AMBULANTE VERSORGUNG
Kaum noch Regresse
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr kündigt an, den Arztberuf wieder attraktiver zu machen.
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s wird in den nächsten zwei Jahren zu fast keinen Arznei- und Heilmittelregressen mehr kom- men.“ Das sagte Bundesgesund- heitsminister Daniel Bahr (FDP) bei einem Werkstattgespräch mit dem Vorsitzenden des Berufsverban- des Deutscher Nervenärzte (BVDN), Dr. med. Frank Bergmann, und dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, Dr.med. Dieter Potthoff, am 16. No- vember in Aachen. Denn mit dem geplanten Versorgungsstrukturge- setz würden der Grundsatz „Bera- tung vor Regress“ gestärkt und die Anerkennung von Praxisbesonder- heiten erleichtert.
Angesichts einer steigenden Mor- bidität in der Bevölkerung und sinkender Hausärztezahlen „haben wir ein wahnsinniges Versorgungs- problem“, warnte Potthoff. Es sei dringend notwendig, die Ärzte von fachfremden Aufgaben und Büro- kratie zu entlasten. Außerdem müs- se die Niederlassung, insbesonde- re als Hausarzt, wieder attrakti- ver werden. Bahr zufolge kann das geplante Versorgungsstrukturgesetz dies leisten, unter anderem, weil es für Ärzte in unterversorgten Regio- nen keine Mengenbegrenzung mehr vorsehe.
Mehr ZNS-Erkrankungen
Bergmann begrüßte, dass die ge- plante Pflegereform zusätzliche Leis- tungen für Demenzkranke und de- ren Familien vorsehe. Er betonte aber, nicht nur die Demenz, sondern auch andere Erkrankungen des Ge- hirns wie Schlaganfälle, Depressio- nen und Parkinson seien auf dem Vormarsch. „Nach aktuellen Studi- en werden die ZNS-Erkrankungen vor Krebs- und Herzleiden die häu- figsten und am stärksten belasten- den Krankheiten für unser Gesund- heitswesen sein“, sagte Bergmann.Er bezog sich damit auf eine Analy-
se der Universität Dresden. Der BVDN-Vorsitzende betonte die Notwendigkeit, alle an der Ver - sorgung Beteiligten effektiver mit- einander zu vernetzen. Dazu sei- en transparente Behandlungspfade für die verschiedenen Krankheiten wichtig. Diese sollten genau regeln, welche Akteure wann tätig werden und wohin sie die Patienten weiter- leiten sollen. Solche auf die regio- nalen Verhältnisse abgestimmten Behandlungsketten sollten Haus- ärzte, niedergelassene Neurologen, Nervenärzte und Psychiater eben- so einschließen wie spezialisierte Krankenhausangebote, Pflegediens- te und psychosoziale Beratungs- und Hilfsangebote.
Personelle Ressourcen nutzen
Wichtig sei, schwere Erkrankungen möglichst früh zu erkennen. Beim Verdacht auf eine solche Erkran- kung sollten daher Fachärzte die einleitende Diagnostik und Thera- pie vornehmen. Danach könnten Hausärzte die Patienten über lan- ge Zeit versorgen. Bei besonders schwierigen Fragestellungen soll- ten Fachärzte die Patienten an ent- sprechende Krankenhausabteilun- gen überweisen. Das stelle sicher, dass hochspezialisierte fachärztli- che Expertise denjenigen Patienten zugutekomme, die diese wirklich benötigten. „Nur so können wir ge- währleisten, dass die vorhandenen finanziellen und personellen Res- sourcen effektiv genutzt werden“, betonte Bergmann.Die Bedeutung einer vernetzten guten Zusammenarbeit betonten auch Prof. Ute Habel und Prof. Ni- cole Kurth, beide vom Uniklinikum Aachen. Die Klinik könne speziel- les diagnostisches Know-how bie- ten. So werde es möglich, Demen- zen und andere Erkrankungen mög- lichst früh zu erkennen.
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Arne Hillienhof
A 2528 Deutsches Ärzteblatt