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Wallfahrt nach Kevelaer - A pilgrimage to Kevelaer

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Academic year: 2022

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Wallfahrt nach Kevelaer - A pilgrimage tO Kevelaer

Felix Weingartner, Edler von Münzberg (1863 - 1942)

1. Die Wallfahrt nach Kevlaar, op. 12Heinrich Heine (1797-1856) 14:53

Transkription für Gesang und Orgel: Romano Giefer

Augustinus Franz Kropfreiter(1936 - 2003) Drei geistliche Gesänge (1963)

2. — Das Wessobrunner Gebet(um 800) 3:42

3. — Sei stillePaul Fleming (1609-1640) 2:02

4. — Was hülf es dem MenschenHl. Schrift 4:18

Josef Gabriel Rheinberger(1839 - 1901) Vier elegische Gesänge op. 128

5. — Nr. 1 Die Seelen der Gerechtennach: Weisheit 3, 1-8 und Psalm 126 (125), 5-6 7:15 Sechs religiöse Lieder op.157

6. — Nr. 6 Ave MariaBibelworte Lukas 1, 28 & 42; Breviarium Romanum (1568) 4:17

7. — Nr. 5 NachtgebetFriedrich Oser (1820-1891) 5:16

8. — Nr. 4 Vater unserFriedrich Dornbusch (Lebensdaten unbekannt) 5:15 Peter Cornelius(1824 - 1874)

Vater unser — Neun geistliche Lieder op. 2

9. — Vater unser, der du bist im Himmel 3:14

10. — Geheiliget werde dein Name 4:03

11. — Zu uns komme dein Reich 2:38

12. — Dein Wille geschehe 1:41

13. — Unser täglich Brot gib uns heute 2:56

14. — Vergib uns unsre Schuld 3:18

15. — Also auch wir vergeben unsren Schuldigern 1:49

16. — Führe uns nicht in Versuchung 3:12

17. — Erlöse uns vom Übel 2:45

Total playing time 72:45

René Perler, Bassbariton

Romano Gieferspielt an der Seifert-Orgel der Marienbasilika zu Kevelaer 2

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ErnstSeifert-Orgel(1907)

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„NachKevlaargingmancherauf Krücken, Der jetzo tanzt auf dem Seil,

Garmancherspieltjetztdie Bratsche, Dem dortkeinFingerwarheil.“

H

einrich Heines Verse spielen mit dem ihm eigenen ironischen Unterton auf die Fas- zination und Begeisterung an, mit wel- cher sich Menschen auf der ganzen Erde immer wie- der neu auf Wallfahrt machen. Die Suche nach Hei- lung äußerer und innerer Schmerzen liess zu allen Zeiten Menschen verschiedener Religionen und Weltanschauungen aufbrechen und hin nach Orten wallen, die für sie zu einem Wendepunkt, einem Neustart werden konnten: Santiago de Compostela, Lourdes, Fátima, Mekka, Medina, Jerusalem, Gua- delupe, Einsiedeln, Assisi, Loreto, Monte Pellegrino, Qom, Kerbela, Varanasi, Bodhgaya, Shikoku, Uluru...

...undKevelaer!

Die große Heine-Ballade am Anfang unseres Programms erzählt von der Wallfahrt des kranken Wilhelm mit seinem gebrochenen Herzen, den die Muttergottes von Kevlaar/Kevelaer auf besondere Art von seinem Leiden erlöst.

Beim Gnadenbild, in der Kerzenkapelle, in der Marienbasilika, wo „des lauten Tages wirre Klänge schweigen“, wie Peter Cornelius zu Beginn seines Liederzyklus „Vater unser“ dichtet, haben viele Lin- derung erfahren, Gram und Kummer ablegen kön- nen und vielleicht die „guten Geister“ gespürt, von denen das Wessobrunner Gebet, das älteste christ- liche Gedicht der deutschsprachigen Literatur, in

der Vertonung von Augustinus Franz Kropfreiter be- richtet.

Nicht immer sind Zeit, Muße oder die gesund- heitlichen Rahmenbedingungen gegeben, um sich selbst physisch auf Pilgerreise machen zu können.

Wir haben versucht, etwas vom „genius loci“, der be- sonderen Stimmung in Kevelaer und dem warmen Klang der Marienbasilika einzufangen und zu einer musikalischen inneren Wallfahrt einzuladen.

Gute Reise!

Heinrich Heines große, dreiteilige BalladeDie Wallfahrt nach Kevlaarwar im 19. und 20. Jahrhun- dert gleichermaßen bekannt und beliebt, nicht zu- letzt unter Komponisten: Mindestens 28 Vertonun- gen liegen vor für verschiedenste Besetzungen, von

„Sprecher und Klavier“ über „Alt, Orgel und Tonband“

bis zu „Sprecher, drei Chöre, Orchester und Orgel“, u.a. von Engelbert Humperdinck, Carl Orff, Charles Villiers Stanford, Wilhelm Stenhammar, August Sö- derman – und vonFelix Weingartner. 1863 in Dalma- tien im Süden des damaligen österreichisch-ungari- schen Habsburgerreichs als „Edler von Münzberg“ in eine aristokratische Familie geboren, entwickelte sich Weingartner zum brillanten Dirigenten, Kompo- nisten und Schriftsteller, der das Musikleben seiner Zeit entscheidend mitgeprägt hat. 1886 hatte seine zweite Oper Malawika die Ehre, an der renommier- ten Hofoper München uraufgeführt zu werden, wo bereits nicht weniger als vier Musikdramen Wagners ihre Premiere erlebt hatten. Die Aufführung wurde von Hermann Levi dirigiert, der vier Jahre zuvor in Bayreuth die Uraufführung von Wagners Parsifal di- rigiert hatte, und für den Weingartner eine dauer- 4

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hafte Sympathie und lebenslange Bewunderung entwickelte. Zum Ende seiner Studienzeit in Graz vertonte Weingartner dort 1887 Die Wallfahrt nach Kevlaar, bevor er ein Engagement als Kapellmeister an der Hamburger Oper antrat. Der Berliner Musik- verlag C. A. Challier & Compagnie (später Birnbach) brachte die Ballade in der Version für tiefe Stimme und Clavier sowie als Partitur für tiefe Stimme und Orchester als op. 12 im Druck heraus. 1926, also 39 Jahre später, revidierte Weingartner die Partitur, setzte sprichwörtlich den Rotstift an, änderte stel- lenweise Notenwerte, Taktangaben und Orche- strierung, übersetzte die musikalischen Angaben von Deutsch auf Italienisch – und übergab die Parti- tur so "an Breitkopf & Härtel, Leipzig, zur Aufbewah- rung und für spätere Neuausgabe". Die Revision nahm Weingartner mitten in einer Phase der Neu- ausrichtung seines Lebens vor: Seit 1908 war er in den Olymp des Wiener Musiklebens aufgestiegen, hatte Gustav Mahler für drei Jahre als Hofoperndi- rektor abgelöst, die Leitung der Wiener Philharmo- nischen Konzerte und 1919 auch die Direktion der Volksoper übernommen. Diese hatte er 1924 wieder abgegeben und wurde seines Wiener Lebens nicht mehr froh. 1927 wechselte Weingartner dann nach Basel. Dort war er bis 1934 gleichzeitig Chefdirigent des damaligen Basler Orchesters, künstlerischer Leiter der Allgemeinen Musikgesellschaft und Di- rektor des Konservatoriums und gab zudem eine Vielzahl von Gastauftritten am Stadttheater Basel.

Warum Weingartner bei der Revision 1926 die Opuszahl von 12 auf 10 änderte, bleibt vorerst der Weingartner-Forschung zur Aufklärung vorbehal- ten. Die gedruckte Partitur mit den handschriftli-

chen Rotstift-Eintragungen von 1926 liegt in der Uni- versitätsbibliothek Basel und diente Romano Giefer als Grundlage für seine Einrichtung für tiefe Stimme und sinfonische Orgel.

Der NameAugustinus Franz Kropfreiterist eng mit dem Augustiner-Chorherrenstift St. Florian nahe Linz in Oberösterreich verbunden, einem der größten Klöster aus der Barockzeit in Österreich.

Nach der Schulzeit am bischöflichen Privatgymasi- um Petrinum in Linz trat der 18jährige Kropfreiter 1953 in das Stift St. Florian ein und erhielt durch Jo- hann Krichbaum Kompositions- und Orgelunterricht an der Brucknerorgel. Nach weiterführenden Stu- dien am Brucknerkonservatorium in Linz bei Helmut Eder und an der Musikuniversität Wien nahm er ab 1960 die Lehrtätigkeit bei den Florianer Sängerkna- ben auf und wurde erster Stiftsorganist. Neben sei- nen Verpflichtungen im Stift St. Florian war er bis 1991 international als Organist tätig. Ab 1965 war Au- gustinus Franz Kropfreiter Regens Chori in St. Flori- an. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod im Jahr 2003 inne. Sein Werk umfasst Orchesterwerke (dar- unter 3 Symphonien), Orgelkonzerte, Kirchenmusik (darunter die Altdorfer-Passion), Chormusik, Kam- mermusik sowie umfangreiche Orgelmusik. Seine Drei geistlichen Gesängefür Bariton und Orgel, die hier erstmals eingespielt wurden, entstanden 1963.

