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Archiv "Psychosoziale Betreuung Opiatabhängiger: Der Arzt kennt nur die Spitze des Eisbergs" (20.06.2008)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 25⏐⏐20. Juni 2008 A1373

P O L I T I K

P

sychosoziale Betreuung (PSB) ist das Fundament für die suchtmedizinische Behandlung Dro- genabhängiger“, sagt Dr. med. Jörg Gölz, der seit zwanzig Jahren in der Substitution Opiatabhängiger tätig ist. Nur durch eine enge Kooperation mit dem Drogenberater könne der Suchtkranke langfristig stabilisiert werden. Gölz, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sucht- medizin, sprach bei der Fachtagung

„Psychosoziale Betreuung der Sub- stitution“ Ende Mai in Berlin vom

„Eisberg-Syndrom“: Der Arzt kenne und behandle nur die somatischen und psychischen Syndrome der Sucht – die Spitze des Eisbergs. Der Drogenberater „kennt den ganzen großen Rest“: Seine Arbeit garantie- re dem Arzt die Umsetzung von The- rapieplänen in die Wirklichkeit.

In Berlin sei die Kooperation mit den Suchtmedizinern sehr gut, be- stätigte Rolf Bergmann von der Vista gGmbH, einem Berliner Trä- ger von Drogenberatungsstellen, PSB-Angeboten und betreutem Wohnen, der zusammen mit dem Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige e.V. die Fachtagung veranstaltete. Die Qualität der PSB sei in der Hauptstadt, in der immer- hin rund 4 000 Heroinabhängige substituiert werden, sehr gut. Das bestätigten alle Referenten. Vera Kalinna stellte eine anonyme Zu-

friedenheitsbefragung der Klienten von Vista und Notdienst vor, die dort PSB in Anspruch nahmen. Die Rücklaufquote der 1 100 ausgege- benen Fragebögen betrug 64 Pro- zent. Die Beurteilung der Angebote war durchweg gut bis sehr gut. Die Gründe hierfür: vertrauensvolle Ar- beitsbündnisse, Transparenz, ge- meinsame Ziel- und Hilfeplanun- gen, hohe fachliche Kompetenz der Mitarbeiter sowie die einzelfallbe- zogene Finanzierung im Rahmen der Eingliederungshilfe (§§ 53, 54 SGB XII und § 4 SGB IX).

Bundesweit dagegen gelte die Ko- operation zwischen Suchtmedizi- nern und Drogenberatern sowie die sektionsübergreifende Versorgung in dem Fachbereich als „schwierig“, sagte Dr. Ingo Michels, der als Stell- vertreter der Bundesdrogenbeauf- tragten an der Fachtagung teilnahm.

Es fehlten einheitliche Standards der psychosozialen Betreuung, die Qualität sei von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich und variere auch je nach Kommune und Drogenhilfeeinrichtung. Mi- chels wies auf ein weiteres Defizit über die PSB hinaus hin: „Beglei- tende Hilfen von Psychiatern und Psychotherapeuten werden nicht ausreichend angeboten.“ Dass Opiatabhängige als „nicht warte- zimmerfähig“ gelten, mag ein Grund für diesen Missstand sein.

Die Wirksamkeit von PSB ist in- zwischen auch nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin belegt.

Darauf wies Dr. Peter Degkwitz vom Zentrum für interdisziplinäre Sucht- forschung (ZIS) der Universität Ham- burg hin. Er stellte die Ergebnisse zu PSB aus dem Bundesmodellprojekt zur heroingestützten Behandlung (Heroinstudie) vor, in der die Kon- trollgruppe mit Methadon substituiert wurde. Danach verbessern diejeni- gen, die PSB in Anspruch nehmen, ihren Gesundheitszustand stärker, als diejenigen, die nicht teilnehmen. Die Haltequote, das heißt der Verbleib in der Substitution, ist mit PSB leicht erhöht. Je länger und je häufiger PSB in Anspruch genommen wird, desto eher verbessern sich Lebenssituation, rechtliche Situation und die psychi- sche Verfassung der Substituierten. I Petra Bühring

PSYCHOSOZIALE BETREUUNG OPIATABHÄNGIGER

Der Arzt kennt nur die Spitze des Eisbergs

ZAHLEN ZUR SUBSTITUTION

Bundesweit gelten nach Schätzungen der Bundesregierung zwischen 76 000 und 161 000 Menschen als problema- tische Konsumenten von Heroin. In Substitutionsbehand- lung befinden sich davon 69 100 (Stand 1. Juli 2007).

Hinzu kommen privat versicherte Substituierte, die nicht bei den Substitutionsregistern meldepflichtig sind.

Mit Methadon und anderen Ersatzstoffen versorgt werden die Betroffenen von 6 449 Ärzten mit suchttherapeutischer Qualifikation nach § 5 Abs. 2 BtMVV.

Psychosoziale Betreuung in der Substitutions- behandlung kann den Gesundheitszustand verbessern und die Haltequote erhöhen.

Die Qualität ist jedoch bundesweit uneinheitlich, und nicht überall funktioniert die Kooperation gut.

Foto:dpa

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