Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1942
5.9.1942
Nummer 209 Samstag 5. September 1942 89. Jahrgang
parteiamtliches Organ der N3HW. Lau lirol-vorarlberg
»wk: Rr.750—75s®ett* - mit amtlichen Mitteilungen der staatlichen und der Kommunalen LeKörden des Laues lirol - vorarlberg Posts« e«ttoiito Wien52.87?
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erfolgreiche Kampfe am Stadtrand von Staiingrad
Die kühne Landung
deutsch -
rumänischer Truppen auf derTaman-Halbinsel—
Besondere Erfolge der deutschen Flakartillerie in derAbwehr Berlin, 4.Sept.
Zu den Kämpfen umStalin¬
grad wird
vomOKW. ergänzend gemeldet:
Während Panzerverbände westlich S ta¬
lin g r a d die
feindlichenVerteidigungslinien durchbrachen und den Feind nach Einnahme eines Kasernengeländes auf den Westrand der Stadt zurückwarfen , stieß eine Kampfgruppe den
weichenden Bolschewistennach und nahm eine
wichtigeHöhe ein. Ein anderer Verband
besetzte
nach erbitterter Gegenwehr eine Ort¬
schaft . Nördlich und nordostwärts Stalingrad
machte der
Angriff
gegen zumTeil hartnäckigen
feindlichen
Widerstand weitere Fortschritte.Ge¬
gen
dieNordfront der bis an die Wolga vor¬
gestoßenen deutschen Verbände unternahmen die
Bolschewistenmit Unterstützung von über 150 Panzerkampfwagen wiederholt stärkere Angriffe. Alle
diese Versuchedes Feindes, in verzweifelten Angriffen den sich südwestlich
Stalingrad schließenden Ring zu sprengen,
blieben
erfolglos-
An diesen Kämpfen war die
deutscheLuft¬
waffe
wieder
durch den Einsatzstärkerer Kräfte hervorragend beteiligt. Zahlreiche Geschütz- und Bunkerstellungen wurden durch Angriffe der Kampf- und Sturzkampfgeschwader ver¬
nichtet. Besondere Erfolge errang neben der vorrückenden Infanterie vor allem die Flak¬
artillerie. In vorderster Linie eingesetzt , schos¬
sen
allein am Donnerstag die Flakbatterien in einem
Abschnitt 14Panzerkampfwagen
abund
vernichteten zwei
Batterien
undGeschütze . Wei¬
tere 36
Geschützeund
achtBatterien
fielenden Bomben der deutschen Sturzkampfflugzeuge zum Opfer.
DeutscheJäger brachten 39 feind¬
liche Flugzeuge zum Absturz; neun weiters Flugzeuge wurden durch Einheiten der Flak¬
artillerie abgeschossen.
Zu
derbereits
gemeldeten erfolgreichenLan¬
dung
deutscherund rumänischer Truppen auf der Taman - Halbinsel teilt das Oberkom¬
mando der Wehrmacht noch folgende Einzel¬
heiten mit: In den späten Abendstunden des 1. September brachen die Transportgruppen von ihrer Basis auf der Halbinsel
Kertschauf und
erreichten nachwolkenbruchartigen Regen¬
fällen und heftigsten Gewitterstürmen in den ersten Morgenstunden des 2. Sepember plan¬
mäßig die befohlenen Ziele. Während eine Gruppe
auf der südlichenTaman-
Halbinsellan¬
dete, erreichten
gleichzeitigweitere Transport¬
gruppen die nördliche Fantalowskaja-Halb- insel. In
rücksichtslosemVorstoß und in erbit¬
terten Nahkämpfen Mann
gegenMann wurde
die feindliche
Infanterie geworfen und
diebol¬
schewistische
Küstenstellung im Handstreich ge¬
nommen.
kooseveit will Sie Weitjugend ködern
Unangebrachter Appell
an die » Jugend der Well" — Antwort Baldurv. Schirachs Berlin, 4. Sept.
Der Präsident derVereinig¬
ten Staaten von Amerika, R o o se v el t, hat Donnerstag vor einer Versammlung von 300 Delegierten der
amerikanischenStudentenschaft eine Rede gehalten, die er in seiner typischen Anmaßung als „an die Jugend der Welt ge¬
richtet" bezeichnete . Das
DeutscheNachrichten¬
büro hat
sichunmittelbar
nachVorliegen der
Rede
mit
demReichsleiter für
dieJugenderzie¬
hung, Baldur vonSchirach, in Verbindung gefetzt , um von ihm
eineAntwort auf
diever¬
logenen und
heuchlerischenPhrasen des USA.- Präsidenten zu erhalten. Reichsleiter Baldur von Schirach, der zur Zeit gemeinsam mit der
faschistischen
Jugend Italiens und unter Mit¬
wirkung
derJugendorganisationen
allerjungen Völker Europas die Gründung eines „Euro¬
päischen
Jugendverbandes" vorbereitet,
istim
Gegensatz zu dem
anmaßenden Mann im Wei¬
ßen Haus wirklich berechtigt , für die Jugend und zur Jugend der Welt
zusprechen . Er wird am Freitag
imRundfunk
dieAntwort erteilen, die ihm gebührt. Für die
deutschePresse hat Baldur von
Schirachheute
schon folgendeAus¬
lassung zur Rede des USA.-Präsidenten zur Verfügung gestellt:
„Niemand ist ungeeigneter, an die Jugend der
Welt eine Botschaft zu richtenals Mr. Roo- fevelt. Wer nicht im eigenen Hause Ordnung halten kann,
solltedavon absehen, anderen Be¬
lehrungen zu erteilen. Auf dem Gebiete der Jugendpflege haben die Vereinigten Staaten außer einer oberflächlichen Imitation euro¬
päischer Erziehungseinrichtungen nichts ge¬
leistet. Sie werden mit den eigenen Kindern nicht fertig, aber
sieglauben, anderer Leute Kinder erziehen zu können. Ihre Jugend ist
ohne
Ideale, ohne Kultur und ohne Führung!
