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Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald,Schnee und Landschaft (Ed.). (1998). Optimierung der Produktionskette "Holz". Forum für Wissen: Vol. 1998. Forum für Wissen 1998. WSL Birmensdorf: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

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FORUM FÜR wıssfim

1998

ISSN 1021-2256

Optimierung der Produktionskette

«I-IOIZ»

Publikation zur Tagung «Forum für Wissen››

vom 4. Februar 1998 an der WSL in Birmensdorf

Iíerausgeber

Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Birmensdorf

1998

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Forum für Wissen ist eine Veranstaltung, die von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) durchgeführt wird. Aktuelle Themen aus den Arbeitsgebieten der Forschungsanstalt werden vorgestellt und diskutiert. Neben Referenten aus der WSL können auswärtige Fachleute beigezogen werden. Gleichzeitig zu jeder Veranstaltung «Forum für Wissen» erscheint eine auf das Thema bezogene Publikation.

Verantwortlich für die Herausgabe Dr. Mario F. Broggi, Direktor WSL Redaktionskommission

Konrad Häne

Dr. Walter Keller (Vorsitz) Dr. Bernhard Oester Dr. Josef Senn

Herstellung des Tagungsbandes Publikationen WSL

Zitierung

Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (Hrsg.) 1998: Optimierung der Pro- duktionskette «Holz››. Forum für Wissen 1998: 87 S.

ISSN 1021-2256 ISBN 3-905620-66-9

Bezugsadresse Bibliothek WSL Zürcherstr. 111 CH-8903 Birmensdorf

Umschlag

Auf Briefmarken sind Prozesse der Holzproduktion abgebildet, Kettenglieder symbolisieren das ineinander«

greifen dieser Prozesse.

Motive aus der Sammlung «Wald und Forstwirtschaft»

von Konrad Häne, WSL.

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F ORUIVI

FÜR WıssEN 1998

Vorwort

«Der Wald ist “in', die Forstwirtschaft ist 'out', das muss uns zu denken geben››, sagte jüngst der Vorarlberger Landesrat (Regierungsrat) für Land- und Forstwirtschaft. Die Forstwirtschaft steckt offensichtlich in einer schweren Krise. Die Probleme sind vielfältig und es ist zu erwarten, dass sie sich im Trend der Globalisierung noch verschärfen werden.

Wie kann man die Leistungen des Waldes besser verkaufen? Wie be- kommt der Rohstoff Holz wieder seine ihm gebührende Bedeutung?

Diese Fragen sind Gegenstand des diesjährigen Forums für Wissen. Auf dem Titelblatt ist eine Kette als Symbol für die forstliche Produktionskette abgebildet, die es zu optimieren gilt. Für die Einzelschritte in der forstlichen Produktionskette ~ von der Bestandesbegründung bis zum

Brett oder bis zum fertigen Haus - sind genügend effiziente Verfahren be- kannt und erprobt. Gelingt es uns, die Gesamtkette zu optimieren, so sind auch in der Schweizer Waldwirtschaft grosse Effizienzsteigerungen mög- lich. Um den Verlustquellen in der Holzproduktionskette zu Leibe zu rücken, empfiehlt es sich, diese genauer zu analysieren. Das tun unsere

Referenten. Sie geben uns zahlreiche wertvolle Hinweise in der Erwar- tung, dass das Thema in den Medien, in der Praxis und in der Politik umfassend diskutiert und auch umgesetzt wird. Hierfür sei ihnen herz- lichst gedankt.

Die WSL will diese Ideen im Forschungsbereich Wald aufgreifen und ihre eigene ökonomische Kompetenz verstärken. Sie will in Zusam- menarbeit mit dem Departement für Wald- und Holzforschung an der ETH zu einer Modernisierung der Strukturen im Forstdienst und im Forstbetrieb und zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Nutzung des Waldes beitragen.

Mario F. Broggi Direktor WSL

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FORUM FÜR wısstw

1998

Optimierung der Produktionskette «Holz››

Inhalt Seite

Vorwort 3

Stellung der Holzproduktion in einer multifunktionellen 7 Waldnutzung

Peter Bachmann

Probleme und Bedürfnisse aus der Sicht des Praktikers 13 Christian Ley

Forstbetriebliche Marketing-Strategien beim Holzabsatz 19 Michel Becker

Verbesserungen von Strukturen und Abläufen in der Holzernte 29 Oliver Thees

Waldbau und Holzqualität 41

Anton Bürgi, Andreas Zingg

Modelle als Hilfsmittel zur Optimierung der Produktionskette 51

«Holz››

Renato Lemm, Vinzenz Erni

Höhere Wertschöpfung durch gezieltes Informationsmanagement 61 Vinzenz Erni, Renato Lemm

Betrieb und Produktion in der Forstwirtschaft der Zukunft 71 Hans Rudolf Heinimann

Synthese und Ausblick auf die zukünftige Forschungsausrichtung 79 der WSL

Mario F. Broggi

Tagungs- und Diskussionsleiter, Referenten 85

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FQBUM Stellung der Holzproduktion in einer F Ü R W, S S E N multifunktionellen Waldnutzung

1 9 Q 8 Peter Bachmann

Professur Forsteinrichtung und Waldwachstum, ETH Zürich

Es ist ökologisch sinnvoll, den einheimischen, nachwachsenden Rohstoff und Energieträger Holz nachhal- tig zu nutzen. Mit der Holznutzung und -verarbeitung wird Wertschöpfung im Inland ermöglicht, werden Arbeitsplätze erhalten und Deckungsbeiträge zur Walderhaltung erwirtschaftet.

Die Koordination der verschiedenen Ansprüche an den Wald ist Gegenstand der forstlichen Planung in Verbindung zur Raumplanung. Auf dem überwiegenden Teil der Waldfläche ist eine multifunktionelle Waldnutzung möglich. Nur auf Teilflächen sind Einschränkungen zugunsten einer Waldfunktion erforder- lich; diese beruhen in der Regel auf politischen Entscheidungen im Rahmen der geltenden Rechtsordnung und sind das Ergebnis von partizipativen Planungsprozessen.

Die Forstbetriebe haben die Aufgabe, die Produktionskette «Holz›› von der Produktion (Waldbau) über die Ernte bis zur Vermarktung zu optimieren, unter Berücksichtigung der nachfolgenden Verarbeitungsstufen sowie ökologischer, technischer und ökonomischer Aspekte. Für die Lenkung dieser Prozesse sind viele Grundlagen vorhanden; einzelne müssen laufend den Entwicklungen angepasst, andere neu entwickelt werden.

1 Einleitung

Waldeigentümer und Gesellschaft haben konkrete Ansprüche an den Wald. Diese Ansprüche ändern sich mit der Zeit und sind unter anderem abhängig von den sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen und von der jeweiligen Werthaltung. Diese Werthal- tung ist in der Regel durch anthropozentrische Ziel- setzungen geprägt (STEINLIN 1997), das heisst, die Akteure gehen von der Annahme aus, ein Recht auf Eingriffe in natürliche Systeme zu besitzen. Forst- dienst und Waldforschung waren und sind vor die Aufgabe gestellt, Grundlagen für die Erfüllung die- ser Ansprüche bereitzustellen, und zwar unter Be- rücksichtigung naturwissenschaftlicher, technischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Rahmenbedingun- gen.

Holzproduktion bedeutet einerseits Wachstum von Holz im Wald, andererseits aber auch Nutzung eines Teils des produzierten Holzes. Die langen Produktionszeiträume bringen es mit sich, dass wichtige Produktionsentscheidungen gefällt werden müssen, lange bevor die Ansprüche der späteren Nutzer bekannt sind. Zur Zeit laufen verschiedene wichtige Veränderungen ab; beispielsweise nehmen die Waldfläche der Schweiz und der Holzvorrat zu.

Die Holznutzung bleibt etwa auf gleicher Höhe, liegt aber deutlich unter dem Zuwachs. Bei gleich- bleibendem inländischem Holzverbrauch nehmen Exporte wie Importe zu und der «ökologische Fuss- abdruck›› im Ausland vergrössert sich (BEHRENS und KÄNZIG 1996).

Zudem werden die finanziellen Ergebnisse der Forstbetriebe immer schlechter, steigt der Anteil de- fizitärer Betriebe, drohen Betriebsschliessungen und Entlassungen. Gleichzeitig nehmen die Zwangsnut- zungen anteilsmässig zu und steigen die Stoffeinträge in den Wald. Ob daraus ein erhöhtes Wachstum und/oder eine vermehrte Instabilität resultiert, muss zur Zeit noch offen bleiben (SCHNEIDER und

HARTMANN 1996, BRÄKER 1996, KÖHL 1996,

ZINGG 1996, KÖHL et al. 1996). Die Holzpro- duktion scheint im Wald an Bedeutung zu verlieren, während andere Waldfunktionen offenbar wichtiger werden.

Auf die sich dabei stellenden Probleme muss rasch und effizient reagiert werden. Wegleitend für die nachfolgenden Ausführungen sollen drei Hypo- thesen sein:

1. Holznutzung verträgt sich im Normalfall mit der Befriedigung anderer Ansprüche an den Wald.

2. Holznutzung ist und bleibt auch in Zukunft auf einem grossen Teil der schweizerischen Waldflä- che wichtig.

3. Die Produktionskette <<Holz›› lässt sich noch in beträchtlichem Ausmass optimieren.

Auch wenn nicht auf Einzelheiten eingegangen werden kann, ist die gesamte Produktionskette

«Holz›› im forst- und umweltpolitischen Umfeld Gegenstand der Betrachtung. Aus dem Verständnis der Zusammenhänge sollen Möglichkeiten für ein aktives Gestalten der Zukunft abgeleitet werden.

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8 FORUM für Wissen 1998

2 Holznutzung verträgt sich mit anderen Ansprüchen an den Wald

2.1 Grundsätze

Gemäss Waldgesetzgebung hat der Wald nachhaltig alle Funktionen zu erfüllen. Eine allfällige Bewirt- schaftung muss entsprechend ausgerichtet sein. Bis- herige Erfahrungen zeigen, dass eine sorgfältige, multifunktionelle Nutzung besser ist als eine räumli- che Trennung der Waldfunktionen (AMMER et al.

1995). Das Waldgesetz gibt keiner Waldfunktion einen Vorrang. Wo eine Vorrangfunktion angegeben werden soll, muss dies in einem Planungsprozess ausgehandelt werden (JENNI 1993). Es geht dabei in der Regel um politische Entscheidungen, gestützt auf partizipative Planungsprozesse, die in Zukunft wohl vor allem im Rahmen von Waldentwicklungs- planungen erfolgen werden. Diese Planungen sind nicht etwa nur Selbstzweck, sondern eindeutig auf Entscheidungen und darauf abgestützte Handlungen ausgerichtet.

Aus der Waldwachsturnsforschung ist bekannt, dass sich der Zeitpunkt, das Ausmass und die Art eines Eingriffes stark auf die Stabilität der Bestände (Produktionsrisiko) und auf die Dimension und Qualität der Bäume (Wertleistung) auswirken. In der Schweiz hat man seit langem mit Erfolg ver- sucht, die multifunktionelle Waldnutzung über einen naturnahen Waldbau sicherzustellen. Was ge- nau darunter zu verstehen ist, muss im Einzelfall jeweils definiert werden. Wichtige Elemente des naturnahen Waldhaus sind die Berücksichtigung der Standortsverhältnisse, die Ausnützung der biolo- gischen Selbststeuerungsvorgänge, Naturverjüngung mit langen Verjüngungszeiträumen sowie eine den Bestand und Boden schonende Holzernte (SCHÜTZ 1996).

2.2 Holznutzung und Schutzfunktion

Wälder, die gegen Naturgefahren schützen sollen, müssen vor allem gesund, stabil und genügend ver- jüngt sein. Damit instabile Phasen vermieden wer- den können, sind in den meisten Fällen Eingriffe notwendig. Das dabei anfallende Holz kann und soll im Normalfall verwertet werden. Auch wenn bei der Bestandespflege nicht die Wertholzproduk- tion im Vordergrund steht, leistet die Holznutzung einen bedeutenden Deckungsbeitrag an die Kosten der Schutzwalderhaltung.

Über die Art der erforderlichen Eingriffe liegen viele Erkenntnisse vor (OTT 1996, WASSER und FREI-INER 1996). Diese müssen allerdings erweitert und vor allem durch Versuche besser abgestützt werden. Weniger Wissen ist vorhanden über opti- mierte, auf den Schutzzweck ausgerichtete, effiziente Holzerntekonzepte, zum Beispiel bezüglich Mecha- nisierung und notwendiger Erschliessung.

Wenn die Konsequenzen der prioritären Schutz- ziele berücksichtigt werden, bestehen praktisch nie Widersprüche zwischen Holznutzung und Schutz- funktion.

2.3 Holznutzung und Erholung

Normale und extensive Erholung ist in unserem Land in praktisch jedem Wald möglich und folglich auch mit der Holznutzung verträglich. Ein gewisses Konfliktpotential besteht kleinflächig während und kurz nach der Durchführung der Holzschläge (Lärm, Sicherheit, Wegzustand, Schlagabraum), führte aber bisher kaum zu grösseren Problemen.

Der Trend zum vermehrten Einsatz von Gross- maschinen dürfte die Situation eher entschärfen, weil die Belastungen nur von kurzer Dauer sind, sogar bei allfällig grossflächigeren Eingriffen als heute. Dagegen bringt die Ausdehnung der Holz- ernteperiode auf fast das ganze Jahr punktuell und kurzzeitig neue, allerdings nur selten schwerwie- gende Konfliktpotentiale.

Im engen Umkreis von intensiv genutzten Erho- lungseinrichtungen und in ausgesprochenen Erho- lungswäldern in Agglomerationen muss die Holz- nutzung eingeschränkt oder eingestellt werden. Die Eingriffe beschränken sich auf die Gewährleistung der Sicherheit der Waldbesucher, die Ermöglichung der notwendigen Verjüngung und die gezielte Erhal- tung idealer Erholungswaldstrukturen. Das dabei anfallende Holz soll einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden und einen Deckungsbeitrag an die Kosten des Erholungswaldes leisten.

2.4 Holznutzung und Natur- und Landschaftsschutz

Holznutzung und Naturschutz schliessen sich nicht aus. Verschiedene Naturschutzziele (z.B. lichte Wälder, Offenhaltung von Feuchtgebieten, Mittel- waldbetrieb) lassen sich nur mittels Holznutzung erreichen. Entscheidend ist wie und zu welchem Zeitpunkt eingegriffen wird (AMMER et al. 1995).

Holznutzung ist ökologisch sogar äusserst sinnvoll (Vgl. Abschnitt 3.2). Die Berücksichtigung von Na- turschutzaspekten auf der ganzen Fläche hat in der Schweiz eine lange Tradition und kann viele Erfolge vorweisen (Arbeitsgruppe Waldbau 1990, JÄGGI 1990, BRÜLHART et al. 1992). Weitere Verbesse- rungen sind erwünscht und möglich, wirken sich allerdings auf die Holzproduktion nur geringfügig aus.

Auch die Vorstellung, auf 10% der Waldfläche Naturwaldreservate und auf weiteren 8% bewirt- schaftete Naturvorrangflächen zu schaffen (HUBER und CHRETIEN 1997) lässt sich mit einer intensiven Holznutzung vereinbaren, sogar wenn einige dieser Flächen auf sehr produktiven Standorten liegen.

Wichtig ist, dass diese Naturwaldreservate und Na-

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FORUM für Wissen 1998 9 turvorrangflächen aufgrund klarer Ziele und in par-

tizipativen Aushandlungsprozessen bestimmt und nicht einfach schematisch erzwungen werden (z.B.

10% der Waldfläche pro Betrieb oder pro Gemein- de).

Der Vergleich von Holzzuwachs und Holz- nutzung gemäss Landesforstinventar zeigt (Abschnitt 3.1), dass auch bei einer Erfüllung aller Natur- schutzanliegen eine zukünftige Steigerung der Holz- nutzung möglich ist. Zudem wird es immer tempo- rär unbewirtschaftete Flächen geben, z.B. wegen schlechter Zugänglichkeit und/oder geringer Holz- nachfrage. Gemäss 1. Landesforstinventar wurden 14% der Fläche mehr als 30 Jahre lang nicht genutzt, auf der Alpensüdseite sogar 34% und in den Alpen 22% der Fläche (EAFV und BFL 1988).

3 Holznutzung ist wichtig

3.1 Nutzung und Nutzungspotential

Weltweit beträgt die Fläche des geschlossenen Wal- des rund 30 Millionen km2. Die jährliche Nutzung erreicht etwa 3,5 Milliarden m3, davon ist rund die Hälfte Energieholz. In Europa (ohne die ehemalige UdSSR) sind es 1,3 Millionen km2 mit einer Nut- zung von rund 343 Millionen m3/Jahr (BfS 1996).

Alle Prognosen deuten darauf hin, dass der Welt- bedarf, vor allem wegen des Bevölkerungswachs- tums, weiter steigen wird (Abb. 1).

Die Waldfläche der Schweiz beträgt gemäss den provisorischen Ergebnissen des zweiten Landes- forstinventars (BUWAL und WSL 1997) 1,234 Mil- lionen ha. Innerhalb von nur zehn Jahren hat die Waldfläche um 47”000 ha oder 4% zugenommen, vor allem in den Alpen, auf der Alpensüdseite und in den Voralpen. Der Holzvorrat beträgt heute 387

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Abb. 1. Entwicklung der Weltbevölkerung (weisse Säule) und des Holzbedarfs (graue Säule) (nach WEGENER 1995).

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Rınde,Ernteverlust, natürliche Abgänge 3"" 1,8 Mio. m3 Abb. 2. Zuwachs, Nutzung und Vorratsvermehrung im Schweizer Wald gemäss 2. Landesforstinventar (Quelle:

BUWAL und WSL 1997). Zuwachs inklusive Einwuchs 9,8 Mio. m3/ha - Jahr (Schaftholz in Rinde).

Millionen m3, 27 Millionen m3 mehr als vor 10 Jah- ren. Mit 362 m3/ha hat die Schweiz den höchsten Durchschnittsvorrat aller europäischen Staaten.

Vom gesamten Volumenzuwachs von 9,8 Millionen m3/Jahr werden heute nur 5,4 Millionen m3 kom- merziell verwertet, während 1,8 Millionen m3 auf Rinde, Ernteverluste und natürliche Abgänge sowie 2,6 Millionen m3 auf die jährliche Vorratsvermeh- rung entfallen (Abb. 2). Die zur Verfügung stehende Holzmenge ist also gleich gross wie gemäss Holz- bilanz in der Schweiz verbraucht wird (BfS 1996) oder fast die Hälfte mehr als die bisherige in- ländische Holznutzung. Bedenklich ist, dass von den Holzexporten in der Höhe von 4,8 Millionen m3 Rundholzäquivalent über 1 Million m3 auf Rund- holz entfallen, also nicht zur Wertschöpfung im Inland genutzt werden. Ob dafür das hohe Kosten- niveau, Strukturprobleme der holzverarbeitenden Industrie oder andere Gründe verantwortlich sind, soll hier nicht diskutiert werden. Von den Importen entfallen nur 281'000 m3 Rundholzäquivalent oder 4% auf Rundholz (BfS 1996).

3 .2 Ökologische Aspekte

Holznutzung ist eine optimale Form der Nutzung von Sonnenenergie. Holz ist vielseitig und mehrfach verwendbar. Wald und Holz spielen im Kohlen- stoffkreislauf eine wichtige Rolle (BURSCHEL 1995). Hohe Vorräte im Wald und alle Produkte aus Holz sind bedeutende Kohlenstoffspeicher. Holz- verwendung bedeutet praktisch immer die Substitu- tion energieaufwendigerer Materialen. Auch bei der Verbrennung oder beim Vermodern belastet Holz den Kohlenstoffkreislauf nicht: es wird nur soviel CO2 freigesetzt wie vorher aus der Luft aufgenom- men wurde.

Die Produktion, die Ernte und im Normalfall auch die Verarbeitung von Holz ist energetisch we- sentlich günstiger als bei allen Konkurrenzproduk- ten. Zudem lässt sich Holz am Ende seines Lebens- zyklus für die Wärmeerzeugung verwenden.

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10 FORUM für Wissen 1998 Die Nutzung von Holz als Rohstoff, Baustoff

und als Energieträger ist ökologisch sinnvoll, nur generelle Verbrauchseinschränkungen wären noch besser. Je weniger weit das Holz vom Produktions- ort zum Verbraucher transportiert werden muss, umso besser ist die Ökobilanz. Sorgfältige Nutzung ist die beste Voraussetzung für eine nachhaltige Er- haltung der Ressource Wald. Nutzungsverzicht ist nur auf Teilflächen mit spezieller Zielsetzung und als Ergänzung zur sorgfältigen Nutzung vorzusehen.

Negative Auswirkungen der Nutzung auf ökologisch wichtige Aspekte sind selbstverständlich zu vermei- den resp. zu minimieren.

3 .3 Arbeit

Nach den letzten verfügbaren Zahlen von 1985 (BfS 1996) existieren im Schweizer Wald rund 9000 Ar- beitsplätze (umgerechnet auf Vollzeitstellen) und in den holzverarbeitenden Betrieben weitere 87'000 Stellen. Allerdings ist der gesamte Beitrag zur Wert- schöpfung mit rund 2% des Bruttoinlandprodukts gering. Weil diese Arbeits- und Verdienstmöglich- keiten aber sehr dezentral angeboten werden, kommt ihnen regional eine wesentlich höhere Be- deutung zu, ganz besonders auch durch den hohen und weiter steigenden Anteil hochqualifizierter Ar- beitsstellen. Wald- und Holzwirtschaft tragen we- sentlich zur Erhaltung ländlicher Strukturen bei, auch wenn infolge Mechanisierung, Rationalisierung und Strukturbereinigungen zur Zeit verschiedene Veränderungen stattfinden.

3 .4 Finanzen

Holznutzung leistet einen ausserordentlich wichti- gen Deckungsbeitrag an die Kosten der Walderhal- tung und damit an die Sicherstellung der Schutz- und Wohlfahrtsfunktion. Die Erlöse aus dem Holz- verkauf ermöglichten lange Zeit beträchtliche Ge- winne bei der Waldbewirtschaftung. Auch heute stellen sie neben den Abgeltungen und Finanzhilfen praktisch die einzigen Einnahmequellen der Forst- betriebe dar und werden zur Mitfinanzierung ande- rer Waldleistungen verwendet. Ohne Holznutzung würden diese Einnahmen fehlen und die Forstbe- triebe verschwinden (LÖFFLER 1995). Für die trotz- dem notwendigen Massnahmen zur Walderhaltung müssten neue Organisationen geschaffen und voll mit öffentlichen Mitteln finanziert werden.

4 Die Produktionskette «Holz›› lässt sich optimieren

4 .1 Voraussetzungen

Unter der Produktionskette «Holz›› ist grundsätzlich der Weg vom Samen über das Produktionsmittel Baum, die Holzernte, den Transport, die Verarbei- tung zu Halb- und Fertigprodukten zum Verbrau- cher und schliesslich zur Entsorgung zu verstehen.

Nachfolgend liegt das Schwergewicht bei jenen Pro- zessen, die vom Forstbetrieb beeinflusst werden können, also bei den Themen Holzproduktion, Holzernte, Marketing und Organisation, auf die in späteren Vorträgen eingegangen wird (BÜRGI und ZINGG, THEES, BECKER, LEMM, ERNI*).

In komplexen Systemen ist die Optimierung schwierig. Es dürfte genügen, die Steuerbarkeit der Systeme zu verbessern, damit möglichst alle Ziele einer multifunktionalen Waldnutzung erreicht wer- den können (LEMM).

4.2 Holzproduktion (Waldbau)

Bei der Produktionssteuerung steht die Minimierung der Risiken bei unsicherer Entwicklung der Rah- menbedingungen und sich wahrscheinlich verän- dernden Ansprüchen im Vordergrund. Allgemein wird versucht, die Ziele mit einem minimalen Mit- teleinsatz zu erreichen. Besonders sorgfältig muss geprüft werden, wo wieviel Pflege für die Qualitäts- holzproduktion investiert werden soll.

In vielen Fällen dürfte bezüglich Waldpflege gel- ten «weniger ist mehr» (PERPEET 1995). Die Aus- nützung der natürlich ablaufenden Prozesse (z.B.

Selbstdifferenzierung ungleichaltriger Naturverjün- gungen, natürliche Astreinigung durch Nebenbe- stand), die weitgehende Umstellung auf Naturver- jüngung und die Berücksichtigung des baumindi- viduellen Leistungsvermögens sind vielversprechen- de Ansätze, die vielerorts schon lange erfolgreich angewendet werden. Dies steht meistens auch im Einklang mit anderen Ansprüchen an den Wald, z.B. bezüglich Naturschutz und Erholung.

Ein besonderes Problem der Holzproduktion ist die Bereitstellung der vom Kunden gewünschten Sortimente. Die Zusammensetzung des heutigen Waldes ist geprägt durch frühere Zielvorstellungen und die bisherigen Eingriffe. Trotzdem muss die Frage immer wieder gestellt werden, ob den heuti- gen Ansprüchen und den heutigen Zielen nicht besser Rechnung getragen werden könnte, wenn andere Massnahmen ergriffen würden. Ist es nicht öfters möglich, wenig gefragte Sortimente als Tot- holz liegen zu lassen, wenn sich keine andere sinn- volle Verwendung finden lässt? Können nicht

*Literaturzitate ohne Jahreszahl beziehen sich auf Beiträge in diesem Band.

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FORUM für Wissen 1998 11 Bäume mit heute überwiegend schlecht verwertba-

ren Sortimenten (aber akzeptierten genetischen Eigenschaften) stehen bleiben und bei gehäuftem Auftreten Teile einer späteren temporären Altholz- insel bilden?

4 .3 Holzernte

Der grösste Arbeitsanteil in Forstbetrieben entfällt auf die Holzernte und die Waldpflege. Hier besteht immer noch ein beträchtliches Rationalisierungs- potential. Nicht nur der Aufwand an Arbeit und Energie pro Einheit muss gesenkt werden, sondern auch die Häufigkeit der Unfälle, die Schäden am verbleibenden Bestand, am Boden und am aufgerü- steten Holz. Die wahrscheinlich wichtigsten Bei- träge zur Lösung dieser Probleme sind die Be- schränkung auf die notwendigen Eingriffe, eine verstärkte Mechanisierung und die Verbesserung von Strukturen und Abläufen in der technischen Produktion. Diese Aufgaben lassen sich nur noch in Ausnahmefällen auf Forstbetriebsebene lösen; es braucht regionale Holzerntekonzepte, überbetriebli- che Zusammenarbeit und vermehrten Unterneh- mereinsatz mit strengen Qualitätskontrollen.

Bezüglich Energieeinsatz bei der Holzernte sind starke Sortimente interessanter, nimmt doch der relative Energiebedarf bei zunehmender Stück- masse ab (HEINIMANN 1996). Das bedingt entspre- chende Waldbaukonzepte z.B. mit Zielstärkennut- zung sowie geeignete Maschinen für die Ernte, den Transport und die erste Verarbeitungsstufe.

4.4 Marketing

Die Maxime <<Der Kunde ist König» hat bisher in der Forstwirtschaft wenig Bedeutung gehabt. Will sie in Zukunft bestehen, muss dieser Satz zum zentra- len Motto werden, und dies nicht nur für die Holz- produktion.

Das verstärkte Eingehen auf die Wünsche des Kunden ist in erster Linie eine Einstellungssache und in zweiter Linie ein Informationsproblem. Es geht darum, die Verwertung von in Jahrzehnten bis Jahrhunderten gewachsenem Holz mit dem momen- tanen Bedarf eines Abnehmers unter Berücksichti- gung verschiedener Unsicherheiten (z.B. Witterung, Naturereignisse, Marktlage) abzustimmen. Daraus entsteht eine wichtige Führungsaufgabe, die durch ein geeignetes betriebliches Informationssystem un- terstützt werden kann (ERNI).

