Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1873
28.10.1873
Dienstag J \f§ 248 , 28. Oktober 1873.
Wocheu-KaLcuöer : Dienstag 28 . Simon und Juda . Mittwoch 29 . Narcissus.
Donnerstag30. GermanuS . Freitag 31 . -j- Wolfgang . Samstag 1 . November Aller Heiligen . Sonntag 2 . Justus . Montag 3 . Aller Seelen.
Zur Tagesgefchichte.
Oesterreich . Es taucht das Gerücht auf , die gegenseitigen Monarchen- Besuche würden noch in diesem Jahre ihre Vervollständigung erhalten durch einen Besuch des Kaisers Franz Joses am Hofe von Petersburg . Derselbe soll im Monat Dezember erwartet werden . — Wie die „ Presse " hört , finden gegen¬
wärtig nahezu täglich Minister - Konferenzen statt in Bezug auf die bevorstehende parlamentarische Kampagne , zur Berathung der Vorlagen , die dem ReichSrathe gemacht werden sollen rc . Die Thronrede ist noch nicht entworfen , nachdem ihre Feststellung erst erfolgt , sobald das eben in Berathung gezogene Programm der Regierung in Betreff der parlamentarischen Aktion fertig sein wird . Die Vorlagen , die dem Reichsrath zunächst zugehen werden , sind das Budget pro 1874 , zwei Jndemnitätsgesetze (bezüglich der Shstirung der Bank - Akte und der Aufhebung des Getreidezolleö ) , dann ein Gesetz , in welchem die Forterhebung der Steuern für das erste Quartal des nächstfolgenden Jahres angesprochen wird.
Außer der Adreß - und Verifikations -Debatte dürfte in diesem Jahre nur noch die letzgenannte Vorlage erledigt werden , nachdem in den Verhandlungen des Reichsraths mit Beginn der Landtagssession eine Unterbrechung eintreten wird, die bis Mitte Jänner währen dürfte . Während dieser Frist sollen jedoch Fiuanz- und Verifikations - Ausschuß ihre Arbeiten fortsetzen , ersterer , um das Budget frühzeitiger als bisher durchzuberathen , letzterer , um über die beanstandeten Wahlen , bezüglich deren die Erhebungen längere Zeit in Anspruch nehmen dürften , nach Wiederaufnahme der Sitzungen sofort Bericht erstatten zu können.
Wahlproteste sind auS der Mehrzahl der galizifchen Städtebezirke bereits an¬
gekündigt . Die konfessionellen Gesetze und der Entwurf eines neuen Aktien- Gesetzes werden im ReichSrath wahrscheinlich erst im Jänner kommenden Jahres eingebracht . — Die Wahlkampagne der vorigen Woche schloß am SamStag mit den Mahlen in den Handelskammern von Böhmen , Schlesien , von der Bukowina, von Tirol und Vorarlberg , ferner in den Städten Dalmatiens und in der Großgrundbesitzer - Kurie von Kärnten , Salzburg und Oberösterrcich ab , die ausnahmslos im verfassungstreuen Sinne ausgefallen sind . In der Gruppe des Salzburger Großgrundbesitzes drang Baron Lasser durch , in jener deö oberösterreichischen Landeörertheidigungs - Minister Oberst Horst . Mit der Wahl der Minister Laffer und Horst gehören bereits sämmtliche Kabinets - Mitglieder, Herrn v Pretis ausgenommen , der im Großgrundbesitze von Böhmen kandidirt wird , dem Abgeordnetenhause an . ( Auersperg und Unger jedoch derPairSkammer .)
Belgic n . Der „ Moniteur belge " meldet , daß die Demiffion des Arbeits- Ministers Moncheur angenommen und der Advokat Beernart zum Arbeits- Minister ernannt wurde.
Frankreich. Gerüchtweise verlautet , die Botschaft des Präsidenten Mac- Mahon bei der Eröffnung der Session werde die Lage des Landes resumiren und seine Erklärungen über die Aufrechthaltung der Ordnung um jeden Preis erneuern . — Dem „ Temps " zufolge hat Raoul Duval , Sekretär der Gruppe Probier , sich gegen die Wiederherstellung der Monarchie erklärt . Die Provinzial- Behörden treten bereits so auf , als wenn der Graf von Chambord schon den Thron seiner Väter bestiegen hätte . So unterdrückte der General Espivent, welchem die Handhabung des Belagerungszustandes in Marseille obliegt , das Journal „ Le Petit Provencal " , weil es einen gegen den zukünftigen „ Roh"
gerichteten Artikel gebracht hatte . Die Departemental - Behörden wüthen überall gegen die republikanischen Journale und es gibt nur noch wenige , die auf den Straßen verkauft werden dürfen . — Durch Erlaß des Präfekten wird der Munizipalrath von Lyon auf 2 Monate suspendirt und eine Munizipal- Kommission von 40 Mitgliedern ernannt.