Man mag in ihnen Anklänge an Kropfreiters Vorbil- der Paul Hindemith und Frank Martin hören und schätzt die klare, intuitiv geführte Textbehandlung.

Ebenfalls original für tiefe Stimme und Orgel sind die vier Gesänge des 1839 im liechtensteini- schen Vaduz geborenenJosef Gabriel Rheinberger.

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Nachdem er bereits als Siebenjähriger in seinem Heimatort den Organistendienst versehen hatte, trat er mit 12 Jahren ins Münchner Konserva- torium ein. Die bayerische Landeshauptstadt sollte zeit sei- nes Lebens seine Wirkungsstätte bleiben. Dem 19jährigen bot das Konservatorium eine Dozentur für Klavier an, später für Orgel und Komposition, die er bis kurz vor seinem Lebensende innehatte. 1877 wurde er zum Hofkapellmeister des bayerischen Königs Ludwig II. ernannt und nahm eine zentrale Stellung innerhalb der katholischen Kirchenmusik in Deutschland ein. Rheinberger war ein entschiede- ner Klassizist, als helle Leitsterne leuchteten ihm Bach und Mozart.

Nach dem „elegischen Gesang“ Die Seelen der Gerechten auf Worte aus dem Alten Testament und dem lateinischen Ave Maria als Widerhall auf den Lobpreis, den der kranke Wilhelm und seine Mutter auf die Kevlaarer Muttergottes aussprechen, folgt das Nachtgebet des Basler Pfarrers und Dichters Friedrich Oser (1820-1891).

Die vorliegende Aufnahme orientiert sich in der Tempowahl an Rheinbergers originalen, unerwartet getragenen Metronomangaben, die einer Kirchen- akustik mit langem Nachhall Rechnung zu tragen scheinen. Die jäh eingetretene Entschleunigung des gewohnten hektischen Lebens durch den ersten Shutdown infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, während dem die Aufnahme entstand, ging damit Hand in Hand... In der Tat ge- stalteten wir im Zuge der Proben u.a. mit Rheinber- gers Gesängen den letzten öffentlich zugänglichen sowie den ersten ausschließlich im Internet gestreamten Gottesdienst in der Marienbasilika mit.

Die Vater unser-Paraphrase des heute unbe- kannten Dichters Friedrich Dornbusch leitet über zum gleichnamigen Liederzyklus vonPeter Corneli- us. Wie Weingartner war auch er ein Multitalent und betätigte sich als Schauspieler, Dichter, Musikkriti- ker und Komponist. Wie Rheinberger wurde er von Ludwig II. gefördert und kam in den Genuss eines Ehrensoldes, nachdem er 1864 Richard Wagner nach München gefolgt war. In neun eigenen Gedich- ten führt er die einzelnen Sätze des bekanntesten und am weitesten verbreiteten christlichen Gebets aus. Als musikalische Neuheit und in seiner Schlichtheit bestechend stellt Cornelius jedem Lied den entsprechenden Ausschnitt aus dem Choral des lateinischen „Pater noster“ voran. Die gregoria- nische Melodie verwendet er als cantus firmus, auf dem er die Liedkomposition aufbaut, und die er im- mer wieder zitiert. So wird jedes Lied eng mit dem Text verwoben und findet zu eigener Gestalt und Farbe. „Dein Wille geschehe“ etwa ist geprägt von tänzerischer Leichtigkeit und Freude, während

„Vergib uns unsere Schuld“ von dramatischem Schuldempfinden erzählt. Im abschließenden „Erlö- se uns vom Übel“ werden die drei theologischen Le- benslosungen Liebe, Glaube und Hoffnung auf fle- hende, tastend zarte, zugleich versöhnliche Art ge- zeichnet.

RenéPerler

Die Texte erscheinen im Anhang so, wie die Komponisten sie ver- tont haben. Bisweilen gibt es kleine Unterschiede zum Original der Textdichter.DieRechtschreibungwurdemodernisiert.

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RenéPerler

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er Bassbariton René Perler findet als frei- schaffender Konzert- und Opernsänger sein Glück in einem vokalen Repertoire, das von der Renaissance bis ins 21. Jahrhundert reicht. Mit besonderem Genuss widmet er sich der Alten Musik, dem solistischen Ensemblegesang und dem Kunstlied.

Als Konzertsänger war er mit Dirigenten wie An- drew Parrott, Martin Haselböck, Michel Corboz, Do- minique Vellard, Livio Picotti und Howard Griffiths in ganz Europa und den USA zu hören, u.a. in San Mar- co Venedig, in der Basilica Superiore in Assisi, im Dom zu Berlin und in der Kathedrale von Malaga. In J:S:Bachs Matthäuspassion war er in Riga mit dem Lettischen Radiokammerchor (Ltg. Hans Christoph Rademann) zu hören. Im Sommer 2018 sang er das Baritonsolo in Beethovens 9. Sinfonie mit dem Or- chester von Al-Kamandjâti in Jerusalem, Bethle- hem, Nablus und Ramallah. Regelmässig tritt er bei den Abendmusiken in der Predigerkirche Basel auf (Ltg. Jörg-Andreas Bötticher). Zusammen mit dem Pianisten Edward Rushton gestaltete er 2019 Lie- derabende im Salon der Villa Wahnfried in Bay- reuth und im Richard Strauss-Institut Gar- misch-Partenkirchen. Mit Herzblut setzt er sich mit der Truppe von „Besuch der Lieder“ dafür ein, das Lied wieder zurück in den privaten Rahmen des Wohnzimmers zu bringen.

www.besuchderlieder.net

U.a als Don Bartolo (Mozarts Le nozze di Figaro), Herr Reich (Nicolais Die lustigen Weiber von Windsor), Tirésias (blinder Seher in Strawinskys Oedipe Roi), Colline (Puccinis La Bohème), Nardo (Mozarts La Finta giardiniera), Holländer-Michel (UA

Das kalte Herz von Simon Ho), Bartolo (Rossinis Il barbiere di Siviglia) und Licone/Caronte (Haydns Orlando paladino) stand er in Fribourg/Freiburg, Bern, Besançon und Lausanne auf der Opernbühne.

Zusammen mit dem Puppenspieler Neville Tranter und der Freitagsakademie Bern machte er das Monster Polyphem auf einer Tournee mit Händels Acis & Galatea lebendig, u.a. an den Dresdner Musikfestspielen.

Er studierte Gesang in Fribourg/Freiburg, Bern, London, Zürich/Winterthur und Amsterdam bei Cé- cile Zay, Jakob Stämpfli, Horst Günter, Rudolf Pier- nay, László Pólgar und Margreet Honig. An den Uni- versitäten Fribourg/Freiburg und Bern schloss er ein Studium in Musikwissenschaft und Geschichte ab.

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omano Giefer studierte historische Tas- teninstrumente und Tonsatz in Freiburg, anschließend Kirchen- und Schulmusik in Köln. Schon während des Studiums arbeitete er re- gelmäßig als Continuospieler und Korrepetitor u.a.

mit Thomas Hengelbrock, Philippe Herreweghe, Pe- ter Neumann, Christina Pluhar, Werner Ehrhardt und Holger Speck. In zahlreichen Opern-, Oratorien- und Orchesterprojekten wirkte er an allen histori- schen wie modernen Tasteninstrumenten bei Kon- zerten sowie Rundfunk- und CD-Aufnahmen mit.

Darunter dokumentiert die preisgekrönte Einspie- lung des Oratorio de Noël von Camille Saint-Saëns unter Leitung von Holger Speck seine Arbeit als ver- sierter Orgelbegleiter. Zeitgleich führte er mit dem von ihm gegründeten Kammerchor Canzonetta Köln viele Jahre lang eigene Projekte als Dirigent durch, 8

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neben einem stilistisch vielfältigen Spektrum an Chormusik a capella u.a. auch Bachs Passionen nach Matthäus und Johannes sowie die H-moll-Messe. Als Hochschullehrer für Tonsatz, Ge- neralbasspraxis und Chorleitung war er insgesamt über zehn Jahre lang an der Musikhochschule Frei- burg und der Universität zu Köln tätig.

Diese berufliche Vielfältigkeit praktiziert er auch in seiner Tätigkeit als Chordirektor an der Päpstlichen Marienbasilika Kevelaer, einem der größten Wallfahrtsorte nördlich der Alpen. Dort steht neben anderen Instrumenten auch die größte deutsch-romantische Orgel Deutschlands von 1907.

Neben der Chordirektion pflegt er hier weiterhin seine Leidenschaft für die Tasteninstrumente solistisch wie im gemeinsamen Musizieren mit Sängern, Instrumentalisten, Ensembles und Chören.