4.5 Organisation

Für die Lösung vieler der anstehenden Probleme sind die schweizerischen Forstbetriebe zu klein. Es ist nicht zu erwarten, dass sich die Eigentumsstruk-

tur in absehbarer Zeit ändern wird. Gestützt auf die bisherigen Erfahrungen muss vermutet werden, dass es auch in Zukunft kaum viele Betriebszusammen- schlüsse geben wird, so vorteilhaft dies wäre. Dage- gen dürfte der Unternehmereinsatz zunehmen, wo- bei es gleichgültig ist, ob Forstbetriebe bei Dritten als Unternehmer arbeiten oder ob dies selbständige Forstunternehmer tun.

Eine grosse Bedeutung könnte die Schaffung

«virtueller Einheiten» bekommen, also die Bildung ideeller, thematisch oder zeitlich allenfalls befristeter Zusammenschlüsse mehrerer Forstbetriebe für die gemeinsame Lösung bestimmter Aufgaben, ohne engere personelle oder materielle Verknüpfungen.

In unserem Informationszeitalter sind die Voraus- setzungen für solche Lösungen gegeben. Die An- sprüche an die Beteiligten sind aber wesentlich hö- her als beispielsweise bei den bereits bekannten Verbänden oder Genossenschaften. Es dürfte auch klar sein, dass solche Lösungen von den direkt Be- troffenen, also von Forstbetriebsleitern und Wald- eigentümern getragen werden müssen. Der staatliche Forstdienst kann beratend mitwirken und soll gün- stige Rahmenbedingungen schaffen helfen.

5 Folgerungen

Die Forstwirtschaft befindet sich gegenwärtig in einer schwierigen Situation, nicht nur in der Schweiz. Im Interesse der Walderhaltung müssen diese Probleme gelöst werden. Der Anfang ist dort zu machen, wo Handlungsmöglichkeiten bestehen;

einige wurden hier angedeutet. Sollte sich die Holzmarktlage bessern oder sollten mehr öffentliche Mittel bereitgestellt werden, würde sich die Situation entschärfen, dürfte aber nicht zum Verzicht auf eigene Aktivitäten verleiten.

Wegen der zentralen Bedeutung der Holznut- zung für die Walderhaltung haben entsprechende Fragestellungen auch für die forstliche Forschung eine grosse Bedeutung. Die gegenwärtig zwischen WSL und ETH stattfindenden Diskussionen um eine Neuausrichtung sind eine Chance für eine neue Gewichtung der Forschungsthemen sowie für eine je nach Thema engere Zusammenarbeit oder klarere Abgrenzung der Aufgaben. Dabei sind insbeson- dere folgende Überlegungen zu berücksichtigen:

- Die kontinuierliche Vermehrung der wissen- schaftlichen Erkenntnisse und der wissenschaft- lich begründeten Handlungsanweisungen für die Pflege und Nutzung der Ressource Wald ist eine wesentliche Grundlage für nachhaltiges Handeln

(STEINLIN 1997).

- Die Beobachtung der Waldentwicklung auf ver- schiedenen Waldstandorten und bei unterschied- lichen Waldbaukonzepten auf langfristig angeleg- ten Versuchsflächen wird auch in Zukunft eine grosse Bedeutung haben. Die erhobenen Daten

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12 FORUM für Wissen 1998 dienen dem Verständnis der Entwicklung langle-

biger Ökosysteme und ermöglichen die Beurtei- lung von allfälligen Veränderungen (BACH- MANN 1997). Über Modellrechnungen lassen sich neu erfasste Kriterien auch mit dendrome- trischen Messgrössen verknüpfen und über lange Zeiträume in ihrer Entwicklung verfolgen. Be- stehende Inventurverfahren müssen diesen Frage- stellungen angepasst und geeignete Modelle entwickelt werden.

- Für die Produktionslenkung und für die Holz- ernte müssen flexible Waldbau- und Holzernte- konzepte gezielt weiterentwickelt werden. Dabei sind die schweizerischen Besonderheiten zu be- rücksichtigen, aber nicht losgelöst von der inter- nationalen Entwicklung. Im Verbund der For- schungseinheiten ist das Informationsmanage- ment zu verbessern und ist ökonomischen Aspekten ein viel grösseres Gewicht beizu- messen.

- Die Umsetzung neuer wissenschaftlicher Er- kenntnisse in die forstliche Praxis muss unbedingt mehr Gewicht bekommen. Es darf nicht weiter- hin so sein, dass die Praxis bei der Bearbeitung schwerwiegender Probleme nur in geringem Mass auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu- rückgreift (KROTT 1996).

Für ökologisch ausgerichtete forstliche Forschungs- institutionen bleibt die Beschäftigung mit Fragen der Holznutzung auch in Zukunft eine zentrale Auf- gabe, aber die Motivation dafür hat sich schwerge- wichtig von der privaten auf die öffentliche Ebene verlagert. Es geht nicht mehr nur um Holz und Ge- winn aus der Holzproduktion, sondern um den sorgfältigen, zukunftssichernden Umgang mit der wertvollen Ressource Wald!

6 Literaturverzeichnis

AMMER, U.; DETSCH, R.; SCHULZ, U., 1995: Konzepte der Landnutzung. Forstwiss. Cent.bl. 114, 2: 107-125.

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Forstvereins. Schweiz. Z. Forstwes. 141, 1: 23-54.

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BRÄKER, O.U., 1996: Growth Trends of Swiss Forests:

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BRÜLHART, A.; ZU1=F1,D.; PFISTER, F., 1992: Naturschutz in der Waldbewirtschaftung. Pilotprojekte im Kanton Freiburg. Bern, BUWAL, Schriftenreihe Umwelt Nr.

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(13)

13

FQRUM Probleme und Bedürfnisse aus der Sicht

|: R W; S S E N (IBS Pfaktikßfs

Christian Ley

1 9 9 8 Stadtoberförster Luzern

Forstbetriebe verlassen sich, wie kaum eine andere Branche, bei ihren Entscheidungen noch immer häufig auf den Götterblick ihrer Akteure. Anstelle der gesicherten Erkenntnis tritt die gutachtliche Beurteilung.

Als Leiter eines Forstbetriebes mit 1400 ha Wald von der kollinen bis zur subalpinen Stufe nehme ich mich von dieser Feststellung nicht aus. Ich bin daher an einer ständigen Verbesserung meiner Entscheidungs- grundlagen interessiert, und ich nehme die Gelegenheit gerne wahr, in der Denkfabrik WSL einige Wün- sche der Praxis zu deponieren.

Ich nütze das Privileg des Praktikers, aus subjektiver Warte und mit beschränktem Blickwinkel zu Fragen von Forschung und Umsetzung im forstbetrieblichen Bereich Stellung nehmen zu dürfen, ohne meine Aus- sagen wissenschaftlich abstützen und begründen zu müssen.

1 Zum Stellenwert betrieblicher Probleme

Ich gehe von drei Feststellungen aus:

1.1 Die grossen Probleme der schweizerischen Forstbetriebe liegen ausserhalb ihres Wirkungs- und Eiuflussbereiches

Die meisten Probleme in Forstbetrieben lassen sich auf einen Ziel/Mittel-Konflikt zurückführen. Es be- steht eine Diskrepanz zwischen den Ansprüchen an die Forstbetriebe und den ihnen zur Verfügung ste- henden Mitteln. Dieses Mitteldefizit ist eine Folge von Wettbewerbsverzerrungen, unter denen Forstbe- triebe gleich mehrfach zu leiden haben:

Nachhaltigkeits-Handicap

An die Holzproduktion werden in der Schweiz (und anderen entwickelten Ländern) höchste An- sprüche hinsichtlich Nachhaltigkeit gestellt, wie dies für keinen andern Rohstoff oder Energieträger der Fall ist. Die daraus resultierenden Wettbewerbsver- zerrungen schlagen sich im Preis nieder. Könnte Holz genutzt werden ohne seine Reproduktion si- cherstellen zu müssen, wie das bei praktisch allen andern Rohstoffen oder Energieträgern der Fall ist, so wäre es wesentlich konkurrenzfähiger.

Positive externe Effekte der Holzproduktion werden nicht abgegolten

Während die Produktion anderer Rohstoffe und Energieträger vor allem mit negativen Umwelteffek- ten verbunden ist, sind diese beim Holz mehrheit- lich positiv. Die in unserer Wirtschaftsordnung feh- lende oder höchstens ansatzweise vorhandene Ab- geltung ist ein wesentlicher Grund für die desolate Lage der Forstbetriebe.

Die Forstbetriebe leiden unter negativen externen Effekten anderer Wirtschaftszweige

Immissionsschäden, die übermässige Inanspruch- nahme des Betretungsrechtes von Wald und andere Belastungen der Forstbetriebe werden nicht abgegol- ten. Die fehlende Internalisierung solcher externer Kosten anderer Wirtschaftszweige bewirkt ebenfalls eine Wettbewerbsverzerrung zu ungunsten des Hol- zes.

In der ökonomischen Theorie sind die Probleme erkannt; es gibt heute kaum mehr einen ernstzu- nehmenden Wirtschaftswissenschaftler, der das Vor- liegen von Wettbewerbsverzerrungen durch externe Effekte bestreiten würde. Wir kennen auch die The- rapiemöglichkeiten. Stichworte dazu sind: Anwen- dung des Verursacherprinzips, ökologische Steuer- reform, Energiebesteuerung, CO2-Abgabe.

Es fehlt jedoch am politischen Willen für die Umsetzung dieser Erkenntnisse und Vorschläge.

