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Archiv "Marburger Bund: Duale Strategie fahren" (16.01.2004)

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Marburger Bund

Zu der Berichterstattung über die 104. Hauptversammlung des Marbur- ger Bundes „Rote Karte für schlechte Bezahlung“ von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 47/2003:

Duale Strategie fahren

Krankenhausarzt wird wahr- lich und hoffentlich keiner mehr, der meint, hier reich zu werden oder die große Chef-

arztstelle anzutreten. Kran- kenhausarzt zu sein bedeutet aber vor allem (noch!) eine ra- tionale Therapie auszuüben bei Patienten, die eine Klinik als Ultima Ratio aufsuchen, da keine alternativen Konzepte für eine bestimmte Krankheit gegeben sind. Krankenhaus- arzt zu sein heißt aber auch immer noch trotz aller Schwü- re von Ärztetagen, ein Hierar- chiesystem zu ertragen und sich mit einer oftmals unkun-

digen sowie abgekoppelten Verwaltungsbürokratie herum- zuschlagen. Dieses feine Waa- gespiel zwischen hohem En- gagement und sekundärem in- ternen/externen Druck sollte tatsächlich immer austariert sein, um die nötige Lust am Beruf des Heilenden zu be- wahren.

Wenn dann dazu noch die Er- kenntnis kommt, dass die Be- zahlung in keiner Weise ad- äquat ist, wird schnell das ge- flügelte Wort zur Maxime, das ich in einer Mitteilung der Fraunhofer Gesellschaft gele- sen habe und das offensicht- lich noch aus DDR-Zeiten stammt: „Die tun so, als ob sie uns bezahlen, und wir tun so, als ob wir arbeiten.“

Sobald Lohn und Leistung entkoppelt werden oder die Diskrepanz zwischen einer medizinischen Spitzenleistung, insbesondere auch in einem

operativen Fach, wo tatsäch- lich ein Konzept und eine handwerkliche Leistung ver- langt sind, evident werden, wird die Leistung sich an den Lohn anpassen. Der Grob- schmied, der für 25 Euro plus Mehrwertsteuer die Wand ein- haut, kann nicht den gleichen Stundensatz erhalten wie der Operateur, der nachts eine rupturierte Bauchaorta rekon- struiert.

Aufgabe der Vertretung der Krankenhausärzte – aber auch der Krankenhausärzte vor Ort – wird es sein, eine duale Strategie zu fahren.

Zum einen den Verwaltungen klarzumachen, dass speziali- sierte und hoch qualifizierte ärztliche Leistung, die zur Er- bringung von Erlösen mehr und mehr nötig ist, kein billi- ger Jakob sein kann. Zum an- deren ein Konzept aufzustel- len, das einer Gesellschaft, B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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die sich ausgefeilt über die neuesten DVD-Player infor- miert, klar vor Augen führt, warum ärztliche Spitzenlei- stung – abgestuft nach Tätig- keitsfeld und Verantwortung – nicht im allgemeinen BAT- Sumpf versickern darf, der ja Präsenz und nicht Leistung bezahlt. Eine Realisierung dieser Konzepte wird am ehe- sten über Insellösungen ge- hen und nicht über flächen- deckende Regelungen – und hier ist es sicher fünf vor zwölf.

Prof. Dr. med. Ulrich Hake, Am Damsberg 6, 55130 Mainz

DMP

Erfahrungen mit dem Diabetes-DMP:

Desaster mit Programm

Hurra – nun kann man die er- sten Wirkungen des hochge- lobten Diabetes-DMP be- staunen! Mit dem Anspruch angetreten, die Behandlungs- qualität zu verbessern, wurde zumindest schon mal eins er- reicht: die ohnehin knappe Zeit der Ärzte für die Be- handlung der Patienten durch formalistischen Unsinn wei- ter zu verringern, die Kosten der Durchführung weiter in die Höhe zu treiben und den Patienten zusätzliche Bela- stungen zu bescheren. Da werden ausgefüllte DMP-Bö- gen von der Auswertungszen- trale hundertfach an die Ärz- te zurückgeschickt, nur weil die Unterschrift des Patien- ten länger als zehn Tage zurückliegt . . . Patienten, zum Teil mit Gehbehinderun- gen oder im ländlichen Ge- biet mit weiten Anfahrtswe- gen, müssen nun erneut die Praxis aufsuchen, um den un- ersättlichen Appetit der Bürokraten zu befriedigen.