Sie
hatweder
eineGemeinschaft ,
noch einwirk¬
lich
lebenswertes Ziel. Frau Roosevelt hat erst vor
zehnTagen
ineiner
Anspracheerklärt, daß
die
Verwahrlosung der
amerikanischenJugend
in einem erschreckenden
Ausmaße zunimmt. Fest
K, mdkriminalität
daß bei den Achsenmächtenschonwährend des
die KurveKrieges der ständig absinkt. — Ein Beweis für
dieErfolge der
erzieherischenAufbauarbeit
AdolfHitlers und Benito M u f f o l i n i s, dis ihren Völkern
die
größten Jugendorganisationen der Welt ge¬
schenkt
haben. Von jeher sind in Europa die großen
erzieherischenGedanken entstanden, die zur Höherentwicklung der Menschheit geführt haben. Die USA. haben ihrerseits hierzu den
höchst zweifelhaften
Beitrag an allgemeiner und hemmungsloser Entsittlichung beigesteuert und
durch die sensationelle
Propagierung
derGang¬
stertypen vom Schlage 2tI Capones schlie߬
lich
jene Zustände in der jungen Generation Nordamerikas herbeigeführt ,
die die ersteDame des Landes in einem Anfall von seltener, aber ebenso schwerwiegender Wahrheitsliebe als
sittliche
Verwahrlosung bezeichnet.
Die Jugend der
europäischenNationen lehnt es mit Recht ab, eine Botschaft entgegenzu¬
nehmen,
dieaus einem
Landestammt, das von Europa lernen kann, aber
nichtdas
Rechtbe¬
sitzt , seinerseits Europa zu belehren. Roosevelt
erscheint
der Jugend unseres Erdteiles und der Jugend des uns befreundeten Japans ,
alsoden
idealistisch
gesinnten Jugendverbänden unserer Zeit, als der Inbegriff einer verkalkten demo¬
kratischen
Reaktion und politischen Ver¬
kommenheit. Der
verbrecherischeNarr im Weißen Haus wird von der Jugend, an
dieer das Wort richtet,
nichtgeachtet , sondern ver¬
achtet. Wenn er heute behauptet, daß die Jugend der Welt von der
Achsenichts erwar¬
ten könne, außer
denTod,
so istdas
einejener dummen und plumpen Phrasen, mit denen
lFortsetzung aut
Seite 2)
Die
Seefahrzeuge einer anderen Stoßgruppe wurden
beiKap
Achilleonvor der
Küstedurch
feindliche
Scheinwerfer erfaßt. Aber
auchdas erbitterte feindliche Abwehrfeuer konnte die Landung nicht verhindern. Auch durch Luft¬
angriffe
versuchtendie
Boschewistenvergeblich das erfolgreiche deutsch - rumänische Unterneh¬
men
zuhindern. Aber alle
Versuchedes Fein¬
des, die vordringenden Landungstruppen auf¬
zuhalten, scheiterten.
Um 6 Uhr früh waren die Landungen ab¬
geschlossen
und Brückenköpfe fest in eigener Hand. Von hier aus wurde in
scharfemNach¬
drängen der Angriff
gegen diebolschewistischen Infanterie- und Artilleriekräfte
fortgesetztund der Feind der über die Taman- Bucht zu ent¬
fliehen
versuchte ,
nachSüden abgedrängt.
,größte Rajjiö aller Zeiten " gegen die Iren
JRA.'
TUikgliederaus
denBellen heraus verhaftet—
Anschlagauf eine Polizeikaserne Stockholm , 4. Sept. Nach einer Londoner
Meldung in „ Stockholms Tidningen" ist die Polizei Nordirlands nun zur größten Razzia aller Zeiten gegen die JRA .- Mitglieder über¬
gegangen. Am Donnerstagmorgen um 5 Uhr früh wurde von der Belfaster Polizei eine Reihe von Mitgliedern der JRA . aus den Betten heraus verhaftet und Hausdurchsuchun¬
gen durchgeführt . Die Razzia verfolgt drei Ziele: 1. Die angeblichen Waffenvorräte der Irischen republikanischen Partei (JRA .) auf¬
zudecken : 2. die schon verteilten Waffen zu finden; 3.
dieSpionage
zugunstenDeutschlands zu verhindern, die angeblich von den JRA .- Mitgliedern betrieben worden fei. In
derNacht zum Freitag wurde, wie Reuter aus Belfast meldet, versucht , die Polizeikaserne in Ran d a l t o w n in der Grafschaft Antrimin in die Luft
zusprengen. Eine Bombe mit Zeitzünder
explodierte außerhalb der Kaserne, beschädigte die Gebäude und verletzte einen Polizeiser¬
geanten.
AntibriMe Kundgebungen
inKairo
Die Engländer schießen auf die
Bevölkerung Rom, 4. Sept. „ Popolo
diRoma" berichtet über Ankara, daß in Kairo größere anti¬
englische
Kundgebungen stattgefunden haben.
Neue Verhaftungen seien vorgenommen wor¬
den. Bei Steinwürfen der Menge auf englische Kraftwagen hätten die Engländer das Feuer eröffnet, wobei 25 Personen getötet und viele andere
verletztworden seien. Weiter heißt es, daß einige Mitglieder der königlich -ägyptischen Akademie unter Polizeiaufsicht
gestelltworden sind, weil sie verdächtigt werden, mit den
Achsenmächten
in Beziehungen zu stehen.
Aus
den schweren Abwehrkämpsen im Raum vonRschew
Die deutschen Panzerverbände haben großen Anteil an der erfolgreichen Abwehr der immer mit
neuen
Massen geführten Angrifse der
Bolschewisten ,
Hier sind Panzerkampfwagen zum Gegenangriff ineinem
Dorfbereitgestellt . — PK.-Ausnahme :
KriegsberichterUlrich -„Weltbild ".
