DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Kortisontherapie
Hirnödem: Beim Hirnödem, be- sonders in der Umgebung von Tu- moren, hält Meinig/Mainz die Kombination von Dexamethason mit Furosemid (Lasix®) für die Me- thode der Wahl. Dagegen konnte Gaab/Hannover bei Schädel/Hirn- traumen keine sichere Besserung nachweisen, eher ein erhöhtes In- fektrisiko.
Infektionskrankheiten: Bei Infek- tionskrankheiten sind nach Alex- ander/Berlin eine genaue Differen- zierung und — wenn möglich — die Kombination mit Antibiotika erfor- derlich. Im allgemeinen gibt sie Kortikosteroide erst ab dem 5. Tag (Ausnahme: Toxoplasmose, bei der 15 bis 25 mg Prednisolon [-Äquiva- lente] 4 bis 6 Tage vor Pyrimetha- min [Daraprim ®] gegeben werden.
Hepatitis: Bei der akuten Hepatitis sind nach Hütteroth/Mainz Korti- kosteroide nicht indiziert und kön-
nen bei fulminanten Verläufen die Letalität (um 80 Prozent) kaum be- einflussen. Auch die Non A-Non-B- Hepatitis, ferner die primäre bili- äre oder alkoholbedingte Leber- zirrhose sind keine Indikation für Kortikosteroide. Dagegen kann es besonders bei chronischer Hepati- tis B unter Kortikosteroiden zu ei- ner Serumkonversion von HBeAG zu Anti-HBe kommen.
Colitis ulcerosa: Bei Colitis ulce- rosa und besonders beim M.
Crohn hält Ewe/Mainz eine Besse- rung durch Kortikosteroide nicht für gesichert, durch ACTH für sehr zweifelhaft. Auch die Agranulozy- tose ist nach Wilms/Würzburg kei- ne Indikation für Kortikosteroide;
beim aplastischen Syndrom wir- ken sie (symptomatisch) auf die Blutungsbereitschaft.
Nephrotisches Syndrom: Brass/
Ludwigshafen hält allenfalls bei
subakuter Glomerulonephritis und vor allem bei „minimal changes"
mit nephrotischem Syndrom Korti- kosteroide für indiziert, nicht aber bei der typischen Mesangio-Glo- merulonephritis. Er berief sich auf verschiedene internationale Publi- kationen mit alternierender Be- handlung durch Prednisolon, Cy- clophosphamid, Chlorambucil, Cyclosporin A.
Multiple Sklerose: Stöhr/Augs- burg wies neben einer ausführ- lichen Darstellung der Indikation und Grenzen bei Multipler Sklero- se vor allem nochmals auf die ste- roidempfindliche Polydermato- myositis hin, Anfangsdosis 50 bis 100 mg Prednisolon(-Äquivalente), Erhaltungsdosis 15 bis 50 mg.
Professor Dr. med.
Rudolf Gross
Herbert-Lewin-Straße 5 5000 Köln 41
FÜR SIE GELESEN
Magengeschwüre durch Kochsalz?
In Japan ist die Inzidenz von Ma- gengeschwüren besonders hoch, bei den Ernährungsgewohnheiten der dortigen Bevölkerung fällt ein hoher Anteil an gesalzenen Nah- rungsmitteln auf. Tierexperimen- tell läßt sich durch Kochsalzzufuhr eine Gastritis induzieren. In einer Analyse der Kochsalzzufuhr in 16 Ländern ließ sich eine lineare Kor- relation zwischen der Höhe des Salzkonsums und der durch Ma- gengeschwüre bedingten Mortali- tät herstellen. Auch zur Kochsalz- ausscheidung im Urin und zur Häufigkeit zerebrovaskulärer In- sulte ließe sich eine Korrelation finden.
Dieser mögliche Kausalzusam- menhang zwischen hohem Salz- verzehr und dem Auftreten von Magengeschwüren bedarf sicher noch einer weiteren Untermaue- rung, interessant erscheint je-
doch, daß sich für das Zwölffinger- darmgeschwür kein entsprechen- der Risikofaktor ergab.
Sonnenberg, A.: Dietary salt is a risk factor in gastric ulcer disease. Gastroenterology 90:
1642, 1986 — Beth Israel Hospital and Harvard Medical School, Division of Gastroenterology, Boston, MA.
Aspirin in der Schwangerschaft
In einem randomisierten, Plazebo- kontrollierten Doppelblindversuch untersuchten die Autoren die Möglichkeit zur Verhinderung ei- ner durch Schwangerschaft indu- zierten Hypertonie (SIH) und Prä- eklampsie bei Erstschwangeren durch Suppression der Thromb- oxan-A2-Produktion mit niedrig dosierten Aspirin-Gaben.
Bei 46 Frauen mit normalem Blut- druck wurde in der 28. Schwan- gerschaftswoche ein Risiko für SIH oder Päeklampsie aufgrund
einer Bluthochdruckreaktion durch intravenöse Angiotensin-II- Infusion verifiziert. 23 Frauen er- hielten 60 mg Aspirin/Tag, und dieselbe Anzahl Frauen erhielt ein Plazebo bis zur Entbindung. In der Plazebo-Gruppe entwickelte sich eine Hypertonie, Präeklampsie oder Eklampsie in jeweils 4, 7 und 1 Fall, während nur 2 Frauen der Aspirin-Gruppe eine leichte SIH aufwiesen. Es konnten keine schä- digenden Auswirkungen durch die Behandlung bei Mutter und Kind festgestellt werden.
So folgern die Verfasser der Stu- die, daß niedrig dosierte Aspirin- Gaben das gestörte Prostacyclin/
Thromboxan-Gleichgewicht, bis- lang als wichtiger ätiologischer Faktor betrachtet, wieder norma- lisieren. Lng
Wallenburg, H. C. S.; Dekker, G. A.; Makovitz, J. W.; Rotmans, P.: Lowdose Aspirin Prevents Pregnancyinduced Hypertension and Preec- lampsia in Angiotensin-sensitive Primigravi- dae, The Lancet I, 8471 (1986) 1-5 — Depart- ment of Medicine, U-426, University of Califor- nia, San Francisco, CA 94143, USA.
3470 (50) Heft 49 vom 3. Dezember 1986 83. Jahrgang Ausgabe A