Neue oder korrigierte Bögen müssen – ohne eine ökonomi- schere Sammlung abzuwarten – jetzt fast täglich versandt werden, natürlich auf Praxis- kosten. Aber auf eine Einspa- rung des Verwaltungsaufwan- des kam es den DMP-lnitia- toren ja ohnehin nicht an, wenn bereits im Vorfeld ein-

kalkuliert wurde, dass drei Viertel der Ausgaben der Verwaltung und nur ein Vier- tel der Behandlung zugute kommen werden.

Doch der Feldzug der Ver- waltungsstuben gegen die Vernunft beschränkt sich nicht auf organisatorische Fragen, sondern greift unge- niert in medizinische Inhalte ein – mit den zu erwartenden skurrilen Ergebnissen. So kommen DMP-Bögen insuli- nierter Diabetiker mit gut eingestelltem HbAlc-Wert mit der Begründung zurück, dass es sich nicht um Diabeti- ker handele. So heilt das DMP Patienten per Schreib- tischentscheid. Jetzt wird auch klar, warum die Schöp- fer dieser Programme eine Zunahme der Volksgesund- heit prognostizieren. Ob die- ses fachliche Trauerspiel sei- ne Ursache in einer falsch an- gelegten Auswertungsbasis oder der Bearbeitung durch möglicherweise schlecht un- terwiesenes Personal hat – die Quintessenz bleibt gleich:

Mit dilettantisch zusammen- geschusterten Programmen soll eine vermeintlich schlechte Behandlungsqua- lität der Ärzte verbessert werden – welch zynisches Unterfangen! . . .

Vielleicht hätte man sich diese Blamage ersparen können, wenn man das bereits funktio- nierende und qualitativ gute Sächsische Diabetespro- gramm zur Grundlage genom- men hätte. Aber möglicher- weise wäre es dann nicht zu diesem gigantischen finanziel- len Verschiebebahnhof im Rahmen des Risikostrukturfi- nanzausgleichs gekommen, von dem einige Kassen be- stens profitieren.

Kaum ein anderes Beispiel könnte offensichtlicher auf- zeigen, zu welchen Auswüch- sen dieser zwanghafte Wahn zur Bürokratisierung der Me- dizin führt. Diese gelebte Verwaltungsmedizin ist keine Eintagsfliege, sondern de- monstriert sehr anschaulich das Grundübel deutscher Bürokratie, alles und jeden in einem Programm verwalten zu wollen. Und dieser fachli-

che Nonsens wird dann als Qualitätssicherung deutscher Lesart verkauft. Da läuft es ei- nem bei dem Gedanken an ein deutsches Qualitätssiche- rungsinstitut eiskalt den Rücken herunter.

Für die Zukunft kann man nur eins daraus lernen: Wahrung tatsächlicher Behandlungs- qualität unter Verzicht auf un- ausgereifte Großfeldversuche von Ministerien und Kassen – im Interesse der Gesundheit unserer Patienten – und der eigenen!

Dr. med. M. Schumann,

Dresdener Straße 14, 01936 Schwepnitz

Eine Farce

Eine 78-jährige Patientin teilt uns mit, sie sei von der Kran- kenkasse zweimal angeschrie- ben und viermal angerufen worden, sie müsse nun einen anderen Arzt wegen Diabetes aufsuchen. Sie war zuvor mehrfach bei einem Diabeto- logen, dort kam sie aber nicht zurecht. Es wurde ihr eine Li- ste von zahlreichen Ärzten vorgelesen, sie suchte sich ei- nen aus. Dort wurden sämtli- che Laborparameter erneut durchgeführt, und die Füße seien untersucht worden. Sie

müsse dort nun regelmäßig hin. Zudem sei sie aufgefor- dert worden, einen weiteren ganz besonderen Diabetes- Spezialisten aufzusuchen, das habe sie auch getan; dort wur- den erneut sämtliche Labor- parameter überprüft, sonst nichts weiter.

Der Blutzucker der Patientin überstieg in den letzten Jahren zu keinem Zeitpunkt die Grenze von 130. Sie erhält wohl eher pro forma ein Vier- tel der geringsten Dosis einer Zuckertablette. Ihre Enkelin habe ihr geraten, doch endlich die Pralinen wegzulassen.

Dies alles vor dem Hinter- grund, dass wir in Regelmäßig- keit für medizinisch notwendi- ge Untersuchungen und Ver- ordnungen in Regress genom- men werden.

Hier geht es um den so ge- nannten „Risikostrukturaus- gleich“; unter den Kassen scheint eine regelrechte Schlacht um die Diabetes-Pa- tienten (gemäß ICD-Schlüs- sel) ausgebrochen zu sein.

Die Ebene des medizinisch sinnvollen, vernünftigen und kostenbewussten Handelns ist längst verlassen.