Wald und Holzproduktion passen nicht in unser kurzlebiges, auf schnelle Erfolge getrimmtes Wirt- schaftssystem. Die Kräfte, die ein Interesse an der schrankenlosen Ausbeutung der Ressourcen haben, dominieren noch immer Politik und Wirtschaft und verzögern dringend notwendige Reformen. Die Durststrecke für die Forstbetriebe wird noch so lange anhalten, als die Ausbeutung nicht erneuer- barer Ressourcen gesellschaftlich toleriert wird.

1.2 Im Vergleich dazu sind die betrieblichen Probleme von untergeordneter Bedeutung Eine Beseitigung der vielfachen Wettbewerbsverzer~

rungen würde die Forstbetriebe schlagartig wieder in die schwarzen Zahlen führen und der Forstwirt- schaft die komfortablen Verhältnisse bescheren, wie

(14)

14 FORUM für Wissen 1998 sie wohl vor 50 Jahren herrschten. Massnahmen auf

politischer und gesetzlicher Ebene wären mit ande- ren Worten viel effizienter als solche auf betriebli- cher Ebene.

Angesichts dieser Relationen kann man sich fragen, ob es Sinn mache, auf betrieblicher Ebene nach Rationalisierungsmöglichkeiten zu suchen, wenn die Hauptursache des Übels ~ die globalen Wettbewerbsverzerrungen ~ nicht beseitigt werden.

Ist es ethisch vertretbar, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Kosten ihrer Sicherheit und Ge- sundheit noch höhere Leistungen abzufordern, wenn die Politiker ihre Hausaufgaben nicht machen und die Kernprobleme ungelöst bleiben?

1.3 Trotzdem sind Forschung und Praxis dazu aufgerufen, an der dauernden Verbesserung der Situation der Forstbetriebe zu arbeiten Ich bin der Meinung, dass wir im Interesse der Sa- che auf der betrieblichen Ebene - also dort, wo wir unmittelbar Einfluss nehmen können - die Mög- lichkeiten für Rationalisierungen ausschöpfen müs- sen, auch wenn sie im Vergleich zu den globalen Wettbewerbsverzerrungen nur eine beschränkte Wirkung haben. Es gibt dafür mindestens zwei Be- gründungen, eine ethische und eine ökonomische:

- Jeder muss an seinem Platz seinen Beitrag für die Verbesserung der Welt leisten - und dieser Platz ist in unserem Falle der Forstbetrieb.

- Effizienz der Forstbetriebe ist auch gefragt, wenn sich das Umfeld verbessert hat und Wettbewerbs- Verzerrungen gegenüber anderen Branchen besei- tigt sind, denn die Mittel werden auf diesem Pla- neten immer knapper werden und ökonomisches Handeln immer gefragter sein.

Aufgrund dieser einleitenden Überlegungen komme ich zum Schluss, dass sich die Auseinandersetzung mit betrieblichen Fragen lohnt. Wir dürfen aber die viel gravierenderen überbetrieblichen Probleme nicht aus den Augen verlieren.

2 Probleme, Bedürfnisse und Lösungsansätze

Ich habe aus der Vielzahl von Problemen, die mich als Betriebsleiter beschäftigen, relativ spontan eine Auswahl getroffen, von der ich glaube, dass sie für viele Forstbetriebe repräsentativ sei. Einiges mag Ihnen bekannt, vielleicht sogar banal vorkommen.

Andere Probleme mögen in der Theorie gelöst sein, es fehlt aber an der praktischen Umsetzung.

Die Gliederung nimmt Bezug auf den Themen- kreis der nachfolgenden Referate.

2.1 Waldbau und Holzqualität

Problem:

Für die Bestandeserneuerung und die Jungwald- pflege stehen kaum mehr Mittel zur Verfügung. Die Defizite der Forstbetriebe zwingen diese zu einer rigorosen Einschränkung von Pflanzungen und Pflege. Bei der ersten Produktionsstufe lässt sich leicht Geld sparen, weil sich die Folgen erst viel später zeigen. Das Nachhaltigkeitsprinzip wird zu- mindest in qualitativer Hinsicht verletzt. Trotz feh- lender Mittel soll der Wald aber funktionstüchtig erhalten werden und Qualitätsholz produzieren.

Lösungsansätze:

Mögliche Lösungen lassen sich mit den Begriffen Naturautomatisierung oder biologische Rationalisie- rung umschreiben.

Bei der Walderneuerung heisst dies Naturver- jüngung, bei der Waldpflege Ausnützen von Selbst- differenzierungsmechanismen_ Ziel ist es, mit mög- lichst wenig Eingriffen Bestände heranzuziehen, welche die geforderten Leistungen erbringen und Qualitätsholz liefern. Das raffinierte Faulsein des Waldbauers, wie Leibundgut es genannt hat, ist aktueller denn je. Wir wissen darüber in der Praxis aber noch viel zu wenig.

Problem:

Die Unkrautkonkurrenz durch Brombeeren ver- hindert auf grossen Flächen das Aufkommen von Verjüngung. In meinem Forstbetrieb und vermutlich in weiten Teilen des Mittellandes ist die Brombeere in Lagen bis 1000 m Höhe das grösste Verjüngungs- hindernis. Hektargrosse Brombeerteppiche von me- terhoher Mächtigkeit, die jeden Verjüngungsansatz im Keim ersticken, lassen beim Praktiker die bange Frage aufkommen, ob auf solchen Flächen ohne massive Eingriffe überhaupt jemals wieder Wald entstehen kann.

Lösungsansätze:

Gesucht sind Verjüngungsverfahren, welche der Brombeere ein Schnippchen schlagen oder diese gar nicht erst aufkommen lassen. Es stellt sich die Frage, ob der Stickstoffeintrag aus der Luft ein Grund da- für ist, dass die Aggressivität der Brombeere in den letzten Jahren zugenommen hat, wie Praktiker be- haupten. Daraus könnten sich Hinweise für die Bekämpfung ergeben.

Problem:

Wildschäden bilden in höheren Lagen das grösste Problem bei der Waldverjüngung. Das Problem ist bekannt und wird seit Jahrzehnten diskutiert; eine Lösung ist nicht in Sicht. Entscheidendes ist zwar auf der gesetzlichen Ebene, kaum aber in Wirklich- keit passiert. Es herrscht ein Vollzugsnotstand. Wir kennen meist weder die für den konkreten Wald

(15)

FORUM für Wissen 1998 15 tragbare Wilddichte, noch Wissen wir, wie man den

effektiven Wildbestand zuverlässig ermittelt.

Lösungsansätze:

Artikel 27, Absatz 2 des Waldgesetzes zeigt den Weg auf: Reduktion der Wildbestände auf ein waldver- trägliches Mass. Was einfach klingt, ist offenbar kaum durchzusetzen.

Gesucht sind Konzepte für die Regulierung der Wildbestände, die auch bei den wichtigsten Akteu- ren in diesem Spiel - den Jägern - Akzeptanz fin- den. Die heutige Organisation der Jagd ist zu über- prüfen; eine Jagdpacht oder ein Jagdpatent sind mit einem klaren Leistungsauftrag zu verbinden. Es stellt sich auch die Frage, ob die Trennung von Eigentum und Jagdhoheit angesichts der unlösbaren Zielkonflikte noch zeitgemäss ist. Wir kommen hier in die Sphären von Psychologie, Soziologie und Politik. Müssen die Probleme auf dieser Ebene wis- senschaftlich angegangen werden?

2 .2 Holzernte Problem:

Holzernte verursacht Schäden - am verbleibenden Bestand - am Boden

- an Flora und Fauna

- an Menschen (Unfälle, Berufskrankheiten).

Die heutigen Nutzungsverfahren sind, trotz Mecha- nisierung und Rationalisierung, noch nicht ausge- reift. Maschinen wie Vollernter oder Forwarder stellen einen Quantensprung in der Forsttechnik dar. Sie haben vor allem bezüglich Unfallsicherheit und Berufskrankheiten Verbesserungen gebracht.

Die modernen Mittel sind aber in der Schweiz nur auf einer beschränkten Fläche einsetzbar. Das Pro- blem der Schäden wurde verkleinert, aber nicht gelöst. Auch nach Durchforstungseingriffen mit Vollerntern stellt man sich ab und zu die Frage, ob überhaupt eine qualitative Verbesserung des ver- bleibenden Bestandes erreicht worden sei.

Lösungsansätze:

Der Prototyp eines Schreitvollernters zeigt einen möglichen Lösungsweg in topographisch schwieri- gem Gelände auf. Es ist allerdings fraglich, ob damit das Problem der Schäden gelöst werden kann. Eine befriedigende Lösung der Holznutzung ist meines Erachtens nur bei Ausnützung der dritten Dimen- sion, der einzelbaumweisen Nutzung aus der Luft, möglich.

Ob sich je kostengünstige und umweltverträgliche Verfahren finden lassen, muss ich hier offen lassen.

Klar ist, dass bei der Holzernte in schwierigen Ver- hältnissen noch ein weites Forschungs- und Ent- wicklungsfeld offenliegt.

Problem:

Fehlende Qualitätskriterien für Holzernteverfahren.

Wir können heute die Kosten der Holzernte sehr genau ermitteln; es fällt uns jedoch schwer, die Qua- lität der geleisteten Arbeit zu bewerten.

Fäll- und Rückeschäden, Bodenverletzungen, Schä- den an Jungwald, die Art der Schlagräumung haben einen grossen Einfluss auf die Folgekosten und -er- löse eines Waldbestandes. Dieser Aspekt kommt bei einer kostenbezogenen Betrachtungsweise zu kurz;

in der Beurteilung der Ernteverfahren fehlt der qualitative Aspekt meist.

