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Archiv "Behandlungsfehler: Mehr Eingaben von Patienten" (19.06.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 25⏐⏐19. Juni 2009 A1279

P O L I T I K

D

ass auch Ärzte Fehler ma- chen, ist selbstverständlich – dass sie offen über eigene Versäum- nisse sprechen, dagegen nicht. Um- so bemerkenswerter war die Kam- pagne „Aus Fehlern lernen“, die das Aktionsbündnis Patientensicherheit im vergangenen Jahr initiierte. Ärz- te und Pflegekräfte – viele von ihnen in führenden Funktionen im Gesundheitswesen – schilderten da- bei öffentlich eigene Behandlungs- fehler und deren Folgen.

Die Aktion sorgte für Aufmerk- samkeit und wurde von Medien, Po- litik und Patientenorganisationen gelobt. Gut möglich, dass die Initia- tive nicht nur Ärzte ermutigte, offe- ner mit den eigenen Fehlern umzu- gehen, sondern auch Patienten darin bestärkte, vermutete Missgeschicke in der Versorgung zu melden. Zu- mindest haben sich im Laufe des vergangenen Jahres mehr Menschen an die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekam- mern gewandt. Insgesamt 10 967 Begutachtungsanträge gingen 2008 ein; 535 mehr als im Jahr zuvor.

2006 waren es 10 280 Vorwürfe.

Tatsächlich bearbeitet wurden von den Experten 7 133 Anträge zu mut- maßlichen Behandlungsfehlern. In 29 Prozent der Fälle lag ein Behand- lungsfehler oder Risikoaufklärungs- mangel vor. Davon konnte in 1 695 Fällen ein Behandlungsfehler als Ur- sache für einen Gesundheitsschaden ermittelt werden, der einen Anspruch des Patienten auf Entschädigung be- gründete. Das geht aus der „Statisti- schen Erhebung der Gutachterkom- missionen und Schlichtungsstellen für das Statistikjahr 2008“ hervor.

„Die steigende Zahl der Anträge ver- deutlicht, dass uns die Patienten ver- trauen“, sagte Dr. med. Andreas Cru- sius, Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vor-

sitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen. „Wir wollen mit der Behandlungsfehlerstatistik trans- parent machen, wo es Fehlerhäufig- keiten gibt und welche Ursachen sich dahinter verbergen.“ Durch eine ziel- gerichtete Auswertung der Ergebnis- se sei der erste Schritt zur Fehlerver- meidung bereits getan. Crusius ver-

mutet, dass Arbeitsüberlastung und Stress zu Fehlern führten. „Dass da- durch die Zahl steigt, kann ich mir gut vorstellen.“

Die Verfahren bei den seit 1975 bestehenden Gutachterkommissio- nen und Schlichtungsstellen dauern durchschnittlich 13 Monate und sind für die Beschwerdeführer kostenlos.

In rund 90 Prozent der Fälle werden die Entscheidungen der Institutionen von beiden Parteien akzeptiert. Jähr- lich gehen die Gutachterkommissio- nen und Schlichtungsstellen zusam- men mit Gerichten, Krankenkassen und Haftpflichtversicherungen circa 40 000 vermuteten Behandlungsfeh-

lern nach. Nach der Statistik für 2008 waren Hüft- und Kniegelenk- arthrosen die Diagnosen, die am häufigsten zu Behandlungsfehler- vorwürfen geführt haben. Nach An- gaben von Rechtsanwalt Johann Neu, Geschäftsführer der Schlich- tungsstelle für Arzthaftungsfragen der norddeutschen Ärztekammern, wurden hierzu 234 Anträge gestellt.

In 64 Fällen sei nachweislich falsch behandelt worden.

Dr. med. Renée Fuhrmann von der Klinik für Orthopädie am Waldkran- kenhaus „Rudolf Elle“ im thüringi- schen Eisenberg berichtete, dass durch Fehler verursachte Nerven- schädigungen bei der Implantation künstlicher Hüftgelenke am häufigs- ten registriert worden seien (27 Pro- zent der positiv beschiedenen An- träge). Fehler passierten aber auch bei der Nachkontrolle – etwa wenn die Position des Implantats nicht korrekt überprüft werde (neun Pro- zent der nachgewiesenen Fehler).

Crusius hob hervor, die Gutach- terkommissionen und Schlichtungs- stellen klärten nicht nur Vorwürfe auf, sondern leisteten durch die von ihnen erhobenen Daten auch einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Fortbildung und Qualitätssiche- rung. Tatsächlich werden die Daten seit 2006 mithilfe des Medical Error Reporting Systems (MERS) ein- heitlich erfasst und in einer Bundes- statistik zusammengeführt. Die Sta- tistik gibt auch Aufschluss darüber, bei welchen Diagnosen und Thera- piemaßnahmen Behandlungsfehler vermutet wurden und welche Fach- gebiete betroffen waren. I Samir Rabbata

BEHANDLUNGSFEHLER

Mehr Eingaben von Patienten

Die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern haben sich als Anlaufstelle für Patienten bei vermuteten Behandlungsfehlern etabliert.

Die Zahl der Beschwerden steigt, nicht jedoch die der nachgewiesenen Fehler.

Die Statistische Erhebung der Gut- achterkommissionen und Schlich- tungsstellen für das Statistikjahr 2008 im Internet unter www.aerzte blatt.de/091279

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Foto:dpa

Andreas Crusius:„Die steigende Zahl der Anträge verdeutlicht, dass die Patienten uns vertrauen.“

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