Strafbarkeit der Beteiligten bei einem Verstoß gegen die Beschränkung des
Spenderkreises bei der Lebendorganspende
Maren Richter
Untersucht anhand § 19 Abs. 1 Nr. 2 und § 8 Abs. 1 S. 2 TPG
Nomos
Schriften zum Medizinstrafrecht herausgegeben von
Professor Dr. Christian Jäger,
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Professor Dr. Matthias Krüger,
Ludwig-Maximilians-Universität München Professor Dr. Hans Kudlich,
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Professor Dr. Brian Valerius,
Universität Bayreuth Band 14
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Maren Richter
Strafbarkeit der Beteiligten bei einem Verstoß gegen die Beschränkung des
Spenderkreises bei der Lebendorganspende
Untersucht anhand § 19 Abs. 1 Nr. 2 und § 8 Abs. 1 S. 2 TPG
Nomos
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Zugl.: Bayreuth, Univ., Diss., 2019 ISBN 978-3-8487-6755-7 (Print) ISBN 978-3-7489-0827-2 (ePDF)
1. Auflage 2020
© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2020. Gedruckt in Deutschland. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
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Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde im Jahr 2019 von der Rechts- und Wirt- schaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth als Dissertati- on angenommen. Für die Veröffentlichung wurde die Arbeit nochmal überarbeitet. Stand von Literatur und Rechtsprechung entspricht dem Ab- gabezeitpunkt.
Mein besonderer Dank gilt meiner akademischen Lehrerin, Frau Profes- sor Dr. Nina Nestler, die diese Arbeit betreut und mit zahlreichen Anre- gungen sowie Ratschlägen maßgeblich zum Gelingen der Arbeit beigetra- gen hat. Ich danke außerdem Herrn Professor Dr. Brian Valerius für die zügige Erstellung des Zweitgutachtens und Herrn Professor Dr. Carsten Bäcker, dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses.
Herzlich bedanken möchte ich mich bei meinen ehemaligen Kollegen und Kolleginnen am Lehrstuhl für Strafrecht III, stellvertretend genannt seien hier die wissenschaftlichen Mitarbeiter Enrico Stenzel, Philipp Irm- scher, Stefan Lehner und Stefan Salzinger. Mein besonderer Dank gilt The- resa Bächer, welche durch eine Vielzahl von Bibliotheksgängen und durch Korrekturlesen zum Gelingen der Arbeit beigetragen hat.
Weiter möchte ich mich besonders bedanken bei meiner Tante, Heike Steingräber, welche durch tagelanges Korrekturlesen zur Fertigstellung und Gelingen der Arbeit beigetragen hat.
Der größte Dank gebührt meinen Freunden, meiner Familie und insbe- sondere meinen Eltern, Inka und Thorsten Richter, sowie meinen Großel- tern Renate und Lutz Meerboth, die mir jede erdenkliche Unterstützung haben zukommen lassen. Ohne ihren bedingungslosen Rückhalt wäre we- der mein Studium noch diese Arbeit möglich gewesen.
Mai 2020
5
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 15
Hauptteil
Kapitel: Voraussetzungen und Vorteile der Lebendorganspende
1. 21
Voraussetzungen der Lebendorganspende
I. 21
Voraussetzungen den Spender betreffend
1. 21
Voraussetzungen den Empfänger betreffend
2. 23
Weitere Voraussetzungen
3. 23
Vorteile der Lebendspende gegenüber der postmortalen Spende
II.
24 Nachteile der Lebendspende für den Spender
III. 25
Kapitel: § 8 Abs. 1 S. 2 TPG
2. 27
Rechtslage
I. 27
Rechtslage vor Inkrafttreten des TPG
1. 27
Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland
a) 28
Rechtslage in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik
b)
28 Rechtslage nach der Wiedervereinigung
c) 29
Entstehung und Entwicklung des § 8 Abs. 1 S. 2 TPG
2. 30
Normzweck
II. 37
Verfassungsmäßigkeit
III. 39
Verletzung des Zitiergebots Art. 19 Abs. 1 S. 2 GG
1. 40
Verletzung des Rechts auf Leben und körperlicher Unversehrtheit Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG (Organempfänger) 2.
42 Schutzbereich und Eingriff
a) 43
Verfassungsrechtliche Rechtfertigung des Eingriffs
b) 44
Legitime Zwecke
aa) 46
Geeignetheit
bb) 50
Erreichen des Gesetzeszieles: Freiwilligkeit der Lebendspende
(1)
51
7
Erreichen des Gesetzeszieles: Verhinderung des Organhandels
(2)
57 Erreichen des Gesetzeszieles: Schutz des
Menschens vor sich selbst (3)
58 Zusammenfassung
(4) 59
Erforderlichkeit
cc) 59
Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne
dd) 62
Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes Art. 3 Abs. 1 GG (Organempfänger)
3.
65 Verletzung der allgemeinen Handlungsfreiheit Art. 2
Abs. 1 GG (Organspender) 4.
67 Verletzung der Berufsfreiheit Art. 12 Abs. 1 GG
(Transplantationschirurg) 5.
