Angela Herrmann Ockershäuser Allee 5 35037 Marburg
Angela.Herrmann@gmx.de
Experimentalvortrag Organische Chemie Sommersemester 2008
Aspirin
„Medizin deines Lebens“
Inhaltsverzeichnis:
1. Einführung
1.1. Geschichtliches ...Seite 03 1.2. Wirkungsweise von Aspirin...Seite 06 2. Darstellung
2.1. Darstellung von Aspirin ...Seite 08 2.2. Weitere Bestandteile einer Aspirintablette ...Seite 10 2.3. Haltbarkeit einer Aspirintablette ...Seite 12 3. Aspirinsorten
3.1. Aspirin Protect ...Seite 15 3.2. Aspirin Plus C ...Seite 17 3.3. Aspirin Migräne ...Seite 21 3.4. Aspirin Effekt/Direkt ...Seite 21 3.5. Aspirin Forte ...Seite 22 3.6. Aspirin Complex ...Seite 26 4. Schulrelevanz und didaktische Analyse ...Seite 27 5. Anhang
5.1. Literaturangaben ...Seite 29
5.2. Quellenangaben (Bilder) ...Seite 29
5.3. R- und S-Sätze der verwendeten Chemikalien ...Seite 29
Abb.2: Silberweide
1. Einführung
1.1. Geschichtliches:
Acetylsalicylsäure wurde erstmals im Jahr 1897 von dem Chemiker Felix Hoffmann dargestellt. Damit war es gelungen den Wirkstoff verträglicher und besser haltbar zu machen. Der eigentliche Wirkstoff, die Salicylsäure, wurde schon von den Ägyptern, Griechen und Germanen als schmerzlinderndes Mittel verwendet. Man gewann sie aus der Rinde von Weiden oder auch aus der Spirstaude. Daher erhielt letztendlich Aspirin seinen Namen: Das A kommt von Acetyl, spir von der Spirsäure (ein anderer Name der Salicylsäure (von lat. Salix
= Weide), der sich daraus ableitete, dass man diesen Stoff u.a. aus der Spirstaude gewann) und in war zu der damaligen Zeit eine übliche Endung für Chemikalien.
Die Firma Bayer meldete 1899 das Patent für Aspirin an. Es war das erste Medikament, das an Patienten getestet wurde, bevor es auf den Markt kam. Im Laufe der Jahre entwickelte es sich sehr schnell zu einem populären Schmerzmittel und eroberte den Weltmarkt.
Man kann sich nun natürlich fragen, warum man versuchte die Salicylsäure zu verändern, da sie ja gute Wirksamkeit zeigte. Einer der Gründe soll anhand der folgenden Demonstration erläutert werden:
Abb.1: Felix Hoffmann
Abb.3: Spirstaude
Demo 1: pH-Wert-Vergleich
Chemikalien:
Salicylsäure
Aspirintablette
Paracetamoltablette
Dest. Wasser
Geräte:
3 Reagenzgläser, Reagenzglasständer, pH-Papier, Stopfen
Durchführung:
Man gibt in die drei Reagenzgläser eine Paracetamoltablette (im Mörser zerrieben), eine Aspirintablette (ebenfalls in Pulverform) bzw. die entsprechende Menge (also 0,5 g) Salicylsäure. Dann füllt man die Reagenzgläser ungefähr zur Hälfte mit destilliertem Wasser auf, schüttelt und prüft anschließend den pH-Wert.
Beobachtung:
Paracetamol zeigt einen nahezu neutralen pH-Wert, wohingegen Aspirin und Salicylsäure deutlich sauer reagieren. Salicylsäure weist einen niedrigeren pH-Wert auf als Aspirin.
Entsorgung:
Die Lösungen werden neutral in den organischen Abfall gegeben.
Auswertung:
Die Strukturformeln von Salicylsäure, Aspirin und Paracetamol sehen wie folgt aus:
O O
H
OH
O OH
O CH 3 O
NH CH 3 O O
H
Salicylsäure Aspirin Paracetamol
Salicylsäure und Aspirin reagieren sauer, da sie im Gegensatz zu Paracetamol eine Säuregruppe als funktionelle Gruppe besitzen. Salicylsäure ist eine stärkere Säure auf Grund der Wasserstoffbrückenbindungen, die bei Deprotonierung der Säuregruppe zwischen dieser und der Hydroxogruppe in ortho-Stellung ausgebildet werden. Durch die Veresterung dieser Alkoholgruppe wird dies bei Aspirin verhindert, wodurch das Bestreben der Deprotonierung sinkt, woraus wiederum der höhere pH-Wert resultiert.