Italien. Die Rektoren der fremden Kollegien in Rom ersuchten die mit der Liquidation der Kirchengüter betraute Kommission um Zuweisung einiger Lokalitäten im Kollegium Romanum , damit die ausländischen Seminaristen ihre Studien fortsetzen können . Wahrscheinlich wird die Junta die gewünschten Lokalitäten , jedoch in einem anderen Gebäude , beistellen . Die Junta forderte den Grafen Wimpffen auf , von der Bibliothek des Jesuitenklofters Besitz zu ergreifen , nachdem dieselbe von einer sächsischen Prinzessin mit der Rückfalls- Verpflichtung an den Kaiser von Oesterreich den Jesuiten übergeben worden war . — Der in Rom eingetroffene brasilianische Gesandte Baron Penedo hat die Mission , mit dem Papste über die in Brasilien obschwebenden kirchlichen Fragen zu verhandeln . — Gegenüber den von den Journalen verzeichneten Gerüchten konstatirt die „ Agenzia Stefani " , daß die Gesandten GroßbritanieuS und Amerikas keinerlei Protest gegen die Besetzung der Klöster erhoben haben
Amerika. Wie versichert wird , beantragt Schatzsekretär Richardson das Münzsystem auf Grundlage der Silberwährung einzuführen und mit der Durch¬
führung dieses Systems künftige Woche zu beginnen . — Der offizielle Bericht konstatirt , daß die Mais - Ernte ein Viertel unter der mittleren Ernte des vorigen Jahres ergab.
Lokales und Verschiedenes.
Thermometerstaudum 8 UhrMorgens 8 Grad Wärme. — Wafferstaudam Aun 2 Fuß.
(Landesschiitzen -Berein.) Heute Dienstag8 Uhr Abends
Bolzschießenim
Vereinslokale beim „ Delevo . " Sonntag den 2 . November Ausflug mit Musik nach Ampas . Näheres in der Kneipe . Die Borstehung.
(Bon
derHandelskammer .) Es hat
sichnun
auch dieSektion
fürFabrik¬
wesen an der hiesigen Handelskammer konstituirt und Herrn Fabrikanten Bauer zu ihrem Obmann gewählt.
(Großgrundbesitz -Wahlen.) Das
Erg ebniß der gestrigen Wahl desadeligen
Großgrundbesitzes ist folgendes : Bon 240 Wahlberechtigten wählten 142 und zwar 137 Lieberale und 5 Klerikale . Die Betheiligung aus Wälfchtirol war eine starke , cs wurden von wälschtirolischen Großgrundbesitzern 75 Stimmen
abgegeben . Auch Erzherzog Heinrich in Bozen ließ durch Vollmacht wählen.
Gewählt wurden die Kandidaten der Liberalen , die Herren Ritter v . Goldegg und Graf Melchiori mit je 137 und die Freiherren von Ciani und Cresseri mit je 136 Stimmen.
(Eissport .) Im heurigen Winter wird die neue Eisbahn bei der Gasfabrik wieder eröffnet werden . Da jedoch die Kosten für die Herstellung und Er¬
haltung der Bahn im vorigen Winter eine bedeudende Höhe erreichten , unv größtentheils vom Comitä der Eislaufgesellschaft getragen werden mußten , so sah sich Heuer dasselbe genöthiget , das Unternehmen durch eine vorausgehende Subscription , aus der die Anzahl der Theilnehmer entnommen und schließlich über die vorhandenen Geldmittel verfügt werden kann , zu sichern . DaS Comitä, welches schon im vorigen Winter trotz der wärmsten TemperaturSverhältnisse eine bewundernswerthe Ausdauer entwickelte , und dem Publikum ein schon nicht mehr für möglich gehaltenes Wintervergnügen bereitete , wird in der Anhoffung eines günstigen Winters , mit doppelter Energie Vorgehen , und keine Mühe und kein Opfer scheuen , um bei einer regen Theilnahme das schlittschuhlaufende Publikum vollkonimen zu befriedigen . Die Bögen zur Unterschrift , die auch die weitern Details enthalten , werden nächster Tage bis zum 15 . November
l . Is ., wo die Subscription unwiderruflich geschlossen wird , cirkuliren . Für jene , welche nach diesem Termine noch Theil zu nehmen wünschen , wurde eine höhere Taxe bestimmt , und können dieselben in den Kunsthandlungen des Herrn
Fr . Unterberger , Joh . Groß ( Neustadt ) und in der Tabaktrafik des Jos . Bauer ihren Beitritt erklären . Jedem billig Denkenden wird dieses Vorgehen des Comitä ' s als vollkommen korrekt und praktisch erscheinen , und eS ist nur zu wünschen , daß demselben Heuer etwas mehr Kälte als 1 " unter Null zu Gebote stehe, und das Publikum durch eine zahlreiche Betheiligung die Mühen und Opfer des Comitb ' S verringere.
