T H E M E N D E R Z E I T
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A562 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 94. März 2005
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ie Gesetzliche Krankenversiche- rung (GKV) musste nach Anga- ben der Apothekerverbände im Januar 2005 mit 1,7 Milliarden Euro knapp 30 Prozent mehr für Arzneimittel aufwenden als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Dennoch lägen die Januarzah- len 2005, gemessen an den durchschnittli- chen Monatsausgaben des vergangenen Jahres, voll im Trend, sagte der Vorsitzen- de des Deutschen Apothekerverbandes, Hermann Stefan Keller, in Berlin.Nach In-Kraft-Treten des GKV-Mo- dernisierungsgesetzes waren die Arznei- mittelausgaben im Januar 2004 schlag- artig auf 1,3 Milliarden Euro gesunken.
Um hohe Zuzahlungen zu vermeiden, hatten sich viele Patienten noch im De- zember 2003 mit Medikamenten ein- gedeckt. „Die niedergelassenen Ärzte haben vernünftig verordnet. Die Zah- len vom Januar dieses Jahres sind nicht mit denen vom Januar des Vorjahres zu vergleichen“, sagte Ulrich Weigeldt, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Trotz der moderaten Ausgaben im Januar rechnen die Apothekerverbände nicht damit, dass sich die Ausgaben in diesem Jahr insgesamt auf dem Vorjah- resniveau bewegen werden. Die Instru-
mente zur Ausgabenbegrenzung wie die neue Festbetragsregelung für patent- geschützte Arzneimittel griffen noch nicht im erhofften Maße, sagte Keller.
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zeigte sich dennoch erfreut über das Ergebnis für Januar. Das Halten der Kosten für Medikamente auf dem Jahresmittel von 2004 zeige, „dass die Arzneimittelausgaben bezahlbar blei- ben“. Schmidt wies jedoch darauf hin, dass Krankenkassen, Ärzte und Apo- theker bei den Arzneimittelausgaben in der Verantwortung stünden. In einem Gespräch mit den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen am 25.
Februar in Berlin kritisierte die Ministe- rin, dass die Ende letzten Jahres gemein- sam mit der Selbstverwaltung erarbeitete Agenda zur Bekämpfung steigender Arzneimittelausgaben nur unzureichend umgesetzt werde. Schmidt forderte, dass die beschlossenen Instrumente wie Zielvereinbarungen für eine rationale Arzneimitteltherapie sowie Prüfverfah- ren und Richtgrößenvereinbarungen flächendeckend etabliert werden. „Nicht irgendwann, sondern in den nächsten Tagen und Wochen“, so die Ministerin.
Medikamentenversand
Einsparungen bei den Arzneimittelaus- gaben erhoffe sich der Gesetzgeber auch durch die Etablierung von Ver- sandhandelapotheken. Zwar erfreut sich der Medikamentenversand nach Branchenangaben wachsender Nach- frage. Doch vergab die Stiftung Waren- test den mehr als 1 000 in Deutschland zugelassenen Anbietern schlechte No- ten. Die Hälfte der 20 getesteten Apo- theken im In- und Ausland wurde mit
„mangelhaft“ bewertet, darunter auch Marktführer Doc Morris. Warentest zu- folge wurden Rezepte schlicht vergessen oder nicht bearbeitet. In anderen Fällen mussten Patienten teilweise zehn Tage oder gar Wochen auf ihre Medikamente warten. Wichtige Informationen zu Ne- ben- und Wechselwirkungen von Arznei- mitteln seien nicht oder nur unzu- reichend gegeben worden. Zudem seien die Medikamentenpäckchen oft beim Nachbarn abgegeben worden. Gele- gentlich landeten die Lieferungen sogar vor der Tür. Samir Rabbata
Arzneimittel
Ausgaben voll im Trend
Keine Explosion der Kosten für Arzneimittel, schlechte Noten für Versandapotheken
Die Hälfte der 20 getesteten Versandapotheken im In- und Ausland wurde von der Stiftung Waren- test mit „mangel- haft“ bewertet.
Foto:Becker & Bredel