Lösungsansätze:

Gesucht sind

- einfache, praxisnahe Verfahren zur qualitativen Beurteilung von Holzernteverfahren einerseits und konkreten Holzschlägen andererseits.

- Grundlagen für den Abschluss und die qualita- tive Kontrolle von Holzernteverträgen.

2.3 Marketing beim Holzabsatz

Problem: ~

Das zersplitterte Waldeigentum verhindert die Bil- dung leistungsfähiger Handlungseinheiten. Dies wirkt sich auf allen Ebenen betrieblicher Tätigkeit, vor allem aber beim Holzverkauf negativ aus. Zu- sammenschlüsse von Waldeigentümern sind selten.

Offenbar sind die Gründe für die Beibehaltung von individuellem Waldeigentum so stark, dass wirt- schaftliche Argumente auf der Strecke bleiben.

Lösungsansätze:

Gesucht sind eigentumsunabhängige Marketingkon- zepte. Die Fragen des Praktikers sind vor allem:

Welches sind die Gründe für die (eher seltenen) Erfolge bzw. (häufigen) Misserfolge von Holzver- wertungsorganisationen? Sind die vorhandenen Marktstrukturen überhaupt veränderbar? Welchen Beitrag kann der staatliche Forstdienst an eine bes- sere Vermarktung des Holzes leisten, ohne sich dem Vorwurf unzulässiger Eingriffe in die Wirtschaft auszusetzen? Sind kundenfreundlichere und schnel- lere Verfahren bei der Bewilligung von Holzschlä- gen denkbar?

Problem:

Die ökologischen Vorteile des Holzes kommen beim Verkauf zu wenig zum Tragen. Die Frage lau- tet: Warum hat das Holz trotz seiner unbestreitbaren Qualitäten noch immer ein so schwach entwickeltes Profil? Der Werbespruch eines Holzdekor~Herstel- lers «Lasst das Holz im Walde, denn dorthin gehört es>› entfaltet noch immer seine Wirkung. Warum wird Holznutzung vielerorts noch immer mit Wald- zerstörung gleichgesetzt?

(16)

16 FORUM für Wissen 1998 Lösungsansätze:

Es sind bei den Konsumenten noch immer Informa- tionslücken und psychologische Barrieren vor- handen, die sie daran hindern, Holz zu kaufen.

Welches aber sind die Hintergründe dieses Kaufver- haltens? Sind wir einfach schlechte Verkäufer oder liegen die Gründe tiefer? Darüber wissen wir noch viel zu wenig.

Problem:

90% des Holzangebotes sind durch die Natur und die frühere Bewirtschaftung vorgegeben. Wir kön- nen nur auf den Markt bringen, was die Natur in den letzten 30 bis 300 Jahren produziert hat. Die Variationsmöglichkeiten hinsichtlich Konfektionie- rung sind unbedeutend.

Umgekehrt spielen bei der Holzverwendung Mode- trends eine entscheidende Rolle. Bei den Möbeln sind momentan helle Hölzer wie Buche und Ahorn

«in›› und entsprechend gesucht. Demgegenüber findet die Esche, eine technologisch hervorragende und vielseitig verwendbare Holzart, momentan kaum Käufer.

Lösungsansätze:

Wenn durch raffiniertes Marketing Produkte erfolg- reich lanciert werden können, die wir eigentlich gar nicht brauchen und für welche eine Nachfrage künstlich geschaffen werden muss, sollte es eigent- lich auch möglich sein, für Hölzer wie die Esche oder die Eiche eine entsprechende Nachfrage zu generieren. Warum geschieht dies nicht? Wo liegen die Ursachen für dieses unlogische Konsumenten- und Verarbeiter-Verhalten? Warum werden die Modetrends bei Holzprodukten nicht dem Angebot der Natur angepasst?

2.4 Informationsmanagement Anwendung von Modellen Problem:

«Mangel im Überfluss»: Es herrscht Informationsflut bei gleichzeitigem Informationsmangel. Als Prakti- ker stehe ich in einem dauernden Wechselbad:

Einerseits werde ich mit Informationen aus inner- und ausserbetrieblichen Quellen überschwemmt, so dass ich in einem Meer von Informationen, Zahlen und Fakten zu ertrinken drohe. Gleichzeitig fehlen mir für meine Entscheidungen fast permanent wich- tige Informationen.

Das ist paradox: Noch nie standen uns soviele In- formationen in so konzentrierter Form zur Verfü- gung. Noch nie hatten wir so leichten Zugriff zu Informationen; noch nie waren die Möglichkeiten, diese Informationen zu bearbeiten und miteinander zu verknüpfen, so ideal wie heute. Und trotzdem stellen wir in entscheidenden Momenten einen gravierenden Mangel an Informationen fest. Ich befürchte, dass das Internet eher zur Vergrösserung

der Informationsflut, als zu einer Verbesserung der Informationsbasis führt.

Lösungsansätze:

Offensichtlich funktioniert die Rückkoppelung In- formationsbedarf - Informationsbeschaffung nicht, das heisst, es werden nicht die Informationen bereit- gestellt, die schlussendlich benötigt werden bzw. es werden viele Informationen gesammelt, die wir gar nie brauchen. Hier sehe ich einen wesentlichen An- satzpunkt für die Schaffung praxistauglicher In- formationslösungen für Forstbetriebe.

Problem:

Informationsbeschaffung und -verarbeitung sind teuer. Auch die Informationsbeschaffung unterliegt Kosten/Nutzen-Überlegungen. Es ist zwar im Ein- zelfall schwer abschätzbar, ob der Nutzen einer zusätzlich beschafften Information deren Kosten aufwiegt. Tatsache ist aber, dass wir uns in der Pra- xis häufig auf den Götterblick verlassen und auf relevante Informationen verzichten, weil wir ihre Beschaffung als zu teuer empfinden. Dies dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass in Forstbetrieben billige Denk- oder Beschreibungsmodelle wie Ertragstafeln oder das Normalwaldmodell wesentlich häufiger zum Einsatz kommen als komplexe Entscheidungs- oder Simulationsmodelle.

Lösungsansätze:

Bei der Erarbeitung von Informationslösungen für die Praxis muss der Kosten/Nutzen-Aspekt vermehrt berücksichtigt werden. Das raffinierteste Infor- mationssystem nützt uns nichts, wenn wir die Daten, mit denen wir es füllen sollten, aus Kostengründen nicht beschaffen können.

Das gilt auch für den Einsatz von Modellen. Mo- delle, die für den Einsatz in Betrieben konzipiert sind, müssen wegen des geringen finanziellen Spiel- raums kostengünstig und damit einfach sein. Kom- plexe und damit teure Modelle kommen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nur dann zum Einsatz, wenn der erwartete Nutzen höher ist als die Kosten.

3 Zusammenfassung

Ich habe versucht, ausgehend von der Thematik des heutigen Tages einige Probleme darzustellen, die den Leiter eines schweizerischen Forstbetriebes beschäftigen.

Rationalisierung ist eine Daueraufgabe der Forstbetriebe. Als Betriebsleiter und -leiterinnen sind wir verpflichtet, nach Lösungen zu suchen, um das Input/Output-Verhältnis laufend zu verbessern.

Forschungsarbeiten im betrieblichen Bereich sind unerlässlich.

(17)

24 FORUM für Wissen 1998 Anforderungen von Holzkunden beziehen sich

auf die Ware selbst, ihre Abmessungen und Quali- tät; sie beziehen sich aber auch und zunehmend auf mit der Holzlieferung verbundene Dienstleistungen, wie frühzeitige Information über Liefermöglichkei- ten, Festlegung von Ansprechpersonen und Kom- munikationswegen für Kaufverhandlungen, Ent- wicklung zweckmässiger Kaufvertragsformulare so- wie Liefer-, Gewährleistungs- und Zahlungsbedin- gungen, Handhabung von Entrindung und Ver- messung, Einschlag im Winter oder bei definierter Mondphase, Lieferzeitpunkte und Lieferbereitschaft, Lagerung und Transport sowie Finanzierung.

Diese Aufzählung benennt aus der Sicht des Forstbetriebes Instrumente der Produkt-, Distribu- tions-, Konditionen- und Kommunikationspolitik.

Auf der strategischen Ebene festzulegen ist nicht deren Ausgestaltung im Detail, sondern sind die Prinzipien der Absatzgestaltung.

Dazu hat HUNKE (1996) mit Hilfe einer empi- rischen Untersuchung aufschlussreiche Hinweise gegeben. Er hat aus dem Kundenkreis des Forstbe- triebes der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz eine Stichprobe von 94 Unternehmen der Holzindu- strie und des Holzhandels gezogen und die für den Holzeinkauf verantwortlichen Mitarbeiter persön- lich befragt. Dabei ging es schwerpunktmässig um Anforderungen beim Rundholzeinkauf; zugleich wurden aber auch strukturelle Merkmale der holzwirtschaftlichen Unternehmen sowie Indikato- ren für deren eigene Erfolgs- und Marktstrategien erhoben. Als wesentliche Ergebnisse lassen sich herausstellen:

- Jedes der holzwirtschaftlichen Unternehmen hat seine spezifischen Anforderungen an die Rund- holzbelieferung aus der Forstwirtschaft. Dies ist für Forstbetriebe, die eine Strategie der Koopera- tion mit ihren Kunden und der Erfüllung von Kundenwünschen verfolgen wollen, zunächst eine betriebswirtschaftlich problematische Aus- gangslage. Denn die Entwicklung eines Spek- trums individueller Absatzleistungen für jeden einzelnen Kunden führt zu hohen Kosten der In- formationsgewinnung, der Absatzplanung und -organisation, führt zu hohen Absatzrisiken.