(Raubanfall.) Am Donnerstag den 16. d. wurde ein Handwerksbursche
bei Kniepaß von seinem Reisegefährten plötzlich angefallen , schwer verletzt und seiner geringen Barschaft sowie seines Reisebündels beraubt . Auf die Hilferufe des Sckwerverwundeten eilten die auf den nächstgelegenen Feldern beschäftigten Landleute herbei , worauf der Räuber sein Opfer verließ und das Weite suchte.
Der Handwerksbursche wurde noch am selben Tage (die That geschah in den erster . Nachmittagsstunden ) in das Spital nach Bruneck gebracht . Bei der ärztlichen Untersuchung wurden 40 Verwundungen konstatirt , die der Räuber seinem nichtsahnenden Reisegefährten mit spitzen Steinen , während sie an der Straße rastend saßen , beigebracht hatte . Der geraubte Betrag belief sich auf 1 fl . 20 kr., und diese kleine Summe vermochte einen Menschen zu bewegen, seinen Reisegefährten zu ermorden und zu berauben ! Hoffentlich dürfte es der Behörde gelingen , des Individuums , das bei hellem Tage auf offener Straße eine solche Unthat verübt , dem strafenden Arm der Gerechtigkeit zu überliefern.
Das Opfer dieses Raubanfalles soll ein Seilergehilfe aus Kärnteu sein , sein Reisegefährte , der Räuber , ein Bergknappe ebenfalls aus Kärnten . ( P . B .)
(Telegrasen-Markeu.) Die „ Wiener Ztg." publizirt
eineVerordnung des
Handelsministeriums vom 21 . ds ., betreffend die Ausgabe von Telegrafen- Marken zu 25 Kreuzer.
(Adele Spitzeder's Schmuck ) kommt am 17.
Novemberin München zur
Versteigerung . Derselbe ist in runder Summe ans 33,000 fl . geschätzt und
enthält: 3 Kreuze , 14 Brechen, 9 Medaillon-, 7 Uhren, 4 Ketten, 2 Arm¬
bänder,
52Ringe,
mit einemund
mehreren Edelsteinenbesetzt , Knöpfe, Radeln, Ohrgehänge und andere Sachen. Unter
diesenPrätiosen
sinddiewerthvollsten:
ein goldenes Kreuz mit 7 Brillanten
besetztund
geschätztauf 6000 fl. ; eine Broche mit Namenszug ans Brillanten,
geschätztauf 2500 fl. ; eine
solcheniit 7 Brillanten
besetztund
geschätztauf 2200 fl. ; 3
weitereBrillant-
Brochenim Schätzungswerthe von 900 fl., 800 fl. und 550 fl. ;
eine solche mitBrillanten
und
Smaragden
besetzt und geweithetauf
700fl. ;
eineDamenuhr
mitBrillanten und Perlen
besetztsammt
einemSchlüssel mit Smaragd unc dnem Kettchen,
geschätzt
auf 1000 fl.; 1 Medaillon mit Brillanten
besetztund bewerthet auf 1500fl.;
ein solches vonOnix mit Brillanten,
geschätztauf 1100 fl. ; 1 Paar Ohrgehänge mit je einem Brillanten, gewerthet auf 1800 fl. ; 1 Paar solcher mit je 3 Brillanten besetzt ,
gewerthetaus 900 fl. ; 1 Ring mit 3 Brillanten,
geschätzt
auf 1100 fl. ; 2
solchemit je einem Brillanten, jeder
geschätztauf 750 fl. und ein gleichartiger ,
gewerthetauf 500 fl.
