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Archiv "Hauptversammlung des Hartmannbundes: Schlagabtausch mit dem Minister" (31.10.2014)

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A 1890 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 44

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31. Oktober 2014

HAUPTVERSAMMLUNG DES HARTMANNBUNDES

Schlagabtausch mit dem Minister

Bei der Hauptversammlung des Hartmannbundes rechtfertigt Bundesgesundheitsminister Gröhe das geplante Versorgungsstärkungsgesetz und fordert die Ärzteschaft zu mehr Gelassenheit und mehr Sachlichkeit auf. Die Ärztevertreter sparen nicht mit Kritik an den Plänen der Politik.

A

ngesichts der heftigen Kritik der Ärzteschaft am Referen- tenentwurf des Versorgungsstär- kungsgesetzes warb Bundesge- sundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor den Delegierten der Hauptversammlung des Hartmann- bundes in Berlin um mehr Gelas- senheit und Sachlichkeit in den gesundheitspolitischen Debatten:

„Das etwas ritualhafte Schwanken zwischen Alarmismus und Pro- blemleugnung bringt uns nicht wei- ter. So erreichen wir die Patienten in diesem Land nicht.“ Gröhe ver- teidigte die geplanten Maßnahmen, vor allem die Neuregelung zum Aufkauf von Kassenarztsitzen durch Kassenärztliche Vereinigun- gen (KVen): „Mit der Soll-Rege- lung und Ausnahmen, beispielswei- se für Familienangehörige, gehen wir mit Maß und Mitte vor.“ Die bisherige Kann-Bestimmung habe nicht einmal kosmetisch gewirkt.

Zuvor hatte sich der Hartmann- bundvorsitzende Dr. med. Klaus Reinhardt in seiner Rede jedoch überzeugt gezeigt, dass die KVen von diesem Instrument auch zu- künftig nur sehr seltenen Gebrauch machen würden.

Sowohl bei der Neuregelung zum Praxisaufkauf als auch beim Reizthema Terminservicestellen will Gröhe auf die Umsetzung vor

Ort setzen und plädierte dafür, den KVen zu vertrauen: „Ich bin der Überzeugung, dass man vor Ort am besten weiß, wo die regionalen Be- sonderheiten liegen.“ Gröhe be- kannte sich ausdrücklich zur Frei- beruflichkeit als „Fundament der ambulanten Versorgung“. Aller- dings müsse er auch zur Kenntnis nehmen, dass viele Medizinstudi- umabsolventen in der ersten Be- rufsphase ein Anstellungsverhältnis und auch später unterschiedliche Formen gemeinschaftlicher Berufs- ausübung bevorzugen würden.

Sozialistische Bevormundung Aus Sicht des Hartmannbundvor - sitzenden Reinhardt ist der Grund- duktus des Versorgungsstärkungs- gesetzes nicht von einem Bekennt- nis zur Freiberuflichkeit getragen, sondern „von einer sozialistischen Bevormundungskultur“. Auch Dr.

med. Andreas Gassen, Vorstands- vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), konnte

„von dem Bekenntnis zur Freibe- ruflichkeit aus dem Koalitionsver- trag im Referentenentwurf nichts mehr erkennen“. Stattdessen greife der Gesetzgeber massiv in die frei- heitliche Berufsausübung sowie in die ärztliche Selbstverwaltung ein, verbunden mit bürokratischer Über- regulierung.

Die Förderung und Stärkung der Allgemeinmedizin ist ein weiteres zentrales Ziel des geplanten Geset- zes. Der Anfang soll bereits an den Universitäten gemacht werden. Mi- nister Gröhe bezeichnete es als er- freulich, dass in den vergangenen 15 Jahren die Zahl der Lehrstühle für Allgemeinmedizin deutlich zu- genommen habe. „Allerdings wün- sche ich mir, dass es in fünf Jahren normal ist, dass jede medizinische Fakultät in Deutschland einen Lehr- stuhl für Allgemeinmedizin hat.“

Neben der kontroversen Diskus- sion über den Gesetzentwurf wid- mete sich die Bundeshauptver- sammlung dem Thema faire Karrie- rechancen für Frauen im Arztberuf, das Reinhardt als „zukunftsentschei- dend“ bezeichnete. „Die sogenann- te Feminisierung des Arztberufes wird oft ausschließlich als Kosten- faktor gesehen. Aber wenn die Be- dingungen für Frauen in der Medi- zin verbessert werden, dann profi- tieren alle davon“, pflichtete ihm Gassen bei. Frauen seien oft Vor - reiter, beispielsweise bei neuen Ar- beitszeitmodellen. Der KBV-Chef betonte außerdem, dass es längst nicht mehr nur Frauen seien, denen ein besserer Ausgleich zwischen Beruf und Familie wichtig ist. Die Frage, welchen beruflichen Weg ein junger Arzt einschlage, werde be- reits während der Aus- und Weiter- bildung entschieden. Deshalb plä- dierte Gassen dafür, schon dort die Rahmenbedingungen so zu gestal- ten, dass sie „Entscheidungen nicht vorwegnehmen, sondern ermögli- chen“. Dazu gehöre eine besser strukturierte und koordinierte Wei- terbildung, die nicht als Bremsklotz wirkt, sondern den Bedürfnissen sowohl der Assistenten als auch der Versorgung gerecht werde.

Eugenie Ankowitsch Viel Kritik einstecken

musste Bundes - gesundheitsminister Hermann Gröhe für die geplanten Regelungen im Versorgungsstär-

kungsgesetz. Der CDU-Politiker verteidigte die Maßnahmen ungewohnt tempera- mentvoll.

Foto: dpa

P O L I T I K

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