Das Ganze ist eine Farce.

Dr. med. Stollewerk, Braunstraße 14, 50933 Köln

A

A102 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 316. Januar 2004

B R I E F E

Telematik

Zu der Meldung „Konzepte der Indu- strie – Rasche Festlegung der Tele- matik-Rahmenarchitektur erforder- lich" in Heft 47/2003:

Warnung

Ich warne eindringlich vor der umfassenden Einführung der elektronischen Kommunikati- on im Gesundheitswesen.

Beim Gesundheitswesen ha-

ben wir keinen freien Markt, es besteht vielmehr eine zu- nehmend restriktive staatliche Budgetierung. Die Finanzie- rung müsste also aus den vor- handenen Budgets erfolgen.

Sie ginge also direkt zulasten der Ausgaben für die medizi- nische Betreuung, wahrschein- lich aber, wie die Vergangen- heit lehrt, zulasten der Ein- nahmen der Leistungserbrin- ger. Eine Einsparung im Ver- gleich zum Istzustand wird es nicht geben. Papier ist wesentlich billiger als teure Elektronik und vor allen Dingen völlig überteuerte Software und deren Pflege.

Des Weiteren habe ich kein Vertrauen in die Sicherheit der Sy- steme. Schon jetzt legt ein ausgefallener

Foto:VISUM

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Computer das gesamte An- meldesystem der Praxis für Stunden und Tage lahm. Wie sind in solchen nicht seltenen Situationen elektronisches Rezept, elektronischer Arzt- brief und elektronische Pati- entenakten zu handhaben?

Betreffs des von der Politik so hoch eingestuften Daten- schutzes habe ich weniger Bedenken. Er ist in meinen Augen im Zeitalter der Mas- senkommunikation ohnehin nur ein Papiertiger, die Ein- verständniserklärung des Pa- tienten reine Formsache. Ex- trem bedenklich ist aber die Einführung der Chipkarte mit Datenspeicher. Damit würden alle Bürger des Lan- des durch interessierte Ein- richtungen zur Herausgabe ihrer Gesundheitsdaten er- pressbar.

Dr. med. Uwe Balster, Nordring 1, 04860 Torgau

Gesundheitsreform

Zu dem Kommentar „Gesamtdeut- sches Bindemittel?“ von Prof. Dr.

med. Dr. h. c. Peter Stosiek in Heft 41/2003 und dem Leserbrief dazu von Dr. Dietmar Arnold in Heft 45/2003:

Marx bzw. Murx

Das unsägliche Wort vom „Hu- mankapital“, was als ostdeut- sche Gabe in das gesamtdeut- sche Gesundheitswesen (hier:

Polikliniken) einzubringen sei, schreckt schon vom Linguisti- schen her ab. Was es mit dieser Art Kapital in den Polikliniken der DDR auf sich hatte, sei nur an einem von vielen Beispielen exemplarisch dokumentiert: In der Zahnärztlichen Poliklinik Leipzig wurden pünktlich am Sprechstundenende die noch unbehandelten Schmerzpatien- ten mit der Vertröstung auf den nächsten Sprechstundentag

nach Hause geschickt. Nihil no- cere!? Das Wort Patient kommt in dieser Lobpreisung einmal vor, nota bene! Zu wel- chem Zweck wohl bemüht der Autor den historischen Hin- weis (Geschichtsklitterung ist en vogue) auf die erstmalige Auflösung der Polikliniken durch die Nazis? Laut Internet- recherche eines Kollegen in ei- nem früheren Leserbrief soll der Autor Gastdozent an der Uni Eriwan sein. Hier drängt sich mir in Anlehnung an die stets treffsicheren Radio-Eri- wan-Witze ein Aphorismus der Wende auf: Marx war die Theo- rie, Murx war die Praxis. Der Mensch ist aus einem anderen Stoff gemacht als von den Vä- tern des Sozialismus gedacht.

Epikrise: ausgeleierte Agit- prop. „Human“ war leider nur das „Kapital“ von Karl Marx.