(Das Militärgericht) in Moskau wird
nächstensüber
einenabsonderlichen Fall zu urtheilen haben. Ein Offizier, der zu
Remontirungszweckenauf seiner
Besitzung
im Gouvernement Tula weilte, hatte
nämlichbei einem
Besuchedie Frau eines benachbarten Gutsbesitzers entführt. Der Gemahl sandte dem flüchtigen Paar etwa fünfzig Bauern nach, die den Entführer unweit von
seinem
eigenen Gute anhielten. Nun war aber eine Abtheilung
vonSoldaten in der Nähe, die unter
demBefehle des Offiziers standen . Er rief dieselben zu Hilfe und bald waren etwa dreißig
wohlbewaffneteReiter an
seinerSeite Es kam zu
einemScharmützel , in
welchemdas Militär Sieger blieb. Der Offizier und
seineGefährtin
erreichtenohne weitere - Hinderniß das Gut de- ersteren , aber der
betrogeneGatte
machtesofort
bei demzuständigen Militär
gericht
die Anzeige , vor
dem sichder Offizier nun zu verantworte » hat.
(Eine
neueReklame )
hat ein Pariser Modegeschästerfunden ,
indemes
auf jede- Kupferstück , welches durch seine Kassen geht, eine mikroskopische Etiquette klebt ,
welchedie Eröffnung ihrer Winterausstellung anzeigt. Da Kleingeld
bekanntlich jedenTag
durch vieleHände geht und
die Reklamewohl
befestigt
und
vollkommen leserlichist, muß der Einfall als ein sehr glücklicher erscheinen.
(Politische
Damenhüte .)
Wie der Pariser Korrespondentdes„Warehousemen
and Draper's Journal" schreibt , versuchen
mehrereModistinnen in Paris, ihren Produktionen eine
politischeBedeutung beizulegen und so den Partei Meinungen ihrer Kunden zu schmeicheln . Der Hut „Chambord "
ist vonblauem Sammt mit einer langen weißen Straußfeder, die an einer Seite durch eine
silberne
Lilie festgehalten wird und die Garnirung aus
weißemFilet ist an den
Eckenmit kleinen blauen Perlen besetzt . Die „ La Maria Stuart " und
„La
Lamballe "
sind ebenfalls legitimistischeKopfzierden .
Letztere istaus schwarzem Sammt mit Schleifen aus blauem Bande und
schwarzemSammt und vorn mit einer
großenPerlmutterschnalle ;
auf der linkenSeite wird
ein kleinerRosen kranz getragen, aus
dessenMitte eine
blaueAigrette hervorragt. „
LaPamela"
ist
entschiedenorleanistisch , „LeMerveilleux " republikanisch , ,
LeGommeux " hat ein Bündel
imperialistischerVeilchen ; der Hut „Fusion" ist aus Filz, vert ä'ssZäranos , überragt von Hahnfedern und einer silbernen Lilie.
(Spanischer Wein .) Der
Einwohnerschaft vonBarcelona hat
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den letzten Tagen ein ungewohntes Schauspiel geboten ; Tag und Nacht waren die Plätze und Straßen der Stadt voll von Betrunkenen . Spanier waren dies natürlich nicht ; denn wenn das Volk der phrenäischen Halbinsel eine auSge«
sprochene Nationaltugend hat . so ist eS in erster Linie die Mäßigkeit . Es waren vielmehr Soldaten und Matrosen des britischen Geschwaders . 36 dieser Söhne des stolzen AlbionS wurden , wie das „ Diario de Barcelona " berichtet, am 13 . Oktober in solchem Zustande der Trunkenheit zum Polizeigebäude ge¬
bracht , daß ein Theil derselben auf Karren hingefahren werden mußte . Einige von ihnen hatten Tische in einem Kaffeehause oder Fenster zerschlagen , andere sich mit bewaffneter Hand den einschreitenden Polizisten wide '-setzt ; auf einigen Plätzen mußte die Gendarnierie Ruhe stiften . Mehrmals hatte der Karren durch die Straßen zu fahren , um bis zur Regungslosigkeit betrunkene Matrosen aufzulesen.
