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Die Versuche wurden 1907 von der damaligen Schweiz. Centralanstalt für das forstliche Versuchs-wesen (jetzt WSL) angelegt in damals 18-21 Jahre alten Buchenmischbeständen, die drei unterschied-lichen Behandlungen bezüglich der Durchforstung unterworfen wurden:

~ A-Grad: Keine Durchforstung; es werden nur dürre und absterbende Bäume entfernt;

~ C-Grad: Mittelstarke Niederdurchforstung: Ent-fernung der Bäume der sozialen Klassen 4 (un-terdrückt) und 3 (beherrscht);

- H-Grad: Hochdurchforstung; Begünstigung der Auslesebäume.

Obschon die Versuchsflächen nahe beieinander liegen, sind sie pfianzensoziologisch nicht denselben Einheiten zuzuordnen (KELLER und IMHOF 1987).

Die A-Grad-Fläche wurde von KELLER und IMHOF (1987) dem Aro-Fagetum (EK 11), die C-Fläche dem Milio-Fagetum (EK 8) und die H-C-Fläche dem Galio odorati-Fagetum typicum (EK 7) zuge-ordnet. Entsprechend unterscheiden sich auch die Bonitäten der Buche im Alter 50. Trotz dieser Un-terschiede sollen diese Flächen hier vorgestellt wer-den, weil es sich um die einzige Serie von Durch-forstungsversuchsflächen der WSL handelt, die eine undurchforstete Variante aufweist (Tab. 3).

Nach dem ersten Eingriff zu Beginn des Ver-suchs wies die undurchforstete Fläche eine Stamm-zahl pro ha von 11 100, die niederdurchforstete Flä-che eine solFlä-che von 7100 und die hochdurchforstete Fläche eine von rund 3400 auf (Abb. 2). Die Vorräte unterschieden sich vorerst nur wenig, sie lagen bei den Aufnahmen von 1911 zwischen 54 und 78 mi/ha. Dies änderte sich im Lauf der Zeit; im Alter von mehr als 100 Jahren (Aufnahme 1989) wies die undurchforstete Fläche mit fast 900 m3/ha mehr als doppelt so viel Vorrat auf wie die hochdurchforstete Fläche (Abb. 3) (Tab. 4).

Wie auch in anderen Durchforstungsversuchen festgestellt (z.B. BRYNDUM 1987), sinkt mit stärkerer Durchforstung bei der Buche sowohl die Oberhöhe als auch die Gesamtwuchsleistung.

Die für unser Thema bedeutenden Unter-schiede ergaben sich bezüglich der Qualitäten und der Dimensionen der im Zuge der Durchforstungen geernteten und der heute noch verbleibenden Bäu-me. Die Qualität wurde seit 1921 gutachtlich nach den in Tabelle 5 ersichtlichen Kriterien aufgenom-men.

46 FORUM für Wissen 1998 Tab. 3. Die Durchforstungsversuchsflächen der WSL auf dem Birriboden.

* Oberhöhe h damso (mittlere Höhe der 100 dicksten Bäume/ha im Alter 50) Flächennummer, Höhen- Exposition Neigung Fläche

Durchforstungsgrad, Ort lage Baumartenanteile 1907 ham* Anzahl Alter

% G Buche Aufnahmen 1997

seit 1907

Tab. 4. Ertragskundliche Daten der Versuchsflächen der WSL auf dem Birriboden im Alter ~ 100 (alle Werte pro ha).

Fläche Alter Stammzahl

Du-rchforstungsgracl Baumartenanteile hdom ddom G V7 GWL

% G B u Bu

a N Bu Fi/Ta H Fö/Lä Es/Ah üLh [m] [cm] [m2] [m1] [m°]

02-019 A Horgen ZH, 100 535 88

Birriboden, Sihlwald

02-020 C Horgen ZH, 103 228 Birriboden, Sihlwald

02-021 H Horgen ZH, 101 160 Birriboden, Sihlwald

92

86 14

1 11 47,4

7 1 41,3

47,4 46,2 894 1540 51,3 34,06 678 1345 38,6 53,1 19,16 333 1194

Tab. 5: Gutachtliche Beurteilung der Stammqualität, (Definition der Waldwachstumsforschung der WSL).

Code Bedeutung

1 Ausgezeichnet, Stamm bis in die Krone fehlerfrei auf mehrere Trämel

Zwei Trämel fehlerfrei (ca. 10 m)

Ein Trämel fehlerfrei (ca. 5 m) oder zwei Trämel normale bis gute Qualität (bei Lbh. 4 m)

Schlechtes Nutzholz

Bei der letzten Aufnahme im Alter ±100 war der Anteil hochwertiger Stämme (bezogen auf die Grundfläche) bei der hochdurchforsteten Fläche mehr als dreimal grösser als bei der undurchforste-ten und doppelt so gross wie bei der niederdurch-forsteten (Abb. 4). Bezogen auf den Vorrat und in absoluten Zahlen standen in der undurchforsteten Fläche 1989 89 m3/ha hochwertige Stämme, in der niederdurchforsteten Fläche 142 m3/ha und in der hochdurchforsteten Fläche 107 m3/ha. Weil bereits seit mehr als 40 Jahren in den durchforsteten Flä-chen deutlich mehr Stämme von guter Qualität standen, wurde dies auch bei den Durchforstungs-erträgen wirksam: die bisherige Nutzung von Bäu-men der Qualitäten 1 und 2 betrug rund 170 m3/ha in der hochdurchforsteten Fläche, 100 m3/ha in der niederdurchforsteten und keine in der undurch-forsteten (Abb. 5 und 6). Die bis heute erzielte Ge-samtwuchsleistung der Bäume der Qualitäten 1 und 2 beträgt rund 100 m3/ha in der undurchforsteten,

300 m3/ha in der niederdurchforsteten und 340 m3/ha in der hochdurchforsteten Fläche (Abb. 7).

