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Archiv "Schlichtung bei Behandlungsfehlern: Deutlich mehr Anträge im Jahr 2012" (28.06.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 26

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28. Juni 2013 A 1295 SCHLICHTUNG BEI BEHANDLUNGSFEHLERN

Deutlich mehr Anträge im Jahr 2012

Mehr Patienten als in den Vorjahren haben sich wegen des Verdachts auf einen Behandlungsfehler an die Schlichtungsstellen der Ärztekammern gewandt. Viele wünschen sich eine offenere Kommunikation mit den Ärzten.

M

it 12 232 Anträgen sind im vergangenen Jahr 1 125 mehr Eingaben als 2011 bei den Gutach- terkommissionen und Schlichtungs- stellen der Ärztekammern einge- gangen. Damit haben sich deutlich mehr Patienten als in den Vorjahren mit einem Verdacht auf einen Be- handlungsfehler an die Schlich- tungsstellen gewandt. Das geht aus der jüngsten Behandlungsfehler- Statistik hervor. Sie verzeichnet da-

mit den mit großem Abstand höchs- ten Anstieg der Antragszahlen in den vergangenen Jahren. Den Grund dafür sieht Dr. med. Andreas Crusius, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommis- sionen und Schlichtungsstellen, vor allem in dem vor wenigen Monaten in Kraft getretenen Patientenrechte- gesetz. Durch die Diskussion dar - über sei der Bekanntheitsgrad der Kommissionen gestiegen.

Dennoch bestätigten sich nicht mehr Verdachtsfälle als 2011. Bei 7 578 bearbeiteten Anträgen wurde in 2 280 Fällen ein Behandlungs- fehler bejaht. Darunter waren 1 889 Fälle, bei denen der Fehler ursäch- lich für einen Gesundheitsschaden

war und einen Anspruch des Patien- ten auf Entschädigung begründete.

„Gemessen an der Gesamtmen- ge der ärztlichen Behandlungen bewegt sich die Zahl der festge- stellten Fehler im Promillebereich“, sagte Crusius. Jährlich verzeichnet die Statistik etwa 18 Millionen Be- handlungsfälle im stationären und 540 Millionen im vertragsärztli- chen Bereich. Auch wenn jeder Fehler einer zu viel sei, sei es „we-

nig hilfreich“, die Ärzte, denen ein Behandlungsfehler unterlaufen ist, pauschal als „Pfuscher“ zu dis- kreditieren. Ein Grund, der Fehler zumindest begünstigt, ist aus der Sicht von Crusius eine „chronische Unterfinanzierung“ des Gesund- heitswesens.

Die Statistik gibt auch die Schwere des durch einen Behand- lungsfehler hervorgerufenen Ge- sundheitsschadens an. Von den 1 889 Fehlern führten 40 Prozent zu einem vorübergehenden leichten/

mittleren Schaden, 25 Prozent zu einem leichten/mittleren Dauerscha- den. 82 Menschen starben infol- ge eines Behandlungsfehlers (2011:

99). In 72 Prozent der Fälle betrafen

die überprüften Fälle die Kliniken und in 28 Prozent die Praxen. Ein Grund ist nach Angaben von Crusi- us die höhere Komplexität der sta- tionär behandelten Erkrankungen.

Außerdem sei das Vertrauensver- hältnis zwischen niedergelassenen Ärzten und ihren Patienten oftmals deutlich ausgeprägter als im statio- nären Bereich. Das äußere sich unter anderem in einer deutlich besseren Kommunikation.

Denn oft gehe es den Patienten, die einen Behandlungsfehler ver- muteten, nicht oder nicht primär um Schmerzensgeld oder Schadenser- satz, berichtete Elisabeth Goetz, Geschäftsführerin der Unabhängi- gen Patientenberatung in Bremen.

Sie erwarteten vielmehr eine offene Kommunikation und die Beantwor- tung ihrer Fragen. „Trotz sehr guter Ansätze hapert es daran leider im medizinischen Alltag bis heute noch allzu oft“, beklagte Goetz.

Sie forderte die Ärzte auf, offe- ner über den Ablauf der Ereignisse, die zu der fehlerhaften Behandlung geführt haben, zu sprechen. Eine schlechte Kommunikation bringe Betroffene vielfach erst auf die Idee, dass ihre Behandlung nicht optimal verlaufen sein könnte und die behandelnden Ärzte nun ver- suchten, Missstände zu vertuschen.

Außerdem sollten mehr Ärzte be- sorgten Patienten zu einem Antrag auf Schlichtung bei den Gutachter- kommissionen und Schlichtungs- stellen raten. Noch wüssten viele nichts von deren Existenz.

Trotz anfänglich erheblicher Res- sentiments beurteilten Patienten Goetz zufolge das Schlichtungsver- fahren als „guten, neutralen, wenn auch oft sehr anstrengenden Weg, ihre Fragen beantwortet zu bekom- men und eine fachkundige Einschät- zung der Ereignisse zu erhalten“.

Eugenie Wulfert GRAFIK

Die Krankheiten, die in den 7 578 Sachentscheidungen im Jahr 2012 am häufigsten zur Antragstellung führten

Gonarthrose Koxarthrose

Unterschenkel- und Sprungge

lenkfraktur Unterarm

fraktur Femurfrak

tur

ckenschmerzen Schulter- und O

berarmfraktur

Bandscheibenschaden, lumbal Kniebinnenschaden (trauma

tisch)

sartige Neubildung Mamma 300

250 200 150 100 50 0

292 267

189 166

143 131 129 126 116 113

Fehlerquellen: Be- stimmte Krankhei- ten und Eingriffe dominieren seit län-

gerem die Liste der häufigsten Fehler.

Weitere Informatio- nen zur Statistik:

www.baek.de.

P O L I T I K

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