(Bildung der Karlisten Offiziere ) Der Special ' Korrespondent der„ Times"
im larliftiichen Hauptqnartier schreibt aus Estella vom 4 . ds . : Einige der Karlisten -Offiziere zeigen einen seltsamen Mangel an Kenntniß mit Bezug auf fremde Länder . Ein Freund von mir , Baron v . Wedell , früher ein preußischer Uhlanenlieutenant , dient nun im Heere der Royalisten . Heute Morgens aß er einige Weintrauben , als ein Obersilieutenant , der namenlos sein soll , be¬
merkte : „ Sie haben keine Trauben in Jh ^em Lande . " „ Keine Trauben ! ' erwiderte der Deutsche , entrüstet über die Verleumdung seines Vaterlandes;
„haben Sie nie etwas von Rheinwein gehört ? " „ Rheinwein ! was ist es , eine Siadt ? " „ Donnerwetter nein ; " und zu seinem Erstaunen entdeckte der Baron, daß sein Baron , daß sein Gefährte von der Existenz des weltberühmten Stromes keine Ahnung habe . Hierauf fragte der Oberstlieutenant den Deutschen , ob eS wahr sei, daß in seinem Lande ein Mann 4 oder 5 Frauen heiraten dürfe und alle die Kinder legitiu . seien . „ Ja " , erwiderte der erbitterte Preuße , „ und Deutschland ist ein solch' fruchtbares Land , daß eine Frau häufig 20 und sogar 30 Kinder hat . Das wird Ihnen erklären , warum wir so viele Leute in Schlachten verlieren können ; ei» paar Tausende hie und da machen für unS keinen Unterschied , da sie so leicht ersetzt werden können . " „ Caramba " , sagte der Spanier , und sein Erstaunen war noch größer , als er unterrichtet wurde, daß Deutsche , Polen und Russen alle eine besondere Sprache besäßen und nicht eine und dieselbe Nation seien.
(Die Legende von der keuschen Königin Etheldredra .) Die Kathedrale von Ely in England feiert gegenwärtig ihr zwölfhundertsähriges Jubiläum.
Vor zwölfhundert Jahren legte die Königin - Aebtissin Etheldreda den Grund¬
stein zu dem Gotteshause . Sie war die Tochter des Königs den Ost - Angeln, der im Jahre 636 zur Regierung kam und scheint nach Beda früh das Gelübde ewiger Keuschheit ablegen gewollt zu haben . Aber der Fürst der Süd - Gervier Tonbert verlebte sich in sie und Etheldreda mußte ihn auf Drängen ihres Vaters heiraten . Tonbert gab ihr Eliy als Brautgeschenk , welches die Prin¬
zessin an nahm , ohne dadurch ihrem Gatten näher zu treten . Nach Ablauf von drei Jabren starb Tonbert , aber die keusche Prinzessin wurde wiederum ge¬
zwungen . einen Freier zu heiraten , nämlich den König Egfried von Northumber- land . Zwölf Jahre lebte Etheldreda an seiuem $ ofe , worauf die Königin von ihrem Gatten die Crlaubniß erhielt , nach dem Nonnenkloster zu Coldingham zu gehen . St . Wilfried , Erzbischof von Jork , gab ihr den Schleier , aber
schon bereute Egfried , daß er seine Gattin hatte Nonne werden lassen , begab sich nach Coldingham , um sie zurückzuholen und verfolgte Etheldreda , die sich auf ihr Besitzthum Ely flüchtete . Der König hätte sie auch eingeholt , wenn nicht eine außerordentlich hohe Fluth den Hügel , auf dem Etheldreda ruhte, vom Land abgeschnitten hätte Der König sah dies als ein Mirakel an , ließ von Etheldreda , der keuschen Königin , ab und tröstete sich, indem er eine — wie der GestchtSschreiber durchblicken läßt — nichts weniger als keusche Person heiratete . Als die Königin erwachte , fand sie zu ihrem Erstaunen , daß der Stab , den sie in den Boden gesteckt halt , sich in einen kräftigen Baum ver¬
wandelt hatte . Diese Etheldreda gründete im Jahre 673 das Kloster zu Ely, dessen Priorin sie wurde.
(Eine interessante Ruderfahrt) fand am 16. auf der
Themsestatt. Ein
Herr Reginald Herbert , der seit fünf Wocken sich unter einem geschickten Lehrer einübt , halte unternommen , für 1000 Pf . St . in zwölf Stunden von Maidenhead bis Westminster , eine Entfernung von nahezu 50 Meilen , zu rudern . Er brach denn am 16 . um 13 Minuten vor 6 Uhr Morgens auf und kam um 3 Uhr 49 Minuten Nachmittags in Westminster an . Er hat also seine hohe Wette reichlich gewonnen . Zwei Dampfboote folgten ihm und in einem befand sich als Unparteiischer das Parlamentsmitglied Beaumont.
(Der Besieger des „Alabama".)
Wie NewyorkerZeitungen melden , starb
am 29 . v . Mts . in seiner Wohnung in Kearsage - Abveune , Boston Highland, der Kontre - Admiral John . A . Winslow , der den Vereinigten Staaten Kriegs¬
dampfer „ Kearsage " während des denkwürdigen Kao 'pfes zwischen diesem Schiffe und dem „ Alabama " auf der Höhe der französischen Küste am Sonntag den
"19 . Juni 186 4,der mit dem Sinken des „ Alabama " endigte , befehligte . Der verstorbene Admiral befand sich in seinem 62 . Lebensjahre.