Dr. med. Hans-Joachim Ecker, Allmendweg 14, 79183 Waldkirch

Am Thema vorbei

Der Artikel bietet umfangrei- che Sachinformationen, deren Wahrheitsgehalt offensichtlich oder leicht nachprüfbar ist. Ei- ne „Anhäufung unwahrer und nicht nachprüfbarer Behaup- tungen“ habe ich nicht gefun- den. Ebenso habe ich an kei- ner Stelle des Artikels die Schlussfolgerung gefunden, dass „die Abschaffung von Schnelligkeit und Fleiß der Leistungserbringer die Ret- tung des Gesundheitswesens ermöglicht“. Welches Arztbild hat Dr. Arnold zu solch einer abwegigen Schlussfolgerung veranlasst? Warum sollten Ärzte, die den hippokrati- schen Eid geleistet haben, aus- gerechnet beim Betreten einer Poliklinik „Schnelligkeit und Fleiß“ ablegen? Laut Text hat Prof. Stosiek in seinem Artikel angeregt, Polikliniken als be- B R I E F E

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währte Struktur des Gesund- heitswesens auch im Zusam- menhang mit der Gesund- heitsreform als eine mögliche Struktur zu prüfen. Warum wird solch eine am Thema völ- lig vorbeigehende und unqua- lifizierte bis lächerliche Zu- schrift veröffentlicht?

Dr. Ortrud Walch,

Eschenweg 4, 14974 Ahrensdorf

Ärztemangel

Zu dem Leserbrief „Zweifel“ von Dr.

med. Niels Clausnitzer in Heft 44/2003:

Gegen den Zwangs- ruhestand kämpfen

Es stimmt zwar, dass die Al- tersgrenze gesetzlich festge- legt wurde – doch wie war die Vorgeschichte:

Zunächst wurden auf Bestre- ben der Kassenärztlichen Ver- einigungen Zulassungssperren errichtet, um bei dem beste- henden Sachleistungssystem und den schwindenden Ho- noraren den bestehenden Pra- xen das Überleben zu sichern.

Ich gehörte zwar als Mitglied der Vertreterversammlung der KV Bayerns zu der Minder- heit, die sich gegen diese Sper- ren wandte und der Meinung war, dass Jung und Alt sich der Konkurrenz stellen müssten – leider vergebens.

Schließlich kam die Reaktion des Nachwuchses: Altersbe- grenzung, damit der Nach- wuchs die Praxen übernehmen kann. Auch dieser Meinung haben sich die KVen wieder angeschlossen, auch zahlreiche Freie Verbände waren dem nicht abgeneigt. Man fand das Ohr des Ministers und im Rah- men der Lahnsteiner Beschlüs- se (1) wurde von Schwarz-Rot unter der Federführung von Herrn Seehofer die Alters- grenze gesetzlich festgenagelt.

Weder die KV noch die Kam- mer oder Freie Verbände wa- ren geneigt, nunmehr die

„Zwangsrentner“ zu unterstüt- zen. Klagen wurden vom Bun- desverfassungsgericht nicht angenommen, jedoch nicht mit der gesetzlichen Begründung

„Ärzteschwemme“, sondern

mit der noch absonderlicheren Begründung, dass ein Vertrags- arzt mit 68 Jahren psychisch und physisch (d. h. geistig und körperlich) nicht in der Lage wäre, den schweren Beruf ei- nes Vertragsarztes weiter aus- zuüben. Ärzte in den neuen Bundesländern dürfen unab- hängig vom Alter bis 20 Jahre nach Praxisaufnahme arbeiten – das Leben in der DDR sorg- te wohl für erhöhte Stabilität?

Man darf auch Privatpatienten weiter behandeln – für die reicht die Senilität noch? Man darf 90 Tage in der Praxis ver- treten – man ist nur 275 Tage verblödet? Und man darf un- begrenzt in Kliniken arbeiten und vertreten. Die Europäi- sche Menschenrechtskommis- sion hat noch nicht entschie- den, Karlsruhe hat noch kein Urteil gefällt (Klageabweisung gilt nicht!), so habe ich für mei- ne Person die Konsequenzen gezogen:

Meine Klage läuft vor dem So- zialgericht mit dem Antrag, erst dann zu entscheiden, wenn rechtskräftige Entschei- dungen vom Verfassungsge- richt oder von der Europäi- schen Menschenrechtskom- mission gefallen sind. Ferner habe ich dieses Jahr schon zweimal für je drei Monate an einer Rehaklinik in Sachsen- Anhalt gearbeitet, höchst will- kommen bei Kollegen, Patien- ten und Personal. In meiner

„Winterpause“ springt ein be- freundeter Kollege im Ruhe- stand ein. Auf meinen Antrag hin wurde auf dem Bayeri- schen Ärztetag der Vorstand der Kammer aufgefordert, sich bei der Bundesärztekammer für eine Vermittlerkartei ein- zusetzen für vertretungswillige Ärzte, auch im Ruhestand, und vertretungsuchende Kol- legen und Kliniken. Der Be- darf ist da: Auf eine Anzeige im DÄ erhielt ich über ein Dutzend Angebote vom Bo- densee bis Greifswald.