- Dem Konzept der Markt-Segmentierung folgend, fand Hunke jedoch heraus, dass die untersuchten Rundholzkäufer sich drei relativ homogenen Gruppen zuordnen lassen; er bezeichnet sie als

«kostenorientiert››, «qualitätsorientiert›› und

«serviceorientiert››. Die Zuordnung wurde herge- leitet durch mathematisch-statistische Auswer- tung der in den Interviews mitgeteilten Beschaf- fungskriterien beim Rundholzeinkauf. Sie lässt sich graphisch veranschaulichen, indem die Posi- tion der holzwirtschaftlichen Unternehmen ihren Beschaffungskoordinaten entsprechend in einem Dreieck markiert wird (Vgl. Abb. 2).

- Die Gegenüberstellung der in den Unternehmen der drei Gruppen vorherrschenden Ansprüche an die Belieferung mit Rundholz macht deutlich, dass diese Segmentierung Grundlage einer nach Kundengruppen differenzierten Marketing-Stra- tegie sein kann und sollte (Vgl. Tab. 5). So ist die

«kostenorientierte›› Kundengruppe primär an Be- schaffung zu niedrigen Kosten frei Werk interes- siert; dieses Kundenziel widerspricht zwar Erlös- interessen des Forstbetriebes, lässt sich aber bei Orientierung an den erzielbaren Deckungsbeiträ- gen dennoch unterstützen, z.B. durch Lieferung von Langholz mittlerer Qualität in Rinde, das im Werk vermessen und entrindet wird, durch Lie- ferverträge mit dem einzelnen Kunden über gros- se Mengen, durch kontinuierliche, terminlich festgelegte Belieferung frei Werk. Dagegen sind für «serviceorientierte›› Kunden ein hoher Dienst- leistungsstandard (individuelle Aushaltung und Sortierung, Vermessung und Entrindung durch den Forstbetrieb, kurzfristige Lieferung) und die Erfüllung mittlerer bis hoher Qualitätsanforde- rungen kaufentscheidend.

~ Forstbetriebe können in Kenntnis solcher Anfor- derungsprofile entscheiden, welche Kunden- gruppen mit Priorität und Aussicht auf eigenen Betriebserfolg zu beliefern sind. Dies hängt von den individuellen Voraussetzungen des Forstbe- triebs, seinen mittelfristig möglichen Holznut- zungen, seinen personellen Stärken und Schwä- chen, seiner Ausstattung mit Maschinen, seinen Konkurrenten, seiner Zusammenarbeit mit ande- ren Waldbesitzern oder mit Unternehmern ab.

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Absatzgrössenklassen

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Abb. 2. Kosten-, service- und qualitätsorientierte Rund- holzkunden des Forstbetriebs der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz. Beispiel: Betriebe mit einem Nadel- stammholz-Anteil von mindestens 75% ihrer Rundholzbe- zugsmenge. Quelle: HUNKE 1996, Anhang.

(18)

FORUM für Wissen 1998 23

Produkt-Strategie 0 Standardprodukte 1 spezielle Produkte

si

\

\ \

\

Kunden-Strategie 0 enger Kundenkreis 1 breiter Kundenkreis

__.-2'

___- /-

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_-I_./'

Marktareal-Strategie 0 kein lokaler Absatz 1 nur lokaler Absatz

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Wettbewerbs-Strategie '_' 0 Preis-Mengen-Strategie 1 Präferenz-Strategie

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Einstellung zur vertikalen

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0 Macht-Strategie f'

1 Kooperations-Strategie

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Einstellung zur ,fı l

horizontalen Kooperation ›' L l\

0 ablfihnend - - - Grosse Privatforstbetriebe 1 befurwcmmd _ _ Staatliche Forstämter

-""" Staatliche Forstdirektionen Abb. 1. Marketing-Strategie-Profile: Durchschnittliche Aus- prägung der Strategie-Variablen im Grossprivatwald (27 Betriebe), in Staatlichen Forstämtern (156 Betriebe) und in den 4 Staatlichen Forstdirektionen Baden-Württembergs.

Quelle: Bonowskı 1996, S. 123.

- Im Durchschnitt aller Untersuchungsbetriebe unterscheiden sich die in den drei Geschäftsfel- dern Nadelstammholz, Laubstammholz und In- dustrieholz verfolgten Strategien wenig. Die stärksten Abweichungen bestehen in der Markt- areal-Strategie, wo beim Industrieholz grössere Absatzräume abgedeckt werden als beim Stamm- holz. Dies ergibt sich primär daraus, dass die An- zahl potentieller Abnehmer von Industrieholz erheblich geringer ist als die der Stammholz- Abnehmer, so dass der Industrieholz-Absatz oft über grössere Entfernungen erfolgen muss.

~ Zwischen dem Durchschnitt der staatlichen und der privaten Forstbetriebe bestehen geringe Un- terschiede. Dies überrascht insofern, als in forstpolitischen Diskussionen den Betrieben der beiden Besitzarten häufig abweichende Wirt- schaftsziele und Verhaltensweisen unterstellt werden. Möglicherweise werden die Marketing- Strategien beider Gruppen von Forstbetrieben stärker durch die Absatzbedingungen als durch Betriebsziele bestimmt. Am ehesten lässt sich bei den staatlichen Forstbetrieben eine stärkere Be- fürwortung der Kooperation mit anderen Forst- betrieben erkennen als bei den privaten.

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Insgesamt vermittelt die Studie den Eindruck, dass die Untersuchungsbetriebe wenig ausgeprägte Marketing-Strategien verfolgen, also wenig dazu tendieren, sich beim Absatz zu profilieren, sich von ihren Wettbewerbern markant abzuheben. Zwar liessen sich durch eine Cluster-Analyse Teilgruppen von Forstbetrieben gegeneinander abgrenzen, deren Marketing-Strategien sich ähneln, sich von denen der übrigen Teilgruppen aber vor allem bezüglich der Variablen Produkt-Strategie, Marktareal-Strate- gie und/oder in der Einstellung zur horizontalen Kooperation unterscheiden. Für diese Gruppenun- terschiede fanden sich aber keine aus der Marketing- Theorie heraus hinreichend plausiblen Erklärungen.

Insbesondere liessen sich statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen den von den Betriebs- leitern genannten Marketing-Zielen und den Marke- ting-Strategien der Betriebe nur vereinzelt herstellen.

Dies folgt u.a. daraus, dass die angegebenen Marke- ting-Ziele insgesamt ähnlich sind. So streben fast alle befragten Forstbetriebe den Absatz des bei der Durchführung waldbaulicher Massnahmen und aus Zwangsnutzungen anfallenden Holzes an, orientie- ren ihre Zielsetzungen hingegen wenig an der Nach- frage nach Holz. Präferenzen der Forstbetriebe für lokalen oder für überörtlichen Absatz von Stamm- holz lassen sich statistisch gesichert nicht durch ob- jektiv messbare Einflussgrössen erklären, etwa durch die räumliche Verteilung der Stammholz nachfragenden holzwirtschaftlichen Betriebe.

Aufgrund seiner Befunde gelangte BOROWSKI (1996, S. 139) zu der Einschätzung, dass nach weite- ren, in seiner Untersuchung nicht erfassten Erklä- rungen für die registrierten forstbetrieblichen Marke- ting-Strategien zu suchen sei. Diese vermutet er vor allem in individuellen Einstellungen und Verhal- tensweisen der Forstbetriebsleiter.

5 Von der Produktions- zur Kunden- orientierung

Eigene Beobachtungen der forstbetrieblichen Ver- marktungspraxis und Ergebnisse weiterer wissen- schaftlicher Untersuchungen in Deutschland (z.B.

MOOG 1992) legen ebenso wie die Dissertation von Szymon Borowski den Schluss nahe, dass viele Forstbetriebe ihren Holzabsatz wenig differenziert gestalten. Vielfalt findet sich am ehesten im Bereich der Aushaltung und Sortierung, also in der techni- schen Produktgestaltung. Damit lässt sich jedoch nur ein Teil der Ansprüche heutiger Rundholzkäu- fer aus Gewerbe und Handel befriedigen. Erfolgrei- ches Operieren an umkämpften Absatzmärkten (Käufermärkten) setzt aber zum einen umfassende Kenntnis der potentiellen Kunden und ihrer An- sprüche voraus, zum anderen betriebswirtschaftlich fundierte strategische Entscheidungen zur Auswahl von Kunden und zum Leistungsangebot an die be- vorzugt zu beliefernden Rundholzkäufer.

(19)

22 FORUM für Wissen 1998 nahmen der Umsetzung von Marketing-Strategien

dienen (vgl. u.a. BECKER 1993).

In der Literatur zur forstlichen Holzmarktlehre und zum Absatz von Forstbetrieben werden regel- mässig die Besonderheiten der Forstwirtschaft her- ausgestellt, insbesondere die langen Produktionszeit- räume und die daraus sich ergebenden Grenzen einer Orientierung von Forstwirtschaft an Markt- nachfrage (vgl. z.B. MANTEL 1973 oder STEINLIN 1968a, b). Dies legt die Frage nahe, ob die aufgrund von Erfahrungen in anderen Wirtschaftszweigen ent- wickelte Marketinglehre überhaupt auf die Forst- wirtschaft anwendbar ist und inwieweit generelle Aussagen zu Marketing-Strategien für Forstbetriebe gelten. Die bisherigen Erfahrungen sprechen jedoch für die Übertragbarkeit von Erkenntnissen zum kommerziellen Marketing auf Forstbetriebe. So hat BOROWSKI (1996) in seiner Dissertation auf der Grundlage der allgemeinen Management- und Marketing-Literatur eine plausible Theorie forstbe- trieblicher Marketing-Strategien entwickelt. Er, wie auch SCHADENDORF (1994) haben zudem gezeigt, dass sich generelle Konzepte des strategischen Marketing als Grundlage empirischer Analysen in der Forstwirtschaft eignen.

