• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Bis zu 18 Prozent vom fünften Kontinent" (16.10.1985)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Bis zu 18 Prozent vom fünften Kontinent" (16.10.1985)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

, , Aufstrebender Kontinent — Skyline von Sydney Foto: Jobst

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Geldanlagen

Bis zu 18 Prozent

vom fünften Kontinent

Peter Jobst

A

uf der Suche nach im- mer neuen, hochpro- zentigen Kapitalanla- gen haben die Investoren jetzt einen neuen Markt entdeckt: Australien und Neuseeland. Zinssätze von 13 bis 18 Prozent sind auf dem fünften Kontinent kei- ne Seltenheit und auch die Bonität der Schuldner ist gut.

Allerdings: die labilen Währungen beider Länder können die Renditen der Anleger schneller schmä- lern, als diesen lieb ist. Zu- dem ist der Markt bei vie- len Papieren ausgespro- chen eng.

Risiko

Wechselkursänderungen Und die Renditen solcher Titel sind durchweg viel- versprechend: Selbst erste Adressen in Australien zahlen derzeit zwischen 12 und 13,5 Prozent Zinsen auf ihre Anleihen, in Neu- seeland werden indes Pa- piere mit 16 bis 18 Prozent angeboten — und dem Ver- nehmen nach — gerade auch auf dem deutschen Markt gut abgesetzt.

Dabei brauchen sich die Anleger um die Bonität der Schuldner kaum Gedan- ken zu machen. Zwar wur- de das Rating, also die Be- urteilung der Bonität eines Schuldnerlandes, für neu- seeländische Staatspapie- re gerade von der höch- sten Stufe AAA auf AA er- mäßigt, doch ist von dort noch ein weiter Weg bis zur schlechtesten Stufe D.

Das Risiko erstreckt sich also weniger auf die Zins- und Tilgungszahlungen, sondern in erster Linie auf Wechselkursänderungen.

Und da sieht das Bild schon düsterer aus.

Bezeichnend für die Situa- tion des Marktes ist, daß sich neuerdings auch fremde Länder trotz des hohen Zinsniveaus in au-

stralischen und neuseelän- dischen Dollar verschul- den. So gibt es etwa Anlei- hen von BP, aber auch von norwegischen und däni- schen Instituten in diesen Währungen. Und dies, ob- wohl Norwegen selbst ein Zinsniveau von rund 10 Prozent hat.

Diese Zahlen machen schon deutlich, daß die Fi- nanzwelt stark auf fallende Notierungen dieser beiden Währungen setzt. Doch fal- lende Kurse bringen zwar Gewinne für die Schuld- ner, denen allerdings Ver- luste der Kapitalanleger im Ausland gegenüberstehen.

Aus diesem Grund ist es wichtig, die Situation der beiden Länder etwas ge- nauer unter die Lupe zu nehmen, damit die Risiken richtig eingeschätzt wer- den können.

Starke Schwankungen des australischen Dollars Der australische Dollar war im Jahr 1983 von rund 2,20 DM auf 2,50 DM geklettert

und hielt sich dann bis Mit- te 1984 bei einer Bandbrei- te zwischen 2,40 bis 2,60 DM stabil. Im Herbst folgte

— ausgelöst vom Kursan- stieg des amerikanischen Dollars — eine weitere Stei- gerung auf knapp über 2,60 DM.

Seit Jahresbeginn 1985 geht es jedoch rapide ab wärts: Ende Januar lag der Kurs noch bei 2,60 DM, im Februar bei 2,35 DM, im März bei 2,20 DM, im April bei nur noch 1,90 DM, mit- hin ein Verlust von knapp 27 Prozent in wenigen Mo- naten. Mittlerweile hat sich der Kurs zwar wieder bei knapp über zwei DM stabi- lisiert, doch zeigen die starken Schwankungen, wie unsicher diese Basis derzeit ist.

Auch beim Neuseeland- Dollar verlief der Kurs nicht wesentlich anders.

Die Spitze lag bei rund 1,85 DM, und der Wert hat sich jetzt bei 1,50 DM einge- pendelt, nachdem er kurz- zeitig die 1,40-DM-Grenze getestet hatte. Im Jahr 1983 notierte der NZL-$ im-

merhin noch relativ stabil bei 1,80 DM bis 2 DM.

Als Rohstoffexporteur wieder an

Boden gewonnen

Als typisches Rohstoffland hat Australien natürlich be- sonders stark unter der schwachen Nachfrage an den Rohstoffmärkten zu leiden. Die Exporte sta- gnieren, die Erlöse sinken.

Nicht zuletzt schwelt im- mer noch ein nicht unbe- denklicher Streit zwischen Australien und Indonesien um die Besitzrechte an den Erdölfeldern in der Ti- mor-See, der Wasserstraße zwischen beiden Ländern.