Außer drei Erwachsenenchören gründete er bei Antritt des Amtes im Jahr 2010 für die Basilikamusik eine Singschule, in der heute über 140 Kinder im Al- ter von fünf bis achtzehn Jahren singen. Inzwischen sieben verschiedene Chor- und Scholaformationen der Basilikamusik gestalten die Kirchenmusik an der Marienbasilika an jedem Sonn- und Feiertag in der Liturgie sowie regelmäßig auch im Konzert. Ge- meinsames Anliegen zusammen mit seinen Kolle- gen im Wallfahrtgefüge ist dabei die Entwicklung in- novativer theologisch-musikalischer Formate. Re- präsentativ dafür ist eine Fassung von Bachs Weihnachtsoratorium mit Musik, Sprecher und Bal- lett, die 2020 unter dem Titel #Jauchzet!

#Frohlocket! für die Kevelaerer Basilika konzipiert wurde.

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ie Orgelanlage der Marienbasilika geht in großen Teilen zurück auf ein Instrument, das in den Jahren 1905–1907 von der Or- gelbaufirma Ernst Seifert (damals Köln) erbaut wor- den war. Es ersetzte die erste große Basilikaorgel, die um das Jahr 1874 von dem Orgelbauer Wilhelm Rütter (Kevelaer) erbaut worden war; das Orgelwerk von Rütter wurde teilweise in die Kevelaer Pfarrkir- che übertragen.

Auf der Westempore errichtete Ernst Seifert eine große Orgel mit zunächst 104 Registern. Gleich- zeitig errichtete er auf einer kleinen Empore im nördlichen Querhaus ein Instrument mit 18 Regis- tern auf einem Manual und Pedal, welches in einem Schwellkasten untergebracht war. Dieses Instru- ment diente als Chororgel; es hatte eine eigene Spielanlage und war über elektropneumatische Trakturen als Fernwerk vom vierten Manual des Hauptspieltisches der Hauptorgel aus spielbar.

Die gesamte Orgelanlage hatte pneumatische Membranladen; sie wurden nach dem von Ernst Sei- fert im Jahre 1882 erfundenen System ausgeführt.

Der frei stehende Spieltisch auf der Westempore hatte zahlreiche Spielhilfen. Erwähnenswert sind die pneumatisch kreuzweise wirkenden Oktavkop- peln zwischen II/I und III/II; bemerkenswert waren auch die drei Schwelltritte für das Fernwerk, das Hauptschwellwerk (neben Registern des III. Manual- werkes standen darin auch einige Pedalregister) und einen Pedalschwellkasten Schwellertremolo, in

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dem sich eine Vox humana 8' und ein Gedackt 8' be- fanden.

Um das Jahr 1926 beschloss man, die Orgelbüh- ne zu vergrößern, damit dort auch der Chor und das Orchester der Basilika Platz finden konnten. In die- sem Zuge wurde die Orgel von Ernst Seifert elektrifi- ziert und erhielt einen neuen, fahrbaren Spieltisch.

Außerdem wurden die Koppelmöglichkeiten ausge- baut (nunmehr 27 Einzelkoppeln sowie eine Melo- diekoppel) und die Disposition erweitert; u. a. erhielt das Schwellwerk eine französische Zungenbatterie, entsprechend den „Récits“ von Cavaillé-Coll und Mu- tin; außerdem wurden neue Mixturen eingebaut, so- wie eine Celesta. Die Registerzahl der Orgelanlage stieg damit auf insgesamt 131 Register.

Bei einem Bombentreffer im Jahre 1945 wurde das Fernwerk zerstört. Die Hauptorgel überstand den Krieg nahezu unbeschädigt und litt erst unmit- telbar nach Kriegsende, als insbesondere große Teile des Prospekts entfernt und verheizt wurden.

Bereits kurz nach dem Krieg wurde das Instru- ment provisorisch wiederhergestellt, wobei einige Stimmen aufgegeben wurden und das Instrument in Teilen verändert wurde. Der Prospekt wurde nur provisorisch und vereinfacht wiederhergestellt.

Im Zuge einer umfassenden Restaurierung in den Jahren 1976–1981 durch den Orgelbauer Roma- nus Seifert (Kevelaer) wurde der historische Pro- spekt rekonstruiert, einschließlich der Zinn-Pfeifen, die bereits im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwe- cken hatten abgeliefert werden müssen. Zudem wurde das Instrument teilweise „barockisiert“, in- dem einige Mix- turen ausgetauscht wurden gegen neue mit schärferer Intonation. Anlässlich des Be-

suches von Papst Johannes Paul II im Jahre 1987 in- stallierte man hinter dem Hauptgehäuse drei horizontale Chamade-Zungen (Tuba magna 16', Tuba mirabilis 8' und Cor harmonique 4'). Bei diesen Regis- tern handelt es sich um eine Kopie des Chama- de-Werks der Cavaille-Coll-Orgel in der Kreuzkup- pelkirche Sacré-Cœur von Paris. Das Instrument hatte nun 128 Register.

Ein Brand in der Kirche im Jahre 2002, den das Instrument unbeschadet überstand, wurde zum An- lass für eine Rückführung des Instruments auf den historischen Zustand von 1926 genommen. Dabei wurde auch das Fernwerk rekonstruiert, allerdings ohne eigene Spielanlage, da zwischenzeitlich ein weiteres Instrument die Funktion einer Chororgel erfüllte. Auch der viermanualige, freistehende Ge- neralspieltisch auf der Westempore wurde rekon- struiert und mit einer elektronischen Setzeranlage ausgestattet.

Wir danken ganz herzlich den guten Geistern, ohne deren tatkräftige Hilfe die Aufnahme nicht mög- lich gewesen wäre:

Basilikaorganist Elmar Lehnen für seine einzig- artige Expertise zur Orgel der Marienbasilika bei der Registrierung der Stücke und seine Unterstützung als Registrant, Blätterer und Mithörer; Eckehard Lüdke für seine Kompetenz als Orgelbauer bei heulenden Zwischenfällen und die Hilfe als Registrant und Blät- terer; Prof. Dr. Chris Walton für umsichtiges Lektorat und Übersetzungen; Annette Giefer für Mithören und Mitdenken; Frau Irmgard Baers vom Goldenen Löwen Kevelaer für die herzliche Beherbergung zu Pande- miezeiten; dem Personal der UB Basel für die Hilfe bei der Recherche im Weingartner-Nachlass.

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“To Kevlaarwentmany oncrutches, Who now coulddance onarail, Andsome now play the viola

Whose fingers aforetime wouldfail”.

Translation©2007byLeonMalinofsky

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einrich Heine’s verses refer to the fasci- nation and enthusiasm displayed by peo- ple all over the world whenever they em- bark on a new pilgrimage (though he writes with the ironic undertone that was typical of him). The search for cures to inner and outer pain has throughout his- tory prompted people of all religions and ideologies to set off on wanderings to places that they feel could provide them with a turning point, a new start:

Santiago de Compostela, Lourdes, Fátima, Mecca, Medina, Jerusalem, Guadalupe, Einsiedeln, Assisi, Loreto, Monte Pellegrino, Qom, Kerbela, Varanasi, Bodhgaya, Shikoku, Uluru ...

... andKevelaer!

Heine’s great ballad at the beginning of our programme tells of the pilgrimage of Wilhelm, sick and with a broken heart, whom the Mother of God of Kevelaer relieves of his pain in her inimitable way.

Many have found relief in casting off their grief and sorrow before the image in the shrine of the

“Candle Chapel” in Kevelaer’s Basilica of St Mary. As Peter Cornelius writes at the beginning of his song cycle Our Father, it is a place where “the confused sounds of the noisy day fall silent”. Perhaps they also sense the “good spirits” that are mentioned in the Wessobrunn Prayer – the oldest Christian poem in

the German language, which is here given in a set- ting by Augustinus Franz Kropfreiter.

Not everyone has the time, the leisure or the state of health to be able to make a pilgrimage in person. So we have here endeavoured to capture something of the “genius loci” of Kevelaaer’s special atmosphere and the warm sound of the Basilica of St Mary. We thus invite our listeners to embark on a musical, inner pilgrimage.

Bonvoyage!

Heinrich Heine’s large-scale, three-part ballad Die Wallfahrt nach Kevlaar (“The pilgrimage to Kevelaer”) was well known and beloved in equal measure in the 19th and 20th centuries, not least among composers. At least 28 settings of it exist for all manner of ensembles, from “speaker and piano”

via “contralto, organ and tape” to “speaker, three choirs, orchestra and organ”, by composers includ- ing Engelbert Humperdinck, Carl Orff, Charles Villiers Stanford, Wilhelm Stenhammar, August Söderman – andFelix Weingartner. He was born into an aristocratic family as “Edler von Münzberg” in Dalmatia in 1863, in the south of what was then the Austro-Hungarian Empire. He became an outstand- ing conductor, composer and writer, and had a deci- sive impact on the music life of his time. In 1886, Weingartner’s second opera Malawika was given the honour of a world première at the renowned Court Opera in Munich, where no less than four of Wag- ner’s operas had been first performed. The conduc- tor was Hermann Levi (who had conducted the world première of Wagner’s Parsifal just four years before), and for whom Weingartner developed a

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lasting affinity and a lifelong admiration. In 1887, to- wards the end of his studies in Graz, before leaving the city to take up a post as kapellmeister at the Hamburg Opera, Weingartner composed his Die Wallfahrt nach Kevlaar. The Berlin music publisher C. A. Challier & Compagnie (later Birnbach) pub- lished this ballad in a version for low voice and piano and in score in a version for low voice and orchestra.

