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Archiv "75-Jahr-Feier des Hartmannbundes: Statt Rückschau neue Vorhaben und Reformvorschläge während der Hauptversammlung in Baden-Baden" (23.10.1975)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Spektrum der Woche Aufsätze •Notizen

THEMEN DER ZEIT:

75-Jahr-Feier

des Hartmannbundes Einige Hartmannbund- Thesen

Verlorene Studienplätze Krankenhaus-

Bibliotheken zweckmäßig organisieren

AUS DEM BUNDESTAG

FORUM:

Karlsruhe — und was jetzt?

BRIEF

AN DIE REDAKTION

BEKANNTMACHUNGEN

PERSONALIA

FEUILLETON:

Notwendigkeit oder Ballast?

KUNSTMARKT

Laßt uns eine feste, zielbewuß- te Organisation schaffen, zum Zwecke einer energischen Vertre- tung unserer aufs äußerste gefähr- deten Interessen! Schließen wir uns fest zusammen ... dann soll man nicht mehr mit dem einzelnen Arzt, sondern mit der Gesamtheit rechnen." So hieß es 1900 in einem offenen Brief des Leipziger Arztes Dr. Hermann Hartmann „an alle Ärzte in Stadt und Land".

Am 13. September 1900 wurde der

„Leipziger Verband" (so die ur- sprünglich allgemein verwendete Kurzform) gegründet, der „Verband der Ärzte Deutschlands zur Wah- rung ihrer wirtschaftlichen Interes- sen", der ein Vierteljahrhundert später den Beinamen „Hartmann- bund" erhielt.

Die diesjährige Hauptversammlung des Verbandes der Ärzte Deutsch- lands (Hartmannbund) stand des- halb im Zeichen des 75-Jahr-Jubi- läums, und zahlreiche prominente Gäste kamen zum Gratulieren. Der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit, Frau Dr. Katharina Focke, bestätigte während des Festaktes dem Hartmannbund sei- ne heutige Rolle als „einer der wichtigsten gesellschaftspoliti- schen Kräfte im GesundheitsweL sen", und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Dr. Helmut Kohl bekundete nachdrücklich sein gro- ßes Interesse an dem Projekt einer

„Freien Medizinischen Hochschu- le", deren Standort nun endgültig in Koblenz sein wird.

Nicht nur zum Feiern waren die 62 Delegierten des Hartmannbundes und die zahlreichen anderen Man- datsträger und Mitglieder in das Kongreßhaus Baden-Baden ge- kommen. Sie hatten eine umfang- reiche Tagesordnung zu behan- deln, die sich vornehmlich an der aktuellen gesundheitspolitischen Situation orientierte.

Fortschreibung

des gesundheitspolitischen Programms

Die „122 Thesen zu einem gesund- heitspolitischen Programm", die der Hartmannbund 1972 verab- schiedet hatte, wurden nach inten- siver Vorarbeit zahlreicher Gremi- en des Verbandes von der Haupt- versammlung aktualisiert und durch 38 neue Thesen ergänzt.

„Es handelt sich um Fragen, die 1972 noch nicht aktuell waren", er- klärte Hartmannbund-Vorsitzender Dr. Horst Bourmer. Als Beispiel nannte er die These „Kosten im Gesundheitswesen" mit einer grundsätzlichen Aussage des Ver- bandes zu diesem Thema (siehe u. a. dazu den Anhang „Einige neue Hartmannbund-Thesen" auf Seite 2989). Weitere Thesen behan- deln eine vorstationäre Diagnostik und nachstationäre Behandlung am Krankenhaus, eine Selbstbetei- ligung von Versicherten, eine bes- sere Betreuung und Versorgung der Bevölkerung bei spezieller per- sönlicher Problematik. Reformvor- schläge werden außerdem ge-

75-Jahr-Feier

des Hartmannbundes

Statt Rückschau neue Vorhaben und Reformvorschläge während der Hauptversammlung in Baden-Baden

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 43 vom 23. Oktober 1975

2987

(2)

Hartmannbund-Vorsitzender Dr. Horst Bourmer verliest einen Antrag während der Hauptversammlung in Baden-Baden. Von links: Vorstandsmitglied Dr. Hedda Heu- ser, stellvertretender Vorsitzender Dr. Hermann Braun, die persönliche Referentin des Vorsitzenden, Helga Engbrocks, Dr. Bourmer, Hauptgeschäftsführer Dipl.- Volkswirt Klaus Nöldner, 2. Stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister Dr.

