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Archiv "Sachverständigenrat" (16.10.1980)

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Aufsätze • Notizen Zahnärzte: Prophylaxe

aufwendige Edelmetalle verwendet werden konnten, den Weg frei für

„Sparmetalle" wie Silberpalladium (per anno werden 87 Tonnen Zahn- gold in der Welt verbraucht, davon kommen auf die Bundesrepublik und Westberlin fast 32 Tonnen, auf die USA etwa ebenso viel). Der sprachgewandte, temperamentvolle Prof. Louis Baume hat während sei- ner Präsidentschaft die FDI ge- strafft: Die Föderation wurde zu ei- nem lebhaften wissenschaftlichen Verbund, der auch kräftig die Nord- Süd-Kontakte pflegt. Zahlreiche wis- senschaftliche Aktivitäten kristalli- sierten sich heraus, um die Erkennt- nis und Praxis der modernen Zahn- heilkunde auch in die Dritte Welt zu übertragen, wo Zahnmedizin bisher nur im Griff zur Extraktionszange (wenn überhaupt vorhanden) be- steht. Ekkhard Häußermann

ZITAT

Sachverständigenrat

„Wir benötigen im Gesund- heitswesen eine Bedarfspla- nung, genau wie wir sie bei der Bearbeitung des Bil- dungsgesamtplanes gehabt haben. Und wir haben in der Wirtschaft mit dem Sachver- ständigenrat ebenfalls ein Instrument, das politische Entscheidungen zu verbes- sern hilft oder alternative

Entscheidungsmöglichkei- ten aufzeigt. Wir brauchen einen Sachverständigenrat für das Gesundheitswesen, der unabhängig Perspekti- ven und Lösungen anbietet.

Es fehlt jedoch bis heute so- gar eine Analyse des Ist-Zu- standes im gesamten Ge- sundheitswesen."

Herbert Brückner, Senator für Gesundheit und Umwelt- schutz, Bremen, Bundesvor- sitzender der Arbeitsgemein- schaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG), in: „Wirtschaftswoche", Heft 38/1980, Seite 16

In seinem kürzlich erschienenen Ro- man „Wir heißen euch hoffen" ver- spricht Erfolgsautor Johannes Mario Simmel eine Auseinandersetzung mit dem Thema Rauschgift, speziell der Suchtbekämpfung durch Medi- kamente. So jedenfalls verkündet es der Klappentext. Was dann aber auf 638 Seiten folgt, wird dem Titel kei- neswegs gerecht.

Das Drogenproblem ist sicher gera- de für einen Millionenautor wie Simmel attraktiv und erfolgverspre- chend. Allerdings nützt es den Süch- tigen, und allen an der Bekämpfung der Sucht Beteiligten wenig, wenn in einer Auflage von 200 000 Exempla- ren Ansichten verbreitet werden, die mit der Realität nur wenig zu tun haben.

Hätte Simmel einen echten Tatsa- chenbericht auf den Markt gebracht, so hätte er auch – kraft seines Na- mens – einen wertvollen Beitrag zur sachlichen Information leisten kön- nen. Er hat es hingegen vorgezogen, weniger auf sachliche Argumenta- tion, denn vielmehr auf Effektha- scherei aufzubauen.

Die wirklichen Verhältnisse in der Rauschgiftszene – schon gar nicht die in Berlin – kennt er offenbar nicht. Wenn er den Eindruck erwek- ken will, daß es hauptsächlich Intel- lektuelle sind, bei denen Rauschgift- konsum große Mode ist (und dies auch noch zeremonienhaft hochsti- lisiert), ist Simmel falsch informiert:

74 Prozent der Heroinsüchtigen be- sitzen bestenfalls Volksschulbil- dung, 80 Prozent stammen aus Fa- milien mit niedrigem Einkommen.

Das sind nur zwei Zahlen aus Berli- ner Statistiken. Eine Quelle, die auch für Simmel gesprudelt hätte.

Auch mit einer anderen Behauptung geht der Autor an der Realität vor- bei. Er stellt fest, daß Berlin eines

DER KOMMENTAR

der Zentren für den Rauschgifthan- del sei. Richtig ist lediglich, daß in der Stadt der Rauschgiftkonsum und die Drogenkriminalität in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen haben.