It was Weingartner’s opus 12. In 1926, thus 39 years later, Weingartner took a red pen to his score, revis- ing it, here and there altering note values, the metre and the orchestration, and translating the expres- sion markings from German into Italian. He there- upon handed the score “to Breitkopf & Härtel, Leip- zig, for safekeeping and for later publication in a new edition”. Weingartner undertook these revisions in the midst of major changes in his life. He had as- cended to the Olympus of Viennese music life in 1908, when he assumed Gustav Mahler’s former post as Director of the Court Opera for three years. He had been appointed the director of the Viennese Philharmonic Concerts, and in 1919 was made the Di- rector of the Volksoper. He gave up the last of these posts in 1924, and soon ceased to be happy in Vi- enna. In 1927 Weingartner moved to Basel, where until 1934 he exercised multiple functions: as Chief Conductor of the Basel Orchestra, Artistic Director of the Allgemeine Musikgesellschaft, and Director of the Conservatory. He also gave numerous guest performances as a conductor at the Basel City Theatre.

Only Weingartner experts might be able to ex- plain why he changed the opus number of his work from 12 to 10 when he revised it in 1926.

The published score with the manuscript en- tries in red pen from 1926 is held today by the Basel University Library, and was the basis of Romano Giefer’s version for low voice and symphonic organ.

The name ofAugustinus Franz Kropfreiter is closely bound up with the Augustinian Monastery of St. Florian near Linz in Upper Austria, one of the largest Baroque monasteries in Austria. After spending his school years at the Petrinum, the Epis- copal Private Grammar School in Linz, Kropfreiter entered the Monastery of St. Florian in 1953 at the age of 18, where Johann Krichbaum gave him com- position and organ lessons, the latter at the Bruckner Organ in St. Florian. After further studies with Helmut Eder at the Bruckner Conservatory in Linz and at the Music University of Vienna, Kropfreiter was appointed to teach the boys of the choir of St. Florian in 1960, and was also made the principal organist there. Besides his duties in the Monastery, Kropfreiter was also internationally ac- tive as an organist until 1991. In 1965, Augustinus Franz Kropfreiter was appointed Regens Chori in St.

Florian, an office he held until his death in 2003. His oeuvre encompasses orchestral works (including 3 symphonies), organ concertos, church music (in- cluding the Altdorfer Passion), choral music, cham- ber music and a large body of music for the organ.

His Three spiritual songs for baritone and organ, which are here recorded complete for the first time, were composed in 1963. Kropfreiter’s setting of the text is clear and intuitive, and one can hear echoes in these songs of his role models Paul Hindemith and Frank Martin.

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The four songs byJosef Gabriel Rheinberger recorded here are also original works for low voice and organ. He was born in Vaduz in Liechtenstein in 1839, where he began working as an organist at the age of just 7. At 12 he joined the Munich Conserva- tory, and settled for good in the Bavarian capital.

The Conservatory offered him a post as a piano teacher when he was still only 19, and later added teaching organ and composition to his duties. He re- mained in his post until shortly before his death. In 1877 he was appointed Court Capellmeister to King Ludwig II of Bavaria, and assumed a central position in Roman Catholic church music in Germany.

Rheinberger was a determined Classicist whose principal guiding stars were Bach and Mozart.

The “elegiac song” Die Seelen der Gerechten (“The souls of the Just”) to words from the Old Testa- ment is followed here by the Latin Ave Maria that echoes the praise uttered to Kevelaer’s Mother of God by the infirm Wilhelm and his mother, then a Nachtgebet (“Night-time prayer”) to a text by the pastor and poet Friedrich Oser from Basel (1820-1891).

The present recording takes Rheinberger’s original, unusually slow metronome markings as its guide, which seem intended for a church acoustic with a long echo. This recording was being made just as the first shutdown to counter the impact of the Covid-19 pandemic brought about an abrupt de- celeration of our hectic pace of life. As it happens, in the course of our rehearsals for these and other songs, we took part both in the last publicly accessi- ble church service in Kevelaer’s Basilica of St Mary,

and in its first service streamed exclusively on the Internet.

Rheinberger’s setting of the Vater unser (“Our Father”) as paraphrased by the poet Friedrich Dornbusch (who is otherwise unknown today) leads us into the song cycle of that same title byPeter Cornelius. Like Weingartner, he too was multitalented, and was active as an actor, poet, mu- sic critic and composer. And like Rheinberger, he was supported by Ludwig II, being the recipient of a gratuity from the King after he moved to Munich to join Richard Wagner there in 1864. In nine poems that he wrote himself, he explores the individual phrases of the “Our Father”, the most widespread of all Christian prayers. His musical innovation here – which is in itself captivating in its simplicity – is to in- troduce each song with the corresponding excerpt from the chorale of the Latin “Pater noster”. He con- structs his songs using this Gregorian chant as a free “cantus firmus”, as he calls it, and repeatedly quotes from it. Every song is thus closely interwo- ven with the text, and attains its own shape and col- our. “Thy Will be done”, for example, is notable for its dance-like lightness and sense of joy, whereas “For- give us our sins” exudes a dramatic feeling of guilt. In the closing “Deliver us from evil”, he traces out the three theological Virtues of faith, hope and love in a manner that is at once beseeching, tentative, ten- der, and yet conci- liatory.

RenéPerler translatedbyDr.ChrisWalton

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RomanoGiefer

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ené Perler is at home in the operatic and concert repertoire from the Renaissance to the 21st century. He devotes himself with particular pleasure to early music, solo ensem- ble singing and art song. He has sung with conduc- tors such as Andrew Parrott, Martin Haselböck, Michel Corboz, Dominique Vellard, Livio Picotti and Hans-Christoph Rademann in many of Europe’s most important venues, including St Mark’s in Ven- ice, the Basilica Superiore in Assisi, the cathedrals of Berlin and Malaga, the Church of St Peter in Riga, and in Jerusalem, Bethlehem, Nablus and Ramallah.

Together with the pianist Edward Rushton he has given lieder recitals in Wagner’s Wahnfried Villa in Bayreuth and in the Richard Strauss Institute in Garmisch-Parten- kirchen. He is a member of the group “Besuch der Lieder”, who are committed with heart and soul to bringing the art song back into the private living room.www.besuchderlieder.net

Perler’s operatic roles, which he has sung on stage variously in Fribourg, Bern, Besançon and Lausanne, include Don Bartolo (Mozart’s Marriage of Figaro), Herr Reich (Nicolai’s The Merry Wives of Windsor), Tirésias (the blind seer in Stravinsky’s Oedipus Rex), Colline (Puccini’s La Bohème), Nardo (Mozart’s La finta giardiniera), Holländer-Michel (in the first performance of Simon Ho’s Das kalte Herz), Bartolo (Rossini's Barber of Seville) and Licone/Caronte (Haydn’s Orlando paladino).

Together with the puppeteer Neville Tranter and the Freitagsakademie Bern, he brought the monster Polyphemus to life on a tour of Handel’s Acis &

Galatea, including at the Dresden Music Festival.

Perler studied singing in Fribourg, Bern, Lon- don, Zurich, Winterthur and Amsterdam, and his teachers included Cécile Zay, Jakob Stämpfli, Horst Günter, Rudolf Piernay, László Pólgar and Margreet Honig. He also has degrees in musicology and his- tory from the Universities of Fribourg and Bern.

R

omano Giefer studied historical keyboard instruments and composition in Freiburg, then church and school music in Cologne.

While still a student he worked regularly as a con- tinuo player and répétiteur for Thomas Hengelbrock, Philippe Herreweghe, Peter Neu- mann, Christina Pluhar, Werner Ehrhardt, Holger Speck and others. He has played all manner of his- torical and modern keyboard instruments in many operas, oratorios and orchestral projects, in concert and for radio and CD recordings. The prize-winning recording of Camille Saint-Saëns’s Oratorio de Noël under Holger Speck testifies to his experience as an organ accompanist. He also founded the Canzonetta Köln chamber choir at the time, and for many years conducted it in projects of his own, per- forming a broad stylistic spectrum of choral music including a-cappella works, J. S. Bach’s b-minor Mass and his St Matthew and St John Passions.

Giefer also worked for over ten years as a lecturer in harmony and counterpoint, thorough bass and cho- ral conducting at the Freiburg University of Music and at the University of Cologne.

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Giefer also demonstrates a similar professional versatility as the choral director of the Papal Basilica of St Mary in Kevelaer, one of the largest sites of Christian pilgrimage north of the Alps. Among the organs in the basilica is Germany’s largest Romantic organ, built in 1907. Besides conducting the choir there, Giefer also continues to cultivate his passion for keyboard instruments, both as a soloist and in performing with singers, instrumentalists, ensembles and choirs.

