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Archiv "Krankenstand: Im Wechsel der Konjunktur" (02.12.1983)

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Krankenstand:

Im Wechsel der Konjunktur

Reales Bruttosozialprodukt

ci)

Arbeitslosen- quote Veränderung 5,0

gegenüber dem Vorjahr

in Prozent 4,0

3,5 4,6

›*

2,8

1970 1972 ty^Y i,öu

1974 1978

•••••••••

Krankenstand

••

Arbellsunfilhig kranke Pflichtmitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung in Prozent der Pflichtmitglieder

1

1 1 1 1

1

Quelle.: liundeszahlsterim filz Arbeit und Sezideriburg; St Ikes Bandemui

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Krankenkassenbeiträge gesenkt: Aufschwung für die Wirtschaft?

Insgesamt 411 gesetzliche Kran- kenkassen haben in den ersten acht Monaten des Jahres die Bei- tragssätze gesenkt. Davon begün- stigt waren 32,2 Prozent aller Pflichtmitglieder mit einem Ent- geltfortzahlungsanspruch bis zu sechs Wochen der Arbeitsunfä- higkeit.

Am 1. September 1983 haben wei- tere 50 Krankenkassen die Bei- tragssätze ermäßigt. Und zum 1.

Januar 1984 wollen noch einige größere Krankenkassen, in erster Linie die mitgliederstarken Er- satzkassen, ihre allgemeinen Bei- tragssätze zurücknehmen. Dies teilte der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesmini- steriums für Arbeit und Sozialord- nung, Heinrich Franke (CDU), mit.

Im einzelnen sieht es an der Bei- trags-„Front" zur Zeit so aus:

Die Ortskrankenkassen lagen mit einem Durchschnittsbeitragssatz am 1. August 1983 in Höhe von 12,16 Prozent am höchsten, ge- folgt von den Angestellten-Kran- kenkassen mit 11,90 Prozent.

Dann folgten die Bundesknapp- schaft mit 11,6, die Innungskran- kenkassen mit 11,52, die Arbeiter- Ersatzkassen mit 11,23 Prozent und die Betriebskrankenkassen

Die Schlußfolgerungen von Staatssekretär Franke: Die Ko- stendämpfungsbemühungen der Selbstverwaltung und des Staates

„greifen". Außerdem liege der Krankenstand heuer so niedrig wie nie zuvor in der Nachkriegs- geschichte der Bundesrepublik, nämlich bei 4,6 Prozent. In diese Prozentzahl ist allerdings nicht die Quote von durchschnittlich 0,7 Prozent der Pflichtversicherten eingerechnet, die sich in einem Heilverfahren befinden.

Allein durch die in diesem Jahr er- mäßigten Beitragssätze werden die Krankenversicherten und die Arbeitgeber um insgesamt etwa eine Milliarde DM entlastet (Ar- beitgeber und Versicherte profi- tieren je mit 500 Millionen DM da- von).

Lapidarer Kommentar von Staats- sekretär Franke (den Bundeswirt- schaftsminister wird's freuen):

„Ohne die Beitragssatzsenkun- gen wäre der Spielraum für zu- sätzliche Investitionen entspre- chend geringer. Gleichzeitig steht den Arbeitnehmerhaushalten - nach Berücksichtigung einer liegen mit 10,55 Prozent am Ende

der Skala ( Tabelle unten).

Der durchschnittliche Beitrags- satz sämtlicher Krankenkassen lag an dem genannten Stichtag bei 11,82 Prozent. Am 1. Januar 1983 lag der Satz noch bei 11,93 Prozent.

Das Bundesarbeitsministerium rechnet einen durchschnittlichen Beitragssatz für das Jahr 1983 von etwa 11,85 Prozent. Damit läge der Durchschnittsbeitrag um 0,15 Prozentpunkte unter dem ver- gleichbaren Satz des Jahres 1982.

Tabelle: Die Lage an der „Beitrags-Front"

Beitragssatz in Prozent 1. 12. 1982 1. 1. 1983 1. 8. 1983

Ortskrankenkassen 12,39 12,30 12,16

Betriebskrankenkassen 10,91 10,81 10,55

Innungskrankenkassen 11,73 11,65 11,52

Bundesknappschaft 11,60 11,60 11,60

Arbeiter-Ersatzkassen 11,35 11,35 11,23

Angestellten-Krankenkassen 11,94 11,93 11,90 Sämtliche Krankenkassen 11,99 11,93 11,82

90 Heft 48 vom 2. Dezember 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen KURZBERICHTE

durchschnittlichen Sparquote von etwa 12 Prozent — durch die Bei- tragssatzsenkung ein Betrag von rund 450 Millionen DM für alterna- tive Verwendungen zur Verfü- gung ... Damit sind die Beitrags- satzsenkungen der Krankenkas- sen sowohl von der Kosten- als auch von der Nachfrageseite her ein wichtiger Beitrag zur Wieder- belebung der Wirtschaft."

Des Staatssekretärs Worte in Got- tes Ohr, und: Hoffentlich beschert der Knick in der Beitragskurve den ersehnten wirtschaftlichen Aufschwung! HC

Krankenstand — Was ist das?