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2873
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stopfung, Diarrhöen , Schlaflosigkeit, Schwäche, Hämorrhoiden , Wassersucht, Fieber, Schwindel, Blutaufsteigen , Ohrenbrausen ,Uebelkeit uno Erbrechen, selbst während der Schwangerschaft, Diabetes , Melancholie,Abmagerung, Rheumatismus , Gicht,Bleichsucht.
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VI Certisikat Nr . 74,670.
Wien, 13 . April 1872.
Es sind nunmehr 7 Monate , wo ich michim trostlosesten Zustande befand. Ich litt an Brustübel und Nervenleiden, so daß ichvon Tag zu Tag zusehends schwand und demzufolge längere Zeit hindurch im Studieren gestört wurde. Ich hörte von Ihrer wundervollen Bevaleseiere, machte davon Gebrauch und kann Sie versichern, daß ichdurch einmonatlichen Genuß Ihrer nahrhaften und delikaten Bevaleseiöremich vollkommen gesund und gestärkt fühlte, sodaß ich, obneimGeringsten zu zittern, die Feder führen kann. Ich sehe mich veranlaßt , allen Leidenden dieses verhältnißmäßig sehr billige und schmackhafte Nahrungsmittel als beste Arznei anzuempfehlen und
verbleibe Ihr ergebener Gabriel Teschner,
Hörer der öffentlichen höheren Handelslehranstalt.
Certisikat
Nr. 73,668.
Mitrowitz, 30 . April 1871.
Dank der vortrefflichen Farina ist meine Schwester, die an nervöser Kopfkrank¬
heit und Schlaflosigkeit gelitten hat , nachVerbrauch von 3Pfund am Wegeder guten Besserung. Zugleich erlaube ichmir , Sie höflichst zubitten, mir gegenPostnachnahme 1 Pfund Bevaleseiere gewöhnlicher Sorte , nebst ausführlicher Gebrauchsanweisung der Farina bei Kindern von 8 Wochen, zukommen zu lassen. Mit aller Achtung
Nikolaus G . Kostits.
Certisikat
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Prilep, Post Holleschau in Mähren , 7. Mai 1871.
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1884« «oft , u lov ?. 132.—
Rukotfg.Sdfc . 12 .50
. . 160.50
Innsbrucker Stadt -Anlehin . . . . 17 .50 Aktien der Ried.-öst. Cecomte-Gefellschaft 700 —
„ , Kaiser Ferdinand Nordbahn . 1950 Pfandbriefe der Nationalbank in ö. W . . 90 . 50
„ östr .Bod 'nEredit -
Anstalt83jLhr -79—
prioritüten der Südbahn -Gsellschaft . 109 .—
preußische Kaffen-Anweijäugen . . . I . G81/4
Am
27.
Oktober1873.
Einheitliche Staatsschuld . 66 . 90
. * Silber . . 71 —
StaatSanlehen vom Jahre 1860 zufl. 500 97 .50 Wen der Nationalbank per Stück . . 863 — Aktien der Sredit -Austelt für Handel und
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Silber . 10750
London 10 Pfund Sterling . . . . 112 .40
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Frankfurt a. M . 27 . Oktober . . . 95 . 75
Mit einer Beilage.
Berautwortlicher Redakteur : Auto« Schumacher.
bero «Sßrgebe« vo»derMatz,er ' fche« UutoerHtLtS.Bschhaudlvntz . — DrsckderMaßAer' sche» Nuchdr» cker.i
EMa -Beilage zu de» Innsbrucker Rachrtchre « Nro. 24 8.
Theater.
Nachdem es dem ernsten
Streben
derDirektion
gelungenist,
dieverwaisten Fächer mit neuen Kräften auszufüllen, bietet das Repertoire die wünschens- werthe Abwechslung ,
ohnedaß die Nothwendigkeit eintrete, den Theaterabend mit
sogenannten Lückenbüßernauszufüllen . Hopp's drollige Posse „Pelzpalatin und Kachelofen " that bei
demKirchtag - Publikum
seineSchuldigkeit ; erfolgreich sorgte das Komikerpaar Calvo - Schweighofer dafür , daß
dieZuhörer aus dem
Lachennicht herauskamen , alle anderen Mitspielenden trugen
redlichdas Ihre bei, daß das Publikum in
zufriedenerund
heitererStimmung das Theater verließ. — Tags darauf füllte Göthe's „Faust" das Theater voll andächtiger Zuhörer, zu
welchendie für
unsere Klassiker begeisterte studierendeJugend das
größte
Contingent stellte . Herr Wage, der
neuengagirte ersteLiebhaber , spielte
die
Titelrolle, für
welcheer eine
stattlicheFigur mitbringt. Derselbe hat sicht¬
lich
viel Fleiß auf das Studium
dieserRolle verwendet , den Text fließend mit meist richtiger Betonung
gesprochenund gut gespielt . Zu warnen ist Herr Wage vor
der pathetischenDeklamation
vonStellen,
die keinPathos vertragen;
dies einerseits ,
sowiedie geringe Modulationsfähigkeit feines sonst gut ver¬
ständlichen
Organs beeinträchtigten etwas
seine befriedigendeLeistung . Nachdem das „Gretchen " des Frl .