Untersuchungen in anderen Versuchsflächen der WSL mit Rein- und Mischbeständen bestätigen die Überlegenheit stärkerer Durchforstungen gegen-über schwachen Eingriffen (ZINGG und RAMP 1997). Ebenso sind in Plenterwäldern als Folge der konsequenten Behandlung wertvollere Sortimente zu erwarten (SCHÜTZ 1997).

Das heisst nicht, dass in ungepflegten oder schwach durchforsteten Beständen nicht mit der Zeit auch schöne Bäume wachsen. Es bedeutet aber, dass dafür sicher wesentlich mehr Zeit benö-tigt wird als bei gepflegten Beständen (AMMANN 1997).

Es ist allerdings müssig, die wertmässigen Un-terschiede in Geldwert zu erfassen, weil sich die Relationen zwischen den Sortimenten in den letzten Jahren stark verändert haben. Wesentlich ist, dass die qualitativ besseren Bäume bisher immer deutlich bessere Preise am Markt erzielten als die durch-schnittlichen und schlechten Bäume. Und der Ver-such auf dem Birriboden zeigt, dass es möglich ist, mittels Pflege und Durchforstungen den heutigen Wert der gepflegten Bestände gegenüber den unge-pflegten wesentlich zu steigern. Zu einem ähnlichen Resultat kamen LEIBUNDGUT et al. (1971) beim Vergleich verschieden starker Hochdurchforstun-gen, ebenfalls im Sihlwald. Selbst der Umstand, dass die Versuche zu einer Zeit völlig anderer wirtschaft-licher Umstände angelegt wurden, ändern an der heutigen Interpretation der Ergebnisse nichts.

FORUM für Wissen 1998 47

Abb. 2. Durchforstungsversuche Birriboden, Stammzahlen.

A (02-019) keine Durchforstung; C (02-020) mittelstarke Niederdurchforstung; H (02-021) Hochdurchforstung.

V7

Abb. 3. Durchforstungsversuche Birriboden, stehende Vorräte.

A (02-019) keine Durchforstung; C (02-020) mittelstarke Niederdurchforstung; H (02-021) Hochdurchforstung.

G %

1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 Jahr

.~ . . _ _ _ _ . - ° ' ~ ~ . - . . . . - « - - ~'

Abb. 4. Durchforstungsversuche Birriboden, Grundflä-chenanteile der Qualitäten 1 und 2.

A (02-019) keine Durchforstung; C (02-020) mittelstarke Niederdurchforstung; H (02-021) Hochdurchforstung.

m3/ha

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.v - \ ,

___ . ... \

0 ı I I f ı I

0 20 40 60 80 100 120

Alter

Abb. 5. Durchforstungsversuche Birriboden, Vorrat des ausscheidenden Bestandes.

A (02-019) keine Durchforstung; C (02-020) mittelstarke Niederdurchforstung; H (02-021) Hochdurchforstung.

V7

1900 1920 1940 1960 1980 2000

Jahr

Abb. 6. Durchforstungsversuche Birriboden, bisherige Nutzung von Bäumen mit Qualitäten 1 und 2.

A (02-019) keine Durchforstung; C (02-020) mittelstarke Niederdurchforstung; H (02-021) Hochdurchforstung.

V7

1900 1920 1940 1960 1980 2000

Jahr

Abb. 7. Durchforstungsversuche Birriboden, Gesamt-wuchsleistung der Bäume mit Qualität 1 und 2.

A (02-019) keine Durchforstung; C (02-020) mittelstarke Niederdurchforstung; H (02-021.) Hochdurchforstung.

48 FORUM für Wissen 1998 Man mag einwenden, dass die Kosten mit Zins

und Zinseszinsen für die Pflege der Bestände den heutigen Mehrwert überschreiten. Das ist durchaus möglich, aber völlig irrelevant. Wer weiss denn, welchen Preis hochwertige Buchensortimente hät-ten, wenn nur ein Drittel bis die Hälfte solchen Holzes auf den Markt käme? Und was geschähe mit den Preisen geringwertiger Sortimente, wenn deren Anteil an der Gesamtnutzung noch grösser wäre?

Zudem muss der Ertrag aus dem Wald zu einer bestimmten Zeit lediglich gewährleisten, dass der Aufwand für die Pflege des Waldes in derselben Zeit finanziert werden kann. Dies ist ebenfalls ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der Nachhaltigkeit und gilt nicht nur für die Holzproduktion, sondern ebenso für alle anderen Waldleistungen.

5 Heutige Anforderungen an den