Besides three adult choirs, Giefer also set up a singing school for the music of the Basilica when he took up his post in 2010. Today, over 140 children aged from five to eighteen are active in it. Seven dif- ferent choirs and ensembles perform in the liturgy on Sundays and feast days, and also regularly give concerts. Together with his colleagues on the pil- grimage committees, Giefer is developing innova- tive theological-musical formats. One representa- tive example of this is a version of Bach’s Christmas Oratorio with musicians, speakers and ballet danc- ers that was conceived for the Basilica in Kevelaer in 2020, entitled: #Jauchzet! #Frohlocket!

T

he organ of St. Mary's Basilica largely goes back to an instrument built between 1905 and 1907 by the organ-building company Ernst Seifert (at that time: Cologne). It replaced the first larger basilica organ, which had been built around 1874 by the organ builder Wilhelm Rütter (Kevelaer); Rütter's instrument was partly trans- ferred to the Kevelaer parish church.

On the west gallery, Ernst Seifert built a large organ with initially 104 stops. At the same time, he

built an instrument with 18 stops on one manual and pedal on a small gallery in the north transept, which was housed in a swell box. This instrument served as the choir organ; it had its own console and could be played as a remote instrument from the fourth man- ual of the main console of the main organ via elec- tro-pneumatic action.

The entire organ was equipped with pneumatic membrane chests; they were designed according to the system invented by Ernst Seifert in 1882. The free-standing console in the west gallery had nu- merous auxiliary stops. Worth mentioning are the pneumatic cross-acting octave couplers between II/I and III/II; also noteworthy were the three swell pedals for the Fernwerk, the Hauptschwellwerk (in addition to stops of the third manual , there were also some pedal stops) and a swell box, which only contained a Vox humana 8' and a Gedackt 8'.

Around 1926, it was decided to enlarge the or- gan platform in order to accommodate the choir and the orchestra of the basilica. In the course of this, the organ was electrified by Ernst Seifert and was equipped with a new, mobile console. In addition, the coupling possibilities were expanded (now 27 in- dividual couplers as well as a melody coupler) and the specification was extended; among others, the swell was equipped with a French reed battery, cor- responding to the "Récits" of Cavaillé-Coll and Mutin;

furthermore, new mixtures were installed, as well as a celesta. The number of stops in the organ thus rose to a total of 131.

The Fernwerk was destroyed by a bomb hit in 1945. The main organ survived the war almost un- damaged and suffered only immediately after the 16

(18)

end of the war, when large parts of the facade in par- ticular were removed and burned.

Shortly after the war, the instrument was provi- sionally restored, with some stops being abandoned and parts of the instrument altered. The facade was only provisionally restored in a simplified form. In the course of a comprehensive restoration in 1976-1981 by the organ builder Romanus Seifert (Kevelaer), the historic facade was reconstructed, including the tin pipes which had already had to be surrendered for armament purposes during the First World War. In addition, the instrument was par- tially "baroqueised" by replacing some of the mix- tures with new ones with sharper intonation. On the occasion of the visit of Pope John Paul II in 1987, three horizontal Chamade reeds (Tuba magna 16', Tuba mirabilis 8' and Cor harmonique 4') were in- stalled behind the main case. These stops are a copy of the Chamade reeds from the Cavaille-Coll organ in the Church of the Sacré-Cœur in Paris. The instru- ment now had 128 stops.

A fire in the church in 2002, which the instru- ment survived unscathed, was taken as an opportu- nity to restore the instrument to its historical condi- tion of 1926. During this process, the Fernwerk was also reconstructed, but without its own console, as in the meantime another instrument fulfilled the function of a choir organ. The four-manual, free-standing general console in the west gallery was also reconstructed and equipped with an elec- tronic setting system.

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I. Hauptwerk(C - c4) 1. Principal 16' 2. Bordun 16' 3. Gamba 16'

4. Seraphon Principal 8' 5. Principal 8'

6. Seraphon Fugara 8' 7. Seraphon Flöte 8' 8. Flaut major 8' 9. Gamba 8' 10. Gemshorn 8'

11. Gedackt 8' 12. Violine 8' 13. Quinte 5 1/3' 14. Seraphon Octave 4' 15. Seraphon Fugara 4' 16. Hohlflöte 4' 17. Octave 4' 18. Flauto 4' 19. Terz 3 1/5' 20. Quinte 2 2/3'

21. Octave 2' 22. Octavin 1' 23. Cornett IV 24. Mixtur V

25. Cymbel V (vakant) 26. Tuba 16'

27. Trompete 8' 28. Euphon 8' 29. Clarine 4'

II. Oberwerk(C–c4) 30. Viola 16'

31. Gedackt 16' 32. Principal 8' 33. Seraphon Gamba 8' 34. Seraphon Gedackt 8' 35. Cello 8'

36. Quintatön 8' 37. Rohrflöte 8' 38. Dolce 8'

39. Flaut harmonique 8' 40. Vox Angelica 8'

41. Octave 4' 42. Rohrflöte 4' 43. Violine 4' 44. Flauto dolce 4' 45. Nasard 2 2/3' 46. Octave 2' 47. Piccolo 2' 48. Terz 1 3/5' 49. Sesquialter II 50. Progressio III

51. Mixtur IV 52. Cornett V 53. Fagott 16' 54. Trompete 8' 55. Clarinette 8'

III. Schwellwerk(C–c4) 56. Salicet 16'

57. Lieblich Gedackt 16' 58. Seraphon Principal 8' 59. Geigenprincipal 8' 60. Seraphon Concertflöte 8'

61. Seraphon Violine 8' 62. Salicional 8' 63. Gedackt 8' 64. Flaut Amabile 8' 65. Aeoline 8' 66. Vox Coelestis 8' 67. Gemshorn 4' 68. Cremona 4' 69. Traversflöte 4' 70. Octave 4'

71. Nachthorn 4' 72. Quintflöte 2 2/3' 73. Flautino 2' 74. Terzflöte 1 3/5' 75. Harmonia III 76. Cornett V 77. Mixtur V 78. Carrillon III 79. Tuba 16' 80. Horn 8'

81. Trompete 8' 82. Oboe 8' 83. Krummhorn 8' 84. Vox humana 8' 85. Clairon 4'

Tremolo 18

DispositionderErnst-Seifert-OrgelderMarienbasilikaKevelaer/SpecificationoftheErnst-Seifertorgan(1907/1926)

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IV. Fernwerk(C–c4) 86. Bordun16' 87. Principal 8' 88. Seraphon Flöte 8' 89. Gedackt 8' 90. Violine 8'

91. Quintatön 8' 92. Aeoline 8' 93. Vox Coelestis 8' 94. Octave 4' 95. Traversflöte 4' 96. Waldflöte 2' 97. Sesquialter II 98. Celesta 99. Trompete 8' 100. Cor Anglais 8'

101. Labial Oboe 8'

Normalkoppeln

II/I, III/I, IV/I; III/II, IV/II; IV/III; I/P, II/P, III/P, IV/P

Bombardenclavier und Seraphon Celesta können an jedes Manual und Pedal gekoppelt werden

Superoktavkoppeln

I/I, II/I, III/I, IV/I; III/II, IV/II; III/III, IV/III;

IV/IV; I/P

Suboktavkoppeln

II/I, III/I, IV/I; III/II, IV/II; IV/III Spezialkoppeln:

Melodiekoppel (Sup.Okt.) I/I, Quintkoppel P/P

Pedal(C–f1) 106. Contrabaß 32' 107. Bordun 32' 108. Principalbaß 16' 109. Octavbaß 16'

110. Violon 16' 111. Subbaß 16' 112. Salicetbaß 16' 113. Terz 12 4/5' 114. Quintbass 10 2/3' 115. Principal 8' 116. Cello 8' 117. Baßflöte 8' 118. Bordun 8' 119. Dulciana 8' 120. Terzbass 6 2/5'

121. Quinte 5 1/3' 122. Septime 4 4/7' 123. Seraphon Fugara 4' 124. Octave 4'

125. Flöte 4' 126. Bombarde 32' 127. Posaune 16' 128. Trompete 16' 129. Trompete 8' 130. Fagott 8'

131. Clairon 4'

132. Seraphon Clarino 2'

Spielhilfen

Zwei freie Kombinationen Feste Kombinationen:

Principalchor Gambenchor Violinenchor Flötenchor

Forte I, Forte II, Forte III

Fernpedal(C–f1) 133. Subbaß 16' 134. Gedacktbaß 16' 135. Octavbaß 8'

Bombardenclavier(C–c4) 102. Tuba magna 16'

103. Tuba mirabilis 8' 104. Cor harmonique 4' 105. Seraphon Celesta

Cymbelstern

Handregister Tutti

Fortissimo Forte Mezzoforte Piano Pianissimo Forte Fernwerk Piano Fernwerk Registercrescendo Automatisches Pedal III Automatisches Pedal IV An-/Absteller

Manual Rohrwerke ab Manual Rohrwerke zu Seraphone zu Crescendo ab Crescendo ab Fernwerk

Absteller Hauptorgel Absteller Fernwerk

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Fernwerkder Seifert-Orgel

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Die Wallfahrt nach Kevlaar Am Fenster stand die Mutter, Im Bette lag der Sohn.