69 Verletzung der Glaubens- und Gewissensfreiheit Art. 4
Abs. 1 GG (Transplantationschirurg) 6.
70 Zusammenfassung
7. 72
Voraussetzungen § 8 Abs. 1 S. 2 TPG
IV. 73
Lebendorganspende
1. 73
Gesetzeslage
a) 74
Diskussion um den „Todeszeitpunkt“
b) 76
Transplantierbare Organe
2. 80
Spenderkreis
3. 86
Verwandte ersten und zweiten Grades
a) 86
Ehegatten, eingetragene Lebenspartner und Verlobte
b) 87
Andere Personen, die dem Spender in besonderer persönlicher Verbundenheit offenkundig nahestehen c)
88 Besondere persönliche Verbundenheit
aa) 90
Nahestehen
bb) 92
Offenkundigkeit
cc) 93
Weitere Ansichten
(1) 93
Engere Ansichten
(2) 95
Stellungnahme
(3) 96
Zusammenfassung
(4) 99
Sonderfall: Cross-over-Spende
V. 100
Allgemein zur Cross-over-Spende
1. 101
Definition
a) 101
Ausschlussgründe für die Durchführung einer unmittelbaren Transplantation
b)
102 Inhaltsverzeichnis
8
Vereinbarung der Cross-over-Spende mit
§ 8 Abs. 1 S. 2 TPG 2.
104 Verstoß gegen die Gesetzesziele
a) 104
Freiwilligkeit der Spende
aa) 104
Verhinderung von Organhandel
bb) 108
Schutz des Spenders vor sich selbst
cc) 113
Ausreichen einer mittelbaren besonderen
persönlichen Verbundenheit zwischen Spender und Empfänger
b)
114 Unmittelbare Verbundenheit: Personen, die dem
Spender in besonderer persönlicher Verbundenheit offenkundig nahestehen
c)
117 Vorliegen einer besonderen persönlichen
Verbundenheit aa)
118 Ansichten der Literatur
(1) 118
Entscheidung des Bundessozialgerichts
(2) 122
Reaktion des Schrifttums auf diese Entscheidung
(3)
123 Auslegung: besondere persönliche
Verbundenheit offenkundig nahestehen (4)
127 Grammatikalische Auslegung
(a) 127
Systematische Auslegung
(b) 128
Historische Auslegung
(c) 130
Teleologische Auslegung
(d) 132
Wortlautüberschreitung und teleologische Reduktion
(5)
133 Auslegungsgrenze und Analogie
(a) 135
Ansicht von Sauer
(b) 137
Ansichten von Hagen und Schroth
(c) 137
Ansicht des Bundesverfassungsgerichts
(d) 140
Stellungnahme
(e) 141
Verfassungskonforme Auslegung
(6) 144
Verletzung des Grundrechts aus Ehe und Familie Art. 6 Abs. 1 GG
(a)
145 Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes
Art. 3 Abs. 1 GG (b)
146 Dauer der besonderen persönlichen
Verbundenheit bb)
148 Stellungnahme
3. 155
9
Kapitel: Strafbarkeit gemäß § 19 Abs. 1 Nr. 2 TPG bei Verstoß gegen § 8 Abs. 1 S. 2 TPG
3.
160 Rechtslage
I. 160
Rechtslage vor Inkrafttreten des TPG
1. 160
Rechtslage nach Inkrafttreten des § 19 Abs. 1 Nr. 2 TPG
2. 162
Rechtsgut § 19 Abs. 1 S. 1 TPG
II. 163
Deliktstyp
III. 163
Abstraktes Gefährdungsdelikt?
1. 164
Sonderdelikt?
2. 164
Eigenhändiges Delikt?
3. 165
Verfassungsmäßigkeit
IV. 166
Verletzung des Bestimmtheitsgrundsatzes Art. 103 Abs. 2 GG
1.
167 Verletzung des Gebotes schuldangemessenen Strafens
2. 168
Legitimation der Strafbarkeit / Strafpaternalismus
3. 171
Strafbarkeit der Beteiligten
V. 179
Überblick: Tatbestandsvoraussetzungen des
§ 19 Abs. 1 Nr. 2 i.V.m. § 8 Abs. 1 S. 2 TPG 1.
179 Objektiver Tatbestand
a) 180
Subjektiver Tatbestand
b) 182
Rechtswidrigkeit
c) 183
Einwilligung
aa) 184
Rechtfertigender Notstand
bb) 184
Anwendbarkeit
(1) 186
Notstandslage
(2) 190
Notstandshandlung
(3) 193
Interessenabwägung und Angemessenheitsklausel (4)
196 Gefahr der Verschlechterung des
Gesundheitszustandes (a)
198 Unmittelbare Gefahr des Todeseintritts
(b) 203
Subjektives Rechtsfertigungselement
(5) 207
Zwischenergebnis
(6) 208
Schuld
d) 208
Notstandslage
(1) 209
Notstandshandlung
(2) 212
Zumutbarkeit der Gefahrhinnahme
(3) 213
Subjektives Element
(4) 214
Inhaltsverzeichnis
10
Strafzumessung
e) 214
Strafbarkeit des Transplantationschirurgen bzw. der Transplantationschirurgen aufgrund der Organentnahme beim Spender
2.
