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Archiv "Personale Verantwortung - Strukturelement des Gesundheitswesens: Hauptversammlung des Hartmannbundes 1978 in Baden-Baden" (30.11.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen TAGUNGSBERICHT

Zur Hauptversammlung 1978 des Hartmannbundes am traditionellen Tagungsort Baden-Baden trafen sich vom 19. bis 21. Oktober fast 400 Ärzte. Die beiden Leitthemen der Hauptversammlung „Humanes Le- ben — humanes Sterben" und „Per- sonale Verantwortung — kollektive Versorgung" hatten eine deutliche Verbindung und Gemeinsamkeit:

die persönliche Verantwortung des einzelnen für den Mitmenschen.

Eingeleitet wurde die Hauptver- sammlung von dem mit großer Auf- merksamkeit erwarteten „Bericht des Vorsitzenden". Dr. Horst Bour- mer ging zunächst auf die Konzer- tierte Aktion im Gesundheitswesen ein, die wenige Tage zuvor in Bonn zu ihrer Herbstsitzung zusammen- getreten war. Wenn sich der Hart- mannbund trotz aller Bedenken für eine Mitwirkung in diesem Gremium entschieden habe, so führte Dr.

Bourmer aus, dann nur aus der Überzeugung, daß sachpolitische Notwendigkeiten die Gesundheits- politik gestalten müssen. „Draußen vor der Tür" wäre man jeder Mög- lichkeit der weiteren Einflußnahme beraubt. Ein Ausscheiden würde er nur dann für erwägenswert, viel- leicht sogar für notwendig halten, wenn andere Bereiche des Gesund- heitswesens die Mitarbeit aufgeben und die Empfehlungen der Konzer- tierten Aktion sich ausschließlich an die Kassenärzte richten.

Scharf kritisierte Dr. Bourmer die Existenzbedrohung kleinerer Kran- kenhäuser aufgrund der Neufassung des § 371 RVO, die eindeutig zu La- sten und gegen den Willen der Pa- tienten und Bürger gehe. Er wies auf die gefährliche Entwicklung hin, daß der Staat zunächst Großeinheiten in

der gesundheitlichen Versorgung fördert und dann als nächsten Schritt die Schließung kleinerer

„unrentabler" Häuser betreibt, was

— damit die Rechnung auch tatsäch- lich aufgeht — in erster Linie Privat- kliniken betrifft. In Wirklichkeit ar- beiteten diese kleineren Privatklini- ken eben nicht unrentabler, denn der Konkurrenzdruck habe sie schon frühzeitig gezwungen, mit den zur Verfügung stehenden Mit- teln wirtschaftlich hauszuhalten. Da viele dieser Einrichtungen zudem Belegkliniken sind, in denen Patien- ten von den Ärzten ihrer Wahl so- wohl ambulant als auch stationär behandelt werden, sei der Weg auf- gezeigt, welches gesellschaftspoliti- sche Ziel angestrebt wird. Der Staat schaffe selbst Notstände, um seine Interventionen zu rechtfertigen. Am Ende einer weiteren fast zwangsläu- figen Entwicklungskette stehe die Allzuständigkeit des Staates, die je- dermann zu Recht fürchtet.

Dr. Bourmer wies darauf hin, daß der Hartmannbund das vergangene Jahr genutzt habe, den oft zitierten „Be- schluß Nummer zehn" der Hauptver- sammlung 1977 in die Tat umzuset- zen, mit dem die Delegierten den Geschäftsführenden Vorstand be- auftragt hatten, Möglichkeiten einer Kooperation mit anderen ärztlichen Verbänden zu prüfen. Erstes Ergeb- nis sei die Gründung der Bundesver- einigung deutscher Ärzteverbände (BDÄ) gewesen, dem neben dem Hartmannbund der NAV, der Kas- senarztverband, der Verband der Knappschaftsärzte, der BPA und der Verband der Gruppenpraxen ange- hören. Ein weiterer bedeutsamer Schritt in dieser Richtung sei der Kooperationsvertrag, der inzwi- schen mit dem Marburger Bund ge-

schlossen worden sei, dem eine Mit- gliedschaft in der BDÄ aufgrund sei- ner gewerkschaftlichen Funktion nicht ohne weiteres möglich ist. Um so wichtiger sei die vertraglich ver- einbarte Kooperation mit dem Hart- mannbund, der so als Katalysator zwischen MB und BDÄ fungieren könne und solle. Auch im kommen- den Jahr werde der Hartmannbund alles daran setzen, die Einigung wei- ter fortzuführen. Eine Zweiteilung der Ärzteschaft in angestellte und niedergelassene Ärzte müsse im po- litischen Raum unbedingt vermie- den werden. Der angestellte Arzt von heute sei in vielen Fällen der nieder- gelassene Arzt von morgen.

Junge Ärzte

Viele der von Dr. Bourmer ange- schnittenen aktuellen Themen führ- ten zu Diskussionen und Resolutio- nen der Hauptversammlung. So wurde die Kooperation mit dem Mar- burger Bund im Beschluß Nr. 11 ausdrücklich als unbedingt erfor- derlich bezeichnet. Zuvor hatte der Arbeitskreis „Junge Ärzte im Hart- mannbund" das Thema ausgiebig behandelt und seine Meinung dazu eingebracht, die von den Delegier- ten dann auch als Grundlage für ih- ren Beschluß akzeptiert wurde. In dem Beschluß wird eine program- matische Trennung angestellter und freiberuflicher Ärzte abgelehnt, da- mit eine Zersplitterung der Kontinui- tät und die Aufspaltung der Ärzte- schaft verhindert werden können.

