Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
Kein erhöhtes
Atheroskleroserisiko nach Vasektomie
Aufgrund früherer Berichte und insbesondere tierexperimenteller Untersuchungen wurde angenom- men, daß die Vasektomie zu einer erhöhten lnzidenz an kardiovasku- lären Erkrankungen führen könn- te. In einer epidemiologischen Studie wurde daher dieser Frage nachgegangen. Die Untersuchun- gen führten zu dem Ergebnis, daß 2,4 Prozent von 1 512 Patienten mit Atherosklerose und 2,7 Pro- zent von 3 024 Kontrollpersonen einer Vasektomie unterzogen wor- den waren. Beide Kollektive unter- schieden sich nicht statistisch si- gnifikant voneinander. Damit kann als weitgehend gesichert gelten, daß die Vasektomie das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen, insbesondere der Atherosklerose,
nicht erhöht. zme
Goldacre, M. J.; Holford, T. R.; Vessey, M. P.:
Cardicacular Disease And Vasectomy, The New Engl. Journal of Med. 308 805-808 (1983)
Staging
des Prostatakarzinoms
An n = 41 Patienten wurden rekta- le Palpation, Computertomo- gramm (CT) des kleinen Beckens und suprapubische Prostatasono- graphie vergleichend geprüft (1).
Pathohistologisch kontrolliert wurden allerdings nur 7 der 41 Fäl- le. Bei diesen 7 Fällen ergab sich einmal ein falsch zu niedriges Sta- dium durch die rektale Palpation, in einem weiteren Fall ein falsch zu hohes Stadium durch die Sono- graphie. Anhand ihrer weiteren, nicht kontrollierten Fälle und einer Literaturdurchsicht kommen die Verfasser zum Schluß, daß die Pal- pation plus Sonographie effizien- ter seien als das CT des kleinen Beckens. Diese zurückhaltende Beurteilung entspricht den Ergeb- nissen von Steinbrich und Fried- mann (2), wonach die Diagnose des organüberschreitenden Pro-
statakrebses mit dem CT wenig zuverlässig zu stellen ist. Beide Ar- beiten stützen die derzeitig gültige Auffassung, daß ein exaktes Sta- ging nur durch die probatorische Lymphonodulektomie im kleinen Becken möglich bleibt. Hii
(1) Denkhaus, H.; Dierkopf, W.; Grabbe, E.;
Donn, F.: Comparative Study of Suprapubic Sonography and Computed Tomography for Staging of Prostatic Carcinoma, Urol. Radiol. 5 (1983) 1 — (2) Steinbrich, W.; Friedmann, G.: CT der Organe des kleinen Beckens— normale und pathologische Anatomie, Indikationen, Er- gebnisse, Fortschr. Röntgenstr. 134 (1981) 115
— Dr. H. Denkhaus, Martinistr. 52, 2000 Ham- burg 20, Dr. W. Steinbrich, Joseph-Stelzmann- Str. 9, 5000 Köln 41
Erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs bei Vulkanisier-Arbeitern
Eine mutagene Potenzvon Gummi- lösungen und Zusätzen, wiesie in derVulkanisierindustrie Verwen- dung finden, istseit längerem be- kannt. Eine 1960 inSchweden durchgeführte Volkszählung sowie ein nationales Krebsregisterwur- den zurAnlageeines Krebs-Um- welt-Registers herangezogen und daraus diestandardisierten Morbi- d itätszah len verschiedener Krebs- formen bei 2345 in der Vu lkanisier- Industrie Beschäftigten während einer 13jährigen Beobachtungszeit ermittelt. Dabeizeigtesich,daßdie- se Berufsgruppe offensichtlich be- sonders gefährdet istdurch ein Kar- zinom desoberenAero-Digestions- Traktes (Larynx, oberesSpeiseröh- rendrittel). Das Risiko, an einem Ösophaguskarzinom zu erkranken, lag bei den Vulkanisierern 10mal höher als bei eineralterskorrelier- ten Vergleichsgruppe. DieseTatsa- che ließ sich nichtauf einen gestei- gerten Alkohol-oder Nikotinkon- sum zurückführen und mußdes- halb als berufsbedingteingestuft werden.
Norell, S.; Ahlbom, A.; Lipping, H.; Österblom, L.: Oesophageal cancer and vulcanisation work, Lancet I (1983) 462-463, Department of Social Medicine, Karolinska Institute at Hud- dinge University Hospital, and the Health and Safety Services of the Transport Trades, Stockholm, Schweden
Einfluß von Aspirin auf die
Prostacycl inproduktion
Aufgrund zahlreicher Untersu- chungen ist bekannt, daß Acetyl- salizylsäu re (Aspirin®) auf das Prostaglandinsystem Einfluß nimmt. Dabei wird neben einer Ab- nahme der Thromboxankonzen- tration auch eine verminderte Syn- these von Prostacyclin beobach- tet. Vergleichbare Untersuchun- gen wurden von Weksler und Mit- arb. bei 70 Patienten durchge- führt, die einer aortokoronaren Bypass-Operation unterzogen wurden. Diesen Patienten waren 12 bis 16 Stunden präoperativ eine Dosis von 40, 80, oder 325 mg Aspirin verabreicht worden.
Unter der Gabe von 40, 80 oder 325 mg wurde eine Abnahme der Thromboxanproduktion um 77, 95 bzw. 99 Prozent gemessen. Die aortale Synthese von Prostacyclin nahm um 35, 38 bzw. 75 Prozent ab und die venöse Syntheserate von Prostacyclin um 19 Prozent bei Verabreichung von 80 mg Aspirin und um 85 Prozent bei Applikation von 325 mg Aspirin.
Die Autoren folgern, daß eine Ein- zeldosis von 80 mg Aspirin zu ei- ner vollständigen Senkung der Thromboxanbildung bei nur ge- ringfügiger Beeinflussung der Prostacyclinbildung führt, wäh- rend bei höherer Dosierung auch das antithrombotisch günstig wirksame Prostacyclin in seiner Konzentration reduziert wird. In- wieweit allerdings derartige Ver- änderungen auch bei einer Lang- zeittherapie zu berücksichtigen sind, bleibt offen. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, daß die Wertigkeit der Verminderung von Prostacyclin und Thromboxan für die menschliche Thrombosepro- phylaxe noch ungeklärt ist. zme
Weksler, B. B.; Pett, S. B.; Alonso, D.; Richter, R. C., Stelzer, P.; Subramanian, V.; Tack-Gold- man, K.; Gay, W. A.: Differential Inhibition By Aspirin Of Vascular And Platelet Prostaglandin Synthesis In Atherosclerotic Patients. The New Engl. Journal of Med. 308 (1983) 800-805
Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 33 vom 19. August 1983 33