Was Stalin verlor
Von Oberstleutnant A . v . Olberg
Innsbruck , 4. Sept. Stalin
und feinMarschall
Timoschenko hatten sichden Verlaufdes
Sommer¬
feldzuges 1942 wesentlich anders
vorgestellt . Auf
der Halbinsel Kertschundim
Raume vonChar¬
kow hatten die Bolschewisten im Märzdieses
Jah¬
res
Stoßarmeenbereitgestellt , die, auf das beste
und modernste
ausgerüstet ,
unterstützt vongewal¬
tigen, aus
Amerika bezogenenFlugzeuggefchwa»
dein, unter
Masseneinsatzdie
deutschenLinien
durchbrechen
sollten.
Vonder Krim biszumOber¬
lauf des Donez solltenach doppeltem
Durchbruch
das ganze Gebiet in die bolschewistischeZangege¬
nommen und damit die Entscheidung des
ganzen
Krieges herbeigeführtwerden . Es ist anders gekommen . In
genialer Führung haben diedeut¬
schenArmeen erst die bereitgestellten
Stoßkräfte
aufder Krim vernichtend geschlagen und danndie
Elitearmeenim
Raumevon
Charkowin einen
Sack stoßen lassenund in
Gefangenschaftabge- führt. In
dem Scheiternder
geplantenbolsche¬
wistischen Gesamtoperationen
ist
der erstegroße
Verlustpostenzu sehen,
denStalin im Sommer
1942 verbuchen
muß.
Dannsetzte die deutscheFüh¬
rung ihrerseitszur Offensive
an,
deren erstePhase mit
demAbschluß der großen Schlachtim Don-
Bogen beendet wordenist. In
diesemAugenblick
tiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiimmiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiimuiiimiiiiiuuiiliiii
Die höchste stusjeichmng
Für
den kühnen JagdfliegerMarseille Berlin, 4. Sept. Der Führer hak Ober¬
leutnant Marseille,
Staffelkapitän ineinem Jagdgeschwader , das
Eichenlaubmit Schwer¬
tern und
Brillanten
zum Ritterkreuz desEiser¬
nen Kreuzes verliehen und ihm folgendes
Schreiben
übermittelt:
„In Würdigung Ihres immerwährenden hel¬
denmütigen Einsatzes im Kampf für die Frei¬
heit
unseres
Volkes verleihe ichIhnen anläßlich Ihres 125. Luftsieges als viertem Soldaten der deutschen Wehrmacht die höchste deutsche Tapferkeitsauszeichnung , das Eichenlaub mit Schwertern
undBrillanten
zumRitterkreuz des Eisernen Kreuzes. gez. AdolfH i t l e r."
Die Glückwünsche des Reichsmarschalls:
„Mein lieber Marseille! Ich bin
unendlichstolz auf Ihre überragenden Erfolge. In unbeug¬
samem Kampf- und Siegeswillen haben Sie den
britischenGegner in der Luft bezwungen, wo
sieihn nur trafen. Dankbar und voll Be¬
wunderung
beglückwünscheichSie
zu derIhnen vom Führer verliehenen höchsten deutschen Tapferkeitsauszeichnung . Seien Sie versichert,
lieber
Marseille,
daßmit
mirdas
ganzedeutsche
Volk in
Ihnen einen
seinergrößten
Heldendie¬
ses
Krieges erblickt . Kämpfen Sie,
vomimmer¬
währenden Soldatenglück begünstigt , in diesem
Geiste
weiter für
den Endsiegunserer Waffen!
Ihr G ö r i n g, Reichsmarschall des Gro߬
deutschen Reiches und Oberbefehlshaber der Luftwaffe."
i »IIIII»I»II»N» NIIllIINNIIIIMIMlNMII» I'.» IIlI»MIIIIIIIllIlINIIllII
hat das Oberkommandoder Wehrmacht
erstmalig
Bilanz gezogen über die Kampfhandlungenander
Ostfront in den drei Monatenschwersterundhär¬
tester
Kämpfe .
Beginnendmit den Siegen von
Kertschbiszum Vorstoß in die Vorberge des
Kau¬
kasus umfaßtdiese Abschlußmeldung die
Gesamt¬
verluste
der
Bolschewistenan
Gefangenenund
schwerem
Kriegsmaterial .
Eingerechnet sindalso
die deutschenGesamterfolgeaus drei Monaten
des
Feldzuges1942, von
Sewastopolüber Charkow
und die Offensive der Südarmeeim
Raumevon Woronesch , bis
zum Ueberschreiten desDon und des Kuban ,
einschließlichder
schwerenAbwehr¬
kämpfe beiWoronesch und im gesamten
Abschnitt
der mittleren undNordfront . In
dermilitärisch klaren,
nüchternen Sprache desOKW.
wurdendie
Zahlenan
Gefangenen und Beutemitgeteilt: sie
haben derWelt erneut
gezeigt,
mit welcherUeber-
legenheitdie
Armeender
Deutschenund ihrer
Verbündeten diebolschewistischen Heeregetroffen
undihre Schlagkraft geminderthaben. Sie bilden in
ihrer knappen Form dieUeberschrift überdas
Hohelied unserer Kämpfer imOsten.
Von der genialen Führung bis zum letzten
Kämp¬
fer wurde in diesen zwölf
Wochengeradezu Uebermenschliches geleistet.
