Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Druckentlastung ökonomisiert Herzarbeit
Normalerweise sorgt das Herz selbst für ökonomische Anpassung seiner Arbeit an die Bedürfnisse der Peripherie. Koronarinsuffizienz schränkt diese Anpassungsfähig- keit ein. Da muß der ökonomisie- rende Ausgleich auch von der Peri- pherie kommen. So reduziert eine Senkung des systolischen arteriel- len Drucks den Sauerstoffver- brauch des linken Ventrikels bei koronarer Herzkrankheit deutlich (Dr. D. W. Behrenbeck, III. Medizi- nische Universitätsklinik/Kardiolo- gie, Köln). Die Art der arteriellen Drucksenkung spielt dabei keine Rolle. Also sind alle Maßnahmen therapeutisch wirksam, die diesen Effekt haben. Einfachste indirekte Meßgröße: Blutdruckwerte. WP
(42. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kreislaufforschung, April 1976, Bad Nau- heim)
Kurzsteckbrief der Hepatitis-Viren
Hepatitis-Virus A: Meist epidemi- sche Ausbreitung. Kurze Inkuba- tionszeit. Virus soeben elektronen- optisch festgenagelt. Durchmes- ser etwa 22 nm (Prof. Dr. F. Dein- hardt, Department of Microbiology, Luke's Medical Center, Chicago).
Virus-A-Nachweis im menschlichen Serum noch längst nicht routine- mäßig.
Hepatitis-Virus B: (ganz früher „Se- rum-Hepatitis" genannt): Erreger ist das sogenannte Dane-Körper- chen. Bei Routinediagnostik findet man vor allem das Hüllen-(Surface-) Antigen (HBsAg; das frühere „Au- stralia-Antigen") beziehungsweise das (offenbar die Infektkette un- terhaltende) Kern-(Core-)Antigen (HBc-Ag). B-Viren sind größer (Durchmesser etwa 25 bis 27 nm) und meist auch aggressiver als A- Viren. Sie leben bei chronischer Hepatitis in Gestalt der HBs- und HBc-Antigene weiter.
Hepatitis-Virus C: (auch „Non-A- Non-B-Virus" genannt): Scheint vorläufig nur amerikanischer Natio- nalität zu sein. Bevölkert dort vor allem Blutkonserven (90 Prozent der hepatitisbewirkenden HB-anti- genfreien Konserven). In Europa bislang nur selten angetroffen. An- sonsten noch weitgehend uner- forscht.
Zwischen den A-, B- und C-Viren gibt es offenbar keine Kreuzimmu- nität. — Impfstoff gegen B-Viren macht gute Fortschritte; dürfte in wenigen Jahren verfügbar sein. WP
(82. Tagung der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin, April 1976, Wiesbaden)
Kortikosteroide nur bei Autoimmun-Hepatitis
Im akuten Stadium einer Virushe- patitis hat sich Kortison nicht be- währt, auch nicht bei schweren Verlaufsformen (Prof. Dr. P. Marti- ni, Medizinische Universitäts-Kli- nik Marburg). Bei fulminantem Le- beruntergang (früher: akute Leber- dystrophie) ist der Einsatz noch im- mer umstritten. — Kortikosteroide sind auch bei chronisch aggressi- ver Hepatitis nur dann sinnvoll, wenn kein HBs-Antigen im Serum der Patienten nachweisbar ist, also nur bei „reiner" Autoimmunhepati- tis. Diese ist wahrscheinlich mit Hepatitis-A-Virus assoziiert. — Le- berzirrhosen wiederum gehören keinesfalls zu den Indikationen der Nebennierenrindensteroide. WP
(82. Tagung der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin, April 1976, Wiesbaden)
Kryochirurgische Behandlung
von Hämangiomen
Bei der Behandlung gefäßreicher Tumoren ergeben sich durch die Entwicklung der Kryochirurgie neue therapeutische Möglichkei- ten. Der blutgerinnungsfördernde
Effekt der extremen Kälte wurde in einer experimentellen Untersu- chungsreihe weiter analysiert und
bei der Behandlung von Gefäßtu- moren im Kiefer-Gesicht-Bereich ausgenutzt. Bei dieser Behand- lungsmethode ergeben sich neben der Unblutigkeit des Verfahrens weitere Vorteile dadurch, daß eine Narkose, in einigen Fällen auch eine lokale Anästhesie, nicht not- wendig sind, was vor allem bei der Behandlung von kreislaufgefährde- ten Patienten von Bedeutung ist.
Daneben ist auch bei ausgedehn- ten Tumoren die Behandlungsdau- er nur kurz und der Eingriff meist ambulant möglich. In der Regel bleibt nur eine atrophische, kaum sichtbare Narbe zurück. Die Me- thode eignet sich vor allem zur Be- handlung ausgedehnter Gefäßtu- moren an der Schleimhaut der Wange, Zunge und Lippe.
J. Reuther, J. Hausamen, W. Ohler
(26. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Mai/Juni 1976, Münster)
„Abend-Typen"
sind weniger störanfällig
Biologische Rhythmen, die auch beim Menschen maßgebend die Zeitgestaltung des Organismus be- stimmen, beziehen sich vor allem auf zwei individuelle endogene Grundeigenschaften, den soge- nannten Morgen- und den Abend- Typ (Prof. Dr. G. Hildebrandt, Insti- tut für Arbeitsphysiologie und Re- habilitationsforschung der Universi- tät Marburg). „Abendmenschen"
mit spät reagierendem Vegetativum sind im allgemeinen weniger krankheits- und störanfällig. — Die Zeitgestaltung der körperlichen und funktionellen Regeneration richtet sich nach einer etwa sie- bentägigen (zirkaseptanen) Peri- odik. Das gilt beispielsweise auch für Rehabilitationskuren, wo bei niedriger Ausgangslage am sieben- ten Tage das Vegetativum massiv ausgelenkt wird (Frühreaktion), bei hoher Ausgangslage aber meist
e
rst am 21. Tag (Spätreaktion). WP(2. Wehrmedizinisches Symposion „Prä- vention und Rehabilitation", Mai 1976, Füs- sen)
2026 Heft 31 vom 29. Juli 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT