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Archiv "Hauptversammlung des Hartmannbundes: „Ärztliche Verantwortung ist nicht teilbar“" (02.11.2007)

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A2988 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 44⏐⏐2. November 2007

P O L I T I K

M

arie-Luise Müller hielt es kaum auf ihrem Platz. Mal schüttelte sie den Kopf, mal lachte sie bitter auf. Der streitbaren Prä- sidentin des Deutschen Pflegerates fiel es sichtlich schwer, die Aus- führungen des Redners unkommen- tiert zu lassen.

Müller war als Ehrengast zur diesjährigen Hauptversammlung des Hartmannbundes (HB) geladen. Der Vorsitzende des HB, Dr. med. Kuno Winn, erneuerte in der Eröffnungs- rede seine Kritik an der Gesund- heitsreform und ging mit dem vor- läufigen Ergebnis der Honorarver- handlungen von Ärzten und Kran- kenkassen hart ins Gericht. Unruhig wurde Müller aber erst, als Winn auf den Schwerpunkt des Delegierten- treffens zu sprechen kam. Denn bei den Beratungen in Potsdam ging es hauptsächlich um die Frage, welche ärztlichen Aufgaben künftig durch andere Berufsgruppen im Gesund- heitswesen übernommen werden können.

„Wir sind keine Betonköpfe“

Der Hartmannbund griff damit ein brandaktuelles Thema auf. Der Sachverständigenrat zur Begutach- tung der Entwicklung im Gesund- heitswesen hatte sich Anfang Juli in einer Studie für die Übertragung be- stimmter ärztlicher Aufgaben auf andere Gesundheitsberufe ausge- sprochen und damit für eine kontro- verse Debatte gesorgt. Während sich die Verbände von Pflege- und Assistenzberufen in ihren Forderun- gen nach mehr Autonomie bestätigt sehen, plädiert die Ärzteschaft für differenziertere Lösungen.

„Wir sind keine Betonköpfe, die ohne Sinn und Verstand ihr Terrain

verteidigen. Wir werden aber klare Eckpfeiler setzen, Bedingungen for- mulieren und Grenzlinien ziehen“, kündigte Winn in seiner Eröff- nungsrede an. Denn nur wer im vol- len Umfang als Arzt ausgebildet sei, könne und dürfe diesen Beruf auch eigenverantwortlich ausüben. „Anam- nese, Diagnose und Therapie sind und bleiben die zentralen Säulen der ärztlichen Tätigkeiten. Bei diesen elementaren Aufgaben werden wir keine Fremdbestimmung zulassen“, sagte Winn.

Tatsächlich ist die Debatte über die Auslagerung ärztlicher Aufga- ben vielschichtig. Zum einen geht es um die Delegation von medizini- schen und organisatorischen Aufga- ben auf Pflegekräfte und ärztliche Assistenzberufe. Zum anderen wird auch die komplette Übertragung be- stimmter ärztlicher Tätigkeiten an

andere Berufsgruppen erwogen.

Dies würde wohl mit der Preisgabe des Arztvorbehalts bei den entspre- chenden Leistungen einhergehen.

Letzteres lehnte Winn strikt ab.

Die große Mehrheit der Delegierten des Hartmannbundes hatte er dabei hinter sich. So heißt es in dem von der Hauptversammlung verabschie- deten Leitantrag: „In jedem Fall muss der behandelnde Arzt auch künftig die zentrale Koordinie- rungsrolle einnehmen.“ Dort, wo der Arzt von reinen Verwaltungsak- ten entlastet werde und wo bürokra- tische Abläufe von Dritten über- nommen werden könnten, werde die Ärzteschaft dies vorurteilsfrei prü- fen. Doch setze jegliche Form der Delegation eine verbesserte Qualifi- kation der entsprechenden Gesund- heitsberufe voraus.

Mehr Autonomie für die Pflege

Zumindest in diesem Punkt – besse- re Qualifikation der Pflegekräfte – signalisierte Pflegeratspräsidentin Müller Zustimmung. In einem Streit- gespräch mit Winn sprach auch sie sich für eine akademische Ausbil- dung in der Pflege aus. Darüber hin- aus müsse man sich aber fragen, ob die Pflege nicht jetzt schon an einem Punkt sei, an dem sie mehr Auto- nomie einfordern könne. Müller gestand ein, dass an Kliniken die Verantwortung für delegierte medi- zinische Leistungen beim Arzt ver- bleiben sollte. In der ambulanten Versorgung forderte sie aber eigen- ständige Bereiche für die Pflege:

„Langfristig sollten Pflegekräfte auch in eine freiberufliche Selbstständig- keit gehen dürfen.“

Winn hielt dagegen, dass die

„ärztliche Verantwortlichkeit nicht teilbar ist“. Er warnte die Pflege da- vor, sich zu überschätzen. „Ich glau- be nicht, dass eine Pflegekraft rich- tig auf Komplikationen bei multi- morbiden Patienten reagieren kann.“

Bei allen Meinungsverschiedenhei- ten sollte nicht vergessen werden, dass es nicht nur um das Wohl der einzelnen Berufsgruppen gehe, son- dern vor allem um das der Patienten.

Ihnen käme nur ein Miteinander von Pflegekräften und Ärzten zugute, nicht ein Gegeneinander. I Samir Rabbata

HAUPTVERSAMMLUNG DES HARTMANNBUNDES

„Ärztliche Verantwortung ist nicht teilbar“

Ob ärztliche Aufgaben auf andere Gesundheitsberufe übertragen werden dürfen, debattierten die Delegierten des Hartmannbundes bei ihrer Hauptversammlung in Potsdam.

„Wir werden klare Eckpfeiler setzen, Bedingungen formu- lieren und Grenzlini- en ziehen“, kündigte Kuno Winn in seiner Eröffnungsrede an.

Foto:Hartmannbund

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