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Archiv "Stationäre Versorgung: Klares Nein zu „Prä und Post“" (22.10.1987)

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Stationäre

Klares Nein zu „Prä und Post

Häußler kritisiert Unwirtschaftlichkeit der Krankenhäuser

Ende Oktober wird es ernst. Der Referentenentwurf zur Strukturreform in der gesetzlichen Krankenversicherung steht ins Haus. Was immer der Entwurf im einzelnen auch bringen mag — für die Kassenärztliche Bun- desvereinigung liegen Wohl und Wehe der Reform in der Bewältigung von drei zentralen Problemfeldern:

• dem überproportionalen Ausgabenzuwachs in der Krankenversi- cherung der Rentner,

• der Kostenexplosion auf dem Sektor Heil- und Hilfsmittel

• und vor allem im größten Kostenblock der GKV, den Kranken- häusern.

Vor Journalisten in Berlin machte der Erste Vorsitzende der KBV, Professor Dr. Siegfried Häußler, die Position der Kassenärzte deutlich.

A TUELLE POLITIK

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

ann die Strukturreform gelingen, wenn — wie aus Teilen der Bonner Koali- tion derzeit zu hören ist — die stationäre Versorgung und ihre Finanzierung eine unantastbare Schutzzone bleiben sollen? Für Pro- fessor Häußler liegt die Antwort auf diese Frage klar auf der Hand:

„Wenn das geplant ist, wird die Re- form zur Null-Lösung." Eine spür- bare Kostendämpfung im Gesund- heitswesen könne nur gelingen, führte der KBV-Vorsitzende vor Journalisten in Berlin aus, wenn die Weichen vor allem in den kosten- trächtigsten Bereichen der gesetzli- chen Krankenversicherung neu ge- stellt würden. Und vor diesem Hin- tergrund rückten die Krankenhäuser in den Brennpunkt der Aufmerk- samkeit.

Die Zahlen sprechen für sich:

Eine Milliarde Mark des 1,3-Milliar- den-Defizits der GKV in 1986 ent- fällt auf die stationäre Versorgung.

Die Krankenhäuser beanspruchen mit einem Drittel der Gesamtausga- ben der gesetzlichen Krankenversi- cherung nicht nur den Löwenanteil — sie liegen überdies mit einer Steige- rungsrate von 79,2 Prozent in den ver- gangenen Jahren mit ihren Ausgaben deutlich über der Entwicklung des Grundlohns von 60,7 Prozent.

Häußler forderte deshalb mit Nachdruck den Abschied vom

„Selbstkostendeckungsprinzip" , das keinerlei Anreize zu wirtschaftlichem Verhalten biete. Die Selbstkosten könnten nicht mehr weiter Gradmes- ser für die Festlegung der Pflegesätze sein. Vielmehr müsse man zu „wirk- lichen Preisverhandlungen" mit den Krankenkassen finden.

Ansatzpunkte für die Strukturreform

„Man stelle sich einmal vor, den Kassenärzten würde die volle Dek- kung ihrer Praxiskosten bei der Be- messung der Honorare oder der Ge- samtvergütung garantiert", meinte der KBV-Vorsitzende. „Was sollte den Arzt davon abhalten, den Ab- lauf des Praxisbetriebes durch Ein- stellung von mehr Personal zu ver- bessern und mehr in die technische Ausstattung zu investieren. Alles vernünftige, sachlich zu begründen- de und rechnerisch einwandfrei nachweisbare Kosten. Die Folgen wären kaum auszudenken. "

Doch das Gegenteil träfe zu:

Von den Kassenärzten seien keine Anstöße zu einer Erhöhung der Bei- tragssätze ausgegangen. Die Ausga-

bensteigerung im ambulanten Be- reich blieb mit 57,4 Prozent hinter der Grundlohnentwicklung zurück.

„Die GKV kann nur funktionie- ren", betonte Professor Häußler,

„wenn die von ihr zu gewährenden Leistungen so wirtschaftlich wie möglich erbracht werden. Der sta- tionäre Bereich bestimmte hingegen im Rahmen außerordentlich dehn- barer Vorgaben selber, was wirt- schaftlich ist. Dies kann so nicht richtig sein."

Die Kassenärztliche Bundesver- einigung plädiere indessen nicht da- für, die Krankenhäuser einem Preis- diktat zu unterwerfen. Doch müsse der de facto bestehende „Kontra- hierungszwang" (der die Kranken- kassen verpflichtet, mit jedem im Bedarfsplan vertretenen Kranken- haus abzurechnen) überdacht wer- den. So wie unwirtschaftlich arbei- tenden Kassenärzten die Zulassung entzogen werden könne, müsse man den Krankenkassen das Recht ein- räumen, Vertragsabschlüsse mit un- wirtschaftlich arbeitenden Kliniken zu verweigern.

Mit Nachdruck wandte sich Pro- fessor Häußler gegen die Vorstel- lung, künftig vorstationäre Diagno- stik und nachstationäre Behandlung am Krankenhaus zu institutionalisie- ren. Häußler: „Wer Kostenentla- stung will, darf nicht den ohnehin schon teuersten Sektor unseres Ge- sundheitswesens noch zusätzlich für die ambulante Versorgung öffnen.

Das hieße, den Bock zum Gärtner zu machen."

Das Argument, es gäbe gegen- wärtig einen tiefen Graben zwischen ambulanter und stationärer Behand- lung, ließ der Vorsitzende der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung nicht gelten. Er verwies auf die 9000 an der kassenärztlichen Versorgung beteiligten und ermächtigten Kran- kenhausärzte und die 5500 Belegärz- te, die in den Kliniken arbeiten.