Mit den Forschungsergebnissen von BOROW- SKI (1996) lassen sich Marketing-Strategien von Forstbetrieben für den Holzabsatz und Einsichten aus der Analyse solcher Strategien veranschauli- chen. Seine empirischen Befunde wurden im Staatswald und im Grossprivatwald von Baden- Württemberg gewonnen.

Zunächst einige grundlegende Aussagen:

~ Versuche, Informationen über die Marketing- Strategien von Forstbetrieben deren Planungs- Dokumenten zu entnehmen, haben in Deutsch- land geringe Erfolgsaussicht. Schriftlich nieder- gelegte Strategie-Beschreibungen gibt es in der forstlichen Praxis nur ausnahmsweise. Zudem ist zu erwarten, dass auch bei Forstbetrieben, die über explizit formulierte Marketing-Strategien verfügen, geplante und realisierte Strategien nur zum Teil übereinstimmen (vgl. hierzu MINTZ-

BERG 1987). Deshalb hat Borowski die Stra- tegieplanung seiner Untersuchungsbetriebe aus- ser acht gelassen und versucht, Aufschluss über tatsächlich verfolgte Marketing-Strategien, über Strategien als Handlungsmuster zu gewinnen.

~ Um Marketing-Strategien aus einer Analyse tat- sächlichen kontinuierlichen Verhaltens von Wirt- schaftsunternehmen beim Absatz ihrer Leistun- gen herzuleiten, sind die für den Wirtschaftszweig wichtigen Strategie-Variablen festzulegen und In- dikatoren für die Variablen-Messung zu bestim- men. Da Unternehmen mit mehreren Geschäfts- bereichen unterschiedliche Marketing-Strategien verfolgen können, sollte die Analyse nach sol- chen Geschäftsfeldern differenzieren.

- Für seine Zielgruppe in Baden-Württemberg kam Borowski aufgrund von intensiven Interviews mit ausgewählten Betriebsleitern zum Ergebnis, dass sich die Marketing-Strategien beim Holzabsatz im wesentlichen durch sechs Variable beschrei- ben lassen (vgl. Tab. 4). Dies bedeutet nicht, dass Forstbetriebe ihre Marketing-Strategien generell nur mit Hilfe dieser Variablen definieren kön- nen. Es handelt sich um ein spezifisches Ergeb- nis empirischer Forschung, das beispielhaft vor- gestellt wird.

Die durch Befragung der Leiter staatlicher und pri- vater Forstbetriebe ermittelte Ausprägung der Mar- keting-Strategien wurde durch Werte von 0 bis 1 auf einer relativen Skala gemessen. Bei Betrachtung der entsprechenden Strategie-Profile (vgl. als Beispiel Abb. 1) fallen vor allem die folgenden Befunde ins Auge:

- Im Durchschnitt aller Untersuchungsbetriebe ergeben sich für die Mehrzahl der Strategie-Va- riablen mittlere Skalenwerte, keine ausgeprägten Profile. Eine Ausnahme bildet die Produkt-Stra- tegie; doch spricht die Bevorzugung eines stan- dardisierten Produktangebots ebenfalls nicht da- für, dass die untersuchten Forstbetriebe zur Ak- zentsetzung beim Holzabsatz tendieren.

Tab. 4. Variable der Marketing-Strategien von Forstbetrieben in Baden-Württemberg. Quelle: BOROWSKI 1996, S. 65ff.

Variable Ausprägungen bzw. Randoptionen

Produkt-Strategie Standardprodukte - spezielle Produkte

Kunden-Strategie Enger Kundenkreis - breiter Kundenkreis

Marktareal-Strategie kein Absatz auf lokalem Markt ~ nur Absatz auf lokalem Markt

Wettbewerbs-Strategie Preis-Mengen-Strategie - Präferenz-Strategie Einstellung zur vertikalen Kooperation Macht-Strategie - Kooperations-Strategie Einstellung zur horizontalen Kooperation ablehnend - befürwortend

(20)

FORUM für Wissen 1998 21 Aufsätze registriert. Wesentliche Ergebnisse dieser

Literaturauswertung sind in Tabelle 3 zusammenge- fasst; sie lassen sich knapp so kommentieren:

1) lm deutschsprachigen Raum wurden in jüngerer Zeit jährlich etwa 4 bis 5 wissenschaftliche Arbeiten zum forstbetrieblichen Marketing publiziert, davon nur die Hälfte auf eigenen empirischen Untersu- chungen basierend. Das Forschungsgebiet bildet offenbar keinen Schwerpunkt der Forstwissenschaf- ten, trotz der grossen Schwierigkeiten vieler Forstbe- triebe, Rundholz überhaupt und zudem zu kosten- deckenden Preisen abzusetzen bzw. die Kosten der Waldpflege und -bewirtschaftung durch Absatz- erlöse zu decken.

2) Die vorliegenden Arbeiten beziehen sich über- wiegend auf den Absatz von Holz. Wissenschaftler haben sich ebenso wie forstbetriebliche Praktiker Tab. 3. Anzahl deutschsprachiger wissenschaftlicher Ver- öffentlichungen 1980-1994 über Forstbetriebliches Marke- ting, nach Marketing-Bereichen. Quelle: BOROWSKI und BECKER 1995, S. 12.

Marketingforschung 10

Untersuchungsobjekt 10

Absatzmarkt 10

Beschaffungsmarkt 0

andere Informationen 0

Methoden der Informationsgewinnung Befragung

Beobachtung Experiment

Methoden der Informationsauswertung

Methoden der Markt- und Absatzprognose UID-)©L›J(JıLIl

Marketingplanung 14

Situationsanalyse 4

Ziele 5

Strategien 11

Massnahmen 3

Absatzpolitische Instrumente 50

Produktpolitik 27

Produktionsprogramm/Sortiment 5

Einzelprodukt 14

Kundendienst 0

Entgeltpolitik 40

Preis 29

Konditionen 7

Distributionspolitik 15

Kommunikationspolitik 12

Werbung 5

Verkaufsförderung 1

Persönlicher Verkauf Public Relations

Marketingkontrolle 2

Ergebnisorientierte Kontrolle 2

Marketing Audit 1

UJCD

Marketingorganisation 7

' Organisationssysteme 4

Informationssysteme 3

nur vereinzelt damit beschäftigt, aus bislang für die Allgemeinheit kollektiv erbrachten Schutz- und Erholungsleistungen marktfähige Dienstleistungen zu entwickeln. Die im Stadtwald von Baden/

Schweiz verfolgten Ansätze gehören zu den be- merkenswerten Ausnahmen (vgl. u.a. MOOG und SCHOOP 1992).

3) Die Forschung nimmt nicht nur die potentielle Leistungspalette von Forstbetrieben selektiv wahr, sondern auch die Teilbereiche des Marketing. Be- schreibungen und Analysen beschäftigen sich schwerpunktmässig mit den absatzpolitischen In- strumenten, insbesondere mit Aspekten der Pro- dukt- und Sortimentsgestaltung, der Distribution sowie mit dem Absatzverhalten in Abhängigkeit von Holzpreisen. Beachtung finden daneben auch Ab- satzmarktforschung und die Planung von Marketing- Strategien, kaum hingegen die Herleitung von Mar- keting-Zielen sowie Marketing-Kontrolle und -Or- ganisation. Überwiegend dürften diese For- schungsschwerpunkte mit dem Interesse der forst- betrieblichen Praxis übereinstimmen, mit einer auffallenden Ausnahme: Organisation und speziell Absatzorganisation werden von vielen Forstbetrie- ben als überprüfungsbedürftig angesehen; Wissen- schaftler haben hierzu jedoch kaum publizierte Analysen und Lösungsvorschläge beigetragen, ver- mutlich weil Forstverwaltungen und -betriebe öffent- liche Forschung in diesem heiklen Feld nicht wün- schen.

Der vorliegende Beitrag bewegt sich demnach mit seinem Schwerpunkt <<Holzabsatz›› im traditionell bevorzugten Feld einschlägiger Forschung, setzt da- gegen mit Marketing-Strategien einen Focus in wenig erforschtem, in der forstwirtschaftlichen Pra- xis wenig bekanntem Gebiet.

4 Strategien des kommerziellen Marketing von Forstbetrieben

Strategien des kommerziellen Marketing sollen die Erreichung der Unternehmensziele, insbesondere der Marketingziele, sichern und zu diesem Zweck die Beziehungen von Unternehmen zu ihrer Um- welt, zu ihren Märkten, in den Grundzügen mittel- bis langfristig festlegen. In der Marketing-Literatur wird der Strategie-Begriff zwar zum Teil auch mit den Instrumenten der Marktbearbeitung verknüpft, etwa wenn eine bestimmte Kombination und Aus- prägung marktgestaltender Massnahmen als die

«aktuelle Marketing-Strategie›› eines Unternehmens bezeichnet wird. Dem heutigen Stand der Manage- ment- und Marketinglehre folgend sollen hier jedoch Marketing-Strategien als eigenständiger Ent- scheidungsbereich der Unternehmensführung ver- standen werden, während marktgestaltende Mass-

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