D
eutschland ist einer der weltweit bedeutendsten Standorte für die phar- mazeutische Industrie. Mit einem Umsatzvolumen von 15,6 Milliarden Euro war Deutschland im Jahr 2000 der drittgrößte Pharma-Markt hin- ter den USA (105,5 Milliar- den Euro) und Japan (55,7 Milliarden Euro). Mit rund 114 600 Mitarbeitern nimmt die deutsche pharmazeuti- sche Industrie im Jahr 2000 eine führende Position in Eu- ropa ein. Deutschland produ- zierte 1999 Pharmazeutika im Wert von 18,3 Milliarden Euro und lag damit weltweit an fünf- ter Position. Ein Großteil der Produktion ist für den Export bestimmt. Hier war Deutsch- land sogar weltweiter Spitzen- reiter (14,7 Milliarden Euro) vor den USA (11,9 Milliarden Euro) und der Schweiz (11,1 Milliarden Euro).Im Vergleich zu diesem sehr hohen Stellenwert, den Deutschland für die pharma- zeutische Industrie hat, spielt Deutschland als Forschungs- und Entwicklungsstandort ei- ne zunehmend geringere Rol- le. So waren im Jahr 2000 nur etwa 14 600 Mitarbeiter der Unternehmen im Verband Forschender Arzneimittelher- steller hierzulande in den Be- reichen Forschung und Ent- wicklung tätig. Damit liegt Deutschland in absoluten Zahlen deutlich hinter den USA (56800 Mitarbeiter in 1999), Japan (29 000 Mitarbei- ter in 1999), Großbritannien (21 000 Mitarbeiter in 1998) und Frankreich (18 200 Mit- arbeiter in 1998). Somit ist Deutschland mittlerweile eher als starker Vertriebsstandort zu sehen. Forschung und Ent- wicklung werden in der phar-
mazeutischen Industrie vor- wiegend außerhalb Deutsch- lands durchgeführt.
Die 30 führenden globalen pharmazeutischen Unterneh- men unterhalten weltweit ins- gesamt 130 Forschungsstätten.
Nur zehn dieser Forschungs- stätten sind in Deutschland angesiedelt. Im Einzelnen sind dies: Abbott (Ludwigs- hafen), Aventis (Frankfurt), Bayer (Wuppertal), Boehrin- ger Ingelheim (Ingelheim, Bi- berbach), Eli Lilly (Ham- burg), Merck KGaA (Darm- stadt), Pfizer (Freiburg), Roche (Penzberg) und Sche- ring (Berlin). Fünf dieser For- schungsstätten werden von ausländischen Unternehmen unterhalten.
In den Vereinigten Staaten hingegen betreiben die 30 führenden pharmazeutischen Unternehmen insgesamt 53 Forschungsstätten. Davon wer- den 22 Forschungsstätten von nichtamerikanischen Unter- nehmen betrieben. Diese hohe Zahl von Forschungsstandor-
ten ausländischer Unterneh- men in den USA spricht für deren große Anziehungskraft auf pharmazeutische Unter- nehmen: Ausländische Firmen allein unterhalten mehr als doppelt so viele Forschungs- standorte in den USA, wie in Deutschland insgesamt ange- troffen werden. Das Beispiel Großbritannien mit 16 For- schungsstätten, von denen elf
zu ausländischen Unterneh- men gehören, zeigt, dass die Marktgröße eines Landes da- bei nicht als alleinige Erklärung herangezogen werden kann.
Viele international agie- rende pharmazeutische Un- ternehmen geben bei der Standortwahl für ihre For- schungsabteilungen anderen Ländern den Vorzug. Nur we- nige Unternehmen haben ei- nen Forschungsstandort nach Deutschland gelegt.
In Interviews mit Vertre- tern international agierender pharmazeutischer Unterneh- men haben die Unterneh- mensberater der Boston Con- sulting Group folgende Be- weggründe identifiziert:
❃ hohes Niveau, aber ge- ringe kritische Masse in den deutschen Denker-Clustern,
❃wenige Großforschungs- projekte mit internationalem Anspruch in Deutschland,
❃ geringe Aufwendungs- orientierung in den biomedi- zinischen Wissenschaften in Deutschland und
❃Verbesserungsbedarf der universitären Ausbildung.
Jens Flintrop V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 51–52½½½½24. Dezember 2001 AA3461
Pharmaindustrie
Nur noch zehn
Forschungsstätten
Eine Studie der Boston Consulting Group enthält Fakten zum Pharma-Standort Deutschland.
(1) Nennungen streuen
Bessere Forschungsbedingungen in den USA Quelle:
Boston Consulting Group
Wirtschaft
Private Krankenversicherung
Vergleichstest
Die Zeitschrift „Finanztest“ vergleicht in ihrer Dezember- ausgabe das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Beitragsent- wicklung von 358 Krankenversicherungsangeboten für An- gestellte, Beamte und Selbstständige. 13 davon seien „sehr gut“ und 13 „mangelhaft“, sagte Chefredakteur Hermann- Josef Tenhagen in Berlin. Bei männlichen Angestellten schnitt die HUK-Coburg am besten ab, bei angestellten Frau- en die Alte Oldenburger. Für selbstständige Männer und Frauen führt die Hallesche Nationale das Feld an. Beamte finden bei der HUK-Coburg und der LVM die besten Tarife.
Die Wahl, sich privat zu versichern, haben nur Arbeit- nehmer mit einem Bruttoeinkommen über der Versiche- rungspflichtgrenze von derzeit 6525 DM brutto im Monat,
Selbstständige sowie Beamte. EB