AMBULANTE VERSORGUNG
Nur wenige ausländische Ärzte finden den Weg in den ambulanten Bereich (DÄ 46/2014:
„(K)ein Ort zum Niederlassen“ von Patricia Hänel und Eva Jansen).
Ausländerfeindlich
„Die Wartezeiten auf einen Arzttermin in Deutschland sind im internationalen Ver- gleich sehr kurz“, war kürzlich im DÄ zu lesen. Das heißt, in vielen anderen Län- dern sind die Wartezeiten erheblich länger.
Die meisten nach Deutschland einwan- dernden Ärzte kommen aus Ländern mit geringerer Ärztedichte und schlechterer medizinischer Versorgung. Zugegeben:
Ausländische Ärzte auf deutsch umzu- schulen, ist für uns billiger, als eigene Kinder von Geburt bis Staatsexamen großzuziehen. Aber ein Ruhmesblatt für die deutsche Geschichte ist dies nicht. – In Deutschland die „Integration, Niederlas- sung oder Anstellung“ … „internationaler Ärztinnen und Ärzte“ … „gezielt zu för-
dern“, vergrößert das internationale Gefäl- le medizinischer Versorgung, und schadet am meisten den schwächsten Beteiligten:
den Kranken der Länder, aus denen diese Ärzte stammen.
Zumal „Ausländer“ nach den Regeln deut- scher Grammatik auch den Plural von
„Ausland“ darstellt, beschreibt das Wort
„ausländerfeindlich“ doppelt treffend Be- mühungen, das eigene Land auf Kosten ärmerer Länder zu bereichern. Die im ei- genen Land benötigten Ärzte aus dem ei- genen Land zu rekrutieren, entspricht hin- gegen dem „global denken, lokal han- deln“.
Dr. med. Holger Schleip, 75217 Birkenfeld
Armutszeugnis
Man rätselt also, warum von den circa 30 000 Klinikärzten ausländischer Her- kunft keiner in die Niederlassung will? Ich verrate es Ihnen: Deutschland ist ja be- kanntermaßen ein nicht gerade fremden- freundliches Land, in dem sogar Bürger
aus dem Nachbarort Misstrauen erregen und in dem im ländlichen Ostdeutschland so mancher Kollege seine Mühe haben dürfte, ohne Blessuren von der Praxis nach Hause zu kommen.
Wer im Krankenhaus liegt, kann nicht wegrennen, wenn ein ausländischer Kolle- ge den Raum betritt, selbst wenn er unge- wohnt aussieht und gegebenenfalls Sprachprobleme hat. Dazu arbeitet er zu billigen Löhnen und meckert nicht herum.
Aber würde man ihn auch in seiner Praxis aufsuchen? Nein? Eben.
Im Übrigen kann nicht oft genug betont werden, dass es ein Armutszeugnis für Deutschland ist, wenn wir als eines der reichsten Länder der Welt die Lösung un- serer selbst verschuldeten Kapazitätspro- bleme darin suchen, anderen Ländern, die zum Teil an der Schwelle zur dritten Welt stehen, ihre dringend benötigten Ärzte wegzunehmen, anstatt dem eigenen Nach- wuchs endlich einmal planbare und faire Bedingungen zu bieten.
Dr. med. Rupert Holderied, 81671 München