Dies giltselbst¬
verständlich ebenso von den
Truppen ,
die imoffen¬
siven Vorstoß Hunderte
von Kilometern , immer
dem Feind auf den
Fersen, zurücklegten ,
wievon
den
Truppen ,
die unter weitschwierigerenVerhält¬
nissen in zähem und hartnäckigem Widerstand
die
feindlichen Gegenangriffe immerwieder blutig zurückwiesen . Keine andere Führung als die
deutsche konnte diese
Ueberraschungsoperationen so
schlagartigdurchführen , keiner
anderenaber
standen auchsolch unvergleichlicheKämpferzur Verfügung . Die Infanterie,
diePioniere,
dieAr¬
tillerie, die Flak, allen voraus die Panzerabtei-
l
kt
Seite 2 Nr. 209 „Innsbrucker Nachrichten* Samstag, den 5. September 1942
langen
und
motorisierten Divisionenund schlie߬
lich
die Luftwaffe, haben hier Bewunderungs¬
wertes geleistet. Das gilt
nichtnur für die deut¬
schen ,
das gilt auchfür
alle verbündetenTruppen.
Bei glühender Hitze, in
schattenlosemGelände,
immer wiederin hartem
Kampfe gegenfeindliche
Nachhutenin einem Gelände, das dem Gegner tausend
Verteidigungsmöglichkeitenbot, wurden fast
täglich50 Kilometer im
Vormarschzurück¬
gelegt.
Ueberholende Verfolgungklingt
soeinfach,
sie stellt aber an
Mann
und MaschineAnforderun¬
gen unerhörter Selbsthüberwindung . Genau das
gleiche
gilt für
dieAbwehr,
woes
nichtnur hieß, die
Massenangriffeder Sowjets und ihrer schier
unerschöpflichenTanks abzuwehren,
sondernauch jede
Gelegenheitauszunutzen, um im Gegenstoß durch tiefe Schluchten und
dichteWälder dem Feind feine Stellungen zu entreißen,
seineBun¬
ker zu erstürmen. Die Haltung unserer Truppen in Angriff wie in Abwehr stellt jedenfalls dem
militärischen Könnenund
der soldatischenTapfer¬
keit aller
eingesetzten deutschenund verbündeten Verbände das
höchsteZeugnis aus. Nur einem
solchen Geiste sind die Erfolge
zu danken, die die Sowjets als
ihren zweiten Verlustfaktor indiesem
dreimonatigen Ostfeldzugezu
buchenhaben, dem Verlust,
den derOKW.-
Bericht zusammenfaßtmit
Arigabe der
Zahlen: 1,044.
741Gefangene,
0271Pan¬
zer, 10.
131Geschütze ,
4960Flugzeuge inLuftkämp- fep,
664 durchFlakartillerie und
432am Boden zerstört.
' In
jedemfrüheren Kriege hätten
diesebeiden Momente—
Zerschlagung der eigenenOperations¬
pläne und
Verlustan Truppen und Kriegsmate¬
rial in
solchemUmfange— genügt,
um denMa߬
stäb
der
Niederlagezu bilden. Heute im totalen Kriege spricht bei der Gesamtkriegfllhrungnoch ein dritter Faktor ganz
entscheidendmit. Gerade dieser ist
jetztals dritter und schwerstwiegender Posten auf dem
sowjetischenVerlustkonto zu buchen. Der
Verlustan Produktionsmöglichkeiten
des eigenenLandes, an Kriegsmaterial
jederArt
und an Verpflegung und Ausrüstung derTruppen.
Zu
den Menschcnverlusten und zu dem Ausfallan Kriegsmaterial,
den die bisherigen zweiFeldzugs¬
jahre im Osten den
Bolschewistenals deutsche Beute
entrissen oderin
den gewaltigenMaterial¬
schlachten zerschlagen
haben, treten für die
So¬wjets
die Ausfällein
derProduktionsmöglichkeit hinzu, und zwar der Verlust an landwirtschaftli¬
chen
Gebieten, an Jndustriebezirken
undan indu¬
striellen
Rohstoffundorten . Wenn hierin
schondie
Verluste des vorigen Sommerfeldzuges nahezuan
die Grenze desTragbaren herangingen,
sohaben die
letztendrei Monate für
dieSowjets derartig
schwereEinbußen gezeitigt, daß dies unbedingt eine kriegsentscheidende Wirkung aus-
lösenmüßte.
Nach demVerlust der Ukraine hat der
jetzige Feldzug denSowjets ihre
letzteKorn¬
kammer des Donezgebietes und des weiten
Schwarzerderaumes zwischenDon und Kaukasus mit den fruchtbaren Gefilden der Hänge dieses Gebirges gekostet. Darüber, daß die wichtigsten Industrieanlagen, Rüstungsfabriken und Verede¬
lungswerke für Rohstoffe in der
Südukraine lagen und
den Bolschewistenvon unseren Truppen jetzt
entrissenworden sind,
bestehtwohl kein Zweifel.
Am schwerstwiegenden aber ist der Verlust an
För¬
derungsgebieten
für
dieVersorgung mitindustriel¬
len Rohstoffen . Mit dem Donez-Becken verlor Stalin das Hauptkohlenrevier, und im Kaukasus fließt
zwischender
HalbinselTamman am Asow-
schenMeer und der Halbinsel Apscheron am
Kaspi¬
schenMeer
in
den Gebieten vonMaikop, Grosnyi und Baku
sowiean der
ganzen Küstedes Kaspi¬
schenMeeres
das Oel,
dessen unterirdischeLeitun¬
gen von unseren Truppen abgeschnitten , dessen
Eisenbahnwegeunterbrochen und
dessenFörde¬
rungsanlagen und Raffineriewerke zum großen Teil besetzt, im übrigen der
Verwendung desge¬
samten Nordens der Sowjetunion
entzogensind.
