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Archiv "Betreuung von Breitensportlern: Der Arzt sollte die Sportart kennen" (06.03.1992)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

TAGUNGSBERICHT

D

er vom Sportärztebund Ba- den ausgerichtete Fort- und Weiterbildungslehr- gang diente vielen jünge- ren Kollegen zur Vorbereitung auf die spätere Tätigkeit als Sportarzt.

Der Kursus wird mit maximal 56 Stunden für den Bereich der „Sport- medizin" sowie maximal 56 Stunden im Bereich „Theorie und Praxis der Leibesübungen" von den Landesärz- tekammern anerkannt.

Den Organisatoren, Dr. med.

Heinz Klausmann und Dr. med.

Christoph Erggelet vom Vincentius- krankenhaus in Konstanz, war es ge- lungen, bereits zur Auftaktveranstal- tung eine beträchtliche Anzahl von namhaften Referenten zur Mitge- staltung des wissenschaftlichen Pro- gramms zu gewinnen.

So berichtete Professor Dr. A.

Klümper, Freiburg, im Rahmen ei- nes Festvortrages über seine langjäh- rigen Erfahrungen als ärztlicher Be- treuer von Hochleistungssportlern verschiedenster Nationalkader. In seinem Vortrag über „Tendinosen und Knorpelaufbaustörungen" be- legte er eindrücklich die Theorie über die vollständige Regenerations- fähigkeit von hyalinen Gelenkknor- peln anhand von histologischen Un- tersuchungen sowie von Röntgenver- laufskontrollen. Als Verfechter einer konsequenten konservativen Thera- pie von Überlastungsschäden an Sehnen, Sehneninsertionen und Seh- nengleitgeweben konnte er sehr be- friedigende Verläufe unter einer in- dividuellen Therapie mit Röntgen- tiefenbestrahlung sowie lokalen In- jektionen darlegen. In einer Diskus- sion erläuterte Professor Klümper seine Behandlungsprinzipien.

In einem weiteren Hauptreferat ging Professor Dr. E. Senn, Lehr- stuhlinhaber für „Physikalische Me- dizin" am Klinikum München-Groß- hadern, auf den „Stellenwert der Krankengymnastik in der Rehabilita- tion von Sportverletzten" ein. In sei- nem engagierten Vortrag plädierte er für eine differenzierte Diagnostik von Verletzungen und Überlastungs- schäden am Bewegungsapparat. Nur eine genaue Evaluation der Störun- gen am knöchernen Skelett bezie- hungsweise an Muskeln, Sehnen und Gelenkkapseln könne den Weg hin

zu einer gezielten Auswahl physikali- scher Behandlungsmethoden weisen.

Professor Senn hob den hohen Wert einer vom verletzten Sportler mitge- tragenen, individuellen krankengym- nastischen Übungsbehandlung her- vor. Eindeutig ablehnend steht er ei- ner heute noch häufig verordneten generellen „Sportpause" im Verlet- zungsfall gegenüber. Nur selten sei eine solche erforderlich, wenn Aus- maß und exakte Lokalisation der Störung genau erfaßt würden.

Diese Meinung bestätigten die anwesenden ehemaligen Hochlei- stungssportler uneingeschränkt. Der ehemalige Zehnkämpfer Siegfried Wentz, heute als Arzt und Betreuer im „Deutschen Zehnkampf-Team"

tätig, berichtete hierzu, er habe wäh- rend seiner langjährigen Karriere keine solche verletzungsbedingte

„Trainingspause" in Kauf nehmen müssen. Trainer und Arzt seien viel- mehr bemüht gewesen, das Training unter Berücksichtigung der jeweili- gen aktuellen Funktionsstörung fort- zusetzen.

Schwimmolympiasieger und -weltmeister Dr. Klaus Steinbach, NOK-Mitglied und derzeit als ortho- pädischer Chefarzt in Bad Urach tä- tig, strich in diesem Zusammenhang den Wert des „Stretching" für die Prävention von Sehnen- und Muskel- verletzungen heraus. Diese Methode der Muskelauflockerung in der Trai- nings- und Wettkampfvorbereitung sei heute aus keinem Trainingsplan mehr. wegzudenken.

