Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 43|
29. Oktober 2010 A 2079RANDNOTIZ
Gisela Klinkhammer
Der umstrittene Plastinator Gunther von Hagens hat ein neues Ge- schäftsfeld entdeckt. Über seine Gu- bener Leichenteile GmbH (www.
plastination-products.com) können ab 2. November plastinierte Leichenteile von Menschen und Tie- ren erworben werden. Im Angebot sind komplett plastinierte Leichen, unter der Rubrik Lifestyle sind au- ßerdem aber auch Silberohringe aus
Giraffenschwänzen und Schmuck aus Bullenpenissen erhältlich. Die Körperplastinate werden nur an
„qualifizierte Nutzer“ abgegeben.
Das sind nach von Hagens Angaben
„Lehrinstitutionen wie Universitäten, Krankenhäuser, Schulen und Mu- seen, sowie praktische Ärzte, Hoch- schullehrer, Lehrbeauftragte sowie andere Personen, soweit sie mit der Ausführung von Forschungsvorha- ben befasst sind“. Preisgünstig sind diese Komplettleichen allerdings nicht gerade. So kostet ein ganzer Scheibenmensch zuzüglich Versand- kosten knapp 70 000 Euro. Die so- genannten Lifestyleprodukte sind dagegen durchaus erschwinglich.
Ein Bullenpenisring kostet nur rund 19 Euro und eine Kette mit Giraffen- schwanzscheibe knapp 30 Euro.
Wer Gunther von Hagens Anatomie- ausstellung „Körperwelten“ schon pietätlos fand, wird spätestens jetzt festgestellt haben: Es geht immer noch schlimmer und noch ge- schmackloser. Da ist die Kritik der Kirchen durchaus nachvollziehbar.
So warnten der evangelische badi- sche Landesbischof Ulrich Fischer und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zol- litsch, davor, Deutschland könne
„scheibchenweise zu einer Dreh- scheibe des globalen Leichenhan- dels werden“. Sie forderten deshalb, diesen Tabubruch nicht zuzulassen.
Ein Mensch für 70 000 Euro
Das Ausgabenvolumen für Arznei- und Heilmittel steigt 2011 um jeweils circa 60 Millionen Euro. Darauf ha- ben sich die Kassenärztliche Bundes- vereinigung (KBV) und der Spitzen- verband der gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV) geeinigt. Ins- gesamt liegt das Finanzvolumen für Arzneimittel damit bei etwa 30 Milli- arden Euro, das sind 0,2 Prozent mehr als in diesem Jahr. „Angesichts der durch die beiden Arzneimittelge- setze vorgegebenen Sparmaßnahmen ist dies für die Vertragsärzte und die Patienten ein positives Ergebnis, da die Richtgrößen nicht abgesenkt wer- den müssen“, erklärte KBV-Vorstand Dr. med. Carl-Heinz Müller.
Für die Verordnung von Heilmit- teln stehen laut KBV nächstes Jahr ebenfalls 60 Millionen Euro mehr zur Verfügung, das entspricht ei- nem Zuwachs von 1,5 Prozent. Das ARZNEIMITTEL
Budget steigt 2011 um 0,2 Prozent
Verordnungsvolumen steigt damit auf vier Milliarden Euro. Zudem sind in den neuen Rahmenvorgaben der KBV zufolge die Empfehlun- gen zu Leitsubstanzen und Verord- nungsquoten nahezu unverändert geblieben.
„Auch in diesem Jahr ist es der KBV gelungen, das Erreichen von Versorgungs- und Wirtschaftlich- keitszielen mit einer möglichen Be- freiung von der Richtgrößenprü- fung zu verbinden und dadurch den Regressdruck für die Ärzte zu min- dern“, sagte Müller. Aber die Be- freiung habe nur Empfehlungscha- rakter, denn nach wie vor schwebe das „Damoklesschwert der Richt- größenprüfung“ über den Vertrags- ärzten in den Ländern. Der KBV- Vorstand forderte deshalb eine ein- deutige gesetzliche Regelung, um die Richtgrößen abzuschaffen. hil
Der Verbraucherzentrale Bundes- verband (vzbv) hat einen Krisen- gipfel zur Spielzeugsicherheit ge- fordert. Damit reagiert der Verband auf eine Untersuchung der Stiftung Warentest. Diese hatte ergeben, dass mehr als 80 Prozent der getes-
teten Spielzeuge mit Schadstoffen belastet waren. Von einigen Pro- dukten ging eine besondere Gefahr aus, weil sich bei ihnen Einzelteile lösen können, die kleine Kinder leicht verschlucken. Zu den am häufigsten gefundenen Schadstof- fen gehören polyzyklische aroma - tische Kohlenwasserstoffe, Weich- macher (Phthalate), Formaldehyd, SCHADSTOFFE IN SPIELZEUG
Verbraucherschützer für Krisengipfel
Schwermetalle oder zinnorganische Verbindungen.
„Bund und Länder müssen zü- gig Schritte einleiten, um gefähr - liches Spielzeug aus dem Verkehr zu ziehen“, forderte vzbv-Vorstand Gerd Billen. Er appellierte an die Politik, die Marktüberwa- chungsbehörden besser aus- zustatten und die Zuständig- keit für Spielzeug- und Pro- duktsicherheit beim Bundes- verbraucherschutzministerium (BMELV) zu bündeln. Der- zeit kümmert sich das BMELV gemeinsam mit dem Bundes- ministerium für Wirtschaft und Technologie und dem Ar- beits- und Sozialministerium um das Thema.
Zudem müssten Behörden bei Verstößen gegen gesetzliche Vorga- ben die Möglichkeit haben, die Ver- antwortlichen zu nennen und Fotos der beanstandeten Produkte im In- ternet öffentlich zu machen, ohne vorher die Genehmigung der Unter- nehmen einzuholen. hil/afp Mehr als 80
Prozent der Spielzeuge sol- len mit Schad- stoffen belastet
sein.
Foto: picture alliance