Dietrich v. Abel, Vorstandsmitglied Dr. Ingrid Hasselblatt, Vorstandsmitglied Prof.

Dr. Heinz-Günther Schmidt Fotos (2): Klaus Eisenacher

Den Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes nahm der Dramatiker Dr. med.

Heinar Kipphardt (links) für sein Fernsehspiel „Das Leben des schizophrenen Dichters Alexander März" aus der Hand Dr. Bourmers entgegen

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Hauptversammlung des Hartmannbundes

macht zur belegärztlichen Tätig- keit, zur Verweildauer im Kranken- haus, zur Approbationsordnung so- wie zur Arbeitsmedizin.

„Sozialmedizin in der Allgemein- medizin" hieß das diesjährige Leit- thema der Hauptversammlung des Hartmannbundes. In einer Vor- tragsveranstaltung mit anschlie- ßender Podiumsdiskussion wurde

das Thema von sachkundigen Re- ferenten aus allen Blickwinkeln be- leuchtet. Unter dem Titel „Gesell- schaftssystem, Sozialstruktur und Gesundheitswesen" legte der Me- dizinsoziologe Prof. Dr. med. Horst Baier fünf Thesen über Aufgaben einer sozialen Medizin und einer medizinischen Sozialpolitik vor.

Vom Standpunkt der Erziehungsbe- ratung ging die Psychagogin Chri-

sta Meves das Thema an: „Die Ver- antwortung des Arztes im Hinblick auf die frühe Kindheit." Sie konnte einen besonders herzlichen und zustimmenden Beifall der Ärzte verzeichnen. Sozialmedizinische Problemkreise, die den Arzt in der Sozialversicherung beschäftigen, stellte Dr. Manfred Auberlen her- aus.

„Ist der Amtsarzt ein geborener oder zumindest gelernter Sozial- mediziner?" fragte Prof. Dr. med.

Hans-Rüdiger Vogel, Leiter der Ge- sundheitsabteilung im rhein- land-pfälzischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport, zu Beginn seines Referates „Sozialbe- dingte Krankheiten und sozialhy- gienische Maßnahmen als Proble- me des öffentlichen Gesundheits- wesens". Er sah den Amtsarzt als Vertreter gesundheitspolitischer Belange im Spannungsfeld zwi- schen Gesundheits- und Sozialpoli- tik, ausgestattet mit vielfältigen Kontakten und Kenntnissen im so- zialmedizinischen Bereich. Und schließlich kam auch der „Allge- meinmediziner an der Front" zu Wort: Der Landarzt Dr.

Ernst-Eberhard Weinhold schilder- te eindrucksvoll die „sozialmedizi- nische Praxis in der hausärztlichen Tätigkeit".

Ehrungen und Preisverleihung

Hartmannbund-Vorsitzender Dr.

Horst Bourmer überreichte im Ver- lauf der Hauptversammlung hohe Auszeichnungen: Fünf Mitglieder des Verbandes der Ärzte Deutsch- lands erhielten für ihre Verdienste um die deutsche Ärzteschaft und um den Hartmannbund die Hart- mann-Thieding-Plakette: Frau Dr.

Helga Thieme (Goslar), Dr. Ger- hard Pfotenhauer (Frankfurt), Dr.

Erwin Stetter (Amberg), Dr. Fried- rich Voget (Aurich) und Dr.

Hans-Joachim Ballstaedt (Frei- burg).

Der Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes ging diesmal an einen Arzt. Der Dramatiker Dr.

med. Heinar Kipphardt nahm die Statue aus der Hand von Dr. Bour- mer entgegen für das Fernsehspiel

2988

Heft 43 vom 23. Oktober 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Einige Hartmannbund-Thesen

In Ergänzung des Berichtes von der Hauptversammlung des Ver- bandes der Ärzte Deutschlands (Seite 2987 dieses Heftes) nach- stehend einige der neuen Thesen, die von den Delegierten zur Weiterentwicklung des gesundheitspolitischen Programms des Hart- mannbundes verabschiedet wurden.

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Hauptversammlung des Hartmannbundes

„Das Leben des schizophrenen Dichters Alexander März” das vor einigen Wochen vom Zweiten Deut- schen Fernsehen ausgestrahlt wur- de. Es schildert das Schicksal ei- nes Patienten in einer psychiatri- schen Klinik und die Versuche ei- nes engagierten Arztes, ihn aus seiner Erstarrung zu lösen. „Künst- lerische Durchdringung verdeut- licht mehr als jede Reportage" — so die Jury in ihrer Begründung —

„die Situation psychiSch gestörter Menschen".