Die Sitzung des Arbeitskreises „Jun- ge Ärzte" unmittelbar vor der Haupt- versammlung in Baden-Baden wur- de wie immer nicht nur von einem großen Kreis Angehöriger dieses Gremiums sondern auch von inter- essierten Gästen aus dem Hart- mannbund besucht, zumal Neuwah- len anstanden. Vorsitzender Dr. Ger- not Blum, Vorstandsmitglied des Hartmannbundes, war nämlich aus

„Altersgründen" (39) zurückgetre- ten. Erster Vorsitzender ist jetzt Dr.

Hans-Joachim Lutz, wissenschaftli- cher Assistenzarzt in Bayern, sein Stellvertreter Dr. Klaus Imle, Allge- meinarzt in Westfalen. Schriftführer

Personale Verantwortung Strukturelement

des Gesundheitswesens

Hauptversammlung des Hartmannbundes 1978 in Baden-Baden

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 48 vom 30. November 1978 2925

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

Hauptversammlung des Hartmannbundes

ist cand. med. Hans-Joachim Gün- ther aus Baden-Württemberg, der übrigens außerdem Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Medizinstu- denten im Hartmannbund" ist.

Ärztliche Verantwortung und Haftung

Dr. Bourmer gab in seinem „Bericht des Vorsitzenden" einen Denkan- stoß, der von der Hauptversamm- lung eingehend diskutiert wurde und schließlich zu dem von der Öf- fentlichkeit mit größtem Interesse registrierten Beschluß Nr. 5 führte.

Dr. Bourmer empfahl, daß die Haft- pflichtkonditionen überdacht wer- den. Bei einem möglichen Haft- pflichtfall hat normalerweise die Ini- tiative vom Patienten auszugehen.

Es entspricht zur Zeit noch nicht der Regel, daß der Arzt, wenn er sich eines eigenen Fehlers bewußt ist, der Versicherung Mitteilung macht.

Es werde leichter gelingen, das Ver- trauensverhältnis Patient-Arzt auf- rechtzuerhalten, wenn der Patient sicher sein kann, daß der Arzt die Verantwortung für sein Tun über- nimmt. Eine Verwirklichung dieses Beschlusses wird eingehende Ge-

spräche des Hartmannbundes mit den Haftpflichtversicherern notwen- dig machen.

„Humanes Leben — humanes Sterben"

Zum Leitthema „Humanes Leben — humanes Sterben" hatte der Hart- mannbund hervorragende Diskus- sionsteilnehmer gewinnen können:

den Bonner Moraltheologen Prof.

Dr. Franz Böckle, den Bonner Kran- kenhaus-Seelsorger Günter vom Hau, den Bonner Juristen Prof. Dr.

Hans-Joachim Rudolphi, den Münchner Philosophie-Professor Dr. phil. Albert Keller SJ; weiter wirk- ten mit: als Krankenhausarzt Dr.

Horst Bourmer (Köln), als Landarzt Dr. Peter Nagel (Niedersachsen).

Moderiert wurde das Podium von Hans Mohl vom ZDF. Die Teilnehmer versuchten, gemeinsame Grundsät- ze für den Bereich des Sterbebei- stands zu erarbeiten, um mehr Menschlichkeit, mehr „Lebenshilfe"

für dieses auch heute noch oft tabui- sierte Gebiet zu erreichen. Es wur- den die verschiedenen sittlichen und rechtlichen Standpunkte der passiven Sterbehilfe diskutiert, und

zwar anhand von Grenzfällen, die Landärzte und Krankenhausärzte aus ihrer Praxis schilderten. Aktive Sterbehilfe lehnten sowohl Ärzte als auch Juristen ab, weil es eine Gefahr für unsere Gesellschaft wäre, hier Grenzen einzureißen.

Die Delegierten forderten in ihrem Beschluß Nr. 2 mit dem Titel „Ster- bebeistand", daß bei allen diagno- stischen und therapeutischen Maß- nahmen für Schwerstkranke das Recht auf einen würdigen Tod be- rücksichtigt wird. Sie kritisierten, daß eine systematische Vorberei- tung auf den Umgang mit Sterben- den für Ärzte und Pflegekräfte bis- her nicht existiert. Sie forderten, daß dieser Thematik in der Aus-, Weiter- und Fortbildung künftig der ihr ge- bührende Platz einzuräumen ist.

„Personale Verantwortung — kollektive Versorgung"

Für die öffentliche Veranstaltung zum Abschluß der Hauptversamm- lung war wieder die Form der Dispu- tation gewählt worden. Disputanten waren Frau Helga Elstner, Präses der Gesundheitsbehörde Hamburg,

Blick in den Kongreßsaal während der Beratungen der Hauptversammlung des Hartmannbundes. Am Vorstandstisch von links: Dr.

Gernot Blum, Dr. Anton Pfaff, Dr. Hermann Braun, Vorstandsreferentin Helga Engbrocks, Vorsitzender Dr. Horst Bourmer, Hauptgeschäftsführer Klaus Nöldner, Dr. Dietrich von Abel, Frau Dr. Ingrid Hasselblatt, Klaus Mulckau

2926 Heft 48 vom 30. November 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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