Genauso falsch ist auch Simmels Zahl von den Drogentoten in Berlin.

Sie ist schon hoch genug. Es wäre nicht nötig gewesen sie noch weiter zu dramatisieren.

Beim zentralen Thema seines Bu- ches bleibt Simmel weit hinter den geweckten Erwartungen zurück. Er beschreibt die Suche nach einem Mittel gegen die Sucht und baut auf der Antagonistentherorie auf. Aber schon der Ansatz ist heute umstrit- ten. Sucht und Suchtbekämpfung sind nicht etwas ausschließlich

„Chemisches". Sucht kann also auch nicht auf ein Medikament redu- ziert werden, sie hat immer etwas mit der Persönlichkeitsstruktur des Süchtigen zu tun.

Wie umstritten die Antagonisten- theorie ist, beweist ein Blick in die Literatur. Sucht wird in Simmels Ro- man unmittelbar mit der Zahl der Rezeptoren im Gehirn und deren Blockierung in Verbindung ge- bracht.

Die Arbeiten von Albert Herz, Direk- tor am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, besagen et- was anderes. Herz kommt zu dem Schluß, daß die Zahlen der Bin- dungsstellen nicht unmittelbar in Zusammenhang mit einer langan- dauernden Opiat-Einwirkung ste- hen. Vielmehr befindet man sich heute auf der Suche nach Verände- rungen des den Rezeptoren in den Zellen folgenden Systems. Anhalts- punkte dafür liefert die Beteiligung des Enzyms Adenylat-Cyclase, das die Bildung von CAMP katalysiert.

Dieses Enzym ist häufig an Prozes-

Ziemlich hoffnungslos

Der neue „Simmel" zum Thema Rauschgift

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 42 vom 16. Oktober 1980 2501

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Aufsätze • Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

TESTVERFAHREN

Zu der Meldung in Heft 35/1980 „Notlö- sung: Test", Seite 2049

Rechtlich

nicht zu beanstanden

... Einige der nicht zum Test zuge- lassenen Studierwilligen versuchten durch die Verwaltungsgerichte eine Zulassung zum Testverfahren zu er- reichen. Die Anträge auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung wurden je- doch von den Verwaltungsgerichten allesamt abgelehnt. Denn zum einen war schon rechtlich sehr zweifelhaft, ob die Nichtzulassung zum Testver- fahren eine abschließende Regelung darstellt, gegen die Rechtsmittel möglich sind. Denn auch ohne Teil- nahme am Testverfahren ist eine Zu- lassung über die ZVS möglich.

Ein Anspruch auf Teilnahme am Test ergibt sich auch dann nicht, wenn die Begrenzung der Zahl der Teil- nehmer am Testverfahren verfas- sungswidrig und damit nichtig wäre.

Denn ein Anspruch auf Teilnahme am Testverfahren könnte dann schon deshalb nicht bestehen, weil für dieses Verfahren keine rechtli- che Grundlage mehr gegeben ist.

Weiterhin wurde festgestellt, daß der Antragsteller keinen Anspruch auf Teilnahme am Test hat falls ein an- derer zum Test eingeladener Stu- dienbewerber nicht am Test teil- nimmt. Die Bestimmungen der Ver- gabeverordnung sehen nämlich kein Nachrückverfahren für frei werden- de Plätze vor. Die Herleitung eines Nachrückverfahrens im Wege der Analogie wäre nur möglich, wenn eine planwidrige Gesetzeslücke vor- liegt. Dies ist nicht gegeben. Denn der Verordnungsgeber hat kein Nachrückverfahren gewollt.

Auch Art. 12 GG, die Berufsfreiheit begründet einen solchen Anspruch nicht. Denn das Testverfahren ist zu- nächst nur zur Erprobung einge- führt. Alle Bewerber haben diesel- ben Chancen. Die Beschränkung der Teilnehmerzahl am Testverfah- ren erschien den Gerichten als sach- lich begründet, weil zu befürchten

ist, daß bei Teilnahme aller Studien- bewerber in dem entsprechenden Studiengang die Erprobung des Testverfahrens erschwert wird.