Vor einem halben Jahr hat- te sich die Situation zwi- schenzeitlich gar derart zugespitzt, daß die Politi- ker beider Länder offen von einer Kriegsgefahr sprachen. Allerdings: Auf- grund der jüngsten politi- schen Unruhen in Süd- afrika hat Australien als Rohstoffexporteur wieder deutlich an Boden gewon- nen. Hier bleibt abzuwar- ten, wie sich die Lage wei- terhin entwickelt.

Zudem konnte das Budget- Defizit Australiens immer noch nicht in den Griff be- kommen werden. Lag es zwischen Juli 1983 und Ju- ni 1984 bei 7,96 Milliarden.

AUS-$, so betrug es im Ver- gleichszeitraum 1984/85 immer noch stolze 6,75 Mrd. AUS-$. Steigende In- flationsgefahr und Lohn- forderungen der Gewerk- schaften von 8,3 Prozent rundeten das eher negati- ve Bild ab. Derzeit liegt die

Inflationsrate bei 6 Prozent nach 4,1 Prozent vor Jah- resfrist.

Wie steht es mit Anlagen in Neuseeland?

Neuseeland hat derzeit be- sonders große Schwierig- keiten mit seinem Agrar- markt. Denn seit Großbri- tannien der europäischen

3118 (102) Heft 42 vom 16. Oktober 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

(2)

AcK_

Airrw -er

'47

Grundstücke billiger Durchschnittspreis je qm baureifes Land in DM (jeweils 1 Quartal)

Baupreise stabil Preisanstieg im Wohnungs- bau in %

1981 1982 1983 1984 1985

IM 11E1 HE

itt gel ath. +0,5

ize

(,.H„

Zinsen niedriger Hypothekenzinsen (effektiv) jeweils Jahresmitte in%

+5,9

Gute Zeiten für Bauherren

Im ersten Quartal dieses Jahres kostete ein Quadratme- ter baureifes Land durchschnittlich 111 DM; das waren immerhin sieben DM weniger als ein Jahr zuvor. Auch die Preise fürs Bauen haben sich günstig entwickelt.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Geldanlagen

Offene Immobilienfonds:

Solide Basis

Gemeinschaft beigetreten ist, fällt dieses Absatzge- biet für die Exporte von Gemüse, Obst und Fleisch weg. Andere Märkte wie et- wa Japan müssen erst er- schlossen werden, was erfahrungsgemäß einige Jahre bis Jahrzehnte in An- spruch nehmen kann. Zu- dem sind auf Neuseeland als öl-armes Land im letz- ten Jahr — bedingt durch den massiven Anstieg des US-Dollars — Preissteige- rungen von 40 Prozent für Treibstoff und von 20 Pro- zent für Elektrizität zuge- kommen. So liegt die Infla- tionsrate in dem an Natur- schönheiten reichen Land jetzt immerhin bei 18 Pro- zent.

Die Regierung zieht je- doch alle Register, um die- se Inflation in den Griff zu bekommen. Die geplante Mehrwertsteuererhöhung wurde auf den Herbst 1986 zurückgestellt, die Regie- rung erwägt die Verlänge- rung eines landesweiten Lohnstops, der in diesem Herbst ausläuft und zu- nächst auf ein Jahr befri- stet war.

Zwischen Kursrisiko und Zinsgewinn abwägen Alle diese Punkte tragen natürlich dazu bei, Papiere aus dem fünften Kontinent für Anleger etwas „gefähr- lich" zu machen. Zudem ist der Markt bei vielen Ti- teln auch ausgesprochen eng, so daß Kauf- und Ver- kaufsorders selbst in klei- nen sechsstelligen Beträ- gen durchaus zu Proble- men führen könnten.

Andererseits: Ein Zinsge- fälle zwischen Neuseeland und der Bundesrepublik von fast 10 Prozent kann auch manchen Währungs- verlust wieder ausglei- chen. Dies ist gerade bei längerlaufenden Titeln in- teressant. Die Rechnung ist dabei ganz einfach, ver- gleicht man (beispielswei- se) zwei Papiere mit je 15

Prozent Verzinsung und ei- ner Laufzeit von zwei und von zehn Jahren miteinan- der. Das zweijährige Pa- pier bringt insgesamt 30 Prozent Zins, das zehnjäh- rige aber 150 Prozent. Fällt der Kurs des australischen Dollars in den nächsten beiden Jahren um 20 Pro- zent von 2 DM auf 1,60 DM zurück, ist die Rendite des Kurzläufers von 30 Prozent auf insgesamt 10 Prozent gesunken, was — auf das Jahr umgelegt — 5 Prozent bedeutet. Beim zehnjähri- gen Papier darf der Kurs des australischen Dollars im Laufe der Jahre indes um 62 Prozent, mithin auf 76 Pfennige, fallen, damit die Rendite immer noch in gleicher Höhe ist wie auf dem deutschen Kapital- markt. Daß er aber so stark fällt — auch auf die Laufzeit von 10 Jahren gesehen — erscheint allerdings selbst Pessimisten eher unwahr- scheinlich.