Dr. Bourmer:

Wesentliche Ergebnisse

Als wesentliche Ergebnisse stellte Dr. Bourmer zum Abschluß der Hauptversammlung vor dem über- füllten Kongreßsaal heraus, daß sich der Stifterverband „Freie Me- dizinische Hochschule" für Kob- lenz als Standort der Hochschule entschieden habe. Der Hartmann- bund wolle mit dieser Hochschule beweisen, daß auch heute, nach Jahren der Tendenzen zur Soziali- sierung der Leistungen und auch der Ansprüche, Menschen und Gruppen noch fähig sind, Eigenin- itiative und Selbstverantwortung zu zeigen. Die Hochschule werde als Stiftung gegründet und damit eine

Kostenklarheit

im Gesundheitswesen — Einsetzung

eines Sachverständigenrates Alle Verantwortlichen im Gesund- heitswesen sollten verpflichtet wer- den, für hinreichend gesicherte Un- terlagen zu sorgen, die zutreffende

Form gewählt, die Bundespräsident Scheel als die höchste Form der privaten Bürgerinitiative bezeichnet hat.

Die private Initiative im Hochschul- bereich solle Ausgaben des Staa- tes verhindern. Wichtig wäre eine vergleichbare Lösung im Bereich der Krankenversicherung, wo eine Kostensteigerung in ungeahntem Ausmaß uns vor schwierigste Pro- bleme stellt. Die Hauptversamm- lung sei daher zu der Auffassung gekommen, daß zum Finden von Lösungsmöglichkeiten Modellver- suche zur Frage der Selbstbeteili- gung gemacht werden sollten.

Einmal mehr habe die Hartmann- bund-Hauptversammlung bestätigt, daß auch die deutsche Ärzteschaft ihren Beitrag zur Verminderung der Kosten im Gesundheitswesen leisten will und kann, wenn die da- für unabdingbaren - Voraussetzun- gen erhalten bleiben, die in der freien Berufsausübung liegen und die allein die bestmögliche Ver- sorgung der Patienten gewährlei- sten.

Rosemarie Hennigs 53 Bonn-Bad Godesberg Kölner Straße 40-42

Aussagen darüber erlauben, wie die Komponenten der Kostenent- wicklung zu bewerten sind. Da die Statistiken der sozialen Sicherung wie auch die des Gesundheitswe- sens ungenügend entwickelt sind, müssen die Erfassung und Verar- beitung der Informationen verbes- sert werden.

Es ist erforderlich, von der bisheri- gen Erarbeitung eines Sozialbe- richtes/-budgets abzugehen und statt dessen — wie im Wirtschafts- bereich — einen unabhängigen, wissenschaftlichen Sachverständi- genrat einzusetzen, der jährlich die Entwicklung der sozialen Leistun- gen und ihre Finanzierung begut- achtet. Diese Institution „Sachver- ständigenrat" würde dann auch wesentlich zur Versachlichung der gesamten Diskussion der Kosten- entwicklung in dem System der so- zialen Sicherung beitragen und die Arbeit der vor mehr als einem Jahrzehnt eingesetzten Sozialen- quetekommission fortführen.

Eine Voraussetzung für die Erhal- tung des Leistungsumfangs im Sy- stem der sozialen Sicherung bei der augenblicklichen Kostensitua- tion ist auch der Ausbau einer

„Gesundheitsökonomie" an den Universitäten, damit von wissen- schaftlicher Seite z. B. abgeklärt werden kann,

> wie Gesundheits- und Sozial- statistiken aussagefähiger werden können,

> wie die Grenze der Belastbar- keit zu definieren und zu analysie- ren ist,

> unter welchen Voraussetzungen Beitragssatzerhöhungen gerecht- fertigt sind, bzw. Beiträge gesenkt werden können,

> wie das Verhältnis von Kosten zu Nutzen der im System der sozia- len Sicherung erbrachten Leistun- gen zu bewerten ist,

> wie ein nachfrage- und ange- botsgerechtes Verhalten innerhalb des Gesundheitswesens zum Zwecke der Erhöhung der Trans- parenz und Effizienz sowie der Ausnutzung aller Rationalisierungs- möglichkeiten erreicht werden kann.

Erhaltung und Ausdehnung belegärztlicher Tätigkeit

Die belegärztliche Tätigkeit bietet für den Patienten u. a. wegen der

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 43 vom 23. Oktober 1975 2989

Referenzen

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