O OH
OH - H
+O O - O
H
O OH
O O
CH 3
- H
+O
O O -
O CH 3
Durch diese geringere Säurestärke ist Aspirin viel besser verträglich als Salicylsäure. Bei der Einnahme von Salicylsäure kann es zu starken Reizungen des Mundraumes und des Magens kommen. Diese unerwünschten Nebenwirkungen werden mit Aspirin größtenteils umgangen, wobei es aber im Magen immer noch zu Reizungen kommen kann.
Noch etwas zu Paracetamol:
Paracetamol ist das neben Aspirin wohl bekannteste schmerz- und fiebersenkende Mittel auf dem Medikamentenmarkt. Der Name leitet sich auch bei Paracetamol aus seinem chemischen Namen ab: para-Acetylaminophenol.
Im Gegensatz zu Aspirin hat Paracetamol keinen entzündungshemmenden Effekt. Dies führt
man darauf zurück, dass Paracetamol nicht wie Aspirin Cox-1 hemmt (siehe Wirkungsweise
von Aspirin). Damit bleiben aber auch viele unerwünschte Nebenwirkungen, wie die Reizung
des Magens, aus und Paracetamol ist damit allgemein verträglicher. In höheren Dosen ist es
allerdings leberschädigend, meistens sind diese Schädigungen aber reversibel. Paracetamol
Abb.4: Sir John Vane
sollte deswegen nicht mit Alkohol eingenommen werden (also vor allem nicht gegen Katerkopfschmerzen).
1.2. Wirkungsweise von Aspirin:
Die Wirkungsweise des Aspirins wurde 1971 vom Pharmakologen Sir John Vane (1927-2004) entdeckt. Für seine Arbeiten auf diesem Gebiet erhielt er im Jahre 1982 den Nobelpreis für Medizin und wurde von der englischen Königin Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben.
Um die Wirkungsweise des Aspirins zu verstehen, muss man sich zunächst damit beschäftigen, wie Schmerz zustande kommt: Schmerzen entstehen im Körper durch die Freisetzung von Arachidonsäure, dies geschieht durch die Zerstörung von Zellen. Arachidonsäure ist eine ungesättigte C20-Säure:
CH 3 O O
H
Abb.5: Arachidonsäure
Die Arachidonsäure wird durch die Cyclooxogenasen Cox-1 und Cox-2 und mit Sauerstoff zunächst zu PGG
2, einem peroxidhaltigen Prostaglandin, umgesetzt:
CH 3 O
O O
O OH
OH
Abb.6: PGG
2Dieses wird dann zu PGH
2reduziert:
CH 3 OH
O O
O OH
Abb.7: PGH
2PGH
2reagiert dann unter anderem zu PGE
2, das den Schmerzreiz verstärkt.
CH 3 OH
O
O H
O OH
Abb.8: Prostaglandin E
2Aspirin hemmt schließlich die beiden Enzyme Cox-1 und Cox-2, so dass die Umsetzung von Arachidonsäure zu PGG
2ausbleibt, wodurch letztendlich der Schmerzreiz unterbunden wird.
Die Hemmung der Cyclooxygenasen wird darauf zurückgeführt, dass sich Acetylsalicylsäure
an Cox-1 bzw. -2 anlagert und dann die Aminosäure Serin, die in der Struktur der Enzyme
vorkommt, acetyliert. Dies, davon geht man zumindest aus, führt zu einer sterischen
Hinderung der Cyclooxygenasen, die sich dann nicht mehr an die Arachidonsäure anlagern
können.
2. Darstellung
Heutzutage werden etwa 50.000 Tonnen pro Jahr an Acetylsalicylsäure hergestellt.
Abb.9: Industrielle Darstellung von Aspirin
2.1. Darstellung von Acetylsalicylsäure
Acetylsalicylsäure wird aus Salicylsäure durch Veresterung mit Essigsäureanhydrid hergestellt. Während man früher die Salicylsäure aus Weiden, der Spirstaude und anderen Pflanzen gewonnen hat, stellt man sie heute nach dem Kolbe-Schmitt-Verfahren dar, das Verfahren wurde vom Marburger Chemiker Hermann Kolbe 1860 entwickelt und 1885 von seinem Schüler Rudolph Schmitt verbessert.
