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Modelle sind keine Wundermittel und sie werden es auch in nächster Zeit nicht sein. Es wird nie ein einziges Modell geben, das uns genau sagt, wie die Produktionskette zu optimieren ist. Modelle sind immer eine Vereinfachung der Realität und bilden nur die für den betreffenden Zweck wichtigen Eigenschaften ab. Komplexe Entscheidungen wer-den immer mit einem Anteil unvollkommener In-formation zu treffen sein.

Beim Modellieren werden dafür analytisches und synthetisches Denken in einer für den Men-schen idealen Art und Weise kombiniert. Die Systemteile können in Ruhe identifiziert, die Wech-selwirkungen quantifiziert, die Modellgrenzen abge-steckt und Tests durchgeführt werden. Der Compu-ter rechnet dann getreu den Anweisungen beliebig viele Varianten innert kürzester Zeit durch. Compu-termodelle können Intuition und Kreativität des Menschen nie ersetzen. Sie liefern aber selbst auf komplizierte Fragen rasche und präzise Aussagen und sollten deshalb zur Steuerung und Regelung der Produktionskette <<Holz›› unbedingt herangezogen werden.

Die Forstbetriebe und die Holzverarbeitung dürfen die Prozesse nicht nur auf ihrer eigenen Pro-duktionsstufe optimieren. Das Kernproblem, die Ziele der biologischen Produktion, wie

Wertzu-FORUM für Wissen 1998 59 wachs und Stabilität, und die individuellen

Ansprü-che der Holzbearbeiter an den Rohstoff aufeinander abzustimmen, ist weitgehend ein Logistik- und In-formationsproblem. Um die notwendige Informa-tionsbasis bereitzustellen, braucht es geeignete Mo-delle. Handlungsbedarf besteht z.B. in folgenden Bereichen:

- Flexible Sortimentierungsmodelle. Sie ermögli-chen eine kundenorientierte Sortierung und eine höhere Wertschöpfung als Folge der verbesserten Ausbeute.

- Aufbau einer Modellbibliothek bestehend aus Leistungsmodellen für Holzernteverfahren sowie für Jungwuchs- und Dickungspflege. Sie unter-stützt eine optimale Verfahrenswahl und versetzt den Benutzer in die Lage, eigenständig sein indi-viduelles Modell aus vorhandenen und überprüf-ten Teilen zusammenzufügen und zu benutzen.

- Realistische Bestandesentwicklungsmodelle. Auf strategischer Ebene ist es besonders wichtig, dass wir ein realistisches Modell von der Bestandes-entwicklung besitzen. Mit dem Forstbetriebs-simulationsmodell «FBSM›› haben wir ein Simu-lationsmodell entworfen, das in der Lage ist, die Entwicklung von gleichförmigen Beständen und ihrer Produkte abzubilden. Zukünftig wird der Aufbau und die Bewirtschaftung von naturnahen Wäldern eine grössere Bedeutung erlangen.

Hierzu brauchen wir Wachstumsmodelle für Mischbestände und stufíge Bestände. Es existie-ren bereits viele Modellansätze und es kommen laufend neue hinzu. Jedes dieser Modelle ist je-doch für einen speziellen Zweck hergestellt wor-den. Sein Gültigkeitsbereich ist dementsprechend räumlich und funktional eingeschränkt. Es geht nicht darum, grundsätzlich neue Wachstumsmo-delle zu entwickeln, sondern es ist notwendig, bestehende Ansätze zu übernehmen und, wo er-forderlich, anzupassen.

- Modelle für die gesamte Produktionskette. Es ist wichtig, dass die Produktionskette gesamthaft be-trachtet wird und man den Einfluss von einem Glied auf das andere sichtbar machen kann.

An der Bereitstellung von solchen Modellen muss sich die WSL in Zukunft verstärkt beteiligen. Der Informationsgewinn aus Modellen ist jedoch nur dann nützlich, wenn das Informationspotential er-kannt, genutzt und akzeptiert wird. Es braucht eine Bereitschaft der Praxis, sich an neue Anforderungen anzupassen.

Für die einzelnen Aktivitäten in der Produk-tionskette sind bereits verschiedene gute Methoden und Modelle bekannt, um in Teilbereichen effizi-ente Abläufe zu garantieren. Was hingegen fehlt, ist der Schritt zur Synthese. Es genügt nicht mehr, wenn man in der Lage ist, alle Teilaspekte zu maxi-mieren. Das Problem muss als Ganzes erfolgreich

gelöst werden. Dies setzt jedoch voraus, dass Mo-delle und Methoden unter einem gemeinsamen Dach zusammengeführt werden. Sie brauchen eine einheitliche Benutzeroberfläche und vor allem eine gemeinsame Datenbasis, auf die sie zugreifen und über die sie miteinander kommunizieren können.

Ein Managementinformationssystem oder Decision Support System wäre die geeignete Plattform (vgl.

dazu ERNI und LEMM in diesem Tagungsband).

Der Benutzer muss dabei einen grossen Spielraum haben, um Modelle und Daten zu einer erfolgrei-chen Lösung zu verknüpfen.

Die Realisierung eines Prototyps eines solchen Managementinformationssystems an der WSL könnte den Beteiligten als Forschungsleitplanke und auch als konkrete Diskussionsgrundlage rnit der Praxis dienen. Das Managen von Information und Kommunikation stellt nach WARNECKE (1993) Herausforderungen der Zukunft dar. Wir sollten sie als Chance annehmen im Bewusstsein, dass die Probleme, die es in der Welt gibt, nicht mit den gleichen Denkweisen gelöst werden können, die sie erzeugt haben (Albert Einstein 1879-1955).

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