Im
einzelnen wurde von sowjetischerSeite darauf hingewiesen , daß 60 Prozent ihrer Steinkohlen¬
förderung,
60Prozent der Eisenerzförderung , ein Drittel der Gesamtsörderung an Mangan, zwei Drittel der
gesamtenKapazität der Eisenhütten- Stahl-
und Walzwerkefür
dieWehrkraft
derSo-
(Fortsetzung von Seite
1)
Roosevelt
wie immer der Wahrheit ins Gesicht schlägt , um
dieGeister
zutäuschen . Er, der der Jugend Amerikas vor seiner Wiederwahl hoch und heilig versprach ,
sie nichtin den Krieg zu führen, hat
seinWort
nachder Wahl
nichtge¬
halten. Dieser Verbrecher an der Jugend der Welt
ist nachseinem eigenen Bekenntnis stolz darauf,
diesenKrieg entfesselt zu haben. Er trägt
also denHauptanteil
der Schuldam Tode jener tapferen Jugend, die auf den Schlacht¬
feldern
diesesneuen Weltkrieges fiel. Ihr Blut
kommt
auf fein Gewissen.
Die Jugend der Welt verbittet es sich , aus dem Munde dieses gewissenlosen Menschen Lehren über Freiheit, Gerechtigkeit , Fortschritt und Anstand entgegenzunehmen , Begriffe, mit
denen dieser
rückwärts
gerichteteJammergreis, der das Rad der Welt um tausend Jahre zu¬
rückdrehen
möchte , nichts, aber
auchgar nichts gemein hat. Roosevelt hat in seiner Rede das Wort geprägt, es gäbe junge Leute, die klug, und alte Leute, die unklug sind. Damit hat er
den
Nagel auf
den Kopfgetroffen! Wir erlau¬
ben uns, das erste für die jungen Völker Europas in Anspruch zu nehmen, das zweite aber auf Roosevelt persönlich anzu¬
wenden. In Kürze wird der europäische Ju¬
gendverband zum ersten Male zusammentre¬
ten. Die Nationen,
die sichebenfalls gegen die Arroganz
der RooseveltschenKaminplaudereien an
dieJugend der Welt wenden, werden dann
noch
einmal
geschlossenihre Ablehnung dieses Mannes und seiner verlogenen
Botschaftbe¬
kunden.
Todesurteil
anvier Wsershelfttn
der
Mörder MörW öMrelkl
Prag , 4. Sept . Amtlich wird bekanntgegeben!
Das Standgericht in Prag hat in
seineröffent¬
lichen Sitzung vom 3. September 1942 auf Grund des Paragraphen 3, Absatz2, der Ver¬
ordnung des Reichsprotektors in Böhmen und Mähren vom 27. September 1941 in Verbin¬
dung mit dem Erlaß des Reichsprotektors in Böhmen und Mähren vom 27. Mai 1942, Ar¬
tikel2, über
dieVerhängung des zivilen Aus¬
nahmezustandes den Kirchenältesten der tsche¬
chisch - orthodoxen
Kirchein Prag , Jan Son¬
ne
v e n d,
den Bischof dieserKirche,G o r a e d (bürgerlicher Name Matej P a v l i k), den Ka¬
pitän der orthodoxen Karl-Borromäus-Kirche in Prag II , Dr. Wladimia P e t r e k, und den Pfarrer an der gleichen orthodoxen Kirche, Vaclav C i kl,
zumTode
durch Erschießenver¬
urteilt und auf Einziehung
desVermögens der vier Angeklagten erkannt. Das Urteil wurde
heute
vollstreckt.
Die Angeklagten hatten die Mörder des ff- Obergruppenführers Heydrich sowie weitere
fünf
Fallschirmagenten
inderKarl-Borromäus-
Kirche
verborgengehalten , verpflegt und unter¬
stützt.
Neue ZuAmimtWße
inWien
Wieder
zahlreicheTodesopfer
desBrilenterrors Stockholm, 4. Sept . Die Unruhen in Indien halten
nachwie vor an. Bei Zusammenstößen britischer Truppen mit der
indischenBevölke¬
rung
kames, wie Reuter aus Patna berichtet, beim Bahnhof Lakhisara zu Schießereien , bei denen mehrere Personen getötet wurden. An¬
gesichts
der drohenden Haltung der Menge hätten sich , so heißt es bei Reuter, die Sol¬
daten „gezwungen " gesehen , von der Schu߬
waffe Gebrauch zu machen.
Auchin Madras ereigneten sich , wie aus anderen Meldungen hervorgeht, neuerlich Zusammenstöße zwischen britischen Truppen und der Bevölkerung.
In Jndore wurden nach Zusammenstößen, bei denen
acht britischeSoldaten und etwa 20
indische
Demonstranten verletzt wurden, zahl¬
reiche Verhaftungen vorgenommen . Wenige Kilometer von Kalkutta entfernt mußte ein Güterzug auf offener Strecke halten, da die Schienen mit
schwerenHolzbalken , über denen eine Kongreßfahne wehte, versperrt waren.
Als
dieetwa
50Mann
starkeGeleitmannschaft
den
Zug verließ, wurde
sieaus dem nahegele¬
genen Wald beschossen , wobei ein Offizier und zwei Mann verwundet wurden.
Obgleichvon Kalkutta aus ein ganzes Bataillon auf Last¬
kraftwagen herangeholt wurde, um den Wald abzusuchen , wurde keiner von den Schützen aufgefunden . Die Beseitigung des Hindernisses hielt
denZug
zweiStunden lang auf.
USA .-Bomber an Bergwänden zerschellt Buenos Aires. 4. Sept. An
denBergwänden des Little
Rockin Arkansas
zerschelltein der
Nacht
zum Freitag ein zweimotoriger Bomber der USA.-Luftwaffe, als das Flugzeug
sichauf einem Uebungsflug befand. Die
sechsInsassen, USA.-Flieger, kamen ums Leben.
Herausgeberund Druck: NS.-Ganverlag und Druckerei Tirol-Vorarlberg Ges. m. b. H., Innsbruck, Erlerstr .5—7.