Abwägen zwischen Kurs- risiko und Zinsgewinn Es gilt also, abzuwägen zwischen Kursrisiko und Zinsgewinn. Möglicherwei- se lohnt sich auch das War- ten, ob sich die Situation auf dem fünften Kontinent nicht in den nächsten Mo- naten und Jahren nachhal- tig bessert.

In diesem Zusammenhang erscheinen dann andere

Fremdwährungsanleihen nicht uninteressant. So bringen etwa Anlagen in norwegischen Kronen der- zeit rund 10 Prozent Rendi- te, in Dänenkronen gar bis zu 12 Prozent. Die norwe- gische Krone erscheint vom Kurs her auf jeden Fall besser abgesichert wie au- stralischer oder neusee- ländischer Dollar. Auch die dänische Krone hielt sich zumindest in den letzten Jahren recht stabil.

Peter Jobst Postfach 13 49 8225 Traunreut

Zu den Blumen, die im Ver- borgenen des Anlage- marktes blühen, zählen die 'offenen Immobilienfonds.

Sie haben mit keinen spek- takulären Kurssprüngen, aber auch mit keinen, wo- möglich noch spektakulä- reren Pleitemeldungen auf sich aufmerksam gemacht.

Diese Fonds haben indes im Kreis jener Anleger, de- nen Stetigkeit lieber ist als hektische Kursbewegun- gen, zunehmend mehr Freunde. „Die Stimmung ist gut", resümierte jeden- falls Fonds-Manager Ger- hard Gathmann anläßlich eines Kolloquiums des Bundesverbandes Deut- scher Investment-Gesell- schaften.

Die neun, in der Bundesre- publik existierenden offe- nen Immobilienfonds konn- ten in den letzten zweiein- halb Jahren fast 3 Milliarden DM an Anlagegeldern her- einnehmen, allein im ersten Halbjahr 1985 waren es über 500 Millionen DM.

Das Gesamtvermögen der Fonds liegt jetzt bei über 8 Milliarden DM.

Die Anteile der offenen Im- mobilienfonds werden an

der Börse gehandelt, sie können also täglich ge- kauft oder verkauft wer- den. Dem Mittelzugang entsprechend legen die

Fonds an.

In offenen Fonds haben zur Zeit etwa 350 000 Anle- ger, zumeist Privatperso- nen, gelegentlich aber auch Institutionen inve- stiert. Der typische Kunde habe 20 bis 50 000 DM an- gelegt, teilte Dr. Wilhelm Rohrbach, ebenfalls Ver- treter eines Fonds, mit.

Die neun deutschen Fonds haben zur Zeit überwie- gend oder fast ausschließ- lich in gewerblichen Ob- jekten mit den Schwer- punkten Laden- und Büro- flächen angelegt. Die Fondsobjekte werden re- gelmäßig bewertet — und zwar offensichtlich vor- sichtig; Rohrbach sprach von einem durchschnitt- lichen Quadratmeterpreis der Objekte von 2000 bis 2500 DM. Das erscheint an- gesichts dessen, daß die Fonds fast ausschließlich in sehr guten Geschäftsla- gen und in gute Bausub- stanz investiert haben, günstig.

3120 (104) Heft 42 vom 16. Oktober 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Damit sollen neue Lehrstellen in Branchen erschlossen werden, welche in den letzten Jahren einen Rückgang verzeichnet haben und anderseits aber auf gut qualifizierten

Da turnusgemäße Neubewertungen sämtlicher Immobilien not- wendig sind und im Rahmen der Ermittlung des Grundsteuerwertes durch die Finanzämter dabei auch künftig eine Vielzahl

die formulierten Ziele sollen das einzigartige Zielprofil Mannheims widerspiegeln die Ziele sollen Herausforderungen entgegnen (Steigung Sozialausgaben, soziale4.

Die sieben Kontinente Asien, Afrika, Nordamerika, Südamerika, Antarktika, Europa und Australien werden ebenso genannt wie die Gliederung Australiens in

Zwischen zwei Zahlengrößen besteht ein umgekehrtes Verhältnis (= ungerades Verhältnis), wenn die eine Zahlengröße größer, die andere Zahlengröße zugleich entsprechend kleiner

Umverteilung vom privaten zum öffentlichen Bereich Bereich Berufsausbildung. Förderung der dualen

Wegfall von gegenstandslosen oder nicht bewährten Übergangs- und Schlussbestimmungen... Wichtige Änderungen im

Die Löhne in Graubünden werden sich auf kommendes Jahr hin sehr unterschiedlich entwickeln: Die Hamilton AG zahlt drei Prozent mehr, der Kanton kündigt eine Nullrunde an..