Weißund der „Mephisto" des Herrn Direktor v. Othegraven als vom Publikum mit ungetheiltem Beifall aufgenommene Meisterleistungen in
diesemBlatte in der
verflossenenSaison
nachVerdienst gewürdigt wurden, sind wir enthoben, des Weiteren darüber zu berichten.
Frau Heid
er erspielte
dieFrau „Martha"
ohnedie häufig beiDarstellerinnen dieser Rolle
vorkommendeUebertreibung , und erwies sich au
diesemAbende wie
nochbei ihrem jedesmaligen Auftreten, als
einesehr verwendbare , güte Schauspielerin . Recht
befriedigendwirkte in der
imGanzen
gerundetenFaust- Vorstellung
nochHerr Kkönne alö „Valentin",
fernerdasStudenten-Qnartett, die Herren Schweig
Hofer , Hajek , Calvo und Hessel, sowie Herr Haidt als „Schüler" mit. Wir hatten Herrn Haidt, diesen strebsamen Anfänger, wiederholt in
verschiedenenRollen
verdienstlichMitwirken gesehen,
können jedoch
nicht unterlassen , ihn
aufmerksamzu machen , daß mitunter daS Wollen
so hochsteht, daß daS Können nicht hinanreicht , und so
müssenwir Herrn Haidt rathen, sein Talent für das Schauspiel weiter auszubilden und es bei dem einen
Versucheim „Stradella" auch als Sänger aufzutreten,
bewenden
zu lassen.
Dem Faust folgte die Aufführung von Verdi's oft und immer gerne gehörten„Troubadour." Dieser
Abendwar ein äußerst glücklicher ;
hochgingen die Wogen des
gespendetenBeifalles, und wahrlich verdient hatten ihn die Sänger. Frl. Keletth Leonore ) und Herr Pirk ( Gras ( Luna) betraten an
diesem
Abende das erste Mal unsere Bühne. Frl. Keletth, eine schöne
Bühnenerscheinung , bringt alle Vorzüge einer guten
dramatischenSängerin
mit. Die
volltönendein tüchtiger Schule ausgebildete Stimme
dieserDame
hat einen
großenUmfang
und schönen metallischenKlang; dabei
ist derGesang
korrekt ,
der dramatischeVortrag
empfindungsreichund das Spiel sicher . Damit
wir nicht wieder in
vollkommenüberflüssiger
Weise beschuldigtwerden, Fehler
zu verschweigen , wollen wir erwähnen , daß Frl. Keletth bei ihrem ersten
Erscheinen sichtlich befangen und in Folge dessen im ersten Recitativ etwas unsicher war und distonirte.
Wir freuen uns aufrichtigst , eine so ausgezeichnete Kraft wie Fräulein Keletty zu den Unseren zählen zu können , und sehen mit lebhaftem Interesse den weiteren Kunstleistungen dieser Dame entgegen . Den zweiten Debütant Herrn Pirk, der schöne Mittel zu haben scheint , wollen wir erst bei einem weiteren Auftreten beurtheilen , da seine Leistung als Luna unter dem Einflüsse eines übergroßen Lanipenfiebers zu stehen schien . Eine nahezu vollendete Leistung bot Fräulein Po lat sek, die Darstellerin der Azuzena . Voll tiefer Empfin¬
dung , voll Wärme des Gefühles und stellenweise auflodernder Leidenschaftlich¬
keit , sang dieses Fräulein ihre Partie mit wahrer künstlerischer Begeisterung.