Geschäftsführer: Dir. Kurt Sohönwitz dzt . Wehr¬( macht), Stellvertreter : Prokurist Emmerich Kill! an.
Hauptschriftleiter : Ernst Kainrath. Für den An¬
zeigenteil verantw.: Karl Engel (sümtl .inInnsbruck).
Derzeit ist Preisliste Nr. 4 vom 1. Mai1942gültig.
Stalingrads Vorstädte im Angriff erreicht
Die Straße von
Kertschüberschritten — Aus
demFührerhaupkquarlier , 4. Sept . Das Oberkommando derWehrmacht gibt bekannt:
Deutscheund rumänische Truppen haben am 1. September im Zusammenwirken mit Verbänden der Kriegsmarine und Luft¬
waffe von der Krim aus die Straße von K e r t f
chüberschritten, trotz zähen feindlichen Widerstandes die
feindlicheküftenverteidigung durchbrochen und in raschem Vordringen am gestrigen Tage die Verbindung mit den vom Osten angreifenden rumänischen Truppen her¬
gestellt.
DieKämpfe mit
denauf der T a m a n- halbinscl haltenden feindlichen Kräften sind
noch im
Gange.
NordwestlichNoworossijsk wurden weitere
besefkigkeHöhenstellungen ge¬
nommen. Deutsche Schnellboote stießen trotz schlechter Wetterlage gegen den feindlichen Schiffsverkehr
imoftwärtigen Schwarzen Meer vor und versenkten drei Schiffe mit zu¬
sammen 8500 Brukkoregisterkonnen. darunter einen Tanker. Damit haben
deutscheUeber- wasserstreikkräste seit Beginn der Kaukasus-
Offensive insgesamt35.
408Brultoregisterkonnen
sowjetischenHandelsschisfsraum vernichtet.
Der Angriff auf S t a l i n g r a d konnte ge¬
stern bis an die
westlichenVorstädte vorgetra¬
gen werden. Die nördlich Skalingrod an der Wolga stehenden Truppen des Heeres versenk- wjetunion verloren seien. Stalin faßt
seinUrteil
dahinzusammen,
daßman „
vonnun an
denDeut¬
schenwederan Menschenreservennochan
Getreide- vorräten überlegen sei"; er unterläßt es jedoch darauf hinzuweisen, daß man an industriellen Rohstoffen in naher Zukunft vor dem abso¬
luten Nichts stehen müsse. Etwas deutlicher wird hierin das
sowjetischeMilitärblatt „Roter Stern ", in dem zu lesen steht: „Das wichtigste
Problem bestehtaugenblicklichdarin,
dendeutschen
Vormarsch imKuban-
Gebiet um jedenPreis zum Stehen zu bringen." Die
Ereignissean der Süd¬
front
haben inzwischennoch eineklarere Sprache gesprochen . Die Mahnung
desSowjetblattes kam zu spät.
Auchder dritte Verlustfaktor im totalen
Kriegewird
sich nicht mehr vermeidenlassen; der
Siegesmarsch der Deutschen undVerbündeten, die
den Feind bereitsin
die Schluchten desKaukasus
hineingeworfenhaben,
ist nicht mehrauszuhalten.
Erst wenn man diesedrei Verlustposten
zusammen- rechnet,
gewinntman
einen Eindruck von derBe¬
deutung der Verluste im
totalen Kriege,
dieletzten Endes den militärischen Zusammenbruch selbst eines Staates herbeiführen müssen, dessen Kriegspotential — wie das der Sowjetunion —
in unermeßlichen Zahlen eingeschätzt werdenmuß.
Sowjetische Schiffsverluste auf der Wolga len bisher drei Kanonenboote, zwei Monitors, sechs Frachtschiffe sowie zahlreiche kleinere Schisse. Südwestlich K a l u g a und nordwest- lich M e d y n wurden wieder
von starkenfeind¬
lichen Kräften geführte Angriffe abgewiesen.
Auch
im Raum von R s che w
scheitertenwie¬
derholte Angriffe starker feindlicher Kräfte.
Der Feind verlor
indiesenKämpfen
83Panzer¬
kampfwagen. Bei einem
feindlichenLuftangriff gegen einen deutschen Flugplatz im mittleren Frontabschnitt wurden 24 von 37 der angrei- senden Flugzeuge zum Absturz gebracht, der Rest zum Äbdrehen gezwungen. Südlich des 3 l m e n f e e s wurden mehrere örtliche An¬
griffe der Sowjets abgeschlagen. Südlich des Ladogasees und an der Einschließungs¬
front von Leningrad scheiterten ebenfalls mehrere
feindlicheAngriffe. Bei einem Ueber-
sehversuchüber
dieNewa wurden
von 28feind¬
lichen
Booten 28 vernichtet.
In Aegypten nur Kämpfe von örtlicher Bedeutung . Angriffe der
deutschenund italie¬
nischen
Luftwaffe richteten
sichgegen feindliche Truppen . Krastfahrseugansammlungen. Flug¬
plätze und Nachschubverkehr . In Luftkämpfen wurden
25 feindlicheFlugzeuge abgeschossen.
Im Lause der gestrigen Nacht wurden über der Deutschen Bucht zwei britische Flugzeuge zum Absturz gebracht.
Leichte deutscheKampf¬
flugzeuge erzielten gestern Volltreffer in Indu¬
strie- und Verkehrsanlagen an der englischen Südküste. Oberleutnant Marseille, Staffel¬
kapitän in einem Jagdgeschwader, errang am 2. September an der
ägyptischenFront seinen 125. Luftsieg, nachdem er in Luftkämpfen des vorangegangenen Tages 18 britische Gegner bezwungen hatte.
