Hausarztverträge
KV Nordrhein als Vorreiter
Zwei Verträge zur hausarztzentrierten Ver- sorgung abgeschlossen
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ie Kassenärztliche Vereini- gung (KV) Nordrhein hat zwei Verträge zur hausarztzen- trierten Versorgung (§ 73 b SGB V) abgeschlossen. Am 1. Juli tritt ein Abkommen mit den Ersatzkassen in Kraft.Zum gleichen Zeitpunkt star- tet ein weiterer Vertrag mit den Primärkassen: AOK, Be- triebskrankenkassen (BKK), Innungskrankenkasse (IKK), Landwirtschaftliche Kranken- kasse (LKK) und Bundes- knappschaft. Damit hat die KV Nordrhein mit allen Kassenar-
ten einen Hausarztvertrag un- terzeichnet und nimmt nach eigenen Angaben bundesweit eine Vorreiterrolle ein.
Rund 1,4 Millionen Ersatz- kassenversicherte in Nord- rhein können eine intensive- re hausärztliche Versorgung wählen. Voraussetzung ist ein Alter von 18 Jahren. Beteiligt
sind die Techniker Kranken- kasse, die Deutsche Ange- stellten Krankenkasse, die Kaufmännische Krankenkas- se, die Hamburg Münchener Krankenkasse, die Hanseati- sche Ersatzkasse, die Gmün- der Ersatzkasse und die Krankenkasse für Bau- und Holzberufe.
Der Vertrag mit AOK, BKK, IKK, LKK und Bundes- knappschaft sieht ausschließ- lich eine Teilnahme von Pati- enten mit einem definierten Morbiditätsprofil vor. Voraus- setzung ist eine Einstufung in Pflegestufe II, eine Krebser- krankung oder das Vorliegen von mindestens drei chro- nischen Grunderkrankungen.
KV-Sprecherin Ruth Bahners zufolge machen diese Patien- tengruppen etwa 20 bis 40 Pro- zent der Praxisklientel aus.
Die Verträge basieren auf der Lotsenfunktion des Haus- arztes. Die teilnehmenden
Ärzte müssen festgelegte Standards erfüllen und un- ter anderem regelmäßig an Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen. Dabei sollen Schmerz- und Palliativmedi- zin, außerdem die psychoso- matische Grundversorgung und eine ambulante geriatri- sche Behandlung im Vorder-
grund stehen. BH
Krebserkrankungen
Information für Betroffene
Tumorzentrum Freiburg richtet „Krebs-Hotline“ ein.
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as Tumorzentrum des Uni- versitätsklinikums Frei- burg hat eine „Krebs-Hot- line“ eingerichtet. Das Ange- bot richtet sich an Patienten und Angehörige aus dem ge- samten Bundesgebiet. Unter der Nummer 07 61/2 70 60 60 sind die Mitarbeiter der Hot- line von Montag bis Freitag zwischen neun und 16 Uhr er- reichbar. Auch per E-Mail können unter krebshotline@uniklinik-freiburg.de Fra- gen an des Tumorzentrum ge- richtet werden.
Betroffene erhalten Ant- worten auf grundlegende Fra- gen zum Thema Krebs und Informationen über Selbsthil- fegruppen oder Therapeuten in ihrer Region. Bei speziel- len Fragestellungen wird der Anrufer an einen Arzt weiter- verbunden. Zahlreiche On- kologen des Universitätskli- nikums haben sich bereit er- klärt, für die Krebs-Hotline tätig zu sein. Eine Zusam- menarbeit besteht außerdem mit Psychoonkologen.
Zur Unterstützung des Tu- morzentrums Freiburg findet am 9. Juli im Rahmen des Ba- den-Württembergischen Ärz- tetages der „Siebenmeilen- lauf“ statt. Teilnehmer zahlen 15 Euro Meldegebühr. Fünf Euro fließen an das Tumorzen- trum. Informationen: www.la ek-bw.de/siebenmeilenlauf BH
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A1550 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 22⏐⏐3. Juni 2005
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ein Arzt und keine Ärztin soll das kurative Arbeits- feld wegen schlechter Ar- beitsbedingungen aufgeben müssen. Dies ist die zentrale Forderung der neu gegrün-deten „Interessengemein- schaft Deutsche Klinikärzte- schaft“ mit Sitz in Bonn.
„Wir sind der Ansicht, dass die etablierten Meinungs- vertreter die Interessen der Klinikärzte nicht ausreichend erkannt haben“, erklärt der Vorsitzende, Dr. med. Dieter Bimmel, Herzchirurg am Universitätsklini- kum Bonn. Die Interessengemein- schaft verstehe sich aber nicht als Ge- genbewegung zum Marburger Bund.
Ausschlaggebend für die Gründung sei die Tatsache gewesen, dass sich das Berufsbild des Klinikarztes wan- delt. Krankenhäu- ser dürften für Ärzte nicht nur
„Durchlauferhit- zer“ sein, sondern müssten langfristig akzep- table Arbeitsbedingungen bieten.
In einem Positionspapier fordert die Interessenge- meinschaft eine maximale
Wochenarbeitszeit von 48 Stunden. Ein Schichtdienst wird abgelehnt, ebenso die Einführung „inaktiver Be- reitschaftszeiten“ und so ge- nannter Opt-out-Regelun- gen, also individuelle Arbeits- zeitregelungen zwischen Ar- beitgeber und Arbeitnehmer.
Die Ärzte der Initiative haben ein eigenes Tarifmo- dell entwickelt und setzen sich für eine angemessene Vergütung von „dienst- ungünstigen“ Arbeitszeiten ein. Wochentags von 20 bis acht Uhr fordern sie einen Aufschlag von 100 Prozent auf den normalen Stunden- lohn. Ein besseres Arbeits- klima, die Entbürokratisie- rung ärztlicher Tätigkeit so- wie eine Verbesserung von Aus- und Fortbildung sind weitere Ziele.
Entstanden ist die Interes- sengemeinschaft aus der Bon- ner Protestbewegung gegen die Auswirkungen des Urteils des Europäischen Gerichts- hofes (EuGH) vom 3. Okto- ber 2003 (siehe DÄ, Heft 37/2004). Informationen:
www.ig-klinikaerzte.de BH A K T U E L L
Hausarztverträge: Patienten sol- len intensiver betreut werden.
Protest gegen die Auswirkungen des EuGH- Urteils: Bonner Klinikärzte beim 107. Deut- schen Ärztetag in Bremen
Foto:Ärzteschaft Bonn Foto:ddp