„Willst du nicht aufstehn, Wilhelm, Zu schau’n die Prozession?“

„Ich bin so krank, o Mutter, Dass ich nicht hör’ und seh’;

Ich denk’ an das tote Gretchen, Da tut das Herz mir weh!“ -

„Steh auf, wir wollen nach Kevlaar, Nimm Buch und Rosenkranz;

Die Mutter Gottes heilt dir Dein krankes Herze ganz.“

Es flattern die Kirchenfahnen, Es singt im Kirchenton;

Das ist zu Köln am Rheine, Da geht die Prozession.

Die Mutter folgt der Menge, Den Sohn, den führet sie, Sie singen beide im Chore:

„Gelobt seist du Marie!“

Die Mutter Gottes zu Kevlaar Trägt heut’ ihr bestes Kleid;

Heut’ hat sie viel zu schaffen, Es kommen viel kranke Leut’.

Die kranken Leute bringen Ihr dar, als Opferspend, Aus Wachs gebildete Glieder, Viel wächserne Füß’ und Händ’.

A Pilgrimage to Kevlaar

The mother watched the window;

In bed lay her sick son.

"Will you not rise up, William, And see the procession?"

“I am so ill, oh Mother, That I can't hear or see;

I think of poor dead Gretchen, And so my heart hurts me”.

“Stand up, we'll go to Kevlaar, With Book and rosary;

And God's beloved mother Will heal thy heart for thee”.

Their church flags are aflutter, They sing in sacred tone;

It is to Cologne1 in Rhineland Where goes the procession.

The mother leads her son, They trail the company, They both sing out in chorus:

“Praise be to you, Marie!”

God's mother of Kevlaar wears Today her finest clothes;

And she will heal so many, Where the procession goes.

The suffering people bring her Their tributes when they meet, Limbs made out of candles, And waxen hands and feet.

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Und wer eine Wachshand opfert, Dem heilt an der Hand die Wund, Und wer einen Wachsfuß opfert, Dem wird der Fuß gesund.

Nach Kevlaar ging mancher auf Krücken, Der jetzo tanzt auf dem Seil,

Gar mancher spielt jetzt die Bratsche, Dem dort kein Finger war heil.

Die Mutter nahm ein Wachslicht Und bildete draus ein Herz.

„Bring das der Muttergottes, Dann heilt sie deinen Schmerz.“

Der Sohn nahm seufzend das Wachsherz, Ging seufzend zum Heiligenbild;

Die Träne quillt aus dem Auge, Das Wort aus dem Herzen quillt:

„Du Hochgebenedeite, Du reine Gottesmagd, Du Königin des Himmels, Dir sei mein Leid geklagt!

Ich wohnte mit meiner Mutter Zu Köllen in der Stadt, Der Stadt, die viele hundert Kapellen und Kirchen hat.

Und neben uns wohnte Gretchen, Doch die ist tot jetzund -

Marie, dir bring’ ich ein Wachsherz, Heil’ du meine Herzenswund’.

Who offers her a wax-hand,

His wound heals for him on the hand;

And who a wax-foot offers, Once more on the foot can stand.

To Kevlaar went many on crutches, Who now could dance on a rail, And some now play the viola Whose fingers aforetime would fail.

The mother took a candle, And built from it a heart.

“Bear this to Mother Mary, Be healed by her blessed art”.

He sighed as he took up the wax-heart, His tears welled up in his eyes;

He went to Marie's sacred picture, And from his heart he cries:

"You kind and blessed Mother So pure and so clement You queen of all of Heaven, Oh hear my sad lament!

I live here with my mother At Cologne in the town,

We've hundreds here of chapels And churches up and down.

And near us lived my Gretchen, But death has made us part Marie, take my waxen tribute,

And heal my grieving heart.

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Heil’ du mein krankes Herze - Ich will auch spät und früh Inbrünstiglich beten und singen:

Gelobt seist du, Marie!“

Der kranke Sohn und die Mutter, Die schliefen im Kämmerlein;

Da kam die Muttergottes Ganz leise geschritten herein.

Sie beugte sich über den Kranken, Und legte ihre Hand

Ganz leise auf sein Herze, Und lächelte mild und schwand.

Die Mutter schaut alles im Traume, Und hat noch mehr geschaut;

Sie erwachte aus dem Schlummer, Die Hunde bellten so laut.

Da lag dahingestrecket Ihr Sohn, und der war tot;

Es spielt um seine Lippen Das bleiche Morgenrot.

Die Mutter faltet die Hände, Ihr war, sie wusste nicht wie;

Andächtig sang sie leise:

„Gelobt seist du, Marie!“

Heinrich Heine (1797-1856)

Heine gliedert seine Ballade in drei Abschnitte: Nr. 1 die ersten fünf Strophen, Nr.

2 die mittleren zehn Strophen, Nr. 3 die letzten fünf Strophen. Weingartner lässt die Gliederung zugunsten eines großen durchkomponierten Bogens außer Acht.

Heal thou my heart so troubled And day and night for thee I'll sing with true devotion

“Praise be to you, Marie!”

The sick son and the mother, Each slept in a little bed;

And Mother Mary came in With lightest step and tread.

She leaned above the sick son, And laid her hand then, too So softly on his poor heart, Laughed gently, and withdrew.

The mother sees all in a dream, And then she sees still more;

She awakened from her slumber The dogs bayed so loud at the door.

There, stretched out before her, lay Her son, and he was dead;

Around his lips played The pale red of dawn.1

The mother folded her hands then, Her course, she couldn't see;

Devotedly she sang low:

“Praise be to you, Marie!”

Heinrich Heine (1797-1856); translation © by Leon Malinofsky

Heine structures his ballad in three sections: No. 1 encompasses the first five strophes, No. 2 the middle ten, No. 3 the last five. Weingartner disregards this structure in favour of a large-scale, through-composed arc of music.

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Die Seelen der Gerechten

Die Seelen der Gerechten, sie sind in der Hand Gottes und die Qual des Todes berühret sie nicht;

In den Augen der Unweisen scheinen sie zu sterben, sie aber sind in Frieden!

Und wenn sie vor den Menschen auch Qual erdulden, so ist doch ihre Hoffnung der Unsterblichkeit voll, wahrlich, sie sind in Frieden!

Gott prüfet sie und findet sie seiner wert.

Wie Gold im Feuer prüft er sie, und wie Brandopfer nimmt er sie auf!

Die Gerechten werden glänzen wie die Funken, und sie werden die Völker richten.

Die Gerechten werden glänzen wie die Funken, und sie werden über Nationen herrschen!

Die da säen mit Tränen, sie ernten mit Frohlocken;

sie werden kommen mit Jubel und tragen ihre Garben, und ihr Herr wird ihr König sein!

Die Seelen der Gerechten, sie sind nun im Frieden.

nach Weisheit 3, 1-8 und Psalm 126 (125), 5-6

Ave Maria

Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum;

benedicta tu in mulieribus,

et benedictus fructus ventris tui, Jesus.

Sancta Maria, Mater Die, ora pro nobis peccatoribus nunc et in hora mortis nostrae.

Amen.

Bibelworte Lukas 1, 28 & 42; Breviarium Romanum (1568)

The souls of the righteous

The souls of the righteous, they are in the hand of God, and no torment of death will ever touch them.

In the eyes of the foolish they seem to die, but they are at peace!

For though in the sight of men they endure torment, their hope is full of immortality,

truly they are at peace!

God tests them and finds them worthy of himself;

like gold in the furnace he tries them,

and like a sacrificial burnt offering he accepts them!

The righteous will shine like sparks, and rule over peoples.

The righteous will shine like sparks, they will govern nations!

Those who sow in tears will reap with shouts of joy;

they shall come home with shouts of joy, bringing their sheaves,

and the Lord will be their King!

The souls of the righteous, they are at peace now.

based on the Book of Wisdom 3:1-8 and Psalm 126 (125), 5-6

Hail Mary

Hail Mary, full of grace, the Lord is with thee.

Blessed art thou amongst women,

and blessed is the fruit of thy womb, Jesus.

Holy Mary, Mother of God, pray for us sinners,

now and at the hour of our death.

Amen.

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Nachtgebet

Mit deiner Huld und Güte als wie mit einem Wall umschirm, Herr, und behüte mich und die Meinen all.

Du bist's, des wir uns trösten, auch in der finstern Nacht:

Vom Kleinsten bis zum Größten, o nimm uns all in Acht!

Als wie die Sterne droben nun schimmern Bild an Bild, sei über uns erhoben dein Vaterauge mild!

Und wie der Nachtwind gehet erquickend durch das Tal, sei Herz und Haus durchwehet von deinem Geist zumal.

Nimm's an auch, wenn wir danken, wie's jedes, Herr, vermag,

dass treu du ohne Wanken uns bliebest Tag für Tag.