ZtulienWe Bomben
ausSalsa
Rom, 4. Sept. Der italienische Wehrmacht¬
bericht
vom Freitag meldetu. a.: In Aegypten verliefen Gefechte von Panzereinheiten zu unseren Gunsten. Der Gegner verlor einige Panzerwagen. Es wurden
zahlreicheneuseelän¬
dische
Gefangene eingebracht . Ein feindlicher Erkundungsverband wurde
durchüberraschen¬
den
Angriff vernichtet.In erbitterten Kämpfen wurden 25 Flugzeuge von italienischen und deutschen Jägern abgeschossen . Ein Verband unserer Fernflugzeuge bombardierte das Gebiet der Raffinerien von Haifa, wo Brände ver¬
ursacht
und ein Güterzug getroffen wurden.
Hochzeit im Karelischen Wald
(PK.) Merkwürdig ist das
schongewesen, wie
der Oberfeldwebel Michael mit derBesitzerstochter Anna getraut wurde —
ganzmerkwürdig
istdas zugegangen.
Da steht eine Baracke mitten im
Wald,
grünan¬
gestrichen ,
sodaß
siekein Teufel
sehenkann, da drinnen hat an einem Abend im Sommer die
Hochzeitstattgefunden. In einer einsamen Wald¬
baracke— hat
man soetwas schoneinmalgehört?
Wenn ihm
einer
diesfrüher einmal vorausgesagt hätte,
demOberfeldwebel , als er
nochkein Ober¬
feldwebel
war,
den hätte er wohlausgelacht. Hoch¬
zeit im Wald? In einer Baracke? Du bist wohl narrisch! Im
Alpenland istdas
nichtBrauch, viel¬
leicht
in Sowjetrußland,
daßes
soetwas gibt.
Ja ,
da habenwirs ! In Sowjetrußland,
daistes
auch
gewesen,
tausende Kilometer von derHeimat entfernt.
Daist der Oberfeldwebel Michael mitder Anna
zusammengegebenworden im Sommer des Jahres 1942. In einer Baracke im Karelischen Wald.
Wiedas vor
sich gegangenist, das hat gar
nicht so schlechtausgesehen, es ist des Erzählens wert. Der aus Brettern
gebauteRaum war schön
hergerichtetund an Gästen hat es
nichtgefehlt.
Freilich, lauter Männer sind es gewesen. Statt dunklen,
feierlichenKleidern haben
siefeldgraue
Uniform getragen und mit dem Stahlhelm aufdem Kopf gar
kriegerischausgesehen. Und genau so hat der Bräutigam dreingeschaut . Mit glänzen¬
dem Lederzeug ist er
vor
dem Tischgestanden, an dem die Zeremonie
vorgenommenwurde, neben ihm
stand nichtminder stramm der Obergefreite Josef,
der denselben Wunschhatte,
nämlichgleich¬
falls
in
denStand
der Ehe versetzt werdenwollte.
Mit
derKatharina aus M i t t e n w a l d. Es war, als ob die
beidenzu einem
solchenSchritt sich
gegenseitig Mut machenmüßten. Im
Kampfhaben
sie das nicht nötig
gehabt. So
weitwar
allesrecht und schön . Nur von einer Braut hat man nichts gesehen .
Die konnte ja nicht nach Lapplandreisen an die Front. Da
lassen siewohl keine Weiber¬
leute hinauf, wie ist das? Nein, das geht nicht, genau so wenig, wie jetzt der Soldat von der
Front
in die Heimat fahrenkann,
um zuheiraten.
Also
mühte
der Oberfeldwebel ledigbleiben, wenn
— ja, wenn es da
nichtnoch einen Ausweggäbe, von klugen Leuten ersannen. Die Ferntrau- u n g. Es
istKrieg, und da muß man
schonfroh sein, daß es überhaupt
soetwas Schönes, wie es das Heiraten ist, gibt. Das erlebt man
auchnicht alle Tage.
Beim
Standesamt
mag es ja einbißchenanders zugehen. An der Stelle, die
sonstder Standes¬
beamte einnimmt, ist ein Offizier gestanden, ein
Oberstim Generalstab, der in
diesemAugenblick
eineTaktik
anwendenmußte,
dieein
wenigvon der bei anderen Operationen an der Front üb¬
lichen
abwich. Einer
der beidenTrauzeugen, eben¬
falls Offiziere, verlas die Erklärung des Bräu¬
tigams,
die Ehe mit der Anna eingehen zuwollen, mit allen Folgen, die eine
solcheErklärung hat,
der Oberst Unterzeichnetesie underklärt
dannden
Oberfeldwebelfür kriegsgetraut. In
demAugen¬
blickwar er nun also
verheiratet,
ob er auchkeinen Ring mit der Auserwählten
tauschenund weder ihr Jawort hören,
noch einen Blickin ihre strah¬
lenden Augen senken
konnte.
Aberer wußte, daß in
dem Augenblick auch dieAnna vor
demStan¬
desamt stand
in Spittal an
derDrau
unddieselbe Erklärung
abgabmit
allenFolgen,
denndas war
dochalles längst ausgemacht . Und beim Oberge¬
freiten war es
nichtanders. Wenn man es recht bedenkt,
istdas
eine feineSache.
Der
Obersthat das
auch nachherin
seinerAn¬
sprache , die er an die beiden Bräutigame hielt, Hervorgehoben . Er sagte zu ihnen, daß
sieheute etwas
vermissenwerden, was bei einer Hochzeit
normalerweisean ihrer Seite
zusitzenhätte, aber
mögensie,
sowünschte ihnen derOberst,
wennsie dereinst
nachHause kehren, das nachholen , was
der Kriegfür
eine Weile in dieFerne
gerückthat.
Und er
hobsein Glas auf das
Glückder Hoch¬
zeiter, und
alleKameraden,
diean
dengedeckten
Tischen
saßen,
sprangen auf undtaten desgleichen.
