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Archiv "Braucht der Allgemeinpraktiker mehr Patienten?" (01.05.1975)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

WISSENSCHAFT UND PRAXIS

Braucht der Allgemeinpraktiker mehr Patienten?

Bei der Auswertung einer einge- henden Befragung von 340 Patien- ten eines Allgemeinpraktikers in Nordengland sind Mitarbeiter der Universität Durham zu dem Ergeb- nis gekommen, daß die für Groß- britannien heute durchschnittliche Zahl von 2400 Einwohnern pro All- gemeinpraktiker bei einer gut or- ganisierten Praxis demnächst zu klein sein könnte. Eine gut organi- sierte Praxis wird in diesem Zu- sammenhang im Anschluß an eine frühere Veröffentlichung im „Bri- tish Medical Journal" definiert als eine Praxis, die versucht, die per- sönliche Arbeitsbelastung des Arz- tes möglichst zu verringern und zu rationalisieren. Dazu gehörten nach dieser Definition eine gewis- se Erziehung und Mitarbeit der Pa- tienten, die Bereitschaft des Arz- tes, bestimmte Aufgaben an ein Team von Hilfspersonal zu delegie- ren, und das Vorhandensein eines erfahrenen und gut aufeinander eingespielten Teams.

In einer nach der vorstehenden De- finition durchorganisierten Praxis gäbe es nur noch 2,3 Konsultatio- nen pro Patient im Jahr, und nur jede fünfte davon mache einen Hausbesuch erforderlich. Ein Teil der Erklärung dafür liegt darin, daß Hausbesuche von der Schwester oder einer Gesundheitsfürsorge- rin durchgeführt werden.

Die befragten Patienten erklärten, je nach ihrer sozialen Schicht, zu zwischen 85 und 95 Prozent, sie seien durchaus zufrieden mit der Zeit, die der Arzt ihnen jeweils wid- me. Über 90 Prozent begrüßten die Einrichtung eines Vorbestellsy- stems. Allerdings beklagten sich auch etwa 25 Prozent über lange Wartezeiten. Mit ähnlichen Mehr- heiten von 70 bis zu über 90 Pro- zent erklärten sich die befragten Patienten damit einverstanden, daß die Sprechstundenhelferin sie je- weils nach dem Grund für eine erbetene Konsultation befragt,

Rezepterneuerungen oder zum Beispiel Testergebnisse aushän- digt und daß eine Schwester dem Arzt Bagatellhausbesuche ab- nimmt und dabei auch einfache Behandlungen gleich selbst aus- führt.

Über 80 Prozent der Befragten er- klärten, sie zögen es vor, von ih- rem Hausarzt persönlich behandelt zu werden (es handelte sich um eine Gruppenpraxis). Als Begrün- dung wurde fast immer die persön- liche Kenntnis des Patienten und das persönliche Vertrauensverhält- nis angeführt. Die einzigen Aus- nahmen bei dieser hohen Mehrheit bildeten die 16- bis 19jährigen Pa- tienten und knapp 20 Prozent der weiblichen Patienten, die erklärten, sie würden immer oder gelegent- lich gern von einer Ärztin behan- delt werden.

Die Verfasser der Studie weisen abschließend im „British Medical Journal" darauf hin, daß man bei der Verallgemeinerung der Ergeb- nisse sehr vorsichtig sein müsse.

Es gebe noch zu wenige Ver- gleichsmöglichkeiten; man dürfe auch nicht außer acht lassen, daß eine Praxisrationalisierung zu- nächst einmal bei den Patienten abgelehnt werden könnte; und schließlich sei subjektive Zufrie- denheit der Patienten noch kein Beweis für die objektive Qualität ei- ner Praxis. Bei einer gut organi- sierten und scheinbar reibungslos funktionierenden Allgemeinpraxis entstehe außerdem die Gefahr, daß der Arzt sich nur mit dem Problem beschäftigt, daß manche Patienten sehr hohe Ansprüche stellen. Man dürfe die Möglichkeit nicht überse- hen, daß andere Patienten wieder- um zu niedrige Ansprüche stellen.

Vor allem ältere Patienten könnten sich manchmal mit einem Gesund- heitszustand zufriedengeben, der sich mit den heutigen Hilfsmitteln der Allgemeinpraxis ohne große Mühe verbessern ließe. gb timal genutzt. Und: 14 Seiten Infor-

mationen überfordern im allgemei- nen die Lesebereitschaft, zumal man ja nicht einen, sondern viele Vorträge besucht. So geraten viele derartiger Informationen in Gefahr, zwar mitgenommen, aber dann doch nicht mehr gelesen zu wer- den. Besser erscheint mir die be- wußt knapp konzentrierte Grund- REGEL. Es muß festgehalten wer- den, was man auf jeden Fall zu be- achten hat, welche Erkenntnis un- bedingt zu berücksichtigen ist, was man unter gar keinen Umständen vergessen darf.

> Heute werden derart praktische Konsequenzen durchaus in vielen Fortbildungsveranstaltungen gebo- ten, nur oft versteckt inmitten eines Vortrages, ohne die so nötige zu- sammenfassende Erinnerung. Die Bedeutung der einzelnen Kernsät- ze würde aber viel deutlicher, wür- de man sie am Ende noch einmal resümierend herausstellen.

> Ich bin fest davon überzeugt, daß dieses einfache REGEL-Konzept die Effizienz vieler Vorträge erheb- lich steigern könnte, zur Praxisnä- he zwingen würde und die Fortbil- dungswirkung nachhaltiger mach- te.

D Je konsequenter dieser Vor- schlag in die Tat umgesetzt würde, desto besser. Kein Referent muß aber darauf warten, bis die REGEL- Forderung von einem Kongreß er- hoben wird. Jeder kann schon mit seinem nächsten Vortrag dieses Rezept erproben. Jeder Kongreß aber wäre gut beraten, wenn er sich zur Regel machte: Kein Fort- bildungsvortrag darf mehr ohne Merksatz-REGELN beendet wer- den!

Dann genügten unter Umständen durchaus ein Professor, ein Mikro- fon, ein Saal.

Anschrift des Verfassers:

Hans Mohl

Leiter und Moderator des ZDF — Gesundheitsmagazins Praxis

65 Mainz 31 Fontanestraße 49

1288 Heft 18 vom 1. Mai 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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