Und lass nun unsern Schlummer in dir gesegnet sein,

lass ohne Gram und Kummer uns sehn den Morgenschein!

Friedrich Oser (1820-1891)

Prayer for the night

Lord, with your grace and goodness surround me like a wall,

embrace and keep me safely, and my beloved all.

With you, Lord, we find comfort, ev’n in the bleakest night, the strongest, like the weakest, we ask, hold in your sight:

Just how the stars above us now glitter in the sky, keep you, Lord, now above us your gentle father’s-eye.

And as the night’s wind rushes refreshing through the vale, may heart and home be filled with your spirit’s healing gale.

Accept it when we thank you in our imperfect ways, that you, who never falters, stayed with us all our days.

Send down upon our slumber your blessings like the dew, then, joyfully tomorrow, we see Your light anew!

Friedrich Oser (1820-1891); singing translation © Robert Schall

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Vater unser Unser Vater,

der du bist im Himmel und auf Erden, es soll dein heil’ger Name stets gelobt, gepriesen werden.

Einst werde uns dein selig Reich zuteil nach bitt’rem Leiden.

O süßer, reiner Herzenstrost, wenn wir von hinnen scheiden!

Dein Wille, Herr, der deine nur soll in der Welt geschehen und ohne deinen Willen

nicht der kleinste Wurm vergehen.

O gib uns unser täglich Brot und deinen heil’gen Segen.

Herr! Führe uns mit starker Hand auf deinen Gnadenwegen.

Barmherz’ger, guter Vater du, vergib uns unsre Sünden, wie wir auch zum Vergeben stets bereit uns lassen finden.

Halt’ die Versuchung von uns fern mit deinem heil’gen Namen;

erlöse uns, allmächt’ger Gott, von allem Übel. Amen!

Friedrich Dornbusch (Lebensdaten unbekannt)

Our Father Our Father,

which art in heaven as on earth, thy hallowed name, for ever more, we laud and we adore.

Thy kingdom come, one day it shall conclude our earthly strife, the consolation, sweet and pure, when we depart from life.

In heaven as in earth, o Lord, alone thy will be done,

against your will the smallest worm shall never come to harm.

Give us this day our daily bread, we ask, and give you praise, Lord, lead us with your mighty hand towards your paths of grace.

Forgive us all our sins, o Lord, uplift us when we fall,

as we forgive those trespassers who sinned against us all.

Ward all temptation off from us, then sins no longer tempt;

deliver us from evil, Lord, Amen. World without end.

Friedrich Dornbusch; singing translation © Robert Schall

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Vater unser- Neun geistliche Gesänge. Op. 2 I. Vater unser, der du bist im Himmel.

Des lauten Tages wirre Klänge schweigen, Und all der Lärm und Drang verschallt, verhallt;

Nun will ich, Vater, dir mich kindlich neigen, Nun soll empor zu dir mein Flehen steigen, Verleih den Tönen, die mein Mund dir lallt, Gewalt!

Gleich dem verlornen Sohn mein Herze zaget, Dem reines Glück sein Heimatparadies verhieß, Und der nun in der Fremde irrt und klaget, An keine Pforte mehr zu pochen waget,

Weil überall den Fremdling man verließ, verstieß.

Nun öffne, Vater, wieder ihm die Arme,

Daß jeder Schmerz, der es durchbebt, entschwebt;

Daß es an deinem Segenshauch erwarme, Daß es, genesend von der Irrfahrt Harme, In deiner Gnade Strahl sich neu belebt, erhebt.

II. Geheiliget werde dein Name.

Die Sterne tönen ewig hohe Weisen Im Wunderklang;

Und Wunderklang und hellen Psalmensang Gabst du auch meiner Seele, dich zu preisen.

Wenn deinen Blumen gleich die Seele blühte Nur einen Tag,

Den einen Tag mit lichtem Flügelschlag Schwebte sie auf im Strahle deiner Güte.

Our Father- Nine sacred songs. Op. 2 I. Our Father, who art in Heaven.

Distracting noises of the day are dying And all alarm and strife without are stilled;

Now will I, Father, as an infant kneeling Send forth entreaties to thee in the Heavens, O let my timid prayer to Thee with power be filled!

Like as the straying son my heart is yearning, For all the happiness that paradise doth hold, And he who in far distant lands was roaming, Who dared no longer knock at any portal,

For everywhere he turned they sought to do him ill.

Now open, Father, once again Thy bosom, That every pain that wounds my heart may flee;

That in Thy holy breath my soul exalting, Will find recovery from the ways of sorrow, And in Thy blessed favor ever more be free.

II. Hallowed be Thy name.

The stars above us are forever singing, A wondrous song:

A wondrous song and highest psalms of joy My soul would also join them to sing Thy praises.

When like Thy flowers fair my soul would blossom Then on that day,

Then on that day, with lightest pinions gay Flies she to live within Thy glory.

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(29)

Doch mag der Leib im Staube auch verwehen, Die Seele lebt,

Die Seele lebt, weil sie dein Geist umweht, Weil sie dich ahnte, kann sie nie vergehen.

Sie wird von Stern zu Stern empor sich schwingen In Ewigkeit,

In Ewigkeit darf deiner Herrlichkeit, Darf deiner Güte Preis und Lob sie singen.

III. Zu uns komme dein Reich.

Das sind goldne Himmelspfade, Die du, Gott, herniedersteigst, Wenn du dich im Mild' und Gnade Einem reinen Herzen neigst, Das dir eine Krone weiht Und ein Reich, darin du wohnest, Einen Thron, darauf du thronest Recht in Himmelsherrlichkeit.

Ach, mein Herz ist voller Fehle, Findest keine Krone dort:

Doch gesund wird meine Seele, Sprichst du nur ein einzig Wort.

Gott der Milde, Gott der Gnade, Schaff' in mir ein reines Herz, Komm, ach, komme niederwärts, Komm auf goldnem Himmelspfade!

Although the flesh again to dust is scattered, The soul doth live,

The soul doth live, while in Thy spirit's light,

While close to Thee standing, can she ne'er be shattered.

On high from star to star behold her flying, Eternally,

Eternally there in Thy majesty,

There Thy wondrous praise forever singing.

III. Thy kingdom come.

There's a golden path in heaven That descends from God on high When to Thee in love and mercy One of pure heart drawest nigh.

There's a crown that waits for Them In that realm wherein Thou rulest, Near the throne where on Thou sittest, In Thy heavenly majesty.

Ah, my heart is full of error Thou will find no crown for me:

But my soul will fill with healing Speakest Thou one word to me.

God of kindness, God of mercy, Make of me one pure in heart.

Come, oh come to me below, Down that golden path of heaven.

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IV. Dein Wille geschehe.

Segne, Herz, den Freudentag, Den der Herr dir spende, Daß er's fröhlich wende, Dank' ohn' Ende

Jubelnd ihm dein Schlag.

Aber Heil der Schmerzensnacht!

Traue Gottes Wegen, Da du wach gelegen, Hat sein Segen Treu mit dir gewacht.

Folgt auch, wie die Nacht dem Tag, Dir auf Wonne Leiden,

Der da schuf die beiden, Wird entscheiden, Wie dir's frommen mag.

V. Unser täglich Brot gib uns heute.

Der du im Feld die Vöglein nährst Und Speise mir und Trank gewährst, Dir dank' ich, daß du mein gedenkst, Mir deines Segens Fülle schenkst.

Doch leb' ich nicht von Brot allein, Drum mögst du, Herr, stets mit mir sein, Weil jedes Wort der Seele frommt, Das aus dem Munde Gottes kommt.

Und Speise, die mein Geist begehrt, Sei mir im Tode noch gewährt:

Daß Liebe einst ein Kreuz mir setzt, Und es mit Herzenstränen netzt.

IV. Thy will be done.

Bless, o heart, each joyous day, That the Lord doth give thee, To his gladness turn thee, Thankful ever,

Beat aloud thy praise.

But fear not the night of pain!

Trust in God's true way, For he soon will show thee, That His blessing

With thee doth remain.

For as night doth follow day, Joy will follow sorrow, He who both created, In His wisdom, Works thy good alway.

V. Give us this our daily bread.

Thou who the little birds doth feed And gives to me my daily needs, I thank Thee, that Thou thinks on me, And to me grants full clemency.

I can not live by bread alone, Thy nearness also would I own, For on each word my soul doth feed, That from the mouth of God proceeds.

That food which my soul doth desire, For me by Thy death was procured:

That love once on a cross I placed,

Which with His heart's own tears He graced.

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VI. Vergib uns unsre Schuld.

Nachts, wenn sich Sturmwind wild erhebt Und Reue dir im Innren wacht,

Dann bebt dein Herz in dunkler Nacht So schmerzlich wie's noch nie gebebt.

Du ringst, in tiefster Brust verzagt, Umsonst nach Trost, umsonst nach Licht, Weil durch den Sturm, noch lauter spricht Dein eigen Herz, das dich verklagt.