Die Kompaniemusik spielte einen fröhlichen
Hoch¬
zeitsmarsch , während andere die
leckerenSachen
hereintrugen, die in
dieserStunde nicht fehlen durften. Es war für
diesen löblichen Ernstzusam¬
mengespart
und hat den Beteiligten
sicherbesser
geschmeckt
als
das üppigsteFriedenshochzeitsmahl, bei
dem sichdie Leutenur
den Magenverdorben hätten.
EineBraut war
nicht zustehlen,
weilkeine da war — man
muß schonsagen:
merkwürdigist
es zugegangen bei der Hochzeit desOberfeldwebel
Michael und seinesKameraden,
aber es mußihnen
dochnichtschlechtgefallen
haben,
denn sielachten, wie man es bei einer richtigen
Hochzeitan der Seite der
Angebeten auch nicht besserkönnte.
Kriegsberichter
Jos. G. B l a t t l.
Major Gollobs 150. Loftsieg
Von Kriegsberichter Eugen P r e fl
. .
2.Sept . (PK.)
Heiß liegt dieSonne
ausder
Ebene vor demKaukasus .
Die Mefferfchmittstarten
von dem Feldflugplatz mittenaus
derSteppe, um
die deutschen Panzerspitzenzu
sichern . Major Gollob
hatte gestern seinen146.
Luftsiegheimgebracht , und
nun startet er zu neuemFeindflug.
Die Messerschmitt steigen unter der
Wolkenschicht.
Die Kaukasuskette mit
ihren
Gletschern leuchtetklar herüber.
DieJäger
suchen nachfeindlichenMaschi¬
nen.
Der Kommodore hat zwischen denWolkensetzen
Punkteerkannt,
die sich bei Annäherungals feind¬
licheFlugzeuge
entpuppen.
„Warten, bis
sieauf den Fluß herankommen !"
gibt
der
Kommodoredurch. Es find lauter Jäger vom
BaumusterLagg 3, die
schnellstenJäger der Bolschewisten . Die
Messerschmittgreifen an. Die Lagg 3
haben gleichzeitigdie
Deutschenbeobachtet.
Sie
kurvenein. Sie
sindin der Ueberzahl . Etwa
acht
bis
zehnMaschinen . Sie
fliegendauernd, sich
dem Angriffentziehend ,
nachSüden weg, bis die
Flakeingreift, und
dieSituation
aussichtsloswird.
„Die kommen schon noch
billiger",
sagt derKom¬
modore,
und kaum istdas
Wortausgesprochen , da
wirdder nächstePunktsichtbar ,
wiedereineLagg.
Erneuter
Angriff. Major
Gollobhat
eineLagg 3
vorsich ,
diesich kurvend entziehenwill.
DerKommo¬
dore kurvt sie
aus und
kommtzum Schuß. Es ist ein
kurzerFeuerstoß. Aber der
anderehat genug
und fällt brennend mit demPiloten hinunter.
Der
Kommodorehat im
AugenblickWaffenhem¬
mung und
befiehltdem
Rottenfliegeranzugreifen.
Nach Behebung der Hemmungist Gollob erneut
im Angriff.
Wieder erwischter eine Laggin
derKurve und
trifftden Kühler.
DieLagg
gehtmit weißer Fahne
nachunten, unter die Wolken.
Ueberdem Bergland,
südlichdes Flusseswird
sie wieder sicht¬bar.
Sie setzt zur Bauchlandungan,
kommt zuBruch.
Nun
geht's
wieder zumAbsprunahasen ,
derSprit
ist
zu Ende. Neuer Einsatz am Nachmittag . Die
Messerschmitt sindüber den Wolken undan der
Pan¬
zerspitze .
DieJäger
sind erst kurze Zeitin
derLuft, da
werdenneun Bostons,
ziemlichweit im Nord¬
westen
abfliegend , mit
Jagdschutzsichtbar . Die Bo¬
stons find nichtmehrzu
erwischen ,
dafür kommendie
Messerschmitt noch
an die
letzten Maschinendes
Jagdschutzesheran.
Es
sind wiederumLagg 3. Einer
ziehtin einer
Steilkurvehoch,
Major Gollobzieht nach undkommt
erneutzu Schuß. Die
Garbe sitztprima,
dieLagg brennt.
Cheaber die
stürzende Maschine dieWol¬
kenschicht
erreicht , fliegt die
Kabineweg und der Pilot
steigtaus.
Dritter Einsatz: Diesmal heißt cs lange suchen.
Plötzlich
unten in einem Dorf Bombeneinschläge.
Sofort
gehendie
Messerschmittunter die Wolken.
Nichts zu
sehen.
Also wieder überdieWolken.„Was
ist denn da
los?"
sagt Major Gollob imFunkspruch.
Borne fliegt eine einzelneMaschine
und
fastgleich¬
zeitig
in
gleicher Höheein
zweitesFlugzeug, das
vom Rottenflieger sofort gemeldetwird. Der Kom¬
modore kurvt sofort
ein,
denktaber im Augenblick an
eineMe 100, aber es
ist einePe 2. Sie drückt
steilüber den
Fluß
nachSüden weg,
will imTief-
slug über den eigenen Linien
entkommen .
Nochehe
sieüberden Fluß
kommt ,
ersolgt der ersteFeuerstoß.
Sie zeichnet
sofort,
zieht etwashoch,
aberdieMesfer-
schmitt ist dichthinter ihr und schießtnun
aus aller¬
nächster
Nähe.
Der Heckenschützs wehrthartnäckigab,
ist aberim nächsten Augenblick außer Gefecht
gesetzt.
Nun
gehtdie
brennende Maschineim Weqdrucken
nach unten und stürzt
aus
100 Meter Höhesteuerlos ab. Beim
Aufschlag explodiertendie mitgeführten Bomben. Das war der ISO.
Abschußvon Major Gollob.
ZuHause auf dem Feldflugplatz wartetalles.
Die
Warte
haben einen Riesenstrauß ausSteppen¬
gräsern