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Archiv "Zu viele Studenten, zu wenige Patienten" (21.01.1988)

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Über das angemessene Verhältnis zwischen Ausbildungsmöglich- keiten und Medizinstudentenzahlen wird seit langem gestritten.

Einigkeit besteht lediglich darin, daß die Relation Ausbildungska- pazität: Studentenzahl nicht stimmt. Über den Weg, die Relation zu verbessern, gehen die Meinungen auseinander, wenn sich auch neuerdings die Auffassung durchzusetzen scheint, die Kapazitäten zu reduzieren: Nordrhein-Westfalen etwa denkt hier, in Über- einstimmung mit dem Wissenschaftsrat, an 25 Prozent. Aufs neue beschäftigen sich nunmehr zwei Gutachten mit dieser Frage.

E

ine „Untersuchung über die Anforderungen an eine ordnungsgemäße ärztliche Ausbildung und über die tatsächliche Situation in der ärzt- lichen Ausbildung" hat Infratest im Auftrag des Bundesgesundheitsmi- nisteriums durchgeführt. In 16 Me- dizinischen Fakultäten wurden im vergangenen Wintersemester Hoch- schullehrer, betreuende Ärzte, Stu- denten und Patienten befragt Infra- test sagt in seiner Zusammenfassung Bekanntes: „Es bestehen Ausbil- dungsmängel, die im wesentlichen durch die hohe Zahl der Medizinstu- denten bedingt sind." Hauptmängel laut Infratest:

• Die Zahl der Patienten reicht nicht aus für eine gewünschte pa- tientenbezogene Ausbildung.

• Die studentischen Arbeits- gruppen in Kursen und Praktika sind zu groß.

• Es mangelt an Lehrkräften.

• Die für Kurse und Praktika zur Verfügung stehende Zeit für die Vermittlung des Ausbildungsstoffes ist zu kurz.

• Die vorgeschriebene Über- prüfung des Lernerfolgs in den prak- tischen Übungen ist nicht durchgän- gig möglich.

Die vielen Einzelanalysen von Infratest und die daraus resultieren- den Vorschläge lassen sich nach der Devise zusammenfassen: Die Stu- dentengruppenzahlen müssen in fast allen Bereichen mindestens halbiert werden. Für einzelne Stoffgebiete müssen mehr Lemstunden angesetzt werden. Das Personal aber muß fol- gerichtig verdoppelt werden.

Eine mögliche Steigerung der Patientenbeteiligung wird skeptisch beurteilt. Zwar fühlen sich 86 Pro- zent der befragten Patienten durch ihre Beteiligung an der Ausbildung

Zu viele

Studenten, zu wenige Patienten

nicht belastet. Viel mehr als bisher sind nach Infratest aber wohl kaum einzubeziehen.

Positiv sieht es eigentlich nur in- nerhalb eines Bereichs aus: Die Be- dingungen für Studenten im Prakti- schen Jahr, so Infratest, erfüllten die Ausbildungsanforderungen nahezu.

Fazit der Gutachter: „Um bei bestehenden Studentenzahlen eine an den Mindestanforderungen orientierte Ausbildung zu verwirkli- chen, wäre eine deutliche Aufstok- kung der Ausbildungsressourcen er- forderlich. Als wichtigster Engpaß wird vor allem die Zahl der Patien- ten gesehen. Solange nicht mehr Pa- tienten in die Ausbildung einbezo- gen werden können, sollte durch ei- ne deutliche Reduktion die Zahl der Studenten den Ausbildungsmöglich- keiten angepaßt werden."

Auch das „Institut for funktions- analyse og hospitalprojektering"

(Kopenhagen) wurde tätig — im Auf- trag der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen. Es widmete sich der „Überprüfung der Parameter der Kapazitätsverordnung zur Ermitt- lung der patientenbezogenen Auf- nahmekapazität im stationären und ambulanten Bereich".

Der Verwaltungsausschuß der ZVS begründete seinen Auftrag da-

mit, daß Patienteneignungswahr- scheinlichkeit und -belastbarkeit zentrale Faktoren bei der Bestim- mung des angemessenen Verhältnis- ses von Studentenzahlen und Aus- bildungsmöglichkeiten seien. Diese Größen hätten sich jedoch verän- dert. Patienten würden vermehrt mit komplexen und Schwersterkrankun- gen eingeliefert. Die Kliniken hätten sich fachmedizinisch spezialisiert.

Die Verweildauer habe sich verkürzt

— kurz, die Eignungswahrscheinlich- keit und Belastbarkeit von Patienten habe abgenommen

Das deutsche „Institut for funk- tionsanalyse og hospitalprojekte- ring" hat in allen 26 bundesdeut- schen Universitätskliniken Erhebun- gen durchgeführt, in die sowohl die Einschätzungen von Patienten als auch Ärzten einflossen. „Faßt man die Ergebnisse des stationären und des ambulanten Bereichs zusam- men, so ergibt sich im Vergleich zum geltenden Richtwert von 30 Prozent der tagesbelegten Betten eine empi- risch ermittelte Aufnahmekapazität von 16 bis 17 Prozent der tagesbeleg- ten Betten", ermittelte das Institut.

Das heißt: Das Verhältnis von Aus- bildungsmöglichkeiten und Medizin- studentenzahlen ist nicht angemes- sen, weil viel weniger Patienten als optimal angenommen zur Verfü- gung stehen.

Doch es gibt Schwankungen.

Nach den Erkenntnissen des Insti- tuts bestehen zwischen einzelnen Fachgebieten erhebliche Unter- schiede. Es existieren zum Beispiel typische Engpaßfächer wie HNO oder Augenheilkunde. Dem Gut- achten zufolge könnte zum zweiten die Ausbildungsqualität durch zweckmäßige Unterichtsgestaltung zumindest verbessert werden. Ge- nannt werden die Rotation von Stu- denten sowie der Blockunterricht.

Fazit des Instituts: „In Abwägung des Für und Wider erscheint es sinn- voll, zukünftig einen globalen, aus- schließlich an den tagesbelegten Betten orientierten Richtwert fest- zulegen und es im übrigen den Uni- kliniken zu überlassen, wie sie ihren Unterricht gestalten, das heißt auf den stationären und ambulanten Be- reich sowie auf Lehrkrankenhäuser aufteilen." th A-74 (24) Dt. Ärztebl. 85, Heft 3, 21. Januar 1988

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