A-2834
M E D I Z I N
(62) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 43, 24. Oktober 1997 Teil der Patienten eine alternative
Methode darstellen, wenn die bislang unbekannten Langzeitergebnisse den aus der konventionellen Aneurysma- chirurgie bekannten geringen Kom- plikationsraten entsprechen.
Bisher noch erhöhte Frühkom- plikationsraten müssen durch strenge Patientenauswahl und technische Weiterentwicklung auf das von kon- ventionellen Operationsverfahren ge- wohnte niedrige Maß zurückgeführt werden. Ob die Behandlung kleine- rer Aneurysmen durch transluminale endovaskuläre Verfahren eine sinn- volle prophylaktische Maßnahme darstellt, kann nur durch Langzeitstu- dien evaluiert werden.
Die Faszination der vermeintlich weniger invasiven endovaskulären Techniken verleitet allzu häufig dazu, die Methode zu sehr zu strapazieren.
Langzeitverläufe über fünf oder zehn Jahre konnten bislang nicht erbracht werden.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1997; 94: A-2830–2834 [Heft 43]
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Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Jens-R. Allenberg Sektion Gefäßchirurgie
Chirurgische Universitätsklinik Im Neuenheimer Feld 110 69120 Heidelberg
KURZBERICHT/FÜR SIE REFERIERT
Durch metabolische Prozesse kommt es bei Patienten mit trauma- tischen Hirnverletzungen im Verlauf ihrer Erkrankung häufig zu einer weiteren Verschlechterung der Schä- digung über das Maß der Erstschädi- gung hinaus.
Ob sich dieser Teufelskreis durch eine moderate Hypothermie in der Frühphase von schweren Hirn- verletzungen verhindern läßt, war Thema einer Studie von Neurochir- urgen aus Pittsburgh, USA. In dieser Studie wurden 82 Patienten nach Hirnverletzungen mit Punkten von 3 bis 7 in der Glasgow Coma Scale ran- domisiert: Die Patienten wurden im Mittel 10 Stunden nach Krankenhaus- aufnahme für 24 Stunden auf 33°
Celsius Körperkerntemperatur ab- gekühlt oder normotherm gehalten.
Die neurologischen Nachunter- suchungen nach einem Jahr zeigten in der Hypothermiegruppe bei 62 Prozent gute Spätergebnisse (mo- derate, geringe oder keine neuro- psychiatrischen Auffälligkeiten), bei der normothermen Kontrollgruppe
war dieser Anteil mit 38 Prozent si- gnifikant geringer. Die Hypothermie zeigte bei Patienten mit schwersten Hirnschädigungen (Glasgow Coma Scale 3 und 4) im Vergleich zur Kon- trollgruppe allerdings keinen positi- ven Effekt.
Die Autoren halten die Hypo- thermie als Behandlungsmethode in der Frühphase nach Hirntraumata für geeignet, die langfristige neuro- logische Rehabilitation zu bessern.
Als mögliche Mechanismen werden eine Verhinderung des Hirnödems mit konsekutiver Verbesserung der Hirndurchblutung genannt, eine Sta- bilisierung der Blut-Hirn-Schranke sowie ein Schutz vor exzitatorisch wirkenden Neurotransmittern und gewebeschädigenden Entzündungs-
mediatoren. acc
Marion, DW et al.: Treatment of trau- matic brain injury with moderate hypo- thermia. N Engl J Med 1997; 336:
540–546.
Dr. Marion, Presbyterian University Hospital, Dep. of Neurosurgery, Suite B400, 200 Lothrop St., Pittsburgh, PA 15213–2582, USA.
Hypothermie bei Hirntraumata
Neun Prozent der US-Bevölke- rung und sechs bis acht Prozent der Bevölkerung Großbritanniens im Al- ter von 60 Jahren stehen unter ei- ner Dauermedikation von Aspirin.
Selbst unter einer Dosierung von 75 Milligramm ist das Risiko einer ga- strointestinalen Blutung um den Fak- tor 2,3, bei 150 Milligramm um den Faktor 3,2 und bei 300 Milligramm um den Faktor 3,9 erhöht.
Um dieses Blutungsrisiko zu senken, wurden dünndarmlösliche und gepufferte Aspirinprodukte auf den Markt gebracht. Die Autoren untersuchten in einer Multicenter- Fallkontrollstudie die Blutungsinzi- denz bei Patienten, die unter dünn- darmlöslichem oder gepuffertem Aspirin in einer täglichen Dosierung von 324 Milligramm oder weniger standen. Bei insgesamt 550 Blu- tungsepisoden lag das Blutungsrisiko unter normalem Aspirin bei 2,6, un- ter dünndarmlöslichem Aspirin bei
2,7 und unter gepuffertem Aspirin bei 3,1. Bei Dosen über 325 Milli- gramm betrug das relative Blutungs- risiko für normales ASS 5,8, für ge- puffertes Aspirin 7,0. Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß die als wesentlich nebenwirkungsärmer pro- pagierten dünndarmlöslichen oder gepufferten Aspirinpräparationen nicht besser abschneiden als norma- les Aspirin, aber um das bis zu 20fa- che teurer sind. Der verordnende Arzt sollte sich also nicht in einer falschen Sicherheit wiegen, wenn er Präparate verordnet, die den Beina-
men Protect tragen. w
Kelly PJ, Kaufmann DW, Jurgelon JM, Sheehan J, Koff RS, Shapiro S: Risk of aspirin-associated major upper-gastroin- testinal bleeding with enteric-coated or buffered product. Lancet 1996; 348:
1413–1416.
Slone Epidemiology Unit, School of Public Health, Boston University School of Medicine, Brookline, Massachusetts, MA 02146, USA.