetzung richtet sich die Redak- tion nach der amtlichen Regelung, bei Schreibvarianten nach der bisherigen Auslegung. Für medizinische Fachaus- drücke bleibt weiterhin der „Duden – Das Wörterbuch medizinischer Fach- ausdrücke“ (7. Auflage) gültig.
Das Deutsche Ärzteblatt ist bisher bei den alten Trennregeln geblieben.
Von Heft 37/2006 an wird die Redak- tion nach den amtlichen Regelände- rungen und den Interpretationen des Dudens (24. Auflage) verfahren. Bei Eigennamen orientiert sich das DÄ dann gleichfalls an der Auslegung der Duden-Redaktion, zum Beispiel Ver- di statt ver.di. Gisela Klinkhammer