A 1248 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 25|
25. Juni 2010SCHLICHTUNGSSTELLEN
Wichtige Anlaufstelle für Patienten
Die Statistik der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen zeigt auch Fehler bei der Behandlung, die sich mit einfachen Mitteln vermeiden ließen.
D
ie Ärzteschaft redet nicht nur über Patientenrechte, sondern ermöglicht es jedem Bürger, sein Recht einzufordern.“ Dr. med. An- dreas Crusius, Präsident der Ärzte- kammer Mecklenburg-Vorpommern und Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommis- sionen und Schlichtungsstellen, ist stolz auf das, was diese Einrichtun- gen der Ärztekammern in den ver- gangenen Jahren geleistet haben.Bei der Vorstellung der neuen Sta- tistik der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen für das Jahr 2009 betonte Crusius deren hohe
Akzeptanz bei Patienten und Ärz- ten. Im Bereich der außergerichtli- chen Streitschlichtung seien diese Einrichtungen inzwischen aner- kannte Anlaufstellen für Patienten.
Hier könne ein Patient, der an der Qualität seiner Behandlung zweife- le, kostenfrei und ohne bürokrati- schen Aufwand eine objektive Be- gutachtung beantragen.
Die statistische Auswertung der Arbeit der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen, die zum dritten Mal in Folge der Öffentlich- keit vorgestellt wurde, leiste zudem einen wichtigen Beitrag zur Patien-
tensicherheit, sagte Crusius. „Das EDV-gestützte Erfassungssystem informiert differenziert über das Fehlergeschehen, die betroffenen Fachgebiete und die Fehlervorwür- fe und liefert somit Hinweise auf Fehlerschwerpunkte, die in die ärzt- liche Fortbildung und Qualitätssi- cherung einfließen.“
Die vom Geschäftsführer der Schlichtungsstelle für Arzthaft- pflichtfragen der norddeutschen Ärz- tekammern, Johann Neu, vorge- stellte Auswertung zeigt, dass nicht wenige der vorgetragenen Beschwer- den berechtigt waren. Bei 5 240 der im Jahr 2009 getroffenen 7 424 Ent- scheidungen konnte zwar kein Fehl- verhalten erkannt werden, in 413 Fällen wurden jedoch Fehler ohne kausale Auswirkungen und in 1 771 Fällen Schäden durch fehlerhaftes ärztliches Handeln festgestellt. Dies waren nicht nur Ba gatellschäden (55) und passagere leichte/mittlere Schäden (691), sondern es kam auch zu Todesfällen (91) und schweren Dauerschäden (173) in- folge von Fehlern.
Die Notwendigkeit, Verwechse- lungen bei der Pharmakotherapie zu vermeiden, unterstrich Prof. Dr.
med. Walter Schaffartzik, Ärztli- cher Leiter des Unfallkrankenhau- ses Berlin. 27 Todesfälle in den vergangenen neun Jahren seien im Bereich der norddeutschen Schlich- tungsstellen auf Fehler bei der An- wendung zum Teil hochwirksamer Medikamente zurückzuführen. Zu wenig werde noch die Forderung der Deutschen Gesellschaft für An- ästhesiologie und Intensivmedizin um- gesetzt, über Farbcodierungen solche Verwechslungen so weit wie mög- lich auszuschließen. Dies funktionie- re schon mit einfachen farbigen Kle- bern, auf denen auf den ersten Blick auch die Konzentration des Medika- ments erkannt werden könne. ■ Thomas Gerst Verwechslungen
bei der Pharmako- therapie kommen immer wieder vor.
Mit Farbcodierungen könnten sie ausge- schlossen werden.
Foto: vario images