fünf Prozent konnten die Vorgaben inhaltlich benennen. Das Gros der Lehrer gebe oftmals sogar Hetero- sexualität vor, selbst wenn sie in ho- mosexuellen Beziehungen lebten.
Gegen Homophobie an Schulen helfen vielfältige Maßnahmen, die auf Engagement und Mut setzen.
„Die Lehrer müssen sich selbst ou- ten“, fordert Kempe-Schälicke. Bei diskriminierenden Äußerungen von Schülern sollten Lehrer sofort inter- venieren. Alles andere sei „unterlas- sene Hilfeleistung“. Sichtbarkeit her- stellen sei wichtig, zum Beispiel Pla- kate aufhängen wie sie queer@school zur Verfügung stellt, das „Demokra- tieprojekt“ des Jugendnetzwerk für junge Lesben und Schwule (Lambda) Berlin-Brandenburg e.V.. Im Rahmen von Sexualerziehung, beispielsweise im Ethikunterricht, sollten LSBTI- Lebensweisen kein Sonderthema sein, sondern „Bestandteil von Viel- falt“, forderte die Referentin.
Integration in alle Fächer
„In der Lehrerausbildung gibt es für das Thema sexuelle und geschlecht- liche Vielfalt noch keinen systema- tischen Ort“, sagte Prof. Dr. Martin Lücke von der Freien Universität (FU) Berlin, Didaktik der Ge- schichte, Diversitäts- und Intersek- tionalitätsstudien. Er plädierte da- für, das Thema in alle Fächer zu in- tegrieren, nicht nur in die Sexualer- ziehung. „Das ist sicherlich eine Herausforderung für die pädagogi- sche Praxis.“ So könne das Thema auch zum Beispiel in das Fach Ge- schichte integriert werden, betonte der Historiker. Das Webportal www.queerhistory.de stelle Unter- richtseinheiten und multimediale Lernangebote zu Themen „queerer Geschichte“ im 20. Jahrhundert be- reit, erarbeitet von Studierenden der FU. Zum Beispiel eine Oberstufen- unterrichtseinheit über „Homose- xualität in der DDR“, oder einen Audio-Stadtrundgang zu schwul- lesbischem Leben im Berliner Schöneberg der 20er Jahre.
„Ich möchte mich mit meiner Persönlichkeit frei entfalten kön- nen“, sagte ein Schüler bei der Ver- anstaltung. Und: „Die Schule der
Zukunft ist bunt.“
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Petra Bühring
D
ie Zahl der Schulen in freier Trägerschaft hat auch im letz- ten Schuljahr weiter zugenommen.Das belegen die neuen Daten des Statistischen Bundesamtes. Auch die Zahl der Schüler an freien Schu- len wächst kontinuierlich, obwohl die Gesamtschülerzahlen, demogra- fisch bedingt, weiter rückläufig sind. Darauf weist der Verband der Privatschulen (VDP) hin. „Immer mehr Eltern und Schüler wählen ei- ne freie Schule, die auf ihre indivi- duellen Bedürfnisse eingeht“, sagt Petra Witt, Präsidentin des VDP.
Jeder zwölfte Schüler in Deutschland besucht eine Schule in freier Trägerschaft. Das sind 8,4 Prozent aller Schüler an allgemein- bildenden Schulen. Die Zahl der Schüler hat in den letzten drei Jah- ren um drei Prozent zugelegt, und das, obwohl im gleichen Zeitraum die bundesweite Gesamtzahl der Schüler um 2,6 Prozent abnahm.
Insgesamt besuchen nunmehr rund 725 900 Schüler eine allgemeinbil- dende Schule in freier Trägerschaft.
Zugenommen hat bundesweit unter anderem die Zahl der freien Grund- schulen, Gymnasien und integrier- ten Gesamtschulen. Besonders PRIVATSCHULEN
Jedes Jahr mehr Schüler
deutlich nahm die Zahl der allge- meinbildenden Schulen in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Brandenburg zu.
Im internationalen Vergleich be- legt Deutschland mit seiner Schüler- quote von 9,8 Prozent an allgemein- bildenden Schulen in freier Träger- schaft weiterhin nur einen hinteren Rang. In Dänemark besuchen 11 Prozent aller Schüler eine Privat- schule, in Österreich rund 12 Pro- zent, in Frankreich 18 Prozent und in Spanien mehr als 30 Prozent. EB
Deutsches Ärzteblatt