Ein seltener Vorzug dieser Dame ist der ausgezeichnete deklamatorische Vortrag, der Besitz eines schönen mezza voce , und schließlich das maßvolle , edle und routinirte Spiel . So schuf denn Fräulein Polatsek ein fertiges , von poeti¬
schem Hauche umflossenes Gebilde aus einem Gusse , und errang sich für ihre im Spiel und Gesang gleich ausgezeichnete Leistung die wärmste Anerkennung von Seite des Publikum . Den „ Manrico " sang Herr Witte - Wild mit dem ganzen Aufgebot seiner schönen seltenen Mittel . Die Arie (F moll ) int 3 . Akt erinnern wir uns hier nie so schön singen gehört zu haben . Herr Hajek sang und spielte den „ Ferrando " ganz korrekt . Die Chöre waren wie immer gut studiert , das Orchester hielt sich besser als gewöhnlich . Unserem als vorzüglich anerkannten Herrn Kapellmeister Berghof würden wir rathen einzelne Tempi etwas rascher zu nehmen , so z. B . den Satz im Allabreve- Takt des 1 . Aktes , wo agitatissimo vorgeschrieben ist , desgleichen den ganzen 6 - Var - Schluß des Duett Azuzena - Manrico im 2 . Akt ; das Ganze kann da¬
bei nur gewinnen . — In dem am Donnerstag zur Aufführung gelangten ländlichen Charakterbild „ Die Grille " von . CH. Birch - Pfeiffer , trat Fräulein Kohrsen das erstemal in einer größeren Rolle vor das Publikum . Dieses anmuthige Fräulein hat ein schönes angenehmes Organ , ein lebhaftes natür¬
liches Spiel , memorirt ihre Rollen stets gut , und erfreute sich für die schöne Darstellung der dankbaren Rolle der Fanchon vielen Beifalles . Zu wünschen wäre , daß diese fleißige Schauspielerin noch etwas deutlicher aussprechen , und richtiger prononciren möchte . Das ganze Stück wurde in Folge des lobens- werthen Zusammenspieles der Damen Heiderer , Hajek , Bellar und der Herren Wage , Ditton , Schweighofer sehr gut zur Aufführung gebracht.
Herrn Ditton würden wir empfehlen , den Unterschied zwischen harten und weichen Mitlauten schärfer hervortreten zu lassen , damit wir nicht immer Nach¬
denken müssen , ob z. B . drei oder treu gesprochen wurde . — Noch kam in der verflossenen Woche „ Stradella " zur Wiederholung , in welcher Oper sich einige der Mitwirkenden auffallende Gedächtnißfehler und häufiges Distoniren zu Schulden kommen ließen . Zugleich sei erwähnt , daß diese Oper durch oftmalige Auf¬
führungen hier derart bekannt ist , daß die größte Routine des Sängers dem Publikum kein X für ein 17 machen kann ! ! —
A n z e i g e.
Mehrere auf der Bahn als gefunden abgegebene Gegenstände , deren Eigenthüiner nicht zu eruiren sind , werden Donnerstag den 30 . Oktober d . Js . um 10 Uhr Vormittags licitando veräußert . F210 — 3 g
K. K. priv . Sndbahn -Gesellschaft.
Auflassung der Persoacu - Züge Nro . 7 und8
zwischen
Kufstein —Bozen
und
Einführung gemischter Züge
zwischen
Kufstein —Innsbruck.
Am 31. Oktober l. Js . werden die Personenzüge Zkro. 7 und
8
zwischenKusstein
undBozen
zumletzten Male verkehren.
Dagegen werden vom 1. November l. Js. angefangen
zwischen Kufstein und Innsbruck täglich gemischte Züge mit allen 3 Wagenklaffen im Anschlüsse an die Züge der königl.
bair. Staatsbahn nach
derfolgenden Fahrordnung in
Verkehrgesetzt.
Fahr-Ordnung.
Früh
München Rosenheim Kufstein
ab ian
^ab an
540 8.40 9.10 10.20
Vormittag
Nro. 20
Vormittag
. ab 11.—
. „ 11 .22
. „ H34 . „ 11.51
. „ 12 . 12
. „ 12.41 12.59 (Haltstelle ) 1.16 . . . . „ 1.26 . . .- . „ 1 .47 . an 2. 8
Nachmittag Wien im Oktober 1873.
Kufstein
Kirchbichel Wörgl . Kundl Brirlegg Jenbach . S chwaz Terfens Fritzens Hall . .
Innsbruck
Innsbruck - .
Hall . . . . Fritzens . . . Terfens (Haltstelle) Schwaz . . . Jenbach . . Brirlegg . . K undl . . . Wörgl . . . Kirchbichl
Kufstein . .
Kufstein . Rosenheim.
München .
Nro. 19
Nachmittag
ab 1.15
„ 1.43
„ 2 . 1
„ 2.11
„ 2.29
„ 2.55 ,, 3.16
„ 3.38 , 3.55
„ 4. 5 an 4.27
Nachmittag Nachmittag
ab 4 50
! an 6.—
jab 6.15 an 9.15
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