OH
+ CO 2 K H C O D r u c k
3; H
2O
OH O
O - K +
Bei der Reaktion handelt es sich um eine elektrophile aromatische Substitution.
Die Darstellung von Acetylsalicylsäure aus Salicylsäure und Essigsäureanhydrid im Labormaßstab habe ich im folgenden Versuch durchgeführt:
Versuch 1: Darstellung von Acetylsalicylsäure
Chemikalien:
Salicylsäure
Essigsäureanhydrid
konzentrierte Schwefelsäure
Dest. Wasser
Geräte:
Beheizbarer Magnetrührer mit Rührfisch, 100 mL Erlenmeyerkolben, Waage, Spatel, Eisbad, 50 mL Standzylinder, 10 mL Messpipette, Peleusball, Glasstab, Trichter, Filterpapier, Tropfpipette
Durchführung:
Man wiegt 3 g Salicylsäure ab, gibt diese in den Erlenmeyerkolben und fügt 7,5 mL Essigsäureanhydrid hinzu, dann versetzt man noch mit 2-3 Tropfen Schwefelsäure. Dann mischt man unter leichtem Erhitzen etwa 10 Minuten das Reaktionsgemisch auf dem Magnetrührer. Anschließend kühlt man das Reaktionsgemisch im Eisbad ab und gibt 25 mL destilliertes Wasser hinzu, rührt vorsichtig mit dem Glasstab um. Das ausgefallene Produkt kann dann abfiltriert und mit destilliertem Wasser gewaschen werden.
Beobachtung:
Es fällt ein weißer kristalliner Stoff aus, das Reaktionsgemisch riecht nach Essigsäure.
Entsorgung:
Das Produkt wird in die Feststofftonne entsorgt, das Filtrat kommt neutral in den organischen Abfall.
Auswertung:
Die Hydroxy-Gruppe der Salicylsäure reagiert mit dem Essigsäureanhydrid in einer Veresterungsreaktion zu Acetylsalicylsäure. Die Zugabe der Schwefelsäure dient dabei lediglich als Katalyse. Als weiteres Produkt entsteht Essigsäure, welche man auch riechen konnte.
O OH
OH + H C
3
O
O CH 3 O
O OH
O CH 3 O
+ H 3 C
O OH
< H
+>
Der Mechanismus der Veresterung verläuft wie folgt:
O CH 3 O
O C H 3
O OH
OH
= OH
R
+ H + C +
CH 3 O
O C H 3
O H
O
H R
CH 3 O
O C H 3
O H
O + R
H
- H
+CH 3 O
O C H 3
O H
O R
CH 3 O
O C H 3
O H
O R
- H
+CH 3
R O O O -
O C
H 3 + + H
+
C H 3
O OH
+
CH 3 R O
O
Zunächst wird Essigsäureanhydrid protoniert, das dabei entstandene Carbonyl-Kation wird dann von der Alkohol-Gruppe der Salicylsäure nucleophil angegriffen. Im letzten Schritt wird dann Essigsäure abgespalten und es entstehen die beiden Produkte Acetylsalicylsäure und Essigsäure.
2.2. Weitere Bestandteile einer Aspirintablette
Eine Aspirintablette enthält neben 500 mg des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure noch Maisstärke
und Cellulosepulver. Die Stärke lässt sich nach folgender Versuchsbeschreibung nachweisen:
Versuch 2: Stärkenachweis
Chemikalien:
Aspirintablette
Stärke
Iod/Kaliumiodid-Lösung
Dest. Wasser
Geräte:
2 Reagenzgläser, Reagenzglasklammer, Bunsenbrenner, Tropfpipette, Spatel
Durchführung:
Man gibt in die Reagenzgläser je eine Spatelspitze Stärke bzw. Aspirin (gepulvert). Dann versetzt man mit etwas Wasser. Zur besseren Löslichkeit erhitzt man kurz über dem Bunsenbrenner bis die Lösungen klar sind. Abschließend versetzt man mit Iod/Kaliumiodid- Lösung.
Beobachtung:
Beide Lösungen färben sich nach Zugabe der braunen Iod/Kaliumiodid-Lösung blauviolett.
Entsorgung:
Die Lösungen werden neutral in den organischen Abfall gegeben.
Auswertung:
Setzt man die Lösung von Iod und Kaliumiodid an, so entstehen Polyiodidionen I
n-: z.B.: I
2 (aq)+ I
-(aq)
I
3-(aq)
I
3-(aq)