Eins steht fest: Wer für ärztli- che Freiheit kämpfen will, muss auch gegen den Zwangs- ruhestand kämpfen. Ein biss- chen Freiheit gibt es nicht. Das sollten endlich auch unsere, von uns Ärzten gewählte und bezahlte Vertreter einsehen

und nicht fauler Kompromisse zuliebe ständig der Politik nachgeben.

Denn noch etwas steht fest:

Der jetzige Ärztemangel ist ebenso durch politische, von der Ärzteschaft nicht ener- gisch bekämpfte Fehler einge- treten, nämlich durch die Aus- beutung unseres Nachwuchses speziell in den Krankenhäu- sern.

Dr. med. Klaus Reichel, Hubertussteig 7, 91217 Hersbruck

Arbeitszeit

Zu dem Leserbrief zum EuGH-Urteil

„Weiterer Verlust der Attraktivität“

von Dr. med. Gunther Schwall in Heft 47/2003:

Viel Geringschätzung

Ihre Ansichten scheinen mir wirklich von gestern zu sein.

Aus Ihrem Leserbrief spricht die Einstellung eines Chirur- gen der „alten Schule“. Beson- ders spricht aus Ihrem Leser- brief zum Thema Arbeitszeit viel Geringschätzung des weiblichen Geschlechts, was die Chirurgie heute endlich überwunden haben sollte. Sie befürchten Übermüdung Ihrer männlichen Assistenten, wenn diese durch Mithilfe bei der Hausarbeit ihre berufstätigen Ehefrauen unterstützen. Bei- des – dass nämlich Ehefrauen berufstätig sein „dürfen“ und dass sich kein Ehepartner den anderen als Haussklaven/in halten sollte, ist nun mal eine Errungenschaft unserer mo- dernen Gesellschaft. Auch stört mich sehr Ihre abschlie- ßende Bemerkung, unser wun- derbarer Beruf verkomme durch die neue Arbeitszeitre- gelung in Kliniken zu einem

„Nebenjob für halbtagsbe- schäftigte, aber promovierte Ehefrauen gut verdienender Manager“. Nicht nur, dass Sie damit alle teilzeitarbeitenden Ärztinnen diskriminieren, son- dern gleich alle Ärztinnen, denn es ist ja Ihrer Ansicht nach überflüssig, dass eine promovierte Frau auch arbei- ten will!

Dr. med. Birgit Buchholz, Neudorfer Weg 15, 56077 Koblenz

Zu dem Leserbrief „Unverständnis“

von Dr. Ludwig Netz in Heft 48/2003:

Es geht um die Anerkennung

Es sind Kollegen wie Herr Netz, denen wir es immer wieder verdanken, dass die Krankenhäuser unserer For- derung nach einer anständi- gen Bezahlung auch in Zu- kunft nicht nachkommen werden.

Er allerdings hat entweder ausreichend verdient, um heute in Ruhe in Kroatien zu leben, oder er lebt gerade dort, weil alles so günstig ist.

Oder er leidet an dem Sama- ritersyndrom, nach dem ich als Arzt immer, umsonst und überall selbstverständlich meinem Patienten helfen muss! Kaum einer der Kolle- gen, die ich kenne, arbeitet nach Vorschrift und mit Stechuhr, und natürlich rede ich nicht über ein paar Über- stunden hier oder da. Aber die konsequente Missachtung ärztlicher Leistung, indem der Niedergelassene Regres- se für qualitativ hochwertige Arbeit zu befürchten hat und der Krankenhausarzt im Dienst 100 % arbeitet für 60 % Lohn (wobei der Lohn selbst für die Qualifikation ein Lacher ist), lässt immer mehr Kollegen das Stetho- skop an den Nagel hängen.

Vielleicht bekam der Lehr- ling zu Zeiten von Herrn Netz nur 60 DM, dann wären ja 180 DM durchaus angemes- sen? Heute ist die Differenz zwischen dem Facharbeiter und einem Arzt wenn über- haupt marginal bei geregel- ten Arbeitszeiten, bezahlten Fortbildungen, Wochenend- zuschlägen für Ersteren. Ein Ingenieur, der frisch von der Uni in die Industrie geht, be- kommt als Einstiegsgehalt ein Drittel mehr als ich. Inso- weit geht es nicht um „Gela- bere“ oder „Gejammere“, sondern um die Anerken- nung der ärztlichen Leistung und Qualifikation. Und das geht auch über das Gehalt.

Dr. med. Sven Armbrust, Holzteichstraße 26, 17489 Greifswald

A

A104 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 316. Januar 2004

B R I E F E

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