„Gäbe es den berüchtigten Gra- ben wirklich", sagte Professor Häußler, „so führten derzeit immer- hin 14 500 Brücken darüber."

Als weitere wesentliche Ansatz- punkte für eine effektive Strukturre- form nannte Häußler die dringend notwendige Eindämmung des Ko- stenanstiegs im Bereich der Heil- Dt. Ärztebl. 84, Heft 43, 22. Oktober 1987 (21) A-2837

(2)

Zuwachs in % 120

Anteil 12,3% Antei117,9%

Zahnärzte Ärzte und

Zahnersatz 60 Grundlohn

+60,7

40

20

+57,4 \

100

80

Quelle: Einnahmen/Ausgaben der GKV, KV 45

+33,8

+117,0

+68,2

+79,2

Antei115,5% \Anteil 32,9% Anteil 6,3%

Arzneien Kranken- Heil-und haus Hilfsmittel und Hilfsmittel, der eine Rekordzu-

wachsrate von 117 Prozent in den letzten zehn Jahren aufweise. Hier könnten sowohl ein Negativkatalog als auch ein förmliches Zulassungs- verfahren für neue Hilfsmittel Ab- hilfe schaffen.

Das Instrument der Selbstbetei- ligung würde lediglich zu einer höhe- ren Belastung der Versicherten füh- ren, während der von der KBV be- vorzugte Festzuschuß günstige Aus- wirkungen auf die Preisgestaltung der Hersteller haben würde.

Schließlich führe kein Weg an der Reformierung der Krankenver- sicherung der Rentner vorbei. „Wir wollen weder die Kassenleistungen für alte und kranke Menschen ein- schränken noch die Alten aus der Solidargemeinschaft drängen", be- tonte Professor Häußler. Doch müs- se der Beitragssatz der KvdR auf den Durchschnittswert der Allge- meinen Krankenversicherung ange- hoben und ein Teil der Bundeszu- schüsse zur Rentenversicherung an die GKV weitergegeben werden (siehe dazu auch Heft 42).

Zum Stichwort Pflegefallrisiko warnte der KBV-Vorsitzende vor

weiteren Milliardenkosten, die zwangsläufig auf die GKV zukämen Eine bessere Absicherung und Ver- sorgung der Pflegebedürftigen sei aus ärztlicher Sicht zwar zu begrü- ßen, doch bliebe die angestrebte Beitragsstabilität unter diesen Vor- aussetzungen eine Illusion.

Keinen Zweifel ließ Professor Häußler an dem unbedingten Willen der Kassenärzteschaft, an der seit über hundert Jahren bewährten Gliederung der gesetzlichen Kran- kenversicherung festzuhalten. Die geforderte Wahlfreiheit unter allen Kassenarten werde dieses System zwangsläufig zerstören — es käme zum Ausbluten der Ortskrankenkas- sen.

Aus diesem Grunde könne die Wahlfreiheit der Arbeiter vorerst nur im begrenzten Umfange möglich sein. Den Arbeitern sollte zumin- dest eine Alternative im Rahmen der Arbeiterersatzkassen eröffnet werden. Josef Maus

Bayern - Schutzengel für Krankenhäuser und für die Rentner

Bayerns Arbeits- und Sozialmi- nister Dr. Karl Hillermeier hat es bei der Eröffnung des 40. Bayeri- schen Ärztetages in München am 1.

Oktober sorgfältig vermieden, die CSU in Sachen Strukturreform des Gesundheitswesens festzulegen. An- deutungen Hillermeiers zu zwei seit längerem diskutierten akuten Fra- gen — Finanzierung der Krankenver- sicherung der Rentner und weitere Kostendämpfung im Krankenhaus — sind jedoch aufschlußreich:

Die Krankenhausträger dürf- ten auch bei der Strukturreform wie- der mit dem besonderen Wohlwol- len Bayerns rechnen können. Hiller- meier riet nämlich vor dem Bayeri- schen Ärztetag zum Abwarten: das vorhandene Instrumentarium solle zunächst einmal genutzt werden.

Mit dem Krankenhaus-Neuord- nungsgesetz, der geänderten Bun- despflegesatz-Verordnung, Kran- kenhausbuchführungs-Verordnung und der Abgrenzungsverordnung habe man Schritte unternommen, den ausufernden Kosten in der sta- tionären Versorgung entgegenzu- steuern. Bisher seien die Kosten- dämpfungseffekte noch nicht rea- lisiert worden.

©

Die Finanzierung der Kran- kenversicherung der Rentner muß, folgt man den bayerischen Auffas- sungen, innerhalb der Krankenversi- cherung gelöst werden. Man sollte von der Tatsache ausgehen, erklärte Hillermeier nämlich, „daß die de- mographische Entwicklung auch weiterhin eine erhebliche kostenmä- ßige Belastung für die Gesetzliche Krankenversicherung darstellt".

Der Vorschlag, Leistungen für die älteren Menschen aus Steuermitteln zu finanzieren, werde kaum Aus- sicht auf Erfolg haben. Hillermeier setzte sich allerdings „für eine maß- voll zu dynamisierende Anhebung des Krankenversicherungsbetrages der Rentner, eventuell auf den je- weiligen durchschnittlichen allge- meinen Beitragssatz" ein.

I Wahl-Alternative für die Arbeiter

Leistungsausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung je Mitglied für ausgewählte Leistungsgruppen 1976 bis 1986

A-2838 (22) Dt. Ärztebl. 84, Heft 43, 22. Oktober 1987

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