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Archiv "Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen: Vielfältige Qualitätssicherung" (01.07.2011)

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A 1460 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 26

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1. Juli 2011

S

eit Gründung der ersten Gut- achterkommissionen und Schlichtungsstellen im Jahr 1975 war es vorrangiges Ziel der Ärzteschaft, Patienten eine Anlaufstelle für deren Behandlungsfehlervorwürfe zu geben und Ärzte vor unberechtigten Klagen zu schützen. Daraus ist mittlerweile ei- ne anerkannte Streitschlichtungskultur entstanden, die von vielen anderen Berufsgruppen wie zum Beispiel den Rechtsanwälten übernommen wurde.

Während diese mittlerweile den Weg der Zentralisierung gegangen sind und eine bundesweit tätige

„Schlichtungsstelle der Rechtsanwalt- schaft“ gegründet haben, sind ärztli- cherseits Gutachterkommissionen bei den Ärztekammern Nordrhein, Westfa- len-Lippe, Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland, Bayern und Sachsen ent- standen. Die Ärztekammern der Län- der Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen ha- ben dagegen eine Arbeitsgemeinschaft gebildet. Ihre gemeinsame Einrich- tung, die Norddeutsche Schlichtungs- stelle, hat seit 1976 mehr als 85 000 Patientenanträge begutachtet.

Insgesamt wurden von 1993 bis 2009 fast 170 000 Anträge gestellt.

Ihre Anzahl hat sich rasch erhöht: Wa- ren es im Jahr 1993 erst 6 715 Anträ- ge, so lag die Zahl fünf Jahre später, 1998, bereits bei 9 289. Die bisher größte Anzahl wurde für das Jahr 2004 mit 11 144 Anträgen erfasst. Im vergangenen Jahr, 2010, betrug sie 11 016.

Alle Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen teilen mehr Ge- meinsamkeiten, als sie Unterschiede trennen. Namen und Verfahren sind im Laufe der Jahre bei allen Gremien ge-

ändert und fortentwickelt worden. Die außergerichtliche Schlichtung steht überall im Vordergrund. Die bewährte Arbeit ist zudem in den letzten Jahren durch neue Felder erweitert worden, beispielsweise durch Qualitätssiche- rung im Rahmen von Fortbildungsver- anstaltungen gemeinsam mit Einrich- tungen der Ärztekammern.

Über all dies tauschen sich die Ver- treter der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen regelmäßig auf ih- rer Ständigen Konferenz aus. Ein der- artiges Treffen fand erstmals im Jahr 1979 im Ärztehaus Bayerns statt. Dort

wurde auch beschlossen, in Zukunft eine gemeinsame Jahresstatistik aller Stellen zu führen und die Ständige Konferenz zu einem regelmäßigen Austausch zu nutzen. Dies geschieht seit zwölf Jahren unter dem Vorsitz des Präsidenten der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Dr. med.

Andreas Crusius.

Im Mittelpunkt der Beratungen steht die gemeinsame Statistik, die in den Tätigkeitsberichten der Ärztekam- mern und der Bundesärztekammer veröffentlicht wird. Nachdem die Daten zunächst nur die Tätigkeit der Gremien als solche abbildeten, werden Meldun- gen seit dem Jahr 2003 mit Hilfe ei- nes elektronischen Statistikbogens vorgenommen (Medical Error Report - ing System, abgekürzt MERS). Dies ist eine Qalitätssicherungsmaßnahme nach innen und nach außen.

Intern dient MERS dazu, gemein- same Auswertungen zu ermöglichen, zum Beispiel zu Zwecken der Fortbil- dung von Ärzten. Außerdem ermög- licht das Medical Error Reporting System den Vergleich der Verfahren, so dass sich eine Einheitlichkeit bei der Begutachtung der Anträge her- stellen lässt.

Allein die Norddeutsche Schlich- tungsstelle hat im Jahre 2010 bereits 43 Artikel in Fachzeitschriften publi- ziert, in mehr als 40 Vorträgen über ih- re Arbeit referiert und Fortbildungsver- anstaltungen für Gutachter organisiert.

Im Dezember 2009 fand zudem eine Gutachterschulung gemeinsam mit der Bundesärztekammer statt. Die Schu- lung der Gutachter wird mittlerweile als wichtiger Qualitätsaspekt der Schlichtungsarbeit angesehen. Denn nur auf der Basis eines kompetenten Gutachtens kann die richtige Entschei- dung getroffen werden.

Auf den Homepages der Gutach- terkommissionen und Schlichtungs- stellen werden zudem zahlreiche Fall- beispiele aus der Arbeit der Gremien veröffentlicht, die für Ärzte hilfreich sind. Ein Beispiel hierfür ist folgender Link: www.laek-rlp.de/ueberuns/aus schuesse/schlichtung/index.php.

Doch nicht allein für sie: Auch die Verfasser von Dissertationen stützen sich auf das Datenmaterial der Gut- achterkommissionen und Schlich- tungsstellen.

Wer sich für deren Tätigkeit genau- er interessiert, auch für ihre Wirkung in Bereichen wie Qualitätssicherung und Fortbildung, findet in den jährli- chen Tätigkeitsberichten der Landes- ärztekammern Hinweise auf die vielfäl- tigen Aktivitäten. Über die Homepage der Bundesärztekammer (www.baek.

de) sowie über die eigene Homepage www.gutachter- und schlichtungsstel len.de lassen sich ebenfalls Informa- tionen abrufen.

Die Autorin ist Fachabteilungsleiterin in der gemeinsamen Rechtsabteilung von Bundes- ärztekammer und Kassenärztlicher Bundes - vereinigung. Sie übernimmt seit vielen Jahren die Geschäftsführung der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungs- stellen.

KOMMENTAR

Barbara Berner, Rechtsanwältin

GUTACHTERKOMMISSIONEN UND SCHLICHTUNGSSTELLEN

Vielfältige Qualitätssicherung

P O L I T I K

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