Hinzu kommmt, daß nur ein geringer Teil der zur Verfügung stehenden Studienplätze über das Testverfah- ren vergeben wird.

Nur etwa jeder sechste Studierwilli- ge wurde zum Testverfahren zuge- lassen. Unter rechtlichen Aspekten ist dies zunächst für eine gewisse Übergangszeit nicht zu bean- standen.

Albert Stegmaier Wolfgang Lang Rechtsanwälte Bahnhofstraße 1 6902 Sandhausen/

Heidelberg

KAM BODSCHA

Zum Leserbrief „Nachteile in Kauf ge- nommen", Heft 28/1980, Seite 1780, von Dr. Karl Klüsener, der auf eine vierwöchi- ge Mitarbeit in Kambodscha „verzich- tete":

Rückholunfall- versicherung

Ich melde mich auf diesen Brief hin, weil durch ihn Mißverständnisse in bezug auf die Arbeit des Komitees, die Auswahl und Rekrutierung der Ärzte und Schwestern für unsere Projekte entstehen könnten. Alle Ärzte, Schwestern und Organisato- ren, die vom Komitee vor Ort einge- setzt werden, sind für die Dauer ih- res Einsatzes eigens durch das Ko- mitee mit einer Versicherung ge- schützt, die alle Risiken eines sol- chen Einsatzes in Krisen- und Kata- strophengebieten enthält. Selbstver- ständlich sieht die Versicherung der Komitee-Ärzte und Schwestern auch die sog. Rückholunfallversicherung vor.

Dr. med. Rupert Neudeck Vorsitzender des Komitees Not-Ärzte e. V.

Kupferstraße 7 5210 Troisdorf/Köln Der neue „Simmel"

sen beteiligt, bei denen es darum geht, eine Information, die durch Bindung an einen Rezeptor zu einer Zelle gelangt, in Veränderungen im Stoffwechsel der Zelle umzusetzen.

Doch auch hier befindet man sich noch auf dem Boden der Spekula- tion.

Zum Antagonistenansatz muß ge- sagt werden, daß es zu Abhängigkei- ten gekommen ist.

„Wir heißen euch hoffen" geht dem- nach schon vom falschen Ausgangs- punkt aus. Hoffnung wird lediglich in die Chemie gesetzt. Es ist aber mehr als zweifelhaft, daß jemals ein Stoff (aus dem keine Träume sind) gefunden wird, mit dem Sucht be- kämpft werden kann, ohne selbst süchtig zu machen. Daß die Be- kämpfung von Entzugserscheinun- gen mit Apomorphin möglich ist, dürfte keine große Neuigkeit dar- stellen.

Simmel beweist in vielen Punkten seine Unkenntnis der Probleme und seine oberflächlichen Recherchen.

Dies steht im krassen Widerspruch zu dem Bild, das er gerne von sich zeichnet und ständig in seinen Bü- chern dokumentieren möchte: klare Recherchen, intime Sachkenntnis und absolut sattelfest auch in schwierigen wissenschaftlichen Fra- gen.

Zur Ungenauigkeit kommen viele al- te, mehrfach aufgewärmte Vorurtei- le dazu, die kritiklos übernommen werden. Wie peinlich die lasche Hal- tung gegenüber Drogen wie Nikotin, Alkohol und Weckaminen in einem Buch ist, das sich gerade mit der Sucht auseinandersetzen möchte, fällt auch dem unvoreingenomme- nen Leser auf. Daß Simmels Held zeitweise alkohol- und weckamin- abhängig ist, darf nicht einfach als literarischer Mißgriff gedeutet wer- den.

Durch des Autors guten Ruf und das brisante Thema wird sich das Buch vermutlich besonders gut verkaufen lassen. (Die letzten Bestseller-Stati- stiken weisen darauf hin.) Eine Vor- stellung, die keinen Grund zur Hoff- nung gibt. Wolf G. Dorner

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 2502 Heft 42 vom 16. Oktober 1980

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