Doch ob der Sturm auch schweigen mag Und laue Luft dich lind umspült,

Wenn tiefe Reu' die Seele fühlt, Bebt sie im Sturm an ruh'gem Tag.

Dann preisen Vöglein Gottes Huld Und singen hell zu ihm empor, Dir aber dröhnt ihr Sang ins Ohr Wie herbe Klag' um deine Schuld.

VII. Also auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Nun lasse ganz der Seele Flug Zu dir, o Herr, mich heben:

Lehre mich Feindes Schuld und Trug Vergeben!

Nicht soll des Hasses trüber Wahn Mir Sinn und Geist umweben.

Ich will, o Herr, wie du getan, Vergeben.

Tönt einst dein Richterruf herab Zu ew'gem Tod und Leben,

VI. Forgive us our trespasses.

Night when the storm winds wildly roar And deep remorse within thee wakes, Trembles thy heart in deepest depths As painfully it ere has quaked.

Despair doth fill thy deepest breast, No comfort findest thee, nor light,

While loudly through the storm swept night, Thy heart doth call in vain for rest.

Then though the storm winds die away And placid waves about thee roll, When deepest guilt thy soul doth feel, Stormy still feels the tranquil day.

Then while the birds may sing God's grace And voice their songs to Him on high, Thy song still drones up on the ear With harsh notes that reveal thy guilt.

VII. As we forgive those who trespass against us.

Now that the soul to Thee out pours Heavenward Lord oh lift me:

Teach me to be toward all my foes Forgiving!

Nor to let hatred enter in Clouding my mind and spirit.

I'll be, o Lord, as Thou hast been, Forgiving!

And when Thy judgement call shall sound To summon dead and living,

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(32)

Mögst du auch mir, weil ich vergab, Vergeben.

VIII. Führe uns nicht in Versuchung.

Als du auf Erden, Herr, geweilt, Hast alle Kranken du geheilt;

Von jedem Weh Erlösung fand, Wen du berührt mit deiner Hand, Gestreift mit deines Kleides Rand.

Der Blinde sehend vor dir stund, Der Stumme tat's dem Tauben kund, Du heiltest alles, was da wund;

Und zu dem Toten sprach dein Mund:

"Steh' auf und wandle!"

Herr! meine Seele liegt im Staub, Ist krank und blind und stumm und taub.

Sprießt auch ein Quell, der Heilung schafft, Ihn zu erreichen fehlt's an Kraft:

O, wär' ich frei aus Sündenhaft, O, dürft' ich schau'n dein Angesicht, Darum das goldne Himmelslicht Viel strahlenhelle Glorien flicht, Und hören, wie dein Mund mir spricht:

"Steh' auf und wandle!"

IX. Erlöse uns vom Übel.

Heil'ge Liebe, flammend Herz, Wolle ganz die Welt durchdringen, Daß die Seelen allerwärts

Liebeglühend sich umschlingen.

As I forgave may'st Thou be found, Forgiving.

VIII. Lead us not into temptation.

While Thou upon the earth did dwell, All who were sick Thou madest well;

From every woe were suffers healed, Calmed by Thy hand as low they kneeled, Or when they brushed Thy garment's hem.

The blind man seeing doth stand forth The dumb doth speak, the deaf doth hear, Thou would heal all men of their wounds;

And to the dead would speak these words:

"Arise and wander!"

Lord! Lord! In the dust my soul doth lie, 'Tis sick, and deaf, and dumb, and blind.

E'en did one spring of healing flow, To it no longer could I go,

Freedom from sin on me bestow, O, dared I look up to Thy face Upon which heaven's golden light Weaves beams of god like glorious grace I listen, and these words I hear,

"Arise and wander!"

IX. Deliver us from Evil.

Holy love enflame our hearts Will o'er all the world succeed, That all souls who wait on Thee Shining with Thy love may be.

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(33)

Vater, der den Sohn gesandt, Daß ein Weg zum Heil uns bliebe, Rett' uns aus des Bösen Hand Durch die Liebe.

Heil'ger Glauben, Kreuzesbild, Leit' uns fest durch Lebensstürme, Ob auch drohend sich und wild, Woge rings auf Woge türme.

Sohn, durch den wir Gott erkannt, Laß uns diesen Hort nicht rauben, Rett' uns aus des Bösen Hand Durch den Glauben.

Heil'ge Hoffnung, Anker du, Senke tief dich in die Herzen, Gib im Kampf uns süße Ruh', Und in Wonnen wandle Schmerzen.

Geist des Trostes, unverwandt, Zeige uns den Himmel offen, Rett' uns aus des Bösen Hand Durch das Hoffen.

Father, who the Son has sent, T’ward the heavenly path to lead us, Save us from the evil one

Through Thy love.

Holy faith, upon the cross, All our lives, oh be Thou near, Though the storm winds wildly rave, Safe with Thee we have no fear.

Son, through whom our God we know, Guide us by the dangerous reef, Save us from the evil one, Through belief.

Sacred hope, O anchor Thou, Sinking deep within our hearts, For our combat, give Thy peace, And in rapture heal afflictions, Soul of comfort be Thou still As Thou shows the way of heaven, Save us from the evil one

Through our hope.

Singing translation © James B. Robinson

32

(34)

Das Wessobrunner Gebet(um 800)

Da erfragte ich unter den Menschen der Wunder größtes, dass Erde nicht war, noch darüber der Himmel,

noch Baum noch Berg vorhanden war, noch irgendein, noch die Sonne schien,

noch der Mond nicht leuchtete, noch das herrliche Meer.

Als da nichts war, weder Anfang noch Ende,

da war der eine allmächtige Gott, der Männer mildester, und da waren auch manche mit ihm gute Geister.

Und du heiliger Gott, allmächtiger Gott, der du Himmel und Erde geschaffen hast, und den Menschen so manches Gut schenktest, gib mir in deiner Gnade rechten Glauben und guten Willen, Weisheit und Klugheit und Kraft, den Teufeln zu widerstehen und Böses zu meiden, und deinen Willen zu vollbringen.

Das Wessobrunner Gebet, auch Wessobrunner Schöpfungsgedicht genannt, ge- hört zu den frühesten poetischen Zeugnissen in althochdeutscher Sprache. Es ist das älteste christliche Gedicht der deutschsprachigen Literatur, das erhalten ge- blieben ist. Kropfreiter vertont eine anonyme Übertragung ins Neuhochdeutsche.

Sei stille

Laß dich nur nichts tauern Mit trauern,

Sei stille.

Wie Gott es fügt, So sei vergnügt Mein Wille.

The Wessobrunn Prayer(ca 800)

This I found, from men, as the foremost wisdom, That neither earth there was, nor sky above;

Nor tree, nor hill there was.

Nor stars there were; nor shone the sun.

Nor moon-light there was, nor the salty sea.

Nothing there was: neither end, nor limit.

And there was the One Almighty God,

The mildest of men; and many were with them, Goodly Ghosts: and God the Holy.

God Almighty! Thou wroughtest Heaven and Earth; And to men Thou gavest so much good. Give me the right belief in Thy grace; And a good will, wisdom, and also prudence; Vir- tue wherewith to withstand the Devils, to drive away Evil, and to work Thy will.

Translation by Karl Blind, “An Old German Poem and a Vedic Hymn”, Fraser’s Maga- zine for Town and Country 15 (1877), p. 726.

The Wessobrunn Prayer is among the earliest known poetic works in Old High German and is believed to date from the late 8th century. It is the oldest surviving Christian poem in German. Kropfreiter sets an anonymous translation in New High German.

Be at peace

Let nothing indeed make you endure grief;

Be at peace.

If God ordains it, may my will accept it.

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Was willst du heute sorgen Auf morgen.

Der eine, der steht allem für, Der gibt auch dir

Das deine.

Sei nur in allem Handel Ohn’ Wandel.

Steh’ feste.

Was Gott beschleust, Das ist und bleibt Das beste.

Paul Fleming (1609-1640)

Was hülf es dem Menschen(Hl. Schrift)

Was hülf es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewön- ne, und nähme doch Schaden an seiner Seele? Was kann der Mensch geben, dass er die Seel’ errette?

Wer mich nun bekennet vor den Menschen, den will auch ich bekennen vor meinem himmlischen Vater.

Matthäus 16:26 und 10:32

Why worry today about tomorrow?

God stands for all;

He also gives you what is yours.

In all your dealings be without whim – stand firmly!

That which God decides is and will be1

the best.

Paul Fleming (1609-1640); translation © Emily Ezust

What good will it be for someone(Holy Scripture)

What good will it be for someone to gain the whole world, yet forfeit their soul? Or what can anyone give in exchange for their soul?

Whoever acknowledges me before others, I will also ac- knowledge before my Father in heaven.

Matthew 16:26 and 10:32

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Recording: April 24 - 27, 2020, Kevelaer Marienbasilika

Produced, recorded and mastered by Christoph Martin Frommen Microphones: Brüel & Kjær 4006, Neumann TLM 193, KM 143 Organ maintenance: Orgelbau Seifert

Photo credit: Christoph Martin Frommen 2021

Made in Germany www.aeolus-music.com

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