Uber ihre Erfahrungen mit

„Überlastungsschäden des Lei- stungssportlers am Beispiel Hoch- sprung" berichtete die mehrfache Deutsche Hochsprungmeisterin Bri-

gitte Kurschilgen, geb. Holzapfel. Sie forderte eine sehr sorgfältige Trai- ningsplanung und -dosierung bereits im Kindesalter. Nur durch das Zu- sammenwirken zwischen Trainer und ärztlichem Betreuer könnten die jugendlichen Athleten vor Überla-

stungsschäden durch unsaubere Technik beziehungsweise inadäqua- te Trainingsformen bewahrt werden.

Mit großem Interesse wurden die Vorträge zum Thema „Chiro- therapie und -diagnostik in der Sportmedizin" aufgenommen. Dr. E.

Frölich, Bad Krozingen, und Dr. M.

Frey, Dobel, zeigten Wege auf, Techniken der manuellen Therapie an der Halswirbelsäule sowie an den Extremitätengelenken in die Be- handlungsmethodik des sportmedizi- nisch tätigen Arztes zu integrieren.

Dr. K. H. Ullrich, Orthopäde und Begründer der Mettmanner Rückenschule, stellte die Bedeutung eines „rückenschonenden" Trai- ningskonzeptes im Sinne einer pri- mären Prävention insbesondere beim jugendlichen Sportler heraus.

Die verhaltensschulende Konzeption der „Rückenschule" sei bisher noch nicht ausreichend in die Trainings- pläne, insbesondere im Breitensport- bereich, integriert.

Begünstigt durch die geographi- sche Lage des Tagungsortes sowie die günstige Wetterlage während des gesamten Tagungsverlaufes konnten die sportpraktischen Übungen in den Disziplinen „Segeln und Surfen" so- wie „Tennis und Radfahren" ohne Beeinträchtigungen abgehalten wer- den. Im Vordergrund stand hier zu- nächst die Vermittlung von Kennt- nissen in der Trainingsgestaltung und Wettkampfbelastung in den je-

Betreuung von Breitensportlern

Der Arzt sollte die Sportart kennen

Internationales Sportärztetreffen auf der Reichenau

Erstmalig fand Anfang September 1991 auf der Insel Reichenau im Bodensee ein internationales Sportärztetreffen statt. Etwa 100 Teil- nehmer aus dem gesamten Bundesgebiet, der Schweiz, den Nie- derlanden und Kanada tauschten Erfahrungen insbesondere auf dem Gebiet der Sporttraumatologie aus.

Dt. Ärztebl. 89, Heft 10, 6. März 1992 (41) A1-779

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Schizophreniebehandlung in der Familie

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Erste Ergebnisse eines Modellversuchs

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

THEMEN DER ZEIT

weiligen Sportarten. Die sportart- spezifischen Belastungsformen so- wohl für den Bewegungsapparat als auch für das Herz-Kreislauf-System wurden sowohl in Vorträgen als auch in der Selbsterfahrung in den einzel- nen Disziplinen veranschaulicht.

Einigkeit bestand bei Referen- ten, Trainern und Teilnehmern dar- über, daß der sportmedizinisch täti- ge Arzt nur dann in vollem Umfang seiner Verpflichtung nach Betreu- ung und Beratung nachkommen kann, wenn er mit den spezifischen Problemen in der von ihm betreuten Sportart vertraut ist. Die Beratung des Breitensportlers oder des Sport- willigen in der ärztlichen Praxis ist nur dann möglich, wenn der Sport- mediziner über Kenntnisse der auf- tretenden Belastungsformen sowie gegebenenfalls deren Vermeidung in der ausgeübten Sportart verfügt.

Über ihre Erfahrungen mit der Sportmedizin berichteten und disku- tierten die Teilnehmer einer ab- schließenden Podiumsdiskussion auf der Insel Mainau. Günter Netzer, ehemaliger Fußballstar und jetzt Manager, berichtete von einem er- freulichen Wandel der Akzeptanz von Ärzten im Leistungssportbe- reich. Bestätigt wurde er von Stefan Hecker, Handball-Nationaltorwart, der ein ausgeprägtes Vertrauensver- hältnis zu seinem Vereinsarzt im Verletzungsfall schilderte. Lobend strich sein Trainer Petre Ivanescu, gebürtiger Rumäne und mehrfacher Weltmeister, den hohen Standard der sportärztlichen Betreuung im Vergleich mit dem Ostblock heraus.

Gute Zusammenarbeit mit den me- dizinischen Betreuern gab er als Grund für die geringe Verletzungs- frequenz in seinem Verein, Tusem Essen, an. Dem konnte Professor Heß, Saarlouis, für den Bereich der von ihm betreuten Fußballnational- mannschaft nur beipflichten. Auf die Notwendigkeit einer begleitenden psychologischen Betreuung, die heu- te noch zu häufig von Laien über- nommen werde, ging der Heidelber- ger Sportpsychologe Professor Dr.

Eberspächer ein. H. K.

Das zweite internationale Sportärztetref- fen auf der Insel Reichenau wird vom 30. August bis 12. September 1992 stattfinden. Information:

Dr. Heinz Klausmann, Dr. Christoph Erggelet, Tel: 0 75 56/ 81 18.

Marlies Bockhorn und

Michael Boonen

I

n das Modellprojekt „Schizo- phreniebehandlung in der Fami- lien wurden 24 Familien aufge- nommen, bei denen ein Familienmit- glied schizophren erkrankt war. Alle Therapiesitzungen wurden von einer Nervenärztin und einem Nervenarzt bei den betroffenen Familien zu Hause durchgeführt, also da, wo auch die Probleme des Zusammenle- bens spürbar werden. Der zeitliche Ablauf gliederte sich in drei Phasen unterschiedlicher Betreuungsintensi- tät: In den ersten drei Monaten er- folgten wöchentliche Hausbesuche.

In den darauffolgenden neun Mona- ten bis Ende des ersten Jahres fan- den alle 14 Tage Familiensitzungen statt. Im zweiten Therapiejahr wur- den nur noch monatlich Therapiege-

.) Durchgeführt an der Rheinischen Landesklinik in Bonn; Projektleiter: Dr. med. Tilo Held.

spräche geführt in der Absicht, die Familie zu aktivieren, zunehmend auch alleine, also ohne Anwesenheit des Therapeuten Familiensitzungen durchzuführen — als eine Hilfe zur Selbsthilfe.

Dreistufiges Vorgehen

Das Behandlungsprogramm gliederte sich inhaltlich ebenfalls in drei Abschnitte:

> Informationsvermittlung zum Krankheitsbild der Psychose und ih- rer medikamentösen Behandlung;

> Kommunikationstraining und

> Problemlösetraining.

Bei den anfänglichen Informati- onssitzungen legten die Therapeuten das Vulnerabilitäts-Streß-Modell zu- grunde, welches den Index-Patienten als seelisch besonders verletzlichen, Neue Wege der Behandlung von psychotisch Erkrankten unter Einbe- ziehung ihrer Angehörigen beschritt ein Projekt, das von 1988 bis 1991 vom Bundesgesundheitsministerium im Rahmen des „Modellverbundes Psychiatrie" gefördert wurde. Ausgehend von den erfolgreichen Famili- eninterventionsstudien aus dem angloamerikanischen Raum, insbeson- dere der Arbeit von Falloon und Mitarbeitern („Family care of schizo- phrenia", 1984), sollte durch ein familienbezogenes Therapie- und Be- treuungsangebot die Rückfallhäufigkeit der Patienten gesenkt, ihre so- ziale Situation verbessert und die Belastung ihrer Angehörigen vermin- dert werden. Während im Rahmen der üblichen Familienpflege Lang- zeitpatienten in Gastfamilien vermittelt werden, setzt das neue Modell- projekt bei den eigenen Familien an. „Schizophreniebehandlung in der Familie" bedeutet, die Eltern, Geschwister oder Ehepartner in die Be- handlung mit einzubeziehen. Dies wird auch von den Angehörigenver- bänden und der Expertenkommission der Bundesregierung gefordert.

A1 -782 (44) Dt. Ärztebl. 89, Heft 10, 6. März 1992

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