215 Objektiver Tatbestand
a) 215
Subjektiver Tatbestand
b) 215
Rechtswidrigkeit
c) 217
Schuld
d) 220
Strafzumessung
e) 225
Ergebnis
f) 225
Strafbarkeit des Transplantationschirurgen bzw. der Transplantationschirurgen aufgrund der Übertragung des Spenderorgans auf den Empfänger
3.
226 Objektiver Tatbestand
a) 226
Subjektiver Tatbestand
b) 230
Rechtswidrigkeit
c) 231
Schuld
d) 231
Strafzumessung
e) 233
Ergebnis
g) 233
Strafbarkeit des Anästhesisten
4. 234
Objektiver Tatbestand
a) 234
Aufgaben- und Verantwortungsbereiche von Chirurg und Anästhesist bei
Fahrlässigkeitsdelikten aa)
234 Schlussfolgerung für Vorsatzdelikte
bb) 238
Tatbeitrag des Anästhesisten
cc) 239
Zwischenergebnis
cc) 240
Subjektiver Tatbestand
b) 241
Rechtswidrigkeit
c) 241
Schuld
d) 242
Strafzumessung
e) 242
Ergebnis
f) 242
Strafbarkeit des OP-Personals: OP-Schwestern / OP- Pfleger
5.
243 Tatbestand
a) 243
Rechtswidrigkeit
b) 244
Schuld
c) 244
Strafzumessung
d) 244
Ergebnis
e) 245
11
Strafbarkeit des Organspenders und Organempfängers
6. 245
Objektiver Tatbestand
a) 245
Exkurs: Strafgrund der Teilnahme
aa) 249
Förderungs- bzw. Verursachungstheorien
(1) 249
Schuldteilnahme- oder Korrumpierungstheorie (2)
254 Unrechtsteilnahmetheorie
(3) 255
Solidarisierungstheorie
(4) 255
Stellungnahme
(5) 256
Notwendige Teilnahme
bb) 257
Organspender notwendiger Teilnehmer?
(1) 260
Organempfänger notwendiger Teilnehmer?
(2) 261
Einordnung des § 19 Abs. 1 Nr. 2 TPG als Konvergenz- oder Begegnungsdelikt (3)
263 Strafrechtliche Beurteilung von
Begegnungsdelikten (4)
264 Dogmatische Grundlagen der
notwendigen Teilnahme (a)
265 Einheitliche Generalansätze
(aa) 265
Unterlegenheitstheorie
(α) 266
Theorie der mittäterschaftlichen Struktur (Konkurrenzlösung) (β)
267 Strafbarkeitsausschluss durch
den Tatbestand (γ)
268 Kritik und Stellungnahme
(δ) 269
Tatbestandsspezifische Lösungen
(bb) 273
Heutige strafrechtliche Beurteilung der notwendigen Teilnahme
(b)
275 Schlussfolgerung für die Strafbarkeit des Organspenders
(c)
285 Zwischenergebnis
(5) 296
Ergebnis
cc) 296
Subjektiver Tatbestand
b) 296
Rechtswidrigkeit
c) 297
Rechtfertigung des Organspenders
aa) 297
Rechtfertigung des Organempfängers
bb) 299
Schuld
d) 302
Entschuldigung des Organspenders
aa) 302
Entschuldigung des Organempfängers
bb) 305
Inhaltsverzeichnis
12
Strafzumessung
e) 309
Strafmilderung/Absehen von Strafe nach § 18 Abs. 4 TPG analog
aa)
309 Analoge Anwendung
(1) 310
Planwidrige Regelungslücke
(a) 310
Vergleichbare Interessenlage
(b) 311
Zwischenergebnis
(c) 313
Vereinbarung mit dem Bestimmtheitsgrundsatz (2)
313 Anwendung des § 18 Abs. 4 TPG auf den
Organspender und Organempfänger (3)
317 Strafzumessung Organspender
(a) 318
Strafzumessung Organempfänger
(b) 319
Zwischenergebnis
bb) 320
Ergebnis
f) 320
Gesamtergebnis
7. 321
Sonderproblem: Cross-over-Spende
VI. 323
Tatbestand
1. 323
Medizinisches Personal
a) 323
Organspender und Organempfänger
b) 325
Rechtswidrigkeit
2. 325
Medizinisches Personal am Beispiel des Transplantationschirurgen
a)
326 Organspender und Organempfänger
b) 328
Schuld
3. 330
Medizinisches Personal am Beispiel des Transplantationschirurgen
a)
330 Organspender und Organempfänger
b) 331
Strafzumessung
4. 333
Ergebnis
5. 334
Zusammenfassung
VII. 335
Kapitel: Anwendbarkeit des deutschen Strafrechts bei Transplantationen im Ausland
4.
336 Kapitel: Novellierungsvorschläge zum TPG
5. 339
Schlussbetrachtung 343
Literaturverzeichnis 345
13