Der amtliche Krankenstand wird vom Bundesarbeitsministerium jeweils zum Ersten eines Monats auf der Grundlage der Arbeitsunfähigkeitsbe- scheinigungen ermittelt, die den Kas- sen der gesetzlichen Krankenversi- cherung von den Ärzten zugeleitet werden. Die Kassen schließen die Auswertung der Arbeitsunfähigkeits- bescheinigungen am Achten eines je- den Monats ab. Daher werden danach eingehende Arbeitsunfähigkeitsbe- scheinigungen nicht in der Statistik berücksichtigt. Ebenfalls fehlen in der amtlichen Statistik Erkrankungsfälle, bei denen der Arbeitgeber auf die Vor- lage einer Arbeitsunfähigkeitsbe- scheinigung verzichtet hat.

Ferner erfaßt die Statistik auch nicht die Gruppe der arbeitsunfähig Er- krankten, die sich in einem Heilver- fahren befinden, das von einem ande- ren Sozialversicherungsträger, z. B.

der Rentenversicherung, bewilligt wurde. Dabei handelt es sich um durchschnittlich 0,7 Prozent der Pflichtversicherten. Diese Quote müßte dem „normalen" Kranken- stand hinzugerechnet werden. Über den amtlichen Krankenstand hinaus gibt die Repräsentativ-Statistik der Betriebskrankenkassen einen umfas- senden Überblick über sämtliche in ihrem Bereich anfallenden, auch ärzt- lich nicht bescheinigten Arbeitsunfä- higkeitsfälle. iwd

Kostentransparenz oder Therapiekontrolle?

Baden-Württembergs Sozialmini- ster Dietmar Schlee (CDU) zeigt Enttäuschung: Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Emmen- dingen wird sich an Schlees Mo- dellversuch für eine Verbesse- rung der Kostentransparenz im Gesundheitswesen nicht beteili- gen. Dies hat jetzt die Vertreter- versammlung der AOK Emmen- dingen beschlossen — und wie man hört, scheiterte die Zustim- mung zu dem Modellversuch an den Vertretern der Versicherten.

Minister Schlee nach Bekannt- werden der Absage: „Wer ab- springt, hat sich mit dem Argu- ment auseinanderzusetzen, daß er etwas verbergen will." Im übri- gen habe er Widerstand von ande- ren Beteiligten am Gesundheits- wesen, nicht aber von den Versi- cherten erwartet. Vorerst ist es al- so nur noch die AOK Heilbronn, die Schlee bei seinem „Transpa- renzmodell" unterstützen will.

Mitte März dieses Jahres hatte der Stuttgarter Gesundheitsminister sein Modell zur besseren Kosten- transparenz im Gesundheitswe- sen vorgestellt. „Werden die Ko- sten von einem anonymen Versi- cherer, also der Krankenkasse, bezahlt, entfällt für Patient und Arzt, aber auch für alle anderen, die Gesundheitsleistungen anbie- ten, der Anreiz, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten, ins- besondere dann, wenn weder der Arzt noch der Patient wissen, wie teuer die Leistungen im Einzelfall sind." Mit diesem Satz umriß der CDU-Minister die Problematik und schätzte die Unwirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Schlee:

„Ein sozialpolitischer Spreng- satz") zwischen 20 und 40 Prozent ein. Das Modell soll Möglichkeiten aufzeigen, wie durch eine bessere Durchsichtigkeit, verbunden mit mehr Information der Beteiligten, Kosten eingespart werden kön- nen. Nach Schlees Meinung sei es notwendig, die Beziehungen zwi- schen Krankenkasse, Arzt, Versi-

cherten und allen anderen „An- bietern" aus der bisherigen An- onymität herauszunehmen, sicht- bar und verständlich zu machen, und das unmittelbare Verhältnis zwischen Leistung und Preis her- auszustellen. Dabei soll sich die- ses Modell weder gegen die Versi- cherten noch gegen die Ärzte richten. Dies aber ist in der Ver- gangenheit bei verschiedenen Stellen in Frage gestellt worden.

So meldete sich als eine der er- sten die Vertreterversammlung der bayerischen Kassenärzte, die heftig gegen die in Baden-Würt- temberg geplante Durchleuch- tung von Arzt und Patient wetter- ten. Bayerns KV-Chef Professor Hans Joachim Sewering bezeich- nete es als utopisch, wenn sich der baden-württembergische So- zialminister von einer solchen Maßnahme Kosteneinsparungen bis zu 40 Prozent für die Kranken- versicherung verspreche.

Aber auch der Deutsche Gewerk- schaftsbund (DGB) brachte Be- denken an und nicht zuletzt die Datenschutzbeauftragte des Lan- des, die sich noch immer bedeckt hält, obwohl „keine grundsätz- lichen Bedenken" gegen das Mo- dell bestünden. Es sei allerdings noch unklar, ob sich die „versi- chertenbezogene Speicherung al- ler Leistungsbereiche tatsächlich dazu eigne, die gewünschten Er- kenntnisse zu liefern.

Um diese „gewünschten Erkennt- nisse" ging es in der Vergangen- heit auch, wenn in den betroffe- nen Kreisen über das „Schlee- Modell" diskutiert wurde.

So soll sich das Stuttgarter Trans- parenz-Modell auf die ambulante ärztliche Behandlung, die Arznei- mittelversorgung, die Arbeitsunfä- higkeitsfälle und die Kranken- hauspflege beziehen. In diesem Rahmen werden als Teilziele ge- nannt:

I> Feststellung unwirtschaft- licher „Doppelbehandlungen", unwirtschaftlicher Überweisungs- Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 48 